Heinrich, Martin: Die Venus-Katastrophe (2007)

Martin Heinrich:
Die Venus-Katastrophe
Wie das Sonnensystem verändert wurde

Während man glaubt, dass für renommierte Verlage Außerirdische kein Thema mehr sind, erschien kürzlich fast unbemerkt im Ullstein-Verlag das vorliegende Buch. Darin versucht der Autor seine, ziemlich gewagte Theorie zu belegen, dass Außerirdische bei der »Gestaltung « unseres Sonnensystems tatkräftig mitgewirkt haben.

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Ausgehend von der Tatsache, dass der Planet Venus im Gegensatz zu anderen Planeten des inneren Sonnensystems eine rückläufige Rotation besitzt (die Sonne geht im Westen auf und im Osten unter), deren Ursache man nicht genau kennt, und sie die unter allen Planetenbahnen geringste Exzentrizität (geringste Abweichung von einer Kreisbahn) aufweist sowie eine mutmaßlich fehlende Planetenkruste, vermutet der Autor, dass es sich bei dem Planeten Venus um einen von Außerirdischen gezielt in unser Sonnensystem platzierten Himmelskörper handelt. Dabei hat sich das Szenario folgendermaßen abgespielt.

Ein unbekannter Planet X steuert in unser Sonnensystem und kollidiert mit dem Planeten Jupiter. Dabei entsteht eine Delle, die heute an dem Roten Fleck erkennbar ist. Anhand einer Schwarzweißaufnahme der NASA will der Autor erkannt haben, dass es sich bei dem Roten Fleck nicht um einen planetaren Sturm handelt, sondern um eine »Delle oder auch Einbuchtung«. Deutlich sei ein »Kraterrand« zu erkennen. Nach der Kollision sei von diesem Planeten X die Kruste abgesprengt worden, aus der der Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars entstand. Ganz besonders deutlich solle man es an den Asteroiden Eros, Ida und Mathilde erkennen können, die nach Meinung des Autors unmöglich »durch eine Ansammlung und Verdichtung von Materiepartikeln entstanden sein« konnten. Der Planet X, der den Jupiter in einem angeblich spitzen Winkel streifte, schwenkte anschließend ohne seine verlorene Planetenkruste in eine Bahn um die Sonne ein, die die Bahnen des Mars und unserer Erde hätten kreuzen können. Dafür fand er zahlreiche Hinweise in »überlieferten Berichten aus allen Gebieten der Erde«. Es wäre also im Laufe der letzten rund 13.000 Jahre, so datiert der Autor das kosmische Ereignis, zu einer Kollision mit dem Mars oder der Erde gekommen, die unweigerlich zur Vernichtung unserer entstehenden Zivilisation geführt hätte. Da es nicht dazu gekommen ist, müssen Außerirdische in das Geschehen eingegriffen haben und platzierten den Planeten X gezielt in unser Sonnensystem und steuerten ihn in eine fast kreisförmige Umlaufbahn.

Doch warum hatten die Außerirdischen überhaupt Kenntnis von der kosmischen Kollision? Auch darauf gibt der Autor eine Antwort. Sie hatten die Kollision nämlich absichtlich herbeigeführt. Ziel war es, aus dem Jupiter eine zweite Sonne zu machen, um auf einen benachbarten Planeten oder dem Jupiter-Mond Europa, den man anschließend in sichere Entfernung gebracht hätte, ein neues Zuhause zu finden. Um zu einer Sonne zu werden, benötigte der Jupiter jedoch mehr Masse. Man steuerte also den Planeten X auf den Jupiter zu, um durch die Massenzunahme einen nuklearen Brennvorgang einzuleiten. Tja, kleiner Patzer: Leider prallte der Planet X wieder ab, so dass die Außerirdischen ihn schlussendlich gezielt in unser Sonnensystem einbanden. Warum sie jedoch keinen zweiten Versuch unternahmen, schließlich konnten sie ja Planeten hin und her schieben, verschweigt uns der Autor.

Im Folgenden versucht der Autor, seine kuriose Theorie durch überlieferte Texte und prä-astronautische Annahmen zu belegen. Dabei geht er ganz besonders auf die ägyptischen Pyramiden ein, die so, wie es die Archäologen und Ägyptologen vermuten, nicht entstanden sein können. Die Außerirdischen sind also nach ihrem Eingreifen nicht wieder verschwunden, sondern haben die Entstehung unserer Zivilisation begleitet. So hätten sie nach der Vermutung des Autors einen kabelgestützten Fahrstuhl konstruiert, der die Hochebene von Nazca mit einem ihrer Raumschiffe oder dem einzigen synchron zur Erddrehung fliegenden Raumschiff verband. Dabei wurde die abgetrennte Nazca-Bergkuppe als Gegengewicht verwendet und schwirrt nach Beendigung der Liftaktion vielleicht heute noch als Asteroid irgendwo im Sonnensystem herum.

Die Theorie von Martin Heinrich – eigentlich ist es ja eine Aneinanderreihung von Spekulationen – ist schon sehr abgefahren. Ich will sie gar nicht mehr weiter bewerten… Wer mag, kann sich ja das Buch anschaffen und selbst urteilen. Die Venus-Katastrophe ist für mich als Sachbuch auch nur eine Katastrophe und ich frage mich, wie es durch das Lektorat des Verlages geschlüpft ist.
Hans-Werner Peiniger

255 Seiten, Paperback, illustriert, mit Register, ISBN 978-3-548-36960-0, € 14,95

Ullstein-Verlag
www.ullstein-taschenbuch.de
Berlin, 2007

Quelle: JUFOF 172: 126 f

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