Earth´s Encounters With Extraterrestrial Technology
Expanded and Updated 2nd Edition

In den letzten Jahren häufen sich in der UFO-Szene die Aussagen von „Whistleblowern“ über die Bergung von abgestürzten UFOs und das „reverse engineering“ der dabei angeblich in die Hände der Menschheit gefallenen „außerirdischen“ oder „nicht-menschlichen“ Technologie. Dadurch erhält ein seit vielen Jahrzehnten bestehendes Narrativ eine neue Popularität in der „Szene“, denn entsprechende Äußerungen von hochrangigen Personen aus vermeintlich „eingeweihten“ Kreisen werden von vielen bereits als Beweis für die Authentizität solcher Vorgänge gewertet. Der Zeitpunkt ist also günstig für die Neuauflage eines Buches, das sich dieser Thematik widmet und das versucht, die vorliegenden Beweise für zahlreiche UFO-Crash-Fälle vorzustellen und zu bewerten.

Ryan S. Wood hat sein ursprünglich 2005 erschienenes Buch, das 74 solcher Vorfälle enthielt, nun um zahlreiche weitere Fälle erweitert und behandelt in chronologischer Reihenfolge insgesamt 104 „UFO-Abstürze“, die den Zeitraum von ca. 3000 v. Chr. bis 2008 umfassen.
Wie bereits der Titel des Buches erkennen lässt, vertritt Wood die Auffassung, dass die – von skeptischer Seite als „Verschwörungstheorien“ bezeichneten – Erzählungen von schon seit den 1940er-Jahren existierenden geheimen UFO-Programmen, die sich mit der Bergung und militärisch-industriellen Auswertung von exotischer Technologie beschäftigen, der Realität entsprechen. So befasst er sich schon in der Einleitung zu seinem Werk ausführlich mit der Entstehung einer „Interplanetary Phenomenon Unit“ (IPU) und der streng geheimen „MJ 12“- Gruppe. In einem ausführlichen Anhang zu seinem Buch bildet er entsprechende Dokumente ab, welche die Authentizität solcher Geheimorganisationen und -programme belegen sollen. Auch geht er auf die Kritik von Seiten der Skeptiker ein und versucht, den Vorwurf, es handele sich bei solchen Dokumenten um Fakes oder bewusste Desinformation (z.B. im Rahmen einer psychologischen Kriegsführung), zu entkräften. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem „Special Operations Manual“ (SOM), das er für ein authentisches Handbuch für die Kommandeure spezieller UFO-Bergungstruppen hält.
Leider führt Wood auch altbekannte Narrative, die man wohl der „UFO-Mythologie“ zurechnen muss, als möglicherweise authentisch an, so z.B. die John F. Kennedy/Marilyn Monroe-UFO-Verbindung: „A connection can be made between Lee Harvey Oswald and Area 51 […] So, we also have a pair of lovers – JFK and Marilyn – both powerful figures in their very own different ways, both sitting on volatile secrets of incredible proportions, both presenting problems to certain people in government, and, finally, both gone forever. Marilyn in August 1962 and JFK just a year-and-a-quarter later. Possibly, both for the very same reason: they got too close to the secret truth about life outside our world.“ (S. 116) Als „Quelle“ beruft er sich hier sehr vage auf Philip Corso und dessen Arbeit an einem geplanten neuen Buch (ebd.). Zwei Seiten vorher spricht er noch sehr relati-vierend von einem bloßen Gerücht: „At the time of his death in 1998, and at the age of 83, Corso was planning on writing another book: The Day after Dallas. The rumor was that Corso´s next book would show how UFOs and the death of JFK were interlinked.“ (S. 114)
Im Gegensatz zu solchen Ausflügen in äußerst fragwürdige Narrative, die auch den „X-Files“ entnommen sein könnten, legt Wood für die Bewertung der von ihm vorgestellten 104 Fälle zunächst einen durchaus sachlich anmutenden Kriterienkatalog vor, nach dem er jeden Fall gemäß einer Glaubwürdigkeitsskala in eine von 5 Stufen einordnen will:
| High Level of Authenticity: | 80-100% |
| Medium – High Level of Authenticity: | 60-80% |
| Medium Level of Authenticity: | 40-60% |
| Medium – Low Level of Authenticity: | 20-40% |
| Low Level of Authenticity: | 0-20% |
Zu den ausführlich vorgestellten Kriterien, nach denen die Authentizität beurteilt werden soll, zählen z.B. die Qualität von Zeugenaussagen, die Herkunft und Authentizität von Dokumenten, die Verifizierbarkeit von Fakten, forensische Tests bezüglich der Datierung von Dokumenten (verwendetes Papier, verwendete Schreibmaschine etc.), das Fehlen von sachlichen/inhaltlichen Anachronismen in den Dokumenten (die gegen ihre Echtheit sprechen würden) u.a.
