James T. Lacatski, Colm A. Kelleher, George Knapp: Skinwalker im Pentagon

Ein Insiderbericht über das geheime UFO-Programm der amerikanischen Regierung

Kein Thema hat die UFO-Welt in den letz­ten Jahren so sehr dominiert wie die Frage nach geheimen UFO-Programmen und bis­her unbekannten Untersuchungen des Phä­nomens durch offizielle Regierungsstellen.

Während in Deutschland das Thema wei­ter stiefmütterlich behandelt wird und bei offiziellen Anfragen der Tenor vorherrscht, dass das Thema keine Rolle spiele (siehe in diesem Zusammenhang z.B. das empfeh­lenswerte Buch von Andreas Müller: Deutschlands UFO-Akten, 2021), sieht dies in den USA ganz anders aus.

Nach den mehr als 20 Jahre andauernden umfangreichen Untersuchungen der US-amerikanischen Luftwaffe zwischen 1947 und 1969 (Projekte Sign, Grudge und Blue Book) und der Untersuchung des sogenann­ten Condon Committee (benannt nach dem leitenden Untersucher der University of Co­lorado, Edward Condon) in den Jahren 1966 bis 1968 war aber zumindest vorläufig scheinbar Ruhe eingekehrt.

Doch in den letzten Jahren blitzte das Thema immer wieder auf. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichung von John B. Ale­xander (UFOs: Myths, Conspiracies and Rea­lities, 2011), in der gezielt nach offiziellen Untersuchungen Ausschau gehalten wurde, wurde man wieder hellhörig.

Im Jahr 2017 hörte man erstmals etwas über ein neues Pentagon-Programm (z.B. in der Huffington Post, der New York Times und der Washington Post).

Im Jahre 2021 dominierte dann die nach­richtendienstliche Einschätzung zur Bedro­hung durch UAPs durch den Direktor des Nationalen Geheimdienstes (DNI) in den USA die Nachrichten. Dieser kam zu dem Schluss, dass UAPs ein Problem für die Flugsicherheit und eine Herausforderung für die nationale Sicherheit darstellen. Zusätz­lich kam das berühmte Tic Tac-Video in Umlauf.

Was im Hintergrund hierzu ablief, das lässt sich in diesem Buch nachvollziehen.

Die Autoren sind hierbei keine unbe­kannten: George Knapp ist bereits seit Jahr­zehnten als Filmemacher in Las Vegas be­kannt (KLAS TV) und war im Rahmen dieser Tätigkeit aktiv an Untersuchungen im Be­reich AREA 51 und Bob Lazar beteiligt. Colm Kelleher ist seinerseits langjähriger Haupt­untersucher anomaler Phänomene bei Ro­bert Bigelow und wahrscheinlich den meis­ten durch seine Untersuchungen zur Skin­walker Ranch bekannt (Hunt for the Skinwalker, zusammen mit George Knapp, 2005). James Lacatski wiederum war für die DIA bei der Untersuchung des UFO-Phäno­mens federführend beteiligt.

Die DIA (Defense Intelligence Agency) ist der US-amerikanische Militärgeheimdienst, vergleichbar mit der russischen GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) und der britischen DI (Defense Intelligence) – in Deutschland sind die Befugnisse dies­bezüglich zwischen dem Bundenachrichten­dienst (BND) und dem Militärischen Ab­schirmdienst (MAD) aufgeteilt.

Durch einen Besuch auf der Skinwalker Ranch und ein entsprechendes eigenes Er­lebnis interessierte sich Lacatski für das UFO-Phänomen und konnte nicht nachvoll­ziehen, wieso dieses seitens der Wissen­schaften nicht genügend gewürdigt wurde. Und so entstand gemeinsam mit dem, 2021 verstorbenen, Senator von Nevada (1987 bis 2017), Harry Reid. und dem US-amerikani­schen Milliardär Robert Bigelow das Advan­ced Aerospace Weapon System Applications Program (AAWSAP).

An dieser Stelle werden die Zusammen­hänge, wie in einem guten Geheimdienst­film, etwas verwirrend, denn über dieses Programm hörte man in der Öffentlichkeit wenig. Viel mehr war das Advanced Aero­space Threat Identification Program (AATIP) medial bekannt. Wie das zusammenhängt. wird im Buch ausführlich erläutert. Fakt ist, dass das AAWSAP nur zwei Jahre andauerte und 22 Millionen Dollar veranschlagte! Die Untersuchungen wurden hierbei durch das Unternehmen Bigelow Aerospace Advanced Space Studies (BAASS) durchgeführt.

Und hier wurde eine Menge Forschung betrieben. Rund 7.000 Seiten Umfang haben allein die im Anhang 1 des Buches aufge­führten Untersuchungs- und Monatsbe­richte.

Der Auftrag gestaltete sich hierbei wie folgt:

Das AAWSAP wurde entwickelt, um die potenzielle Bedrohung von UAPs einzuschät­zen. BAASS war eine Organisation, die spe­ziell dafür geschaffen wurde, um den AAWSAP-Auftrag zur Bewertung des Bedro­hungspotenzials von UAPs durchzuführen. (S. 27)

Wenn Sie sich nun fragen, wieso hier so freimütig über diese geheimdienstlichen und offiziellen Untersuchungen berichtet werden kann, dann ist einer der Gründe die vergangene Zeit zwischen dem Projekt (2008 bis 2010) und der Veröffentlichung des Buches (Das amerikanische Original er­schien unter dem Titel: Skinwalkers at the Pentagon 2021). Die Details des Programms und seine Hintergründe wurden erst am 11. Mai 2021 durch das Amt für Vorveröffentli­chung und Sicherheitsüberprüfung (DOPSR) des US-amerikanischen Verteidigungsminis­teriums zur Veröffentlichung freigegeben.

