Dr. Walter Andritzky: Pilotensichtungen

und UFO-Detektion im cislunaren Raum
2. überarbeitete und stark erweiterte Auflage

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um die stark erweiterte Auflage des 2020 erschienenen Buches Pilotensichtungen. „Stark erweitert“ ist auch nicht übertrieben. Die erste Auflage, die von André Kramer im JUFOF rezensiert wurde[1], hatte einen Umfang von 193 Seiten, nun sind es 490.
Wie der Titel schon vermuten lässt, beschäftigt sich der Soziologe und Psychotherapeut Dr. Walter Andritzky schwerpunktmäßig mit UFO-/UAP-Sichtungen von Piloten. Zudem hat er eine Befragung unter Piloten durchgeführt, deren Ergebnisse er hier präsentiert.
Das Buch ist in mehrere Hauptthemen gegliedert. Im Kapitel „UFO-Pilotensichtungen“ beleuchtet der Autor zunächst die Sichtung von Kenneth Arnold am 24. Juni 1947, die als Beginn des modernen UFO-Phänomens gilt. Die mediale Berichterstattung führte daraufhin zu zahlreichen weiteren Sichtungen, darunter auch von anderen Piloten. Besonders interessant ist ein Vorfall vom 21. Juni 1947, wenige Tage vor Arnolds Sichtung: Ray Palmer, Herausgeber eines Science-Fiction-Pulp-Magazins, beauftragte nach dessen Auftreten in der Öffentlichkeit Arnold mit der Untersuchung eines angeblichen UFO-Zwischenfalls nahe der Insel „Maury Island“. Ein Zeuge berichtete von einer Sichtung und behauptete später, von „Men in Black“ bedroht worden zu sein. Zwei Offiziere, die den Fall untersuchten und vermeintliche UFO-Trümmer mit sich führten, kamen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben – ein möglicher Sabotageakt wurde vermutet. Spätere Untersuchungen ergaben jedoch, dass es sich bei dem „Maury Island“-Ereignis um einen Schwindel gehandelt hat. Andritzky zitiert einige interessante Details und hält den Fall dennoch für „authentisch“. Er sieht darin „wesentliche Merkmale“, die sich über die nächsten 70 Jahre erstrecken, insbesondere das Vorgehen der Presse, des Militärs und der Geheimdienste. Diese Einschätzung erscheint mir jedoch fragwürdig, da sich solche Muster nur auf wenige Fälle beziehen, gemessen an der geschätzten Gesamtzahl weltweiter UFO-Sichtungen.
Im Folgenden gibt Andritzky eine Übersicht über Luftschiff-Sichtungen der Jahre 1896/7, über UFO-Vorfälle während des 2. Weltkriegs, insbesondere über Foo Fighters, und über die sogenannten Geisterraketen, die vorwiegend im skandinavischen Raum gesehen wurden. Ein besonderes Augenmerk legt er auf Vorfälle mit potenziellem Risiko für die zivile und militärische Luftfahrt. Dabei thematisiert er das Meldewesen der U.S. Air Force, die bereits in den 1950er Jahren mit der Richtlinie JANAP 146(C) einen internen Meldemechanismus etablierte, der es Militärangehörigen untersagte, sicherheitsrelevante UFO-Sichtungen öffentlich zu machen.
Andritzky beschreibt die Entwicklung des militärischen Meldewesens bis in die Gegenwart. In den letzten Jahren hat dieses Thema an Bedeutung gewonnen, insbesondere durch das Advanced Aerospace Threat Identification Program (AATIP) des US-Verteidigungsministeriums (2007–2012), das UAP und deren potenzielle Bedrohungen untersuchte. Aus diesem Programm ging ein 494-seitiger Bericht hervor, erstellt von Bigelow Aerospace Advanced Space Studies (BAASS).
Der Autor zitiert zahlreiche Pilotensichtungen aus verschiedenen Ländern und widmet den „Pilotensichtungen über Deutschland“ eigene Abschnitte. Auch italienische, spanische, australische, südamerikanische und russische Fälle werden ausführlich geschildert, wobei Walter Andritzky über viele südamerikanische Sichtungen bereits im JUFOF berichtet hat.[2] Abschließend betrachtet er geheimdienstliche Quellen sowie neuere Forschungsprojekte, die sich mit UFO-Sichtungen im militärischen Umfeld befassen – ein zunehmend unübersichtliches Feld. Seine Zusammenfassung ist daher besonders hilfreich. Er kommt zu dem Schluss, dass sich Pilotensichtungen kaum von Bodenbeobachtungen unterscheiden – mit der Ausnahme, dass sie häufiger von Radarerfassungen begleitet werden.