Berechnet man jedoch den Anteil der Fälle in den verschiedenen Glaubwürdigkeitsstufen an der Gesamtzahl der untersuchten Fälle, sind die Zahlen etwas irritierend:
| Level of Authenticity: | ||
| High | 7 Fälle | (≈ 6,73%) |
| Medium-High | 16 Fälle | (≈ 15,38%) |
| Medium | 79 Fälle | (≈ 75,96%) |
| Medium-Low | 1 Fall | (≈ 0,96%) |
| Low | 1 Fall | (≈ 0,96%) |
Zunächst fällt auf, dass Wood nur zwei Fälle in die Kategorien „Low“ bzw. „Low-Medium“ einordnet. Unter die Kategorie „Low“ fasst er lediglich den „San Antonio-Fall, New Mexico 1945“ (der durch das Buch von Paola Harris und Jacques Vallée als „Trinity“-Fall bekannt geworden ist). Hier zeigt sich übrigens ein Widerspruch zwischen dem Kategoriensymbol, das unter der Kapitelüberschrift zu dem Fall abgebildet ist (nämlich das Symbol für „Low“), und der Fallbeschreibung selbst, in der Wood anführt, dass er den Fall gegenüber der Erstauflage aufgrund neuer Forschungen von „Medium-High“ auf „Low-Medium“ zurückgestuft habe. Wood hat also zu manchen Fällen offensichtlich ein Update vorgenommen. Im San Antonio-Fall beruft er sich auf einen Artikel von Douglas Johnson aus dem Jahre 2023 (Quellenangabe, s. Wood, S. 93), ignoriert jedoch völlig das 2021 in der Erstauflage erschienene Buch „Trinity“ (s.o.) und die anschließend daran geübte Kritik. Legt man die im Text genannte Einodnung zugrunde, gäbe es bei ihm also keinen einzigen Fall mit der niedrigsten Authentizitätswahrscheinlichkeit.
Der zweite Fall, den Wood in die Kategorie „Low-Medium“ einordnet, ist übrigens der gerade wieder heftig ins Gerede gekommene Fall „Magenta, Italy, June 13, 1933“. Hier bezieht Wood die neuen Ermittlungen von Roberto Pinotti sowie die Aussage von David Grusch mit ein, hält die Authentizität des Falles jedoch für eher unwahrscheinlich, vor allem wegen der als „Beweis“ angeführten Dokumente, die den von ihm angelegten Kriterien nicht entsprechen.
Der überwältigende Anteil der Fälle wird als „Medium“ eingeordnet (ca. 76%), das sind in der Regel Fälle, zu denen nur unzureichende Informationen verfügbar sind. Als Beispiel möge hier der Fall „Republic of the Congo, October 1965“ dienen. Hierzu existiert ein 11-seitiges freigegebenes CIA-Dokument mit dem Titel „Fragment, Metal, Recovered in the Republic of the Congo, Origin Believed to be an Unidentified Flying Object“. Die von Wood zitierte Passage aus diesem Dokument (S. 247) besagt lediglich, dass ein unbekanntes Objekt in der Luft explodiert und zur Erde gefallen sei und dass man ein metallisches Fragment davon geborgen habe. Das genaue Datum des Vorfalls ist unbekannt, der Name der Stadt sei in dem Dokument „illegible“. Weiter besagt das Dokument: „Other than a reported east-to-west direction of flight for the UFO specific observations and recovery details are lacking.“ (ebd.)
