Leslie Kean: UFOs – Generäle, Piloten und Regierungsvertreter brechen ihr Schweigen

Etwas ungewöhnlich möchte ich die Rezension beginnen lassen mit einigen Bemerkungen zum Filmbeitrag »Die geheimen UFO-Akten« des Senders N24, den ich am 2. 6. 2012 gesehen habe, der auch zu weiteren Sendezeiten weiter ausgestrahlt wurde. Wer von den Lesern sich diesen Beitrag noch nicht anschauen konnte, dem kann ich nur zuraten. N24 wird ihn mit Sicherheit weiter anbieten. Auf mich hat der Beitrag spannend gewirkt. Es wurden folgende Fälle angesprochen und es kamen die Personen zu Wort:

• der Fall Rendlesham Forest, Suffolk, 26. 12. 1980 und 28. 12. 1980; Charles Halt
• Nick Pope, ehemals im UFO-Desk im Britischen Verteidigungsministerium zu diesem Fall
• Douglas Trumbull, Analyse des UFO-Internet-Videos Haiti 2007
• der Fall Phoenix Lights, Arizona, 13.3.1997; ehemaliger Governeur Fife Symington
• der Fall O´Hare Airport, Chicago, 7. 11. 2006; Leslie Kean
• der Fall Anchorage, Alaska, 18. 11. 1986; Dr. Richard Haines; John Callahan
• die belgische Sichtungswelle ab 29. 11. 1989; Wilfried De Brouwer; Patrik Ferryn

Daraufhin fragte ich mich, ob diese Fälle wohl auch bereits die GEP besprochen hat und durchsuchte das jufof. Bislang sind folgende Beiträge im jufof gebracht:

• Die belgische Sichtungswelle:
1. Win Van Utrecht, SVL: »Dreiecke über Belgien, der SOBEPS-Report«, 1992, S.24 ff;
2. Rezension des Buchs »UFO-Welle über Belgien«, SOBEPS, 1993, S. 184 ff.
3. Richard Dolan, »Immer wieder Dreiecke«, 2006, S. 48 ff.

(Weil die ursprünglichen Zeugenberichte bzw. die Ausführungen von SOBEPS nicht ausreichend dargestellt sind, ist die belgische Sichtungswelle für mich durch den Filmbericht deutlich nachvollziehbarer ergänzt worden.)

• Nick Pope, »UFOlogie für das neue Jahrtausend« Teil 1, 2007 Ausgabe 3 und Teil 2 in Ausgabe 4
• Tim Printy, »Der Fall Rendlesham«, 2010, Ausgabe 6 (ein sehr interessanter Beitrag, bloß fehlt zuvor die Schilderung des Falles aus Sicht des / der Zeugen)

In dem Filmbericht von N24 fiel mir die Person Leslie Kean auf, die ich zuvor noch nicht kannte. Als freie Journalistin scheint sie Zugang zu interessanten Daten zu haben, behauptet sicher, am UFO-Phänomen als physikalischer Gegenstand mit Fähigkeiten, die denen des normalen Wissenschaftsstandes deutlich überschreiten, sei kein Zweifel mehr möglich, und setzt sich für dessen Erforschung ein, ohne Vertuschung und Leugnung ein in einem Umfang, der mindestens dem des »Blue Book-Projekt« entspricht.

Gut, also versuchen wir mal, dazu etwas mehr zu erfahren: Google-Amazon-DHL. Wir halten nach zwei Wochen den obigen Band in den Händen und somit sind wir nun bei unserer angekündigten Rezension.

Zunächst wird ein Buch (335 Seiten, ganz schlicht eingebunden, dickes Normalpapier, nur acht Seiten in der Buchmitte mit einigen Fotos, kleine Skizzen gibt es selten, für 20 EUR) sehr skeptisch durch die Finger gleiten gelassen. Erster Eindruck: Gegen den Filmbericht sicherlich ein langweiliger Abklatsch.

