Adam Frank: Leben im All

Was wir wirklich über außerirdisches Leben wissen
Von Aliens, UFOs und Area 51
Neueste Erkenntnisse eines Nasa-Forschers

Adam Frank ist dem einen oder anderen bereits ein Begriff. Der 1962 geborene US-Amerikaner ist Astrophysiker und Professor am Department of Physics and Astronomy an der University of Rochester im US-Bundesstaat New York. Sein Hauptforschungsgebiet ist das Endstadium von Sternen.

Ein weiteres Interessengebiet Franks ist die Astrobiologie. Auf dem Buchrücken ist hierzu Folgendes vermerkt:

Adam Frank ist Leiter einer Forschungseinheit der NASA, die sich gezielt der Suche nach außerirdischem Leben widmet.

Dieses Thema ist der eigentliche Inhalt dieses Buches (die Originalausgabe – erschienen 2023 – klingt hier auch noch eindeutiger: The Little Book of Aliens), welchem bereits drei Veröffentlichungen vorausgegangen waren: The Constant Fire: Beyond the Science vs Religion Debate (2009), The End of the Beginning: Cosmology Culture and Time at the Twilight of the Big Bang (2010) und Light of the Stars. Alien Worlds and the Fate of the Earth (2018) – mittlerweile liegt ein weiteres Buch von Frank unter dem Titel The Blind Spot: Why Science Cannot Ignore Human Experience (2024) vor.

An dieser Stelle besonders interessant ist natürlich der Schwenk zur UFO-Thematik. Während Organisationen wie die GEP seit Jahrzehnten versuchen, die Thematiken stark voneinander abzugrenzen (so spielt die Möglichkeit von Außerirdischen als Lösung der UFO-Thematik, die sogenannte ETH – Extraterrestrische Hypothese, nur dann eine Rolle, wenn hinter den Sichtungen tatsächlich bisher nicht verstandene oder bekannte Phänomene stecken, und selbst dann ist die ETH nur eine von vielen Erklärungshypothesen), wird nun wieder in einem Buch eine Verbindung gezogen, die möglicherweise gar nicht existiert.

Zudem begann ich die Lektüre des Werkes mit gewissen Bedenken, hatte Frank doch bereits am 30. Mai 2021 einen Artikel in der New York Times mit dem bemerkenswerten Titel I’m a Physicist Who Searches for Aliens. U.F.O.s Don’t Impress me veröffentlicht. Keine besonders gute Ausgangslage, wenn nun dieses Buch beide Themen behandelt – oder?

Doch das Buch entpuppt sich als ganz anders. Je länger man darin liest, desto mehr erhält man den Eindruck, dass es sich hier um einen höchst aufgeschlossenen Wissenschaftler handelt, welcher gekonnt die Brücke zwischen der historischen Forschung zur Suche nach außerirdischem Leben und aktuellen wissenschaftlichen Trends, Thesen und Ergebnissen schlägt.

Die dem geneigten Leser vor allem aus dem Bereich der SETI-Forschung bekannten Begriffe wie: die Drake-Gleichung zur Wahrscheinlichkeitsberechnung intelligenter außerirdischer Zivilisationen, das Fermi-Paradoxon (also die Frage, warum Aliens, wenn intelligentes Leben im All vermutlich sehr häufig vorkommt, nicht schon längst entdeckt wurden), das Ozma-Projekt als Startimpuls für die bis heute andauernde Suche nach Außerirdischen via Radioteleskopen, oder die Dyson-Sphären, die über den Heimatplaneten einer intelligenten außerirdischen Zivilisation hinausgehenden Megastrukturen, werden umfangreich geschildert.

Anders als in einigen Werken der Vergangenheit erfolgt anschließend jedoch nicht der Schwenk zu einer skeptizistischen Bewertung des UFO-Themas oder gar der Versuch, die gesamte Untersuchung von grenzwissenschaftlichen oder anomalen Phänomenen auf eine eher lächerliche Ebene zu ziehen.

Man merkt dem Autor an, dass er die Suche nach außerirdischem Leben wirklich als eine Lebensaufgabe empfindet und gern alle Aspekte beleuchtet. Da er sich hierbei nicht auf SETI als Allheilmittel verlässt, kämpft er auch nicht den ideologisierten Kampf, der jahrzehntelang ausgetragen wurde. Kritisch geht er auf einzelne Punkte des UFO-Phänomens ein wie den Roswell-Zwischenfall oder den Einfluss der Popkultur auf die Thematik. Dennoch spricht er sich immer wieder für eine vorurteilsfreie Untersuchung aus.

Besonders interessant ist das Kapitel 4 im Buch, mit dem Titel: Was, wenn es wirklich Aliens sind? Wie kommen sie hierher und was wollen sie? Hier geht er auf neueste Forschungsergebnisse und theoretische Modelle ein, welche schlussendlich die ETH nicht als wahrscheinlich erscheinen lassen, sie aber auch nicht ausschließen.

Im weiteren Verlauf des Buches werden Exoplaneten behandelt, deren Suche und die immer präziser werdenden Detektions- und Analysemethoden. Auch die erst in den letzten Jahren immer mehr in den Blickwinkel geratenen Ozeanmonde werden hierbei betrachtet.

Sehr stark präsentiert sich zudem ein Kapitel über die neuesten Forschungen, welche weit über das SETI-Vorhaben der frühen Jahre hinausgehen. Viel breiter ist die Suche mittlerweile geworden und konzentriert sich hierbei auf Bio- und Technosignaturen sowie auf Techno- und Noosphären.

Artefakte möglicher außerirdischer Besucher in unserem Sonnensystem, seien sie versehentlich beim Besuch zurückgelassen oder absichtlich platziert worden, um dann von uns entdeckt werden zu können, wenn wir selbst das Raumfahrtzeitalter erreicht haben, und die bekannte Kontroverse über einen möglichen künstlichen Ursprung von Oumuamua runden das Bild ab.

Auch die Betrachtung, wie außerirdische Wesenheiten aussehen und ob man mit ihnen kommunizieren könnte und ob wir uns überhaupt entdecken lassen sollten, zeichnet das Buch aus.

Wer sich umfassend über den aktuellen Stand der Suche nach außerirdischem Leben informieren will, der kommt an diesem Buch nicht vorbei. In gut verständlicher Sprache geschrieben, mit einer Portion Humor, vielen interessanten Fakten und gleichzeitig der stets spürbaren Haltung, alles in Betracht zu ziehen und nichts auszuschließen, hebt sich dieses Werk stark von anderen Büchern zur Thematik ab. Es kann nur uneingeschränkt empfohlen werden.

Marius Kettmann, B.A. ∗ ∗ ∗ ∗ ∗

288 S., pb., ill., ISBN-13‏:, 978-3453606524Preis: 18,00 €

Heyne Verlag
https://www.penguin.de/verlage/heyne
München, 2024

Hier erhältlich*

Quelle: JUFOF Nr. 277, 1/2025: 24 ff

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