Ein Insiderbericht über das geheime UFO-Programm der amerikanischen Regierung

Kein Thema hat die UFO-Welt in den letzten Jahren so sehr dominiert wie die Frage nach geheimen UFO-Programmen und bisher unbekannten Untersuchungen des Phänomens durch offizielle Regierungsstellen.
Während in Deutschland das Thema weiter stiefmütterlich behandelt wird und bei offiziellen Anfragen der Tenor vorherrscht, dass das Thema keine Rolle spiele (siehe in diesem Zusammenhang z.B. das empfehlenswerte Buch von Andreas Müller: Deutschlands UFO-Akten, 2021), sieht dies in den USA ganz anders aus.
Nach den mehr als 20 Jahre andauernden umfangreichen Untersuchungen der US-amerikanischen Luftwaffe zwischen 1947 und 1969 (Projekte Sign, Grudge und Blue Book) und der Untersuchung des sogenannten Condon Committee (benannt nach dem leitenden Untersucher der University of Colorado, Edward Condon) in den Jahren 1966 bis 1968 war aber zumindest vorläufig scheinbar Ruhe eingekehrt.
Doch in den letzten Jahren blitzte das Thema immer wieder auf. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichung von John B. Alexander (UFOs: Myths, Conspiracies and Realities, 2011), in der gezielt nach offiziellen Untersuchungen Ausschau gehalten wurde, wurde man wieder hellhörig.
Im Jahr 2017 hörte man erstmals etwas über ein neues Pentagon-Programm (z.B. in der Huffington Post, der New York Times und der Washington Post).
Im Jahre 2021 dominierte dann die nachrichtendienstliche Einschätzung zur Bedrohung durch UAPs durch den Direktor des Nationalen Geheimdienstes (DNI) in den USA die Nachrichten. Dieser kam zu dem Schluss, dass UAPs ein Problem für die Flugsicherheit und eine Herausforderung für die nationale Sicherheit darstellen. Zusätzlich kam das berühmte Tic Tac-Video in Umlauf.
Was im Hintergrund hierzu ablief, das lässt sich in diesem Buch nachvollziehen.
Die Autoren sind hierbei keine unbekannten: George Knapp ist bereits seit Jahrzehnten als Filmemacher in Las Vegas bekannt (KLAS TV) und war im Rahmen dieser Tätigkeit aktiv an Untersuchungen im Bereich AREA 51 und Bob Lazar beteiligt. Colm Kelleher ist seinerseits langjähriger Hauptuntersucher anomaler Phänomene bei Robert Bigelow und wahrscheinlich den meisten durch seine Untersuchungen zur Skinwalker Ranch bekannt (Hunt for the Skinwalker, zusammen mit George Knapp, 2005). James Lacatski wiederum war für die DIA bei der Untersuchung des UFO-Phänomens federführend beteiligt.
Die DIA (Defense Intelligence Agency) ist der US-amerikanische Militärgeheimdienst, vergleichbar mit der russischen GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) und der britischen DI (Defense Intelligence) – in Deutschland sind die Befugnisse diesbezüglich zwischen dem Bundenachrichtendienst (BND) und dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) aufgeteilt.
Durch einen Besuch auf der Skinwalker Ranch und ein entsprechendes eigenes Erlebnis interessierte sich Lacatski für das UFO-Phänomen und konnte nicht nachvollziehen, wieso dieses seitens der Wissenschaften nicht genügend gewürdigt wurde. Und so entstand gemeinsam mit dem, 2021 verstorbenen, Senator von Nevada (1987 bis 2017), Harry Reid. und dem US-amerikanischen Milliardär Robert Bigelow das Advanced Aerospace Weapon System Applications Program (AAWSAP).
An dieser Stelle werden die Zusammenhänge, wie in einem guten Geheimdienstfilm, etwas verwirrend, denn über dieses Programm hörte man in der Öffentlichkeit wenig. Viel mehr war das Advanced Aerospace Threat Identification Program (AATIP) medial bekannt. Wie das zusammenhängt. wird im Buch ausführlich erläutert. Fakt ist, dass das AAWSAP nur zwei Jahre andauerte und 22 Millionen Dollar veranschlagte! Die Untersuchungen wurden hierbei durch das Unternehmen Bigelow Aerospace Advanced Space Studies (BAASS) durchgeführt.
Und hier wurde eine Menge Forschung betrieben. Rund 7.000 Seiten Umfang haben allein die im Anhang 1 des Buches aufgeführten Untersuchungs- und Monatsberichte.
Der Auftrag gestaltete sich hierbei wie folgt:
Das AAWSAP wurde entwickelt, um die potenzielle Bedrohung von UAPs einzuschätzen. BAASS war eine Organisation, die speziell dafür geschaffen wurde, um den AAWSAP-Auftrag zur Bewertung des Bedrohungspotenzials von UAPs durchzuführen. (S. 27)
Wenn Sie sich nun fragen, wieso hier so freimütig über diese geheimdienstlichen und offiziellen Untersuchungen berichtet werden kann, dann ist einer der Gründe die vergangene Zeit zwischen dem Projekt (2008 bis 2010) und der Veröffentlichung des Buches (Das amerikanische Original erschien unter dem Titel: Skinwalkers at the Pentagon 2021). Die Details des Programms und seine Hintergründe wurden erst am 11. Mai 2021 durch das Amt für Vorveröffentlichung und Sicherheitsüberprüfung (DOPSR) des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums zur Veröffentlichung freigegeben.
