Hausdorf, Hartwig: UFOs – Sie fliegen noch immer (2010)

Hartwig Hausdorf:
UFOs – Sie fliegen noch immer

Neueste Fakten, das Wissen der Geheimdienste und die Intelligenz aus dem All

Rätselhafte-Phänomene-Autor Hartwig Hausdorf hat sein neues Buch vorgestellt, das dieses Mal ausschließlich das UFO-Phänomen und einige seiner Randaspekte behandelt.

http://www.herbig.net/typo3temp/pics/2f722f2a3b.jpg

Der Klappentext verspricht schon mal eine »aktuelle Dokumentation mit einer Vielzahl bislang unveröffentlichter Fälle aus den Jahren bis 2009.« Das hat mich als Insider natürlich sehr neugierig gemacht. Unveröffentlichte Fälle, wenn sie denn außergewöhnlich sind, sind natürlich immer spannend. Jedoch wurde ich schnell enttäuscht, da Hausdorf zunächst einmal all die klassischen Fälle wie Trinidade, Trent-Fotos, Tremonton usw. ausgegraben hat, die schon in unzähligen anderen Büchern durchgekaut worden sind. Überhaupt hat er für das Buch so gut wie nicht selbst recherchiert und stattdessen das Material anderen Veröffentlichungen entnommen und somit für seine Argumentationskette überwiegend Fälle verwendet, die man oder zumindest Insider bereits kennen. Unveröffentlichtes habe ich überhaupt nicht gefunden. Das Problem dabei ist, dass Hausdorf die der Literatur entnommenen Fallschilderungen, bei denen es sich ja bereits meistens um Zusammenfassungen handelt noch einmal komprimiert hat und so zu den Fällen oft viele Fragen aufkommen, die er nicht beantwortet. Auch ist erkennbar, dass er nur Literatur verwendet hat, auf die er leichten Zugriff hatte. Von wirklichem Quellenstudium kann eigentlich keine Rede sein. Sonst wäre er beispielsweise schon mit einer einfachen Internet-Recherche auf die Erklärung zu den Mexiko-Infrarot-UFOs gestoßen, die ich bei seiner Fallbeschreibung vermisse. Oder hat er sie wissentlich nicht erwähnt, um den Fall nicht entmystifizieren zu müssen? Ich hoffe nicht…

Um den Leser in die Thematik einzustimmen beginnt Hausdorf seine Abhandlung mit der Interpretation von Felszeichnungen und erfahren dabei, dass »die Künstler der Steinzeit dafür bekannt sind, dass sie völlig naturgetreu nur das wiedergegeben haben, was sie zu Gesicht bekamen. … Alles, was sie schufen, waren Dinge, die sie auch gesehen hatten.« Aha… also z. B. auch Tier-Mensch-Mischwesen, die man in Felszeichnungen fand. Vielleicht sollte mal der Autor einen Blick in die freie Internet-Enzyklopädie Wikipedia mit dem Begriff »Kognitive Archäologie« werfen. Kein Wunder, dass er dann die »Muttergöttin eines Fruchtbarkeitskultes« als »Raumfahrerin« interpretiert. Hier fühlte ich mich in die Anfangszeit der Prä-Astronautik versetzt, in deren Welt wohl Hausdorf noch lebt.

Anschließend präsentiert er uns einen für Insider nicht wirklich spannenden Querschnitt der Fälle, die das UFO-Phänomen hauptsächlich ausmachen. Also ein paar Klassiker, Roswell, Kecksburg, Oskar Linkes UFO-Landung im Thüringer Wald, Entführungen, Zeitverluste usw., garniert mit Aussagefeinheiten, die so nicht stimmen, aber dem unbedarften Leser nie auffallen werden, so können z.B. »bizarre Szenarien« nie durch eine Regressionshypnose bewiesen werden.

