Roth, Roland: Vermächtnisse der Vorzeit (2007)

Roland Roth:
Vermächtnisse der Vorzeit
Auf den Spuren vergangener Zivilisationen

Was wurde über die unglaublichen Hinterlassenschaften der großen Zivilisationen und Kulturen schon alles geschrieben! Soviel, dass es schwer erscheint, noch Neues darüber zu berichten. Deshalb nahm ich das gerade mal hundert Seiten starke Buch von Roth mit etwas Skepsis in die Hand. Doch der Autor eröffnet das in zwei Abschnitte aufgeteilte Buch nicht mit den alten Hochkulturen – Ägypten, Südamerika & Co. –, sondern nimmt den Lesern erst mal mit auf eine Reise durch Deutschland(!).

 http://www.ancientmail.de/assets/images/9783935910439.jpg

Zwar kann man seit einigen Jahren eine Rückbesinnung auf die hiesigen Wurzeln feststellen, aber in diesem Kontext, den der Autor in zweiten Abschnitt herstellt, ist noch nicht viel veröffentlicht worden. Auch beginnt die kulturhistorische Rundreise nicht bei den obligatorischen Externsteinen, sondern am Brocken im Harz. Der stets mit Nebel umgebene Berg (1141 m) wird ja oft mit dem Versammlungsort der Hexen in der Walpurgisnacht in Verbindung gebracht. Die Ausführungen machen den Leser mit den verschiedenen Facetten dieses geheimnisvollen Ortes bekannt und haben zumindest den Rezensenten auf die Region neugierig gemacht. Weiter geht’s mit der Teufelsmauer, einer weiteren Besonderheit in östlichen Teil Deutschlands. Die wildesten Sagen ranken sich um diese seltsame Felsenformation und natürlich hatte der Teufel seine Hand im Spiel… Weitere Kultplätze werden dann auf einer Seite viel zu kurz abgehandelt. Hier hätte der Autor noch genauer die einzelnen Orte – Elfenstein, Kästeklippen, Rabenklippen, Thekenbergen, Timmenrode und Westerhausen – abhandeln dürfen. So muss man wohl der Aufforderung des Autors folge leisten: »Sie sind auf jeden Fall im Rahmen einer Harz-Tour besondere Ziele«. Auf dem Hexentanzplatz der Rosstrappe treffen sich die Hexen alljährlich, um von hier zum Blocksberg (Brocken) mittels ihres Besens zu fliegen. Eine Sage, die heute lebhaft durch moderne Hexen aufrechterhalten wird. Fernab dieser mehr für Touristen gedachten Attraktion bietet die Region weitere Kultplätze. Der Wurmberg zum Beispiel gilt als eine solche Anlage, bis man der tempelartigen Anlage eine Entstehung zwischen 1800 und 1850 bescheinigte. Dennoch sind Teile älteren Ursprungs, deren Zweck im Dunklen der Zeit liegt. Munter geht die Reise durch die Geschichte Deutschlands weiter und es scheint so, als ob man mit jedem Schritt den man macht, auf Kultstätten trifft. Sogar eine Burg, Regenstein bei Blankenburg im Harz, vergleicht er mit Malta und den prähistorischen Anlagen in Südamerika. Immerhin tritt er den Fotobeweis an, dass es »Cart Ruts« und maltaartige Megalithen und Felsbearbeitungen gibt. Glücklicherweise macht Roth darauf aufmerksam, das diese ungewöhnlichen Spuren aus den älteren Teilen der Felsenburg stammen und nicht aus den mittelalterlichen Aufbauten, die ohnehin größtenteils verschwunden sind. Bei den umfangreicheren Ausführungen zum Thema muss der Leser selber entscheiden, wenn Roth selbstkritisch überlegt: »Zu weit hergeholt? Vielleicht…« Dass man, um Menhire und Megalithen zu sehen, nicht nach England oder Irland muss, beweist Roland Roth in den nächsten Kapiteln. Gleich eine ganze Reihe solcher Steine stellt er vor. Absolut lesenswert! Am Ende des ersten Teils des Buches lässt uns der Autor an der Sonnenfinsternis 1999 und seinen Beobachtungen, welche er zu diesem Ereignis in Arzheim in der Pfalz machte, teilhaben. Allerdings ist dies auch nur ein Wegweiser zu einer anderen Kultstätte. Wenn man die ersten 50 Seiten des Buches als Reiseführer zu ausgewählten mythischen Plätzen in Deutschland sieht, so verzeiht man die teilweise zu kurzen Kapitel und bekommt große Lust, selbst die kleinen Schätze in unserem Land zu besuchen, da sie sich durchaus mit jenen im Ausland vergleichen lassen.

Im zweiten Teil zieht Roth nun Vergleiche zu den »gewöhnlichen Verdächtigen«. Ohne groß auf alle Themen einzeln einzugehen: Man trifft auf manch Bekanntes, aber auch einiges Neues aus Ägypten, Stonehenge, Troja, Pompeji und natürlich auch Atlantis. Gegen Ende seiner Ausführungen schließt sich nun der Kreis, denn wer den Autor kennt, der weiß, dass er sich stark an die Theorien der Paläo-SETI orientiert. So fordert er neue Denkansätze für alte Fragen. Letztendlich werden sich an dieser Stelle die Geister trennen, denn wer die Thesen à la Däniken ablehnt, wird auch durch Roths neues Buch nicht wirklich überzeugt. Für die Freunde der Prä-Astronautik bietet es indes spannende neue Indizien. Zumindest ist es ein Plädoyer für die vergessenen Schätze eines vorchristlichen Deutschlands und vielleicht der Auftakt, dieses Gebiet intensiver zu beackern.
Peter Kauert

112 Seiten, Paperback, illustriert, ISBN 978-3-935910-43-9, € 11,50

Ancient Mail Verlag
Groß-Gerau, 2007

Quelle: JUFOF 171: 87 f

Jetzt in unserem AMAZON-Store bestellen