Prüfung zwei: Inhaltsverzeichnis. Welche Berichte/Fälle sind sowohl im Film, als auch im Buch behandelt? Hat da jemand aus einem spannenden Filmbeitrag noch schnell ein Buch gemacht, obwohl bereits alles Pulver verschossen ist? Bis auf die Analyse des Haiti-2007-Video mit Douglas Trumbull sind alle Beiträge des Films tatsächlich auch im Buch. Nun bietet dieses aber noch vier ausführlich dargestellte Fälle

• Captain Julio Miguel Guerra, Circled by a UFO, Montejunto Mountain, 2.11.1982
• Captain Ray Bowyer, Gigantic UFO over the English Channel, 23.4.2007
• General Parviz Jafari, Dogfight over Tehran, 18.9.1976
• Comandante Oscar Santa Maria Huertas, Close Combat with a UFO, La Loya Air Force Base, 11.4.1980
• diverse kleinere Beiträge von Richard F. Haines u.a.
• Australien, 21. 10. 1978, mögliche Entführung des Piloten Frederick Valentich und der Piper Navajo durch ein UFO
• Amerika, 23.10.2002, eine Cessna 208B kollidiert mit einen unbekannten Objekt, Bergung von Flugzeugteilen und rote Rückstände eines unbekannten Materials
• und im Kapitel »The Real X-Files« von Nike Pope: The Cosford Incident, 30./31.3.1993

Das Anliegen von Leslie Kean im obigen Filmbeitrag bestimmt auch die Gliederung und die Kapitel des Buches, bloß noch deutlich wohlgeordneter und ausführlicher aufgearbeitet. Zunächst stellt sie sich ein wenig vor und schildert recht amüsant, wie sie als Journalistin, nichts mit UFOs zu tun gehabt, durch den Zufall, ein ehemaliger Kommilitone spielt ihr den frisch ins Englische übersetzte COMETA-Report zu (eine in Frankreich bestellte Studie über UFOs, seit 1996 mit 13 Mitgliedern erstellt und nach 3 Jahren Arbeit übergeben), in das UFO-Thema stolpert. Der COMETA-Report war zu dem Zeitpunkt nur als französische Version veröffentlicht. Die englische Version besaß in Amerika nur sie! Und damit war sie in die Rolle gekommen, zu entscheiden, wie man im schwierigen UFO-Umfeld etwas veröffentlichen darf. Und das sollte ihr Thema bleiben (sie widmet sich nun mehr als 10 Jahre dem UFO-Thema).

Es folgen einige übliche Bemerkungen zur Ufologie, und dass sie bewusst den Begriff UFO neben dem der UAP (Unidentified Aerial Phenomena) im Buch benutzt. Offensichtlich scheint ihr der Begriff UFO nicht restlos verbrannt. Ansonsten begegnen einem Namen und Begriffe, die wir alle seit der Berichte um Blue Book aus der Szene kennen. Und da selbst mir als nicht gewandter Englischleser auch das Vokabular leicht fiel, kam ich entspannt im vertrauten Umfeld mit der Lektüre voran.

Das Buch ist in drei große Teile gegliedert:

1.Teil mit den UFO-Fällen, die keinen Zweifel mehr an deren Existenz aufkommen lassen (sollen)
2.Teil, die Anklage an die Verantwortlichen der USA, nach Beendigung von Blue Book ein Vakuum zu hinterlassen und der Blick in diverse Länder, wie die sich mit ihren Organisationen aufgestellt haben
3.Teil mit Beiträgen von Politikern, Wissenschaftlern und Bemerkungen zum gesellschaftspolitischen Geschehen in den USA mit dem Ziel, wieder etwas Ähnliches wie Blue Book aufbauen zu lassen

Zum einen hatte ich die kleine Anschaffung des Buches gemacht, weil ich mehr über Leslie Kean erfahren wollte. Diese erschien bereits im Film als eine Person, die aus den vollsten UFO-Berichte-Quellen schöpfen kann: Generäle, Piloten, Radartechniker, Politiker weih(t)en sie in bisweilen geheim gehaltene Fälle und Informationen ein. Eine Welt, die wir in der GEP nicht kennen. Und zum anderen interessierten mich natürlich weitere internationale, spektakuläre Fälle.

