Erich von Daniken (Hrsg.): Neugierde verboten!

Erich von Daniken (Hrsg.)
Neugierde verboten!

Fragen – Funde – Fakten
Kosmis
che Spuren, Band 8

 

Der von Erich von Ddänikenäniken herausgegebene Band »Neugierde verboten« ist der achte Band aus der Reihe »Kosmische Spuren«, wie seine Vorgänger eine Anthologie von überwiegend kurzen Aufsätzen aus dem Spektrum präastronautischer Themen, die zuvor im Magazin »Sagenhafte Zeiten« erschienen waren, in sieben thematische Abschnitte gegliedert und um Einleitungen insbesondere von Erich von Däniken ergänzt worden sind. Insgesamt enthält das Buch 41 Texte. Das Buch legt keine bibliografischen Nachweise bei, aber ein Blick auf die Archivseiten von sagenhaftezeiten.com ergibt, dass es sich um Aufsätze der Jahrgänge 2007 bis 2013 handelt. Die Gliederung der Aufsätze erfolgt nicht ausschließlich, aber näherungsweise geografisch: das Alte Ägypten, Israel und Abessinien werden in Abschnitt II zusammengefasst (»Pharaonen und Propheten«), die beiden Amerikas in Abschnitt III (»Kosmische Indianerkulturen«), der Mittelmeerraum in Abschnitt IV (»Heilige Stätten«), der Nahe und der Ferne Osten in Abschnitt VI (»Asiens Geheimnisse«). Sechs Aufsätze werden als Abschnitt V unter dem Titel »Verborgenes Wissen« zusammengefasst. Das Schlusskapitel VII (»Außerirdisches Leben«) versammelt Artikel zur SETI-Forschung, Exobiologie und Evolutionstheorie, und das Einleitungskapitel I (»Tabu und Forschung «) befasst sich mit dem Erkenntnisanspruch der Paläo-SETI-Forschung. Mit Ausnahme von Erich von Däniken, der den einzelnen Abschnitten jeweils einleitende Worte voranstellt, sowie von Peter Fiebag, der mit vier Artikeln auftritt, sind eine Vielzahl von Autoren mit jeweils einem oder manchmal zwei Aufsätzen vertreten.

Die meisten Artikel lassen sich als Begleitkommentare archäologischer und ethnologischer Begebenheiten und Gegenstände aus präastronautischer Perspektive betrachten. G. F. L. Stangelmeier gibt einen saloppen Abriss der jüngeren Forschungen in Abydos, Jürgen Zimmermann verteidigt die »Glühbirnen von Dendera«, Algund Eenboom setzt sich kritisch mit Israel Finkelsteins archäologischen Forschungen zur Geschichte des alten Israel auseinander, Horst und Anke Dunkel berichten über jüngere Ausgrabungen des Archäologen Helmut Ziegert in Aksum, und Peter Fiebag kommentiert dessen Schwierigkeiten, seinen Anspruch auf die Entdeckung des Palasts der Königin von Saba gegen seine Fachkollegen zu verteidigen. Einen ausgeprägten Schwerpunkt nehmen Mittel- und Südamerika ein: Gisela Ermel schreibt über den Maya-Gott Bolon Yokte und interpretiert Texte, die sich auf ihn beziehen lassen, Wolfgang Siebenhaar schreibt einen der interessantesten Artikel des Buches über Machu Picchu und die von den Inka-Chronisten verdrängte Vorgeschichte ihres eigenen Anden-Imperiums, Marie-Marthe Rennel berichtet über die Suche des französischen Archäologen Thierry Jamin nach der legendären Stadt Paititi, Rafael Eissman schildert Legenden und Zeremonien der zu den Araukanern zählenden Mapuche im südlichen Chile. Nordamerika ist mit dem altbekannten Thema der Hopi und Kachina sowie mit einer Reportage von Gisela Ermel über die Legenden der Bella Coola an der amerikanischen Nordwestküste vertreten. Gleich drei Artikel greifen italienische Örtlichkeiten auf: Erich von Däniken berichtet über Untersuchungen des Ingenieurs Peter Hentschel über die geometrischen Beziehungen zwischen alten toskanischen Ortschaften und Bauwerken, Peter Fiebag schildert den Ursprung des Heiligtums auf dem Monte Sant Angelo in Apulien, und Fabio Broussard berichtet knapp und sachlich vom »Zyklopenmauerwerk« in der Stadtmauer von Amelia in Umbrien.