Um an genügend Fälle und Echtzeitsichtungen zu gelangen, gab es zudem eine Zusammenarbeit zwischen dem BAASS und der MUFON. Diese Fälle konnten dann untersucht werden:
Mit der Hilfe von John F. Schuessler, einem der Gründer und Vorstandsmitglied von MUFON, schloss BAASS im Februar 2009 einen Vertrag mit MUFON, der es BAASS ermöglichte, innerhalb weniger Stunden von jedem Ort in den Vereinigten Staaten Meldungen über bedeutende UAP-Sichtungen zu erhalten, zeitnah über die Ermittlungen in diesen Fällen informiert zu werden und physische Beweise (Fotos, Digitalaufnahmen, Bodenproben, Pflanzen, Insekten und andere Tiere) zur wissenschaftlichen Analyse zu bekommen. BAASS hatte mehrere Labors, die forensische, fotografische, metallurgische, chemische, isotopische und biologische Analysen aller Proben durchführen konnten, die sie von MUFON erhielten. (S. 161f.)
Und BAASS verließ sich nicht nur auf diese aktuellen Fälle, sondern baute auch die wahrscheinlich größte und umfassendste weltweite Datenbank zum Phänomen auf:
Inzwischen war das Expertenteam aus fast einem Dutzend Analysten und Übersetzern damit beschäftigt, Tausende einzelner UAP-Meldungen aus Frankreich und anderen europäischen Ländern, aus Brasilien und anderen Nationen in Südamerika sowie aus Russland zusammenzutragen und damit auf der Grundlage der UAP-Sichtungen ein sehr großes Datenlager zu erstellen. (S. 166)
Auch autonome UAP-Observationsplattformen, die ohne Einsatz von Personal rund um die Uhr Daten zu UAPs sammeln sollten, wurden geplant. Diese sollten unter anderem umfassen:
Ein robuster elektromagnetischer (EM) Spektrumanalysator für den Außenbereich, ein EM-Messgerät, ein omnidirektionales Mikrofon, eine inertiale Messeinheit für die Schwerkraft- und Magnetfeldmessung, ein Ultraschallmikrofon, eine Wetterstation, eine Internet-Protocol-(IP)-Infrarotkamera für den Außenbereich und ein Industriekistenwagen für den Transport. (S. 176)
Wegen der Kürze des Programms von nur zwei Jahren wurden diese Plattformen schlussendlich nicht gebaut. Ein umfangreicher Bericht hierzu wurde aber der DIA übersandt. Man kann an dieser Stelle nur vermuten, ob die DIA möglicherweise auch nach Abschluss des Programms an anderer Stelle weiterforschte oder ob Bigelow mittlerweile in Eigenregie entsprechende Plattformen gebaut und installiert hat. Die Geheimhaltungspraxis rund um Bigelow und seine Untersuchungen lassen zumindest den Schluss zu, dass Ergebnisse nur bestimmten Kreisen zugänglich gemacht würden.
Sehr interessant sind die im Buch geschilderten Vorgänge, teils mit UAP-Beteiligung, teils in den Bereich des Paranormalen gehend: UAP-Sichtungen, Lichtbälle, die Menschen verletzen und nachhaltige Schäden verursachen, poltergeistähnliche Phänomene, welche die Untersucher nicht nur erforschen, sondern irgendwie auch mit nach Hause nehmen. Dieses Buch bietet eine Menge Stoff, der für Diskussionen sorgen kann und der auch dazu führt, die klaren Trennungen zwischen dem UAP-Phänomen und anderen Phänomenen zu hinterfragen.
Bigelows Handschrift, welche auch bereits im NIDS (National Institute for Discovery Science), einer durch den Milliardär privat finanzierten Forschungsgruppe, welche von 1995 bis 2004 bestand, deutlich wurde, kommt auch hier zur Geltung: Die Phänomene lassen sich nur beschreiben und verstehen, wenn sie mit einer weitergehenden Bewusstseinsforschung einhergehen.
Der Teilnehmerkreis, der zum Teil aus seit Jahrzehnten bekannten und angesehenen Forschern besteht, ist entsprechend auch ähnlich geblieben: Knapp, Kelleher, Puthoff, Vallée.
So verwundert an dieser Stelle nicht, dass durch die Beteiligung von Puthoff auch Remote Viewing zur Untersuchung eingesetzt wurde.
Das Buch ist teilweise sehr technisch geschrieben und auch die gerade an diesen Stellen etwas holprige Übersetzung führt nicht immer zu einem Lesegenuss. Doch die geschilderten Vorkommnisse, einerseits auf der Skinwalker Ranch und andererseits im direkten Umfeld der auf dieser Ranch eingesetzten Untersucher und Wachmannschaften, sind die Lektüre wert. Wer die Hintergründe der Forschung, zwischen offiziellen Regierungs-, Geheimdienst- und Militärstellen und privaten Forschern und Untersuchungsgruppen, verstehen und etwas über deren Motivation erfahren will, kommt an diesem Buch nicht vorbei.
Marius Kettmann, B.A., 4/5 Sternen
288 Seiten, 10 Abb., ISBN-13: 978-3989920422, Preis: 25,00 EUR
Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg, 2024
Quelle: JUFOF Nr. 279, 3/2025: 88 ff
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