Das Bild von Leslie Kean ist nicht deutlich gegenüber dem Film anders. Sie verfolgt halt »BEST-UFO-Fälle«, häufig mehrere unabhängige Zeugen, häufig parallel zu den Sichtenden Radardaten, immer aus dem Kreis von Militär, Piloten, bedeutenden Politikern, häufig nach Aufarbeitung und Wertung von Expertenrunden (bis zu 30 Personen aus unterschiedlichen Disziplinen). Das Buch hat sie so gestaltet, dass sie überwiegend diese Personen selbst zu Worte kommen lässt. Sie nimmt also mehr die Moderatorenrolle ein und bringt die eigenen Artikel der Betroffenen, ganz im Sinne des Buchtitels.

Der Teil 1 beinhaltet sicherlich Fälle, die für Insider nicht alle neu sind. Aber dennoch beeindrucken diese sowohl in der Qualität als auch in der Mächtigkeit der Aneinanderreihung. Der Leser empfindet diesen Buchteil als einen Versuch, den Widerstand und das Leugnen der Existenz von UFOs niederzuwalzen. Leslie Kean setzt dabei auf den gesellschaftspolitischen Status der Zeugen, auf die beeindruckende Überzeugtheit der Berichtenden, sicherlich auch auf die Qualität der Sichtungen, auf den Verweis der Zahl von hunderten von existierenden Fällen, die als UFO eingestuft wurden, und auf die indirekte Bestätigung der Existenz von UFOs durch die Auswertungen und Besprechungen von außergewöhnlichen Fällen durch hochrangige Expertenrunden, organisiert von Militär, CIA und andere bedeutende Stellen. Außerdem geht sie das Phänomen als ein weltweit verbreitetes an, die Beitragenden kommen neben den USA aus Belgien, Portugal, England, Iran, Peru, Frankreich, Chile, Brasilien.

Im Teil 1 sind es für mich die mir noch unbekannten Fälle, die den Reiz ausmachen. In den bekannten Fällen sind es Details, die neu hinzukommen (z.B. Skizzen zu der belgischen UFO-Welle, die keine ebenen (planen) Dreiecke, sondern Profile zeigen).

Richard F. Haines beschäftigt sich wesentlich mit dem Thema »UFOs und Fast-Zusammenstöße«. Er schnürt diverse kleine Fallschilderungen zusammen. Einer seiner Fragestellungen: Sind UFOs eine Gefahr für die Flugsicherheit? Sollen die Flugkapitäne sich drauf verlassen, dass die UFOs eigentlich fast immer noch ausgewichen sind und dieses auch besser können als ein Passagierflugzeug? Ein Pilot setzte unangekündigt zum Sturzflug an und Stewardessen und aufgestandene Fluggäste purzelten übel durcheinander.

Schon faszinierend erscheint der Fall »Oscar Santa Maria Huertas, Close Combat with a UFO, La Loya Air Force Base, 11. 4. 1980«. Dass wiederholt Militärpiloten berichteten, dass ihre Bedienungselemente direkt vor dem Abschuss von Raketen auf unbekannte Flugobjekte deaktiviert wurden, ist bekannt. In diesem Falle hatte der Sukhoi-22-Fighter keine Raketen, sondern manuell abzufeuernde 30-mm-Schnellfeuergeschütze, die nicht zu stoppen sind. Mir begegnet zum ersten Mal ein Fall, wo es ein Pilot fertig bringt, eine Salve von 64-Schuss auf ein UFO zu feuern.

