Luc Burgin: Geheimdossier UFOs

Luc Burgin:
Geheimdossier UFOs

Die Akten der Schweizer Luftwaffe
Mit über 140 Original-Dokumenten

 

Als Herausgebebürginr und Chefredakteur der Zeitschrift MYSTERIES (www.mysteries-magazin.com), Autor vieler entsprechender Bücher und Teilnehmer von einschlägigen Veranstaltungen ist Luc Bürgin in der Szene kein Unbekannter. Er beschäftigt sich mit vielen grenzwissenschaftlichen Themen, so auch mit dem UFO-Phänomen. Für sein Buch ging er den Fragen nach, was das Schweizer Militär über UFOs weiß und wie mit dem UFO-Phänomen in der Schweizer Luftwaffe umgegangen worden ist.

Dabei wurde er wesentlich von einem inzwischen verstorbenen Informanten unterstützt, der jahrzehntelang im Radarbereich der Schweizer Luftwaffe tätig war und auf eigenem persönlichen Antrieb Radardaten über UFO-Ereignisse und anderes sammelte und eben nicht, wie befohlen, vernichtete. Er dokumentierte u. a. UFO-Sichtungsberichte von Militärpiloten und gab Bürgin wertvolle Tipps für seine investigative Recherche, die dann letztendlich zu der vorliegenden Dokumentation führte. Seine gesammelten Radardaten/-karten waren es dann auch, die MUFON-CES innerhalb ihrer Radar-Gruppe auszuwerten versuchte.

Erste Hinweise darauf, dass sich auch die Schweizer Luftwaffe mit dem UFO-Phänomen auseinandersetzte oder auseinandersetzen musste, ergaben sich aus der Sichtung des in der Universitätsbibliothek Basel archivierten Materials der Ufologin Lou Zinsstag. Im weiteren Verlauf seiner Recherchen, die Bürgin in den ersten rund 44 Seiten schildert, stieß er auf weiteres erhellendes Material. Danach wird deutlich, dass die Schweizer Luftwaffe immer wieder mal unidentifizierte Objekte radarmäßig erfasste, es auch zahlreiche UFO-Beobachtungen militärischen Personals, z. B. Piloten, gab und sich deren Nachrichtendienst mit UFOs beschäftigte und sogar ein Meldeformular für Piloten und Beamte erstellen ließ.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Schweizer Luftwaffe mit den an sie von Journalisten, Ufologen oder auch von Luc Bürgin im Rahmen seiner Recherchen gerichteten UFO-Fragen überfordert war. Auf der einen Seite, wie es in so großen Behörden ähnlichen Apparaten üblich ist, wusste nicht die linke Hand was die rechte macht. Es gab keinen offiziellen Auftrag, UFO-Meldungen zu dokumentieren und an eine zentrale Stelle zu melden, um sie dort analysieren und archivieren zu lassen. Ganz im Gegen teil, so gab es sogar entsprechende Befehle, all das Material, zu dem es keinen Auf trag gab, zu vernichten. Auf der anderen Seite gehörte es nicht zu deren ureigene Aufgabe, Anfragen von UFO-Forschern so zu bearbeiten, wie es sie gerne gesehen hätten. Die Kosten und den zeitlichen Aufwand für Recherchen nach dem gewünschten Material hätte man gegenüber Vorgesetzten rechtfertigen müssen. Dann wusste man möglicherweise nicht, was man hätte freigeben dürfen, was aus militärischen Geheimhaltungsgründen nicht weitergegeben darf, das hätte dann auch erst einmal einer Überprüfung bedurft. Da sagt man dann der Einfachheit halber schon eher, dass man über kein entsprechendes Material verfügen würde. Für mich ist auch nachvollziehbar, dass es die Schweizer Luftwaffe gar nicht gerne gesehen hat, in einer TV-Sendung von einem Journalisten und MUFON-CES-Mitglied plötzlich mit »dienstlichen« Radarkarten konfrontiert zu werden. Hier witterte man eine »undichte« Stelle und die galt es zu schließen. Die Gefahr war gegeben, dass auch anderes Material bekannt werden könnte, aus dem gegnerische Geheimdienste nützliche Informationen hätten gewinnen können.

Unabhängig davon… Luc Bürgin hat mit seinen Recherchen belegt, dass es bei der Schweizer Luftwaffe ein »UFO-Dossier« und entsprechende UFO-Akten gab. Was er da von seinem Informanten erhielt und im Schweizer Bundesarchiv »ausgegraben« hat, ist schon interessant und spannend zu lesen. Die Akten in Form von Briefen, Memos, Zeugenberichten und Radarkarten sind im umfangreichen Anhang des Buches abgebildet.

Nur noch mal zum besseren Verständnis. Wenn hier der Begriff »UFO« verwendet wird, geht es nicht um »außerirdische Raumschiffe« u. ä. Es handelt sich um Beobachtungen militärischer Beschäftigten, die sich in der Regel, auf das Beobachtungsobjekt bezogen, nicht von denen ziviler Zeugen unterscheiden. Auch die Radardaten beziehen sich weitgehend auf Ziele, die sich lediglich ungewöhnlich verhielten und beispielsweise ruckartige Bewegungsmuster oder chaotische Flugspuren zeigten. Eine visuelle Bestätigung gab es nur selten.

Heute ist die Situation die, dass es in der Schweiz gar keine militärische Luftraumüberwachung mehr in der Form wie früher gibt. Seit 2001 überlässt man das der Aktiengesellschaft Skyguide, die auch die militärische Einsatzzentrale betreibt und 2002 wegen eines dramatischen Flugunfalls, bei dem 71 Menschen zu Tode kamen, ins Gerede kam. Einer der Gründe, so die damalige Flugunfalluntersuchung, lag an der in verkehrsruhigen Nachtzeiten üblichen, bzw. vorschriftsmäßigen, aber für Laien unverständlich geringen personellen Besetzung der Flugüberwachung. Nur ein Fluglotse befand sich im Kontrollraum. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Fluglotsen, auch die der anderen Flugsicherungsgesellschaften, heute nur die Signale auf dem Radarschirm sehen, die von Flugzeugen mit Transpondersignal stammen und alles andere herausgefiltert wird.

Luc Bürgin hat mit seiner empfehlenswerten Dokumentation aufgezeigt, dass in dem vergleichsweise kleinen Staat der Schweiz in unterschiedlichster Form UFO-Akten angelegt wurden. Eine offizielle Stelle, die sich zentral und ausschließlich mit UFO-Phänomenen befasste, gab es in der Schweiz wohl nicht, aber immer wieder mal einzelne Dienststellen und Sachbearbeiter, die sich aufgrund aktueller Geschehnisse dem UFO-Thema widmen mussten. Unabhängig davon, um was es sich bei den beobachteten oder radarmäßig erfassten UFOs letztendlich wirklich handelte, wird deutlich, dass es militärische UFO-Akten gegeben hat und wohl auch weiterhin geben wird. Nicht nur in der Schweiz, sondern vermutlich auch hierzulande.
Hans-Werner Peiniger

 

224 Seiten, Großformat, ill.
ISBN 978-386445210-9, Preis: 19,95 €
Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg, 2015

 

Quelle: JUFOF Nr. 219: 95 f