Greer, Steven M., M.D.: Verborgene Wahrheit – Verbotenes Wissen (2007)

Steven M. Greer M.D.:
Verborgene Wahrheit – Verbotenes Wissen

Der amerikanische Unfallchirurg und Notarzt Steven M. Greer gab seinen Beruf auf, um sich ganz darauf zu konzentrieren, die Anwesenheit Außerirdischer auf der Erde zu beweisen. Er gründete das so genannte »Disclosure Project« und will eine Technik entwickelt haben, mit der er mit Außerirdischen kommunizieren kann. Im Zuge des Disclosure-Projekts führte er Personen aus Regierungs- und Militärkreisen sowie Wissenschaftler zusammen, die selbst Augenzeugen von UFO-Vorfällen oder Alien-Kontakten gewesen sein wollen oder Kenntnisse darüber hatten, dass Regierungsstellen in UFO- und Alien-Ereignissen involviert waren. Er hielt im Mai 2001 in Washington eine zweistündige Pressekonferenz ab, in der er diese Personen aussagen ließ. Später veröffentliche er eine rund 500-seitige Dokumentation, in die er die Aussagen und seine Erkenntnisse zusammenfasste. Ziel sei es, die Regierungen der Welt dazu zu bewegen, offizielle Untersuchungen bezüglich des UFO-Phänomens einzuleiten und außerirdische Technologien freizugeben und zu nutzen.

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Das vorliegende Buch ist eine autobiografische Schilderung seines ufologischen Werdeganges und, ich will es mal vorsichtig ausdrücken, ziemlich abgefahren. Mit einigen Auszügen aus seinem Buch möchte ich das bizarre, von Verschwörungstheorien geprägte Weltbild Greers verdeutlichen.

Beim Lesen fühlte ich mich manchmal in die Zeit zurückversetzt, als man den Erzählungen der UFO-Kontaktler und -Medien der fünfziger Jahre noch Beachtung schenkte. So nimmt Greer per Meditation, bei der er sich nach einem bestimmten Verfahren, dem so genannten CE-VProtokoll, in einen tranceähnlichen Zustand versetzt, Kontakt mit Außerirdischen auf. Manchmal passiert das auch einfach so im Schlaf: »Während ich mich schlafend in diesem Zustand befand, kommunizierte ich fortwährend mit den außerirdischen Wesen. Mein Mitbewohner erzählte mir später, dass er monatelang nachts aufgewacht sei und gehört habe, wie ich leise im Schlaf gesprochen hätte«. Natürlich nicht in einer irdischen Sprache. (S. 28).
Mit der CE-V-Protokoll-Methode war es aber auch möglich, die Außerirdischen gezielt einzuladen. So tauchte einmal, nachdem er erwacht war, ein »halb-materialisiertes« Raumschiff auf, in das er in einem »quasi-materiellen Astralzustand« und bei vollem Bewusstsein hineinglitt (S. 72).

Ein anderes Mal beginnt er einfach so zu levitieren und steigt 60 bis 90 cm in die Höhe (S. 30), oder sieht über mehrere Jahre lang abends im Bett in einem »höheren Bewusstseinszustand«, was in der Zukunft passieren wird. So sah er auch in einem Traum seine zukünftige Ehefrau und wo er sie in Israel das erste Mal treffen würde (S. 40).

Dann brachte er seinem todkranken Vater das Meditieren bei, betete für ihn zu Gott und siehe da… der todbringende riesige Tumor war, wie später eine Röntgenaufnahme es zeigte, auf wundersamer Weise plötzlich verschwunden (S. 48).

Was wirklich in dem Buch auffällt, ist die Erwähnung der erstaunlich hohen Zahl von Greers so genannten »Freunden« in Regierungskreisen oder den anonymen ranghohen Militäroffizieren, die ihn zu Besprechungen einladen. Seine »Freunde« reichen offensichtlich bis fast in die Vorzimmer des amerikanischen Präsidenten. Ob die alle davon wissen, welchen »Freund« sie haben? Ich bezweifle das mal und überprüfen lässt sich das auch nicht, da Greer so gut wie keine Namen nennt.

