Friedman, Stanton T. & Marsden, Kathleen: Captured! (2007)

Stanton T. Friedman, Kathleen Marsden:
Captured!
The Betty and Barney Hill UFO Experience

Die Ehepartner Betty und Barney Hill – leider mittlerweile beide verstorben – sind die wohl bekanntesten Opfer des »Entführungssyndroms«. Ihre Erfahrungen, die sie im Jahre 1961 machten, wurden bereits 1966 von John Fuller im Buch »Die unterbrochene Reise« wiedergegeben, der auch die Hypnosesitzungen, denen sich die Hills unterzogen, um nicht erinnerte Begebenheiten zu untersuchen, schilderte. Seit dieser Zeit sind Betty und Barney zum historischen ersten bekannten Entführungsfall avanciert und werden in praktisch keiner Publikation über »Entführungen durch Aliens« ausgelassen.

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Vierzig Jahre nach Erscheinen des ersten Buchs über die Hills legen der bekannte UFO und Roswell-Forscher Stanton T. Friedman und Kathleen Marden, Bettys Nichte, Verwalterin ihres Nachlasses und selbst UFO-Falluntersucherin bei MUFON, ein neues Werk über den inzwischen vielbeachteten Fall vor. Aufgrund der persönlichen Beziehung Mardens zu ihrer Tante gelingt es auch, hier im Gegensatz zu den vielen Schriften über den Hill-Fall, die sich stets nur auf die bereits durch Fuller bekannt gewordenen Details stützen, neue, auch dem langjährigen UFO-Interessierten unbekannte Sachverhalte zu erläutern und Zusammenhänge aufzuzeigen.

Die Doppelautorenschaft des Buchs hat allerdings einen erheblichen Einfluss – so zerfällt der Inhalt in zwei miteinander verwobene Teile, bei denen sich selbst die Intention, sich an den Leser zu richten, unterscheidet. Während Marden dem Leser die Geschichte der Hills inklusive ihrer ungewöhnlichen Erfahrung nahebringen und Details klären will, kommt es Friedman vor allem darauf an, die »Echtheit« der Erfahrung (und der Interpretation der Sternenkarte von Betty Hill, die laut Marjorie Fisch das Sternensystem Zeta Reticuli zeigen soll) zu belegen.

Dementsprechend fallen auch die Stilmittel der Autoren aus: Kathleen Marden, die vermutlich für die meisten Kapitel verantwortlich war, erzählt auf einfühlsame Weise die Lebensgeschichte ihrer Tante und ihres Onkels nach, präsentiert Fotos und persönliche Dokumente. Dabei kommen inklusive ihrer persönlichen Erinnerung an die beiden viele Details zum Vorschein, die noch unbekannt waren: Die Leben von Betty und Barney von deren Kennenlernen bis zu ihrem Tode werden biografisch verfolgt und auch jenseits der eigentlichen Entführungserfahrung viele Situationen beleuchtet. Beispielsweise Barneys ehrenvolle politische Aktivitäten, die Betty und Barney ganz unabhängig von ihrem Status als »Entführte« ins Weiße Haus brachten. Ebenso die Geschichte der Hills nach ihrem Erlebnis, ihr Kontakt zu verschiedenen UFO-Forschern, ihr Versuch, die Aliens erneut »herbeizurufen«, bis hin zu Bettys kritiklosem Umgang mit »UFOs« in ihren späten Jahren.

Kathleen Marden gibt außerdem einen minutiösen Überblick über die unter Hypnose von Dr. Benjamin Simon erlangten Aussagen der beiden, die sie unter Transkription der Magnetbänder, mit denen damals mitgeschnitten wurde, anfertigte. Dabei korrigiert sie Fehler, die sowohl bereits in Fullers Buch als auch in späteren Wiedergaben des Hill-Falls gemacht wurden. Ein detaillierter Vergleich mit Bettys Träumen nach dem Zwischenfall ergibt hier erhebliche Unterschiede und spricht Marden zufolge gegen die These, dass Betty nur von Aliens träumte und ihrem Mann diese Träume erzählte, was unter Hypnose zur Generierung des »Erlebnisses « führte.

Bis hin zur Analyse von Bettys Kleid, das sie während der Erfahrung trug, und an dem eine seltsame biologische Substanz in Form eines rosafarbenen Pulvers haftete, das den Stoff entfärbte, hat Marden viele interessante Fakten zu bieten.

Stanton T. Friedmans Kapitel fallen demgegenüber ab. Er erläutert im Detail die Sternenkarte, die Betty Hill vom Entführer gezeigt wurde und geht genau auf Marjorie Fishs Interpretation derselben ein. In aggressivem Ton attackiert Friedman alle »Disbelievers and Disinformants«, die noch immer die Echtheit dieser Karte und des gesamten Falls in Zweifel ziehen. Während Mardens Schreibstil zumindest in Ansätzen eine ergebnisoffene Analyse andeutet, ist für Friedman der Fall klar und so verwendet er seine Energien darauf, die Zweifler zu verdammen.

Ein weiterer Minuspunkt des Buchs ist das Layout, das an jedem Kapitelanfang und im Kolumnentitel auf jeder Seite Abbildungen lustig wirkender Raumschiffchen und Sternchen enthält, was der ernsthaften Rezeption des Themas nicht gerade zugute kommt. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Tatsache ist aber, dass es sich trotz dieser kleinen Mankos bei Captured! um ein unverzichtbares Buch für denjenigen handelt, der sich ein genaues Bild über die Geschichte, die Erlebnisse und die Zusammenhänge bei den beiden »ersten Entführten« der UFO-Historie machen will. In Zukunft werden weitere Darstellungen des Hill-Falles (und die werden zweifelsohne folgen) nicht ohne die Beachtung der vielen neuen Anmerkungen in Captured! auskommen.
Danny Ammon

New Page Books
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Franklin Lakes, NJ, 2007

Quelle: JUFOF Nr. 174: 188 f