Leider hat der Teil 1 – etwa mit rund 100 Seiten gleich stark wie die Teile 2 und 3 – dann sein Ende. Das Inhaltsverzeichnis verrät, dass mit den Teilen 2 und 3 die interne Frage der USA behandelt wird, ob und wie man eine neue Organisation zur Behandlung von UFO-Fällen und -Fragen schaffen soll.

Ich habe noch nie so häufig die Begriffe »Debunking«, »Debunker« erlebt, wie in den Teilen 2 und 3 dieses Buches (debunk = den Nimbus rauben, zerschlagen, die Illusion nehmen). Nun haben offizielle Stellen in den USA eine hohe Kunst entwickelt, UFO-Sichtungen wegzureden und zu vertuschen. Kein Wunder also, wenn sie dann von der zürnenden Bevölkerung mit dieser Vokabel belegt werden. Und als einer dieser Stimmen sieht sich dieses Buch.

Im Teil 2 wird zwar – für viele bereits bekannt – der Werdegang von Blue Book nochmals skizziert. Aber auch die Organisationen in Frankreich (Denis Letty berichtet von COMETA, Jean-Jacque Velasco steuert ein Kapitel zu CNES, GEPAN, SEPRA, CODA bei), England (keine britische UFO- Szenen-Darstellung ohne Nick Pope, der ebenfalls ein Kapitel zum UFO-Desk bestreitet), Chile (Ricardo Bermudez Sanhueza und Rodrigo Bravo Garrido gestalten ein Kapitel zu DGAC, CEFAA, OIFFA, BRAVE), Brasilien (Jose Carlos Pereira – Kommandant der COMDABRA 1999-2001 – spricht aus) werden vorgestellt. Zusammen mit den Organisationsnamen und den Personen dieser Umfelder baut sich sukzessive ein interessanter Index auf. Und damit wird das Buch mehr und mehr auch ein Nachschlagewerk. In den Notes hat dann Leslie Kean zudem weitere Informationsmöglichkeiten – auch als Link auf Internetseiten – zu den Kapiteln angegeben. Wer also nach dem Lesen des Buches weiter spüren möchte: Bitte.

Mir ist nicht so recht klar geworden, warum der Teil 2 das Kapitel »The Extraordinary Incident at Rendlesham Forest« als Eigenbericht von James Penniston und Charles I. Halt beinhaltet. Sicher, man kann dieses Kapitel neben der Fallschilderung auch als Spiegelung und Betrachtung der (verbesserungswürdigen) Organisationsstrukturen des US-Militärs zum Thema UFO sehen, und das hat an dieser Stelle Platz. Mich haben dann die Details der Fallschilderung, gerade auch von Penniston, interessiert, weil so detailliert und ursprünglich waren sie mir noch nicht begegnet. Und Penniston gibt an und beschreibt in einer wahrhaft haarsträubenden Geschichte (seine Haare standen senkrecht nach oben, so, wie wenn hohe elektrische Felder im Spiele sind), wie er eines der UFO-Trabanten mit der Hand berührte! Ihm war wohl nicht klar, dass es außerhalb des Militär und den militärranggläubigen Kreisen auch UFO-Organisationen gibt, die die Fakten sehr genau miteinander schneiden. Im jufof-Beitrag »Tim Printy, Der Fall Rendlesham, 2010 Ausgabe 6« wird der Fall ziemlich zerrissen. Und das bricht dem Buch von Leslie Kean gefühlt einen Zacken aus der Krone. Die Reihe der unwiderlegbaren UFO-Fälle wird um ein Element reduziert, bekommt eine Lücke, und das Buch – weil später erstellt als der Beitrag von Tim Printy – weist Recherchedefizite auf. Ist es überhaupt eine wissenschaftliche Studie? Es fehlen kenntlich gemachte Zitate mit nachvollziehbaren Quellenangaben. Ist es eine kritiklose Plauderrunde hoher Herren im Ruhestand? Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird klar, dass andere Stimmen zu den Fällen neben denen der Berichtenden gänzlich fehlen (kleine Ausnahme: Nick Pope mit seinem »Cold Case Review« zum Fall Rendlesham Forest). Und als Kuriosum oben drauf gibt es ausgerechnet zum Kapitel »Rendlesham Forest« nicht die weiterführenden Links in den Notes.

