Thompson, Richard L.: Begegnungen mit Außerirdischen (1997)

Thompson, Richard L.:
Begegnungen mit Außerirdischen

In dem vorliegenden Buch vergleicht Thompson das moderne UFO-Phänomen mit indischen Veden und findet erstaunliche Parallelen. Wer jedoch meint, im ganzen Buch mit Textvergleichen gelangweilt zu werden, der irrt. Zunächst gibt Thompson auf immerhin 240 Seiten einen Überblick über das UFO-Phänomen und analysiert dessen spezifische Merkmale. Dabei kommt er manchmal zu erfrischend kritischen Erkenntnissen. So schreibt er in dem Kapitel „Falsche Wahrnehmungen und Gedächtnislücken“: „Möglicherweise verfälschen manche Autoren die Zeugenaussagen mehr als die Zeugen selbst. Daher ist es gut, auf den Ruf eines UFO-Autors zu achten und bestimmte Fälle in mehreren Büchern nachzulesen. Mein eigener Eindruck nach Durchsicht einer großen Anzahl von Büchern ist der, dass einige bekannte UFO-Autoren dazu neigen, ihre eigenen Vorurteile auf die UFO-Fälle zu übertragen – oft lassen sie bestimmte Details eines Berichts einfach weg, wenn sie nicht zu ihren eigenen Hypothesen passen.“ Ein Vorwurf, der auch schon oft von den UFO-Skeptikern geäußert worden ist. Thompson ist sicher kein ‚eingefleischter‘ UFO-Forscher und so erkennt er manche Erklärungsmöglichkeiten nicht oder diskutiert ernsthaft bestimmte Aspekte bei offensichtlichen Schwindelfällen wie z.B. ‚Billy Meier‘. Trotzdem ist es aber ganz gut, dass mal ein ‚Außenstehender‘ das UFO-Phänomen analysiert. Obwohl er grundsätzlich eine positive Einstellung zum UFO-Phänomen vertritt, kommt er nämlich, ebenso wie die UFO-Kritiker, zu einigen offen stehenden Fragen, die die UFO-Befürworter bisher nicht schlüssig beantworten konnten. In seiner Diskussion der vielen Pro- und Contra-Argumente der UFO-Forscher geht er auch speziell auf das Entführungsphänomen ein. Er verheimlicht nicht die Kritik an der vielfach verwendeten Hypnoseregression: „Aussagen unter Hypnose sollte man sicherlich mit Vorbehalt betrachten“. Und zu Bud Hopkins hegt er den Verdacht, dass er erst durch seine Hypnose bestimmte Fälle induziert. Hierzu zitiert er Anne Strieber, die Frau von Whitley Strieber: „…, aber mir viel auf, dass die (von Hopkins) hypnotisierten Frauen ganz genau seine Beschreibung wiedergaben. Als wären sie zu seinem Glauben konvertiert.“ Eine Erkenntnis, die er und wir aus seiner ‚Hypnose-Diskussion‘ sicherlich gezogen haben ist die, dass es erwiesen ist, „dass unter Hypnose sowohl Gedächtnislücken geschlossen als auch Phantasien – sogenannte ‚Konfabulationen‘ – ausgelöst werden können.“ Und das macht den Einsatz der Hypnose letztendlich problematisch. Wer kann schon wahre Gedächtnisinhalte von wohl formulierten Konfabulationen unterscheiden? Ganz interessant sind auch seine Ausführungen zu den klassischen Kontaktlern, völlig daneben liegt er leider bei seiner Darstellung zum Fall Billy Meier. Der zweite Teil des Buches behandelt dann schließlich die vedischen Parallelen zu UFO-Phänomenen. Er berücksichtigte dabei die drei wichtigen religiösen Schriften des Hinduismus ‚Bhagawata Purana‘, ‚Mahabharata‘ und ‚das Ramayana‘. Sie beschreiben eine völlig andere Sicht der Welt und viele Merkmale des modernen UFO-Phänomens. So kannte die vedische Kultur des alten Indiens scheinbar Kontakte zu Mitgliedern menschenähnlicher Rassen, Luftfahrzeuge (Vimanas), unkonventionelle Waffen, Roboter u.v.m. Doch finden sich nicht nur Parallelen zu heutigen UFO-Phänomenen, sondern auch zu Volksmärchen des Abendlandes und alten keltischen Geschichten. Er findet sogar Analogien zu Tierverstümmelungen, ‚Man in Black (MIB)‘ und feindliches Verhalten von ‚UFO-Wesen‘. Ungewöhnlich ist sicherlich Thompsons Schlussfolgerung. Eine höhere Intelligenz spielt mit uns das ‚Spiel der Verwirrung‘. „Die Grundidee besteht darin, Informationen vor den Menschen zurückzuhalten und sie gar mit falschen Informationen zu verwirren, um ihren freien Willen zu bewahren.“ Die Widersprüchlichkeiten im UFO-Phänomen, die abstrusen Kontaktlergeschichten und alle anderen Unstimmigkeiten sind bewusste taktische Mittel zum Schutz des menschlichen freien Willens. „Dieses Konzept hilft vielleicht, sowohl die verwirrenden Inhalte der UFO-Botschaften zu verstehen, als auch das schwer fassbare Phänomen UFOs allgemein. Oft sind die Hinweise glaubwürdig genug, um uns zu beeindrucken, aber niemals sind sie so eindeutig, dass ein Skeptiker in seiner freien Willensentscheidung beeinträchtigt wird, ob er sie als wahr akzeptieren möchte oder nicht. Könnte es sein, dass dieses Gesetz der Verwirrung im Fall der UFO-Phänomene bedeutet, dass die persönliche Entscheidungsfreiheit der Menschen bewahrt wird, UFOs als real oder irreal zu betrachten, während gleichzeitig nützliche Informationen für diejenigen vermittelt werden, die daran glauben wollen?“ Weiter heißt es: „Vielleicht ist das Phänomen UFOs eine Art Konzept, durch die die moderne materialistische Betrachtungsweise von einem höheren Plan vorsichtig überarbeitet wird.“ Vielleicht kommt irgendwann die Zeit, wie Thompson schreibt, da die Menschen die Lehren der alten Weisen wieder ernst nehmen. Auch wenn mein materialistischer Schädel seinen Schlussfolgerungen nicht ganz folgen kann, enthält das lesenswerte Buch nicht nur einen interessanten und sachlichen Überblick über das UFO-Phänomen, sondern auch wertvolle Informationen für den ‚Insider‘.
Hans-Werner Peiniger

511 S., geb., ill., ISBN 3884981080, DM 44,00.

bettendorf’sche Verlagsanstalt GmbH
Essen/ München (1997)

Quelle: JUFOF 113