Immer wieder erzählt er auch, welche wichtigen Personen er über seine Erfahrungen und Ergebnisse seiner CE-V-Protokolle informiert hat, so wie »1993, bevor ich den CIA-Direktor über den Stand der Dinge in Kenntnis setzte…«. Manchmal liest sich das so, als sei er schon fast zu einem Regierungsberater für UFO-Probleme geworden. Klar… ich kann auch E-Mails an alle möglichen Personen, Behörden und militärische Stellen senden, Info-Pakete verschicken und dann behaupten, ich hätte alle wichtigen Stellen in der Regierung informiert. Die Frage ist aber: Haben die das überhaupt wirklich gelesen und welche Bedeutung haben sie den Inhalten eingeräumt? Die ausbleibenden Reaktionen führte er jedenfalls darauf zurück, »dass die Regierung der Vereinigten Staaten – und die aller anderen Nationen – sich im Würgegriff einer illegalen Schurkenbande befanden (S. 110), nämlich einer geheimen Schattenregierung.

Zudem erwähnt Greer dauernd, dass die geheime Schattenregierung immer wieder gerne Personen durch vorgetäuschte »Unfälle« u. ä. »beseitigt«, die mit der Wahrheit über UFOs und Aliens an die Öffentlichkeit gehen. Daher ist es für mich erstaunlich, dass er selbst, der fortwährend in den Medien präsent ist, Pressekonferenzen hält und auf Vortragstouren geht, um dort über geheime Militärprojekte und der Schattenregierung zu plaudern, noch lebt. Existieren daher diese Verschwörungstheorien nur in den Gehirnen derer, die sie propagieren?

Mit neuen paranoiden Ausführungen geht es weiter: »…denn ich hatte sie per Remote Viewing dabei beobachtet, wie sie wiederum mich durch Remote Viewing beobachteten«, oder »… lehrte mich, dass auch die Medien von Geheimdienstlern unterwandert waren, die unsere Aktivitäten überwachten« (S. 112). Dann wurde ihm von einem Mitglied einer geheimen Gruppe vorgeschlagen, seinen maximalen Kreditrahmen monatlich auszuschöpfen, 50.000 Dollar, 100.000 Dollar… egal… Man habe ja alle Supercomputer des weltweiten Banksystems unter Kontrolle und würde die Beträge jeden Monat wieder löschen (S. 114). Wie praktisch…

Einmal traf er sich mit dem damaligen US-Präsidenten Clinton. Natürlich nur auf einer astralen Ebene. Sie diskutierten die von Greer gesammelten Informationen (S. 116). Dann fühlte er sich mal während der Nachruhe »völlig paralysiert«. Ursache war wieder einmal eine Gruppe der geheimen Schattenregierung, die mittels eines gerichteten elektromagnetischen Waffensystems seinen Astralkörper von seinem physischen trennen wollte (S. 125). Später erfolgten die Attacken täglich und er wurde dadurch krank. Per Remote Viewing konnte er die Personen sehen, die das Waffensystem bedienten, und wandte sich deshalb an Gott, »Lieber Gott, vergib ihnen«, und er fühlte sogar Mitleid mit ihnen, denn durch die Tätigkeit mit dem Waffensystem mussten sie selbst oft an »Nebenwirkungen« sterben (S. 128), usw.

Geradezu grotesk wird es, als Greer beschreibt, wie er den damaligen CIA-Direktor Bill Colby treffen wollte, um den Transfer eines Millionenbetrags vorzubereiten. Colby habe angeblich Zugang zu außerirdischer Technologie besessen, und was für Greer noch viel wichtiger ist, 50 Millionen US-Dollar in Geheimfonds, die Colby dem CSETI, Greers Organisation, für seine Arbeit zur Verfügung stellen wollte. Dummerweise kam es nicht zu dem Treffen, da man kurz vorher Colby tot in einem Fluss gefunden hatte (S. 150). Angeblich soll dieser Fall von der Polizei nie untersucht worden sein. Leider können wir auch Colby nicht mehr befragen, ob er überhaupt diesen vermeintlich engen Kontakt zu Greer hatte.