Das Kapitel »The Real X-Files« von Nike Pope schildert seinen beruflichen Werdegang im britischen MoD (Ministry of Defence), seine Begegnung mit UFO-Sichtungen während seiner dreijährigen Tätigkeit dort im UFO-Desk, seine persönlichen Wandlung durch die Bearbeitung des Materials vom UFO-Nichtwissenden und –Skeptiker zum überzeugten Vertreter, der auf Basis gut geprüfter Zeugenberichte bereit ist, die ETH für eine mögliche und wahrscheinliche These anzuerkennen. Zwar ist er der Einzige, der auch kritische Stimmen zu den in diesem Buch ausgewählten UFO-Fällen ausspricht – es werden Versäumnisse bei der Aufzeichnung und Sicherung der Vorfälle in Rendlesham Forest benannt –, aber dennoch ist er ein Exempel, wie sich die Haltung eines UFO-Skeptikers in die eines dem UFO-Thema Aufgeschlossenen wandeln kann. Und genau dieses ist Anliegen des Buches und auch eine der vorbereitenden Verbindungen zum Teil 3 des Buches.

Dort wird durch die Beiträge von Dr. Alexander Wendt und Dr. Raymond Duvall aus dem Fachbereich Politik der Universität Ohio das UFO-Tabu, dessen Gründe, Mächtigkeit, aber auch Verletzungsmöglichkeiten etwas näher beleuchtet. Fife Symington als ehemaliger Gouverneur und selbst Betroffener schildert nicht nur den Phoenix UFO-Fall vom 13.3.1997, sondern spricht auch offen über die Tatsache, dass Verantwortung tragende Politiker anders mit dem Thema umgehen und umgehen müssen. John J. Callahan war im Fall Anchorage, Alaska, vom 7.11.1986, im Januar 1987 bei dessen Nachbereitung/Besprechung beteiligt. Es ist schon interessant, dass in der Besprechung die Vertreter des CIA alle zum Stillschweigen ermahnten (»a UFO event that never happened«), sich all das Material (gerade auch die Radaraufzeichnungen) zusammentragen ließen zum Weiterschicken zur weiteren Auswertung, und dieses wartete dann Monate darauf, dass es jemand abholte. Schlussendlich nahm Callahan bei seinem Dienstende es mit nach Hause und überführte es in seine persönlichen Requisiten. Blickt in den USA zwischen den an UFO-Sichtungen beteiligten Stellen noch jemand durch? Was wäre ein UFO-Buch aus den USA ohne die Behandlung des Thema »Geheime Stellen/Geheime Projekte/Wer weiß was/Wer weiß nichts«?

Im Kapitel »Government Cover-up: Policy or Myth?« werden diese Fragestellungen behandelt. Dort erweist sich Leslie Kean als ausdauernde Journalistin, die hartnäckig, in diesem Falle Commander Will Miller, U.S. Navy (Ret.), zur Geheimhaltung und den beteiligten Organisationen und deren Interaktionen wiederholt befragt. Wir erfahren zwar nicht sensationelle Neuigkeiten, aber für den ein oder anderen Detailinteressierten kommen wieder einmal weitere Namen und Dokumente (siehe auch die Quellen in Notes) hinzu.

Leslie Kean wird nicht müde, all die Gründe aufzuzählen, die für die USA für die Wiedereinführung einer Stelle vergleichbar Blue Book sprechen. Schließlich sollten die USA nicht fehlen, haben sich doch bereits diverse Länder aufgestellt und Organisationen geschaffen. Und außerdem gibt es den Aspekt der Flugsicherheit, der die offizielle Behandlung von UFO-Fällen erfordert. Nick Pope wird noch einmal mit seiner Formel »Bedrohung = Möglichkeit + Intention« erwähnt (ein Zitat mit Quellenangabe fehlt, Journalisten haben ihren eigenen Stil). Jedoch bleibt die gewünschte Organisation recht unkonkret beschrieben. Zivile UFO-Organisationen kommen weder im Buch zu Wort, nehmen auch nicht an den UFO-Beweis-Sammelnden teil, und werden auch nicht als gewünschtes Element der Organisation erwähnt. Ein wenig inkonsequent und einseitig, De Brouwer hat ein Beispiel sehr positiver Zusammenarbeit aus Belgien skizziert und bestätigt.

