Gerhard Gröschel: UFOs über dem KKW Neckarwestheim – Neue Ufoforschung in Deutschland

UFOs über AKWIm Herbst 2012 stellte Gerhard Gröschel sein neuestes eBook »UFOs über dem KKW Neckarwestheim« vor. Das recht schmalbrüstige Werk kommt beim ersten Durchblättern mehr als ein Bildband mit Bildbegleittext daher. Im Eingangstext »Zum Autor« erfährt der Leser eine UFO-spezifische Vita des Schreibers, der darin auch berichtet, im März 2011 erstmals eine eigene UFO-Sichtung gehabt zu haben. Zudem kritisiert er 50 Jahre private UFO-Forschung, die »keinen echten Fortschritt« erkennen lässt. Schon beim Lesen dieser Zeilen widerspreche ich dem Autor grundsätzlich, hat doch die Beschäftigung mit dem UFO-Thema gerade auch dank der Arbeit der GEP e. V. sehr viele wichtige Erkenntnisse rund um heute bekannte Stimuli ergeben.

Als »Neue Ufoforschung in Deutschland« versteht Gerhard Gröschel seine von ihm entwickelte Apparatur mittels Videoüberwachung des Himmels und Messung von Magnetfeldveränderungen und der Gravitation. Grundsätzlich kann diese zusätzliche Art der UFO-Forschung durchaus Sinn ergeben und darf begrüßt werden, wenn zum einen die Technik dafür ausgereift ist und zum anderen die Auswertung der Ergebnisse von Personen ihres Fachs vorgenommen werden.Gröschel schreibt aber, dass er von sich selbst »mit großer Sicherheit sagen kann, dass es in Deutschland keinen privaten Ufo-Forscher gibt, der eine solch umfassende praktische und theoretische Erfahrung im Umgang mit Ufo-Überwachungsanlagen und den sich ergebenden Resultaten hat, wie ich sie habe.« Große Worte, vorallem vor dem Hintergrund, dass wir in Deutschland UFO-Phänomen-Forscher haben, die sich bereits seit Jahrzehnten sehr erfolgreich mit der Identifizierung von vermeintlichen UFOs auf Video- und
Bildmaterial beschäftigen. Neugierig auf die folgenden, im eBook präsentierten, Ergebnisse machte mich schlussendlich der Satz des Autors, wonach sein beschrittener Weg »als bisher Einziger zu echten Beweisen führt«.

Das eBook beginnt mit einer kurzen Beschreibung des Standortes des Überwachungssystems in rund 1,5 km Entfernung zum Kernkraftwerk. Dabei fällt auf, dass das Kamerasystem beim Sichten nicht nur eine Hauptstraße und Eisenbahnschienen sowie Hochspannungsleitungen überqueren muss, sondern auch gleich drei Mal den Neckar, der sich an dieser Stelle durch die Landschaft windet. Hinter dem KKW verläuft zudem die A81. Auf der nächsten Seite wird die an einer Hauswand angebrachte Apparatur gezeigt, die in einem Gehäuse eingebaut ist. Auch hier fällt dem Betrachter sofort ins Auge, dass Lichtreflexe nicht nur auf den Linsen der Kameras selbst, sondern auch auf der Glasplatte an der Front des umgebenden Gehäuses erscheinen könnten. Je mehr Glas vor der Linse angebracht ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Reflexionen und desto geringer die Chance auf saubere Aufnahmebedingungen im Allgemeinen. Die nun im eBook folgenden Fälle vermeintlicher UFO-Aufnahmen bestätigen dies.

Der Bildband ist gefüllt mit einfachsten Lichtreflexen auf oder vor der Linse (Glasplatte), die mittels Bildbearbeitung bis zur Unkenntlichkeit vergrößert wurden. Ich möchte das salopp formuliert einfach nur Pixelpampe nennen. Dank den Vorträgen professioneller Bildbearbeiter auf früheren Fachtagungen wissen wir heute, wie wenig an Information bei solchen Hochvergrößerungen tatsächlich noch übrig bleibt. Kommen dann noch, wie von Gerhard Gröschel verwendet, weitere Bearbeitungsfilter zum Einsatz und wird ein minderwertiges Speicherformat ausgewählt (bspw. JPEG), geht der Großteil der Bildinformationen unwiederbringlich verloren. Die in diesem eBook präsentierten Aufnahmen sind daher leider völlig wertlos. Dem Leser bleibt nichts anderes übrig als sich auf die Begleittexte des Autors zu stürzen. Hier möchte ich des Beispiels wegen zwei Fälle herausgreifen und beginne gleich mit dem ersten im eBook angesprochenen Fall »UFO (1) bei Tageslicht über dem KKW Neckarwestheim«, den der Autor selbst als »wirklich spektakulär« beschreibt. Auf den Einzel- und Summenbildern ist nur ein wohl kugelförmiges Gebilde zu erkennen, welches mittels Vergrößerung wieder nur zu einem verpixelten Fleck mutiert. Der Autor selbst spricht beim Flugverhalten und Geschwindigkeit von einer Ähnlichkeit zu einem Heißluftballon und erklärt weiter unten im Text, weshalb die Menschen im Ort es für nichts Außergewöhnliches hielten, ebenfalls mit dem Erscheinungsbild eines Heißluftballons. Weshalb es dieser aber dennoch nicht sein konnte, erklärt der Autor zum einen mit meteorologischen Daten (Windrichtung), viel wichtiger aber, zum anderen mit einer »Metamorphose des Farbwechsels«. Für den Autor ist das Objekt unter intelligenter, bewusster Steuerung. Richtig ist, dass das Objekt auf den gezeigten Bildern in einem unterschiedlichen Licht erscheint. Die ersten Bilder zeigen das Objekt neben den von der Sonne angestrahlten Wolken. Auch das Objekt wird sehr deutlich aus derselben Richtung, eben der Sonne, angestrahlt. Die weiteren Bilder zeigen das Objekt deutlich näher an den Wolken und plötzlich wird das Objekt dunkel. Klar: Das Sonnenlicht wird von den Wolken abgehalten, das Objekt befindet sich nun im Schatten. Die »Metamorphose des Farbwechsels« wird hier schlicht und einfach durch ein Sonne-Schatten-Spiel ausgelöst. Leider ist dem eBook nicht zu entnehmen, ob sich der Autor darum bemüht hat den Ursprung des Objekts herauszufinden. So ist doch bspw. bekannt, dass ganz in der Nähe eine Wetterstation regelmäßig Ballone für meteorologische Messungen in die Luft schickt.