Dem (freilich großen) asiatischen Raum sind fünf Artikel gewidmet: Ryofu Pussel schreibt über einen der Patriarchen des Buddhismus, den zur Zeit Karls des Großen lebenden Japaners Kukai, Hartwig Hausdorf berichtet von Schädeltrepanationen in der frühneolithischen Siedlung von Asikli Höyuk im südlichen Anatolien, Hermann Burgard versucht sich unter dem Titel »Lichtschiffe über Sumer« an der Interpretation der Offenbarungen der Encheduanna, einer sumerischen Priesterin, deren Text auf Englisch im Internet zugänglich ist, und Gottfried Bonn sowie Frederick Dodson thematisieren in je einem Aufsatz das chinesische Legendenmotiv der Himmelsdrachen. Und schließlich werden aus präastronautischer Perspektive auch neuere Entwicklungen in den Naturwissenschaften und der Evolutionsbiologie beobachtet, wobei der Schwerpunkt auf »unorthodoxen« Entdeckungen liegt, die auch innerhalb der Naturwissenschaften eine Herausforderung für die Theorieentwicklung darstellen: Roland Roth berichtet über Lebensformen in entlegenen Höhlensystemen und der Tiefsee, Hansjörg Ruh über »extremophile« Mikroben, die das Verständnis vom Begriff der »Lebenszone« in der Exobiologie verändern, und Alireza Farshi schreibt über den ungewöhnlichen Vielzeller Trichoplax Adhaerens, der mit einer für ein einfaches Lebewesen ungewöhlichen Komplexität seines überwiegend ungenutzten Erbguts Grundlagenwissen der Molekulargenetik herausfordert.

Die Artikel des Sammelbandes sind insgesamt zu heterogen und zu zahlreich, um auf jeden einzelnen oder auf einzelne davon detaillierter einzugehen. Eine Ausnahme mag der Hinweis auf den Aufsatz von Gottfried Bonn sein, der auch aus der Perspektive der Ufo-Forschung beachtenswert ist, insofern der Verfasser vom robust-diesseitigen Bild des Außerirdischen abweicht, von dem ansonsten sehr viele präastronautische Texte geprägt sind. Nachdem er von seiner Darstellung chinesischer Drachenmythen zu allgemeineren Überlegungen zur Bedeutung asiatischer Mythen übergegangen ist, schreibt Bonn: »Letztlich fand jedoch der eigentliche Kontakt zu den himmlischen Wesen möglicherweise nicht auf einer materiellen Ebene, sondern in einem interdimensionalen, bewusstseinserweiternden Zustand statt. (…) Hightech und paranormale Fähigkeiten gehen bei außerirdischen Intelligenzen vielleicht eine perfekte Symbiose ein und sind für den Beobachter einer unterentwickelten Kultur von Magie nicht mehr zu unterscheiden.« (S. 303) Im Rahmen der Aufsätze des Sammelbandes bleibt er damit aber – vielleicht noch gemeinsam mit Peter Fiebags Deutung christlicher Wunder in seinem Artikel zum Monte Sant‹ Angelo – eine Ausnahme.

Insgesamt aber bleibt die präastronautische Aufschlüsselung der betreffenden Themen in den meisten Aufsätzen ganz überwiegend im konventionellen Rahmen dessen, was wir von der Paläo-SETI-Szene seit mittlerweile Jahrzehnten gewohnt sind: wann immer möglich, werden die Inhalte zuvor dargestellter Überlieferungen auf mögliche technische Interpretationen hin durchforstet, wann immer möglich, werden Bezugnahmen auf den »Himmel« als Referenzen auf den Weltraum im modernen Sinne gedeutet und Schilderungen von fliegender Fortbewegung als Bezugnahmen auf Fluggeräte. Den institutionalisierten Wissenschaften begegnen die Autoren mit der bekannten Mischung aus Vorwürfen: sie würden keine alternativen Erklärungen gelten lassen und sich selbst in Widersprüche verwickeln, es werden Strohmann-Argumente aufgebaut wie die Unterstellung, Paläo-SETI-Kritiker würden »historische Vorgänge … wie ein naturwissenschaftliches Ereignis bewerten«, oder eben wenn, wie im Titel des Buches selbst, pauschal und kaum falsifizierbar unterstellt wird, dass »Neugierde verboten« sei, (Fiebag, S. 33) und die normale Weiterentwicklung wissenschaftlichen Wissens wird als Beleg dafür genommen, dass die Präastronautik in Zukunft noch recht bekommen könnte. Insbesondere Erich von Däniken lässt kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag keine Infragestellung der Präastronautik mehr gelten, wenn er apodiktisch deklariert: »Vor Jahrtausenden besuchten ETs unsere Erde. Dies ist eine Grundwahrheit, die nur noch von Nichtwissern bestritten wird.« (S. 229)

Ob und inwieweit das Buch für intime Kenner der Paläo-SETI-Forschung von Interesse ist, vermag der Rezensent nicht zu beurteilen. Für Leser, die »Paläo-SETI« von außen betrachten, lohnt sich das Buch dann, wenn sie einen aktuellen Querschnitt präastronautischer Themen kennen lernen und zwischen zwei Buchdeckeln »getrost nach Hause tragen« möchten. Denn die Herausgabe eines Sammelbandes wie des vorliegenden stellt immer auch eine gewisse Kodifizierung des innerhalb der Präastronautik als relevant geltenden Wissens dar. Wer allerdings erwartet oder hofft, etwas wesentlich Neues oder eine systematische Weiterentwicklung präastronautischer Standpunkte zu finden, sollte von »Neugierde verboten« Abstand nehmen.
Ingbert Jüdt

 

379 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-86445-118-8, 19,95 €
Kopp Verlag
http://www.kopp-verlag.de/Neugierdeverboten!.htm?websale8=kopp-verlag&pi=936800
Rottenburg, 2014

 

Quelle: JUFOF Nr. 217: 29 ff