Michael Kotsch: UFOs und Bibel

Michael Kotsch:
UFOs und Bibel

Die Irrtümer Erich von Dänikens

 

KotschBereits 2001 erschien in einem Verlag für christliche Literatur die vorliegende Broschüre, die in der Reihe ‚AUFKLÄRUNG der Arbeitsgemeinschaft für Religiöse Fragen‘ erschien. Da vermutlich nur Wenige sie kennen und sie zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben ist, möchte ich sie hier kurz vorstellen.

Mit UFOs, so wie wir sie im Rahmen unserer Arbeit definieren, hat die Arbeit von Michael Kotsch nicht so viel zu tun. Aber sehr viel mit den Veröffentlichungen Erich von Dänikens, Peter Krassers und den Hypothesen der Prä-Astronautik unter besonderer Berücksichtigung der aus der Bibel entnommenen Zitate und Interpretationen.

Der Autor, Theologe und Verfasser mehrerer Bücher zu religionswissenschaftlichen Themen, betrachtet die wesentlichen Argumente der Prä-Astronautik, wenn es um die Interpretation von biblischen Texten und Berichten geht. Und dabei macht er wirklich die eklatanten Schwachstellen der Prä-Astronautik deutlich. Sie deutet viele in der Bibel enthaltene Beschreibungen übernatürlicher Ereignisse als das Wirken von Außerirdischen. In der Regel werden dabei weder der Gesamtkontext, noch bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Und – das wurde mir beim Lesen sehr deutlich – man macht sich keine Gedanken über die Konsequenzen, die sich bei der ETH-Interpretation für den weiteren Verlauf des Beschriebenen ergeben würden. So wirken die interpretierten Textstellen aus dem Zusammenhang gerissen. Hätten Außerirdische damals so eingegriffen, wie es die Interpretationen beschreiben, wäre der weitere in den Texten geschilderte Hergang ganz anders verlaufen. Die damalige Bevölkerung wird zudem zu einer primitiven Kultur degradiert, indem man das damalige kulturelle und technische Leistungsvermögen völlig unterschätzt.

Ein weiterer Schwachpunkt in der Argumentation der Prä-Astronautik ist zudem das Fehlen »echter« außerirdischer Artefakte. Wenn es die Mannamaschine, Atomreaktoren und weitere zahlreiche technische Geräte gab, wo sind deren Bestandteile? Wo sind die Nachweise radioaktiver Strahlung, wenn Sodom und Gomorrha durch eine Atomexplosion vernichtet worden sind?

Obwohl ich ja grundsätzlich die Hypothesen der Prä-Astronautik spannend und diskussionswürdig halte, kann ich nicht akzeptieren, dass sie, bzw. deren Protagonisten, offenbar bewusst wissenschaftliche Kenntnisse ignorieren. Auf der einen Seite werden präastronautische Belege aus dem Zusammenhang gerissen, historische Texte selektiert und ETH-passend gemacht, bzw. interpretiert und auf der anderen Seite stehen die konsumierenden Leser, die zum großen Teil uninformiert sind und sich nicht über die herkömmlich gewonnenen Erkenntnisse der Archäologie, Religionswissenschaft u. a. informieren. So lebt die Prä-Astronautik weitgehend von dem eingeschränkten Fachwissen ihrer Anhänger.

Das muss nicht für alle Bereiche der Prä-Astronautik gelten, aber, so auch meine Erfahrung, doch für die meisten. Deshalb wäre es wichtig, dass sich die Prä-Astronautik auf die aus ihrer Sicht härtesten Fakten beschränkt und das Material hierzu wissenschaftlich aufarbeitet. Es hilft nicht, ein Buch nach dem anderen erscheinen zu lassen, nur weil die Autoren davon leben müssen oder einen Verlags-Vertrag haben, nach dem sie regelmäßig ein Buch verfassen müssen. Da darf man sich nicht wundern, wenn somit leicht kritisierbare Werke entstehen.

Michael Kotsch zeigt dem Leser anhand konkreter Beispiele, wie die Prä-Astronautik zu ihren Überlegungen kommt und wie stichhaltig deren Argumente sind. Ursprünglich hatte ich eigentlich einen von christlicher Weltanschauung geprägten Inhalt erwartet, wurde aber bis auf zwei/drei kleine Stellen, eines Besseren belehrt. Die Argumentation Kotsch‘ ist aus meiner Sicht nachvollziehbar und sachlich begründet. Wenn es die Prä-Astronautik nicht schafft, sich auf »harte Fakten« zu beschränken, wird sie das bisschen Glaubwürdigkeit, dass möglicherweise noch vorhanden ist, verlieren und auf Dauer weitere Anhänger einbüßen.
Hans-Werner Peiniger

 

85 Seiten, geheftet, Art.-Nr.: 561369, ISBN: 9783933828699, 1,50 EUR
Lichtzeichen Verlag / Logos Verlag
www.lichtzeichen-shop.com
Lage, 2001

 

Quelle: JUFOF Nr. 212: 63 f