Interessanter sind da schon jüngere Fälle aus dem deutschsprachigen Raum. So die Entführungserfahrung der Südtirolerin Cora. Doch auch hier belässt es Hausdorf bei einer reinen Schilderung der Erzählinhalte. Von der Frau selber, ihrem sozialen Umfeld, ihrer psychologischen und familiären Situation, ihrer Glaubwürdigkeit u. ä. erfahren wir leider so gut wie nichts.

Im Folgenden erhält der Leser eine Übersicht über das Tierverstümmelungsphänomen und, noch grauenvoller, einige Fallbeispiele, in denen auf rätselhafte Weise Menschen verstümmelt wurden. Aus den wenigen Fällen jetzt aber eine uns bedrohende »stets präsente Gefahr« abzuleiten, halte ich doch für zu weitgehend. Auch halte ich das dazu bekannteste Beispiel, nämlich das Guarapiranga-Opfer, nicht für besonders überzeugend. So sind beispielsweise die »kreisrunde, wie eingestanzt wirkende Inzisionen« bei genauerer Betrachtung gar nicht so eingestanzt wirkend, wie behauptet. Auch zeigen die Verletzungen, dass durchaus Blut geflossen ist.

Die Leiche lässt zwar viele Fragen offen und wenn die Obduktion wirklich das ergeben hat, was man der Literatur entnehmen kann, dann handelt es sich hierbei tatsächlich um einen sehr ungewöhnlichen Fall. Aber außerirdische Intelligenzen als Täter zu vermuten entbehrt jeglicher konkreter Hinweise.

Bei der Gesamtbewertung seiner Übersicht kommt Hausdorf letztendlich zu Recht zu dem Schluss, dass die »Handlungsmuster jener angeblichen UFO-Insassen absurd« sind, »jeder klaren Linie entbehren« und »unsere Informationen über das Phänomen viel zu widersprüchlich« sind. Meiner Meinung nach ein wesentlicher Grund dafür, nicht von einer außerirdischen Intelligenz auszugehen, die Einfluss auf unser Leben und unseren Planeten zu nehmen versucht. Vielleicht existiert das UFO-Phänomen mit all seinen Facetten nur deshalb in der von Hausdorf gezeigten Form, weil wir (oder er) nicht gelernt haben, Fakten von Behauptungen und Erzählungen zu trennen, das Material kritischer zu würdigen und banalere Erklärungsansätze zu berücksichtigen.

Hausdorf hat altes und neueres Material zusammengestellt und für seine Argumentation aufbereitet. Aber wirklich was Substanzielles ist nicht dabei herausgekommen. Hausdorf nennt zwar immer fleißig seine Quellen, doch bei denen handelt es sich meistens auch nur um die populäre UFO-Literatur. Eine schlüssige Beweis- oder Indizienkette vermisse ich ebenso wie in die Tiefe gehende Diskussionen. So bleibt alles nur oberflächlich und spekulativ. Immerhin wird deutlich, dass es nicht ruhiger um das UFO-Phänomen geworden und diesem eine aktuelle Brisanz nicht abzusprechen ist.

Hausdorfs Buch ist voll von Interpretationen, Spekulationen und Mutmaßungen und bietet nur dem unkritischen Laien etwas, der sich vorher nicht mit dem Thema beschäftigt hat und mal hineinschnuppern will. So reiht sich sein Buch in die übliche Populär-Boulevard-Literatur ein, wird sicherlich von den UFO-Enthusiasten begeisternd aufgenommen und für den Verlag ein Verkaufserfolg werden. Der Insider findet allerdings nur in homöopathischen Dosen interessante Inhalte – wenn überhaupt.
Hans-Werner Peiniger
240 Seiten, gebunden, illustriert, ISBN: 978-3-7766-2634-6, 19,95 €

Herbig-Verlag
www.herbig.net
München, 2010

Quelle: JUFOF Nr. 188: 58 ff

 

Jetzt in unserem AMAZON-Store bestellen