Von solcher Art sind die Fälle, die von Wood als „Medium“ eingeordnet werden: fehlende Daten, vage Zeugenaussagen, bloße Behauptungen, irgendjemand habe geborgene Alien-Leichen gesehen etc. Man fragt sich natürlich, weshalb solche Fälle nicht mit „Low“ oder „Low-Medium“ eingeordnet werden. Wood ordnet solche Fälle in einer mittleren Wahrscheinlichkeitsstufe ein, um zumindest zu suggerieren, dass eben nicht sicher ist, ob sie relevant sind oder nicht.
Ein besonders bizarres Beispiel für einen als „Medium“ eingeordneten „UFO-Fall“ ist der erste, den Wood in seiner chronologischen Übersicht anführt, nämlich: „Mount Ararat, Turkey circa 3000 B.C.“ Es handelt sich natürlich um die Arche Noah! Wood nimmt den Fall in seine Übersicht auf, weil auch hier einige CIA-Dokumente bzw. Anfragen an die Geheimdienste existieren, welche die Arche Noah zum Thema haben. Es geht z.B. darum, ob es Luftbild- oder Satellitenaufnahmen des Bergs Ararat gibt, die evtl. auf die Reste der Arche hindeuten. Das Ergebnis ist nicht eindeutig. Aber auch hier gibt es wiederum vage Hinweise auf geheime Luftbildaufnahmen, die möglicherweise Hinweise auf ein Objekt enthalten sollen. Wood verliert sich hier in puren Spekulationen: „Maybe, one day, we´ll learn that the CIA does hold some extraordinary data on the Ark. But right now – we are a long, long – very long – way away from that. In fact, there´s no solid evidence of it all in the slightest.“ (S. 29) Warum ordnet er diesen Fall also nicht als „low“ ein bzw. warum nimmt er ihn überhaupt als einen UFO-Fall auf? Die Begründung ist verblüffend: „[…] I still find the whole thing very interesting.“ (ebd.) Und der Bezug auf eine nicht angegebene Quelle (eine „off the record story“, also letztlich ein bloßes Gerücht), man habe auf dem Berg Ararat keine verrotteten Holzreste, sondern „the rusted remains of a huge metal craft“ (S. 30) gefunden, bringt ihn zu der Schwärmerei, eines Tages könne sich der Fall als „an ancient equivalent of the famous Roswell UFO crash of July 1947“ (ebd.) herausstellen.
Hier zeigt sich, wie selbst die besten Kriterien nichts nützen, wenn man die Fälle eher aufgrund von Glaubenssätzen bzw. Wunschdenken als auf der Basis von nachgewiesenen Fakten in die Authentizitätsskala einordnet.
Welche Fälle ordnet Wood in die höheren Kategorien ein? Hier fällt auf, dass es sich bei diesen insgesamt 23 Fällen überwiegend um die „Klassiker“ der Ufologie handelt, darunter aber auch um besonders umstrittene und z.T. als längst widerlegt geltende Fälle. So wird z.B. „Tunguska Russia, June 30, 1908“ als „Medium-High“ eingeordnet, obwohl Wood hier durchaus die verschiedenen Theorien bezüglich dieses Falles anführt, sowohl die von den meisten Wissenschaftlern bevorzugte Hypothese eines Meteoriten- ,Kometen- oder Asteroideneinschlags wie auch „exotische“ naturwissenschaftliche Theorien wie etwa ein kleines Schwarzes Loch oder eine Form von Antimaterie. Der Fall enthält durchaus anomale Merkmale – z.B. gibt es Hinweise auf eine atomare Explosion, was (zur damaligen Zeit) mit einer konventionellen Ursache kaum zu erklären ist.
Natürlich bevorzugt Wood die Hypothese eines UFO-Absturzes. Als ob dies seine präferierte Hypothese stützen könnte, geht er am Ende dieses Fallberichts ausführlich auf Science-Fiction-Literatur bzw. -Filme ein, die die UFO-Erklärung des Tunguska-Falles stets bevorzugt hätten.
