Lehar, Suzanne: Entführungen durch eine dunkle Macht (1998)

Suzanne Lehar:
Entführungen durch eine dunkle Macht
Eine Betroffene berichtet über ihr Schicksal

Wir wissen leider nur wenig über die Menschen, die behaupten sie seien von Außerirdischen entführt worden. Nur wenige haben ausführlich über ihre Erfahrungen und ihren sozialen Stand berichtet, noch seltener sind hierzu öffentlich zugängliche Berichte erschienen.

Überwiegend hat sich hierzulande der inzwischen verstorbene Entführungs-Forscher Johannes Fiebag mit der Thematik beschäftigt und sogar einige Selbsthilfegruppen der Betroffenen betreut. Seine Recherchen veröffentlichte er in mehreren Büchern, darunter in „Sternentore“ (Langen Müller, München), das 1996 erschien. Darin berichtet er u.a. von den Erlebnissen einer Ursula Schachtner (Pseudonym), die von einer Koboldsichtung, über Zeitverlust und Erlebnisse an Bord eines Raumschiffs bis zum Embryo-Verlust reichen. Bedauerlich, dass in derartigen Werken nur Fragmente der Erlebnisse beschrieben werden und noch weniger über die Person selbst berichtet wird, so dass eine Bewertung solcher Darstellungen kaum möglich ist.

Diese Lücke schließt sich zumindest im Fall der Ursula Schachtner. Unter dem neuen Pseudonym Suzanne Lehar hat die Betroffen ihre Erlebnisse in vorliegendem Buch ausführlich geschildert, das schon vor einigen Jahren im umstrittenen EWERT-VERLAG erschienen ist. Das Buch wird damit zu einer ausgezeichneten Quelle, die uns interessante Detailinformationen zur Erlebniswelt und Hintergründe zum sozialen Stand der Betroffenen liefert.

Suzanne Lehar schildert überwiegend themenbezogene Träume, die sie aus ihrer von vielen Aspekten (Beschäftigung mit dem Thema, ehemals Mitglied einer Sekte) geprägten Vorgeschichte und Weltanschauung meiner Meinung nach völlig überzogen interpretiert. Sie ist der Auffassung, dass sie alles real und physisch erlebt hat und es zu unserem ‚normalen’ Alltag gehört, dass wir mit den „Dunklen der Menschheit in der Menschheit“, den „Illuminati“, zusammenleben. Es sind also nicht die Außerirdischen, die sie entführen, sondern eine verborgene Macht, die sie die „Dunklen“ nennt. Sie bedienen sich einer außerirdischen Technologie und richten die Betroffenen zu Sklaven ab.

Wir erfahren nicht nur viel von ihren Träumen und kleineren Begebenheiten, die sie natürlich im Zusammenhang zu den Entführungen sieht, sondern auch etwas über ihre persönliche Situation. Offensichtlich schien sich ihr Wahn auch auf die Familie auszuwirken: „Mein Mann wurde mir gegenüber rapide zum klassischen Macho. Mehr, er fing immer mehr an, mich genauso verachtend zu behandeln wie diese Typen ‚da oben’“. Überhaupt kommt ihr Mann öfter zur Sprache, der offensichtlich mit den Problemen seiner Frau nicht zurecht kam. Interessant auch die Zusammenhänge zur Sekte, die von einem Guru geleitet wird, der Botschaften von Außerirdischen erhalten will. Eine richtete er an seine Jünger, in der er ihnen mitteilte, sie seien einschließlich ihrer Familien und Ahnen „das Produkt einer ganz gezielten Zucht-Reihe“. Die Kinder, die sie mit ihrem Mann gezeugt hatte, waren also das Produkt einer Züchtung. Sie schreibt: „… meine Eltern und Großeltern, aber auch jene meines Mannes, und vor allem meine eigene Ehe, waren derart disharmonisch. Die Partner in all diesen Ehen hatten ganz klar überhaupt nicht zusammengepasst“; klar, denn es handelte sich ja auch um gezielt zusammengestellte Zuchtpaare. Interessant auch, dass auch ihre Kinder in diese Sekte, die sie leider nicht namentlich nennt, hineingeraten sind. Um sich so von einem Guru lenken zu lassen muss man schon ziemlich naiv und weltfremd sein, finde ich.

Kurzum: ‚Entführungen durch eine dunkle Macht’ ist sehr aufschlussreich und dient sicherlich dem besseren Verständnis des Entführungsphänomens im Allgemeinen und dieses Falles im Besonderen. Es hat sich meiner Meinung nach deutlich herauskristallisiert, dass die von Johannes Fiebag geschilderten Erlebnisse der Ursula Schachtner/Suzanne Lehar auf das soziale Umfeld und die psychologische Situation der Betroffenen zurückzuführen sind.
Hans-Werner Peiniger

312 S., Softcover, ISBN 3-89478-172-6 19,95 Euro

EWERTVERLAG GmbH
www.ewertverlag.de
Lathen, 1998

Quelle: JUFOF 155: 159 f