Um an genügend Fälle und Echtzeitsich­tungen zu gelangen, gab es zudem eine Zu­sammenarbeit zwischen dem BAASS und der MUFON. Diese Fälle konnten dann un­tersucht werden:

Mit der Hilfe von John F. Schuessler, ei­nem der Gründer und Vorstandsmitglied von MUFON, schloss BAASS im Februar 2009 ei­nen Vertrag mit MUFON, der es BAASS er­möglichte, innerhalb weniger Stunden von jedem Ort in den Vereinigten Staaten Mel­dungen über bedeutende UAP-Sichtungen zu erhalten, zeitnah über die Ermittlungen in diesen Fällen informiert zu werden und physische Beweise (Fotos, Digitalaufnah­men, Bodenproben, Pflanzen, Insekten und andere Tiere) zur wissenschaftlichen Ana­lyse zu bekommen. BAASS hatte mehrere Labors, die forensische, fotografische, me­tallurgische, chemische, isotopische und bi­ologische Analysen aller Proben durchführen konnten, die sie von MUFON erhielten. (S. 161f.)

Und BAASS verließ sich nicht nur auf diese aktuellen Fälle, sondern baute auch die wahrscheinlich größte und umfas­sendste weltweite Datenbank zum Phäno­men auf:

Inzwischen war das Expertenteam aus fast einem Dutzend Analysten und Überset­zern damit beschäftigt, Tausende einzelner UAP-Meldungen aus Frankreich und anderen europäischen Ländern, aus Brasilien und anderen Nationen in Südamerika sowie aus Russland zusammenzutragen und damit auf der Grundlage der UAP-Sichtungen ein sehr großes Datenlager zu erstellen. (S. 166)

Auch autonome UAP-Observationsplatt­formen, die ohne Einsatz von Personal rund um die Uhr Daten zu UAPs sammeln sollten, wurden geplant. Diese sollten unter ande­rem umfassen:

Ein robuster elektromagnetischer (EM) Spektrumanalysator für den Außenbereich, ein EM-Messgerät, ein omnidirektionales Mikrofon, eine inertiale Messeinheit für die Schwerkraft- und Magnetfeldmessung, ein Ultraschallmikrofon, eine Wetterstation, eine Internet-Protocol-(IP)-Infrarotkamera für den Außenbereich und ein Industriekis­tenwagen für den Transport. (S. 176)

Wegen der Kürze des Programms von nur zwei Jahren wurden diese Plattformen schlussendlich nicht gebaut. Ein umfangrei­cher Bericht hierzu wurde aber der DIA übersandt. Man kann an dieser Stelle nur vermuten, ob die DIA möglicherweise auch nach Abschluss des Programms an anderer Stelle weiterforschte oder ob Bigelow mitt­lerweile in Eigenregie entsprechende Platt­formen gebaut und installiert hat. Die Ge­heimhaltungspraxis rund um Bigelow und seine Untersuchungen lassen zumindest den Schluss zu, dass Ergebnisse nur be­stimmten Kreisen zugänglich gemacht wür­den.

Sehr interessant sind die im Buch ge­schilderten Vorgänge, teils mit UAP-Beteili­gung, teils in den Bereich des Paranormalen gehend: UAP-Sichtungen, Lichtbälle, die Menschen verletzen und nachhaltige Schä­den verursachen, poltergeistähnliche Phä­nomene, welche die Untersucher nicht nur erforschen, sondern irgendwie auch mit nach Hause nehmen. Dieses Buch bietet eine Menge Stoff, der für Diskussionen sor­gen kann und der auch dazu führt, die kla­ren Trennungen zwischen dem UAP-Phäno­men und anderen Phänomenen zu hinter­fragen.

Bigelows Handschrift, welche auch be­reits im NIDS (National Institute for Dis­covery Science), einer durch den Milliardär privat finanzierten Forschungsgruppe, wel­che von 1995 bis 2004 bestand, deutlich wurde, kommt auch hier zur Geltung: Die Phänomene lassen sich nur beschreiben und verstehen, wenn sie mit einer weiter­gehenden Bewusstseinsforschung einherge­hen.

Der Teilnehmerkreis, der zum Teil aus seit Jahrzehnten bekannten und angesehe­nen Forschern besteht, ist entsprechend auch ähnlich geblieben: Knapp, Kelleher, Puthoff, Vallée. 

So verwundert an dieser Stelle nicht, dass durch die Beteiligung von Puthoff auch Remote Viewing zur Untersuchung einge­setzt wurde.

Das Buch ist teilweise sehr technisch ge­schrieben und auch die gerade an diesen Stellen etwas holprige Übersetzung führt nicht immer zu einem Lesegenuss. Doch die geschilderten Vorkommnisse, einerseits auf der Skinwalker Ranch und andererseits im direkten Umfeld der auf dieser Ranch ein­gesetzten Untersucher und Wachmann­schaften, sind die Lektüre wert. Wer die Hintergründe der Forschung, zwischen offi­ziellen Regierungs-, Geheimdienst- und Mili­tärstellen und privaten Forschern und Un­tersuchungsgruppen, verstehen und etwas über deren Motivation erfahren will, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Marius Kettmann, B.A., 4/5 Sternen

288 Seiten, 10 Abb., ISBN-13: 978-3989920422, Preis: 25,00 EUR

Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg, 2024

Hier erhältlich*

Quelle: JUFOF Nr. 279, 3/2025: 88 ff

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