Unter den „Medium-High“-Fällen findet sich auch der „Los Angeles Air Raid, California, February 25, 1942“, ein Fall, der heute meist nicht mehr ernsthaft als UFO-Fall gelistet wird. Auch hier stellt sich die Frage, warum der Fall in diesem Buch überhaupt erwähnt wird. Wood selbst formuliert es lediglich als Frage, ob durch die in dieser Nacht heftig feuernde Luftabwehr etwas abgestürzt und anschließend geborgen worden sei. Aber er muss diesen Fall deswegen als ziemlich glaubwürdig einstufen, weil die Entstehung der „Interplanetary Phenomenon Unit“(s.o.) für ihn mit diesem Ereignis verbunden ist.
Auffällig ist auch, dass sich unter den in der höchsten Authentizitätsstufe (High) eingeordneten Fällen mehrere ebenso bekannte wie umstrittene Fälle befinden, deren tatsächliche Faktenbasis aufgrund einer in Jahrzehnten immer unübersichtlicher gewordenen „UFO-Mythologie“ kaum noch rekonstruierbar ist. Hier führt er z.B. den dubiosen Fall „Aurora, Texas, April 17, 1897“ an, der sich im Rahmen der amerikanischen „airship“-Welle zugetragen haben soll. Ein solches Luftschiff soll in Aurora mit einer Windmühle kollidiert und der tote „Pilot“ in dem Dorf begraben worden sein. Der errichtete Grabstein sowie ein sich angeblich in dem Grab befindliches metallisches Trümmerstück des abgestürzten „spaceship“ seien später gestohlen worden. Wood beruft sich hier vor allem auf Untersuchungen und Befragungen, die Jim Marss 1973 (!) in Aurora durchgeführt hat.
Ebenso findet sich unter den Ereignissen, die Wood als mit hoher Wahrscheinlichkeit authentisch einstuft, der Fall „Roswell, New Mexico, July 1947“, bei dem die „Wahrheit“ wegen ständig neuer Wendungen und Ergänzungen des Narrativs nicht mehr nachträglich rekonstruierbar ist.
Selbst Illobrand von Ludwiger, der hinsichtlich für echt gehaltener UFO-Fälle gewiss nicht zimperlich war, schreibt über den Roswell-Fall: „Aus anfänglich wenigen Zeugenaussagen und einem nachvollziehbaren Ablauf der Ereignisse wurde im Laufe der Jahrzehnte ein bizarres, undurchdringbares Geflecht von Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen – manche mehr, manche weniger glaubhaft.“ (Illobrand von Ludwiger, IGAAP-Bericht Nr. 4, 2023, S. 59)
Für Wood ist dieser Fall aber natürlich auch deshalb von großer Bedeutung, weil auf den Roswell-Fall angeblich die Etablierung von „Majestic 12“ zurückzuführen ist.
Diese Beispiele mögen genügen, damit sich der Leser einen Eindruck davon verschaffen kann, was ihn bei diesem Buch erwartet. Es ermöglicht eine durchaus interessante Übersicht über zahlreiche teils bekannte, teils weniger bekannte Fälle angeblicher „UFO-Abstürze“, und so lässt es sich durchaus als Nachschlagewerk bezüglich dieser Klasse von UFO-Ereignissen benutzen. Was die Bewertung solcher Fälle betrifft, wendet Wood leider seine eigenen Kriterien bezüglich der Glaubwürdigkeit nicht konsequent auf die Fälle an, sondern lässt sich dabei von seinen schon vorhandenen weltanschaulichen Überzeugungen leiten, die u.a. von der Existenz geheimer Organisationen und Programme wie der „Interplanetary Phenomenon Unit“ und „Majestic 12“ ausgehen, die dafür sorgen, dass die „Wahrheit“ über das UFO-Phänomen auf einen sehr begrenzten Kreis von Eingeweihten beschränkt bleibt.
Es bleibt also letztlich dem kritischen Blick des Lesers überlassen, für wie glaubwürdig er jeweils die angegebene Authentizitätsstufe eines Falles angesichts der in dem Buch präsentierten Belege hält.
Kurt Ullrich, 2/5 Sternen
501 Seiten, ISBN-13: 978-0977205943, Preis: 29,46 EUR
Wood Enterprises
www.majiceyesonly.com
Broomfield, CO, USA, 2024
Quelle: JUFOF Nr. 279, 3/2025: 91 ff
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