Der zweite Fall, der hier angesprochen werden soll, wird vom Autor sogar als »weltweit nichts vergleichbares« angepriesen. Der UFO-Sensor seiner Apparatur hatte in der Nacht des 4. Januar 2011 physikalische Veränderungen registiert, was sowohl das Magnetfeld als auch die Gravitation betreffe. Angeblich zeitgleich habe das Kamerasystem dann auch ein Objekt auf Film gebannt. Angeblich deshalb, da die Uhrzeit des Kamerasystems von 2.40 Uhr in der Nacht spricht, die Sensoren aber erst gegen 3.40 Uhr Ausschläge aufzeigen. Nun könnte man sagen, dass die Sommerzeit noch aktiviert war, dann aber sind etliche Fälle im eBook falsch beschrieben, die sich ebenfalls in den Wintermonaten zugetragen haben. Hier bleibt der Leser also mit einem großen Fragezeichen zurück. Der Autor beschreibt als Besonderheit des Objekts ein stetiges Aufblitzen, dessen Frequenz sinkt je langsamer das UFO wird und kommentiert das mit »In sowjetischen Ufoberichten kann man lesen, das Ufos ihre Blinkfrequenz mit der Fluggeschwindigkeit erhöhen.« und lässt den Leser mit dieser Behauptung ohne nähere Quellenangaben zurück. Man muss es dem Autor wohl einfach glauben. Für die seiner Meinung nach starken Ausschläge des UFO-Sensors findet Hr. Gröschel die Erklärung, dass »das Ufo direkt aus dem Orbit kommt und seine Geschwindigkeit stark verringert. Dadurch entstehen magnetische und gravitative Schockwellen.« Für ihn ist dieser Fall gar »ein Meilenstein« der technischen UFO-Forschung. Aus dem Datenblatt des Magnetfeldsensors wird u. a. deutlich, dass dieser dafür konzipiert ist, selbst auf Elektrosmog zu reagieren.

Spätestens in seinen Schlussworten erkennt der Leser die Überzeugung des Autors von einem extraterrestrischen Hintergrund des UFO-Phänomens, wenn dieser die Frage aufwirft weshalb sich »außerirdische Ufos« hin und wieder für atomare Anlagen interessieren würden.

Dem eBook ist von Beginn an anzumerken, dass sich der Autor von seinen eigenen Vorstellungen des UFO-Phänomens leiten ließ und seine Ergebnisse auch dementsprechend interpretiert. Leider geht dem Werk dabei jeder wissenschaftliche Grundgedanke abhanden und ein Mehrwert für eine »neue Ufoforschung in Deutschland« ist nicht zu erkennen. An keiner Stelle des eBooks wird erwähnt, ob sich der Autor selbst einmal die Mühe gemacht hat sich mit Behörden vor Ort oder dem Kraftwerksbetreiber auszutauschen. Ich legte dem stellvertetendem Leiter des Sicherheitsteams des KKW Neckarwestheim das eBook vor und erntete neben viel Unverständnis für dieses Werk auch die eindeutige Auskunft, dass das KKW keinen der im eBook besprochenen UFO-Fälle bestätigen kann. Viel mehr sehe man darin ebenso Lichtreflexe im Glas aus der Umgebung und Ballone, wie sie von Zeit zu Zeit auch das KKW überqueren.

Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass der Autor es nicht verstanden hat, die Ergebnisse seiner grundsätzlich als positiv zu bewertende Apparatur korrekt zu interpretieren. Neben den vielen wertlosen verpixelten Bildern stellt der Autor den Leser auch bei Rechtschreibung und Grammatik auf den Prüfstand. Für ein eBook, welches Geld kostet, darf man mehr erwarten.

Dennis Kirstein

ca. 75 Seiten, zahlreiche Fotos
Kindle eBook
Amazon Media EU S.à.r.l.
http://www.amazon.de/
UFOs-über-Neckarwestheim-Ufoforschungebook/dp/B009Z064OM
Luxemburg, 2012

Inzwischen erhältlich als folgende Version:
UFOS über AKW Neckarwestheim
64 Seiten, zahlreiche Fotos, EUR 1,99. Kindle eBook, Ancient Mail (1. April 2013)

 

Quelle: JUFOF Nr. 204: 189 ff

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