Das Vorhaben mit der Vorbereitung dieses Buches und des Filmes war, so verrät Leslie Kean, die Politik erst einmal die Wahl beenden und zum Alltag zurückkehren zu lassen, und dann mit beidem ihnen zu Leibe zu rücken. Das Buch erschien dann 2010. Heute, 2012, steht in den USA bereits die nächste Wahl an, eine neue UFO-Organisation gibt es aber immer noch nicht. Gescheitert?

Obwohl ich persönlich das Buch für zu harmlos einstufe, um tatsächlich nennenswert Bewegung in die Politik zu bringen, und obwohl ich manchmal Zitate vermisste, einige Widersprüchlichkeiten im Detail zwischen den Beiträgen entdeckte, auch eine kritische, tiefe Fall-Aufarbeitung fehlt, halte ich das Werk für sehr informativ. Leslie Kean wählte den Weg, viele selbst zu Wort kommen zu lassen. Das bedarf Toleranz derer Aussagen und schafft bisweilen Uneinigkeit im Detail. Aber es präsentiert auch, dass es eine breitere Bewegung gibt, der am UFO-Thema liegt. In keinem mir bekannten Buch ist die Liste derer, die man als Mitwirkende, Helfende am Buchende aufzählt und ihnen dankt, so lang, wie die Acknowledgments von Leslie Kean. Sie bevorzugt es offensichtlich, in der Gruppe zu schwimmen, und das prägt den Stil des Buches. Der Leser – es darf angenommen werden, dass Leslie Kean sich eher an die Nicht-Profis vornehmlich wendet – wird nicht nur für den Preis mit vielen Informationen im leicht lesbaren Stil entschädigt, das Buch ist als Weiterführung des oben erwähnten Filmbeitrags und im gewissen Sinne Nachschlagewerk zu Personen und weitere Quellen tauglich. Ich bin mir sicher, dort noch das ein oder andere Mal reinzuschauen. Insofern kann ich das Buch empfehlen.

Vielleicht noch ein kleiner Nachsatz zum Bildmaterial: Dreieinhalb Seiten enthalten Personenfotos und passen zum Eindruck der lockeren Plauderrunde, sind aber auch allgemein üblich, rund viereinhalb Seiten enthalten UFO-Fotos. Die Fotos von 1958 zum Trindade-Island-Fall 600 Meilen östlich von Rio de Janeiro sind von Leslie Kean als eine der wenigen glaubhaften UFO-Fotos eingestuft. Sie zeigen ein UFO mit einem Saturnring. Die GEP besitzt fünf Polaroid-Fotos, deren Echtheit bislang keiner anzweifelte, die ebenfalls ein UFO mit Saturnring zeigt (vgl. Fall 19870619 A, Comiso, Sizilien, Italien). Wegen fehlender weitere Recherchemöglichkeit des Falles konnte er nur als GOOD UFO eingestuft werden. Wir haben zwar nicht die Mächtigkeit des Materials, was im Buch vorgestellt oder als weiter vorhanden angedeutet wird, aber dennoch ist es nicht ganz uninteressant, auch die kleinen Schätze der GEP sich anzuschauen. Man erkennt eine Reihe von Parallelen zum internationalen Material.

Klaus Felsmann

336 Seiten, geb., ill., ISBN-13: 978-3864450259, EUR 19,95

Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg (2012)

 

Quelle: JUFOF Nr. 203: 150 ff

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