Richtig unterhaltsam wird es, als Greer über ein Meeting mit Geheimagenten berichtet (S. 80 ff). Die Dialoge könnten auch gut aus einem schlechten B-Movie-Film der 50er Jahren stammen. Einfach nur absurd… Dabei wird aber deutlich, mit welcher übertriebenen Selbstüberschätzung er seine vermeintliche Bedeutung in unserer Welt zum Ausdruck bringt.

Er hat daneben Hinweise gefunden und ist auch der festen Überzeugung, dass die zivilen UFO-Organisationen »vollständig mit Agenten durchsetzt sind, die aus schattenhaften Geheimdienstbereichen stammen und unter dem Einfluss bizarrster Mind-Control-Techniken stehen, darunter auch harte Drogen und einem Mix aus Elektronik und sogenannten psychotronischen Waffen« (S. 96). Sie spielen auch den »sogenannten Entführungsforschern« die Betroffenen zu, die oft Opfer von Mind-Control-Experimenten sind, durchgeführt von »menschlichen Paramilitärs« (S. 100).

Absurd geht es weiter: Skrupellose Gruppen, die für die Schattenregierung arbeiten, besitzen »voll funktionsfähige Raumschiffe, die wie UFOs aussehen. Sie haben künstliche Lebensformen erschaffen, die Außerirdischen ähneln, inszenieren ›Entführungen‹ und verstümmeln Rinder, um den Angstfaktor zu erhöhen« (S. 222) usw.

Die letzten seiner Kapitel zeigen, dass er sich zudem von esoterischem Gedankengut weitgehend lenken lässt.

Seine Autobiografie ist voll von Verschwörungswahnideen und theatralischen Berichten. Er glaubt offensichtlich von sich, einer der wenigen Menschen zu sein, die die Zusammenhänge erkannt haben und die Wahrheit über Außerirdische auf der Erde verbreiten müssen. Wer ihn daran hindert oder auf seine Informationsinitiativen nicht reagiert, ist möglicherweise ein Teil der Verschwörung. Medizinische Krankheiten und Unfälle, die Mitarbeiter, ihn selbst oder Sympathisanten treffen, sind eine Folge dieser Verschwörungen.

Neben der vorliegenden Rezension dieses Buches hat auch Illobrand von Ludwiger Steven Greers Werk ausführlich kritisiert (DEGUFORUM Nr. 56, S. 35–38). Er kommt dabei zu einer ähnlichen Einschätzung: »Bei den Wahrheit beanspruchenden Behauptungen Greers handelt es sich um Äußerungen über UFO-Forschungsgruppen, um gewisse Entdeckungen, die Greer nicht passen, und um pauschale Aussagen zu Erfindungen und verschwörerischen Geheimgruppen in der Regierung.« Er resümiert: »Um die Kritik kurz zusammenzufassen: Das Buch kann nicht empfohlen werden!« Zum Disclosure-Projekt findet von Ludwiger gar die folgenden deutlichen Worte: »Es ist sehr bedauerlich, dass sich die militärischen Zeugen von UFO-Sichtungen ausgerechnet einem derart unseriösen UFO-Kontaktler anvertraut haben.«

Ein »unseriöser UFO-Kontaktler« – nach der Lektüre des Buches vermag ich Greer jedoch schlecht einzuschätzen. Entweder nimmt er als rhetorischer Könner die Menschen, die ihn auch finanziell unterstützen, ganz einfach auf den Arm und täuscht sie bewusst, indem er sich und sein Projekt mit einem vermeintlich seriösen Mantel tarnt, oder es handelt sich um einen von Wahnvorstellungen geprägten paranoiden Menschen mit ausgeprägtem Geltungsbedürfnis, der seinen Wahn im Disclosure-Projekt »auszuleben« versucht. Oder alles das, was uns Greer erzählt, ist wahr. Dafür gibt es allerdings m. E. nicht einen einzigen gesicherten Beweis.
Hans-Werner Peiniger

306 Seiten, broschiert, ISBN 978-3-928963-15-2, € 24,00

Mosquito Verlag
www.mosquito-verlag.de
Potsdam, 2007

Quelle: JUFOF Nr. 175: 29 ff

 

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