Im zweiten Kapitel präsentiert Andritzky die Ergebnisse seiner qualitativen Pilotenbefragung. Zwischen 2018 und 2020 lud er 2.352 Verkehrs- und Militärpiloten, die im Netzwerk XING registriert waren, zur Teilnahme an einer Online-Umfrage ein. 100 Piloten füllten den Fragebogen aus, 14 von ihnen berichteten von eigenen UFO-Sichtungen.
Andritzky beschreibt diese Vorfälle detailliert und ergänzt sie um sieben weitere Sichtungen, die von Kollegen der Befragten gemeldet wurden. Zudem analysiert er die Reaktionen der Teilnehmer und zitiert zahlreiche Aussagen. Das Kapitel schließt mit dem vollständigen Abdruck des verwendeten Fragebogens.

Im dritten Kapitel untersucht Andritzky die „Meldesysteme, Pilotenbelastungen und UFO-bezogenen Datenbestände“ genauer. Er beginnt mit einer Übersicht über relevante Statistiken, darunter die Anzahl der Flugbewegungen, Piloten und Passagiere. Zudem erläutert er verschiedene Faktoren, die den Wahrnehmungsbereich von Piloten im Luftraum beeinflussen.
Dabei zeigt sich, dass UFOs nur dann von Piloten erfasst werden, wenn sie besonders nahe erscheinen, außergewöhnlich groß sind oder auffällige visuelle Effekte erzeugen – etwa Lichtblitze oder das Erleuchten der Landschaft.
Andritzky macht in den weiteren Sachabschnitten deutlich, dass sich die Rahmenbedingungen für die Erfassung, Dokumentation und Auswertung von UFO-Sichtungen in der zivilen und militärischen Luftfahrt unterscheiden. Es gab und gibt zahlreiche Initiativen und Verordnungen, nach denen man UFO-Sichtungen hätte melden können. Sicherlich hat nicht jeder Pilot davon Gebrauch gemacht, zumal ein UFO-Ereignis, wie einige Beispiele belegen, die Piloten durchaus auch psychisch belasten kann.
Da solche Ereignisse sowohl Sicherheitsaspekte als auch psychische Belastungen für Piloten mit sich bringen, schlägt Andritzky die Einführung von „peer-Support“-Programmen vor, die als vertrauliche Anlaufstelle für betroffene Piloten dienen könnten. Zudem analysiert er das potenzielle Gefährdungsrisiko für die zivile und militärische Luftfahrt, etwa durch elektromagnetische Wechselwirkungen, Schreckreaktionen der Piloten sowie physiologische und psychische Belastungen. Fallbeispiele untermauern seine Argumentation.
In seinem Ausblick plädiert der Autor für eine proaktive Forschung. Er schlägt vor, Verkehrsflugzeuge mit Außenkameras auszustatten, die den Luftraum kontinuierlich erfassen. Dies würde nicht nur wertvolle Informationen zur Unfallursachenforschung liefern, sondern möglicherweise auch Bildmaterial zu UFO-Vorfällen dokumentieren.

Im nächsten Kapitel widmet sich Walter Andritzky der Rolle der Radarlotsen und der möglichen UFO-Detektion. Während einige Fallbeispiele belegen, dass UFOs in der Vergangenheit durchaus auf Radarschirmen erfasst wurden, ergab eine vom Autor durchgeführte Umfrage unter deutschen Fluglotsen keine entsprechenden Hinweise.

In einem weiteren Kapitel beschäftigt sich der Autor mit der „UFO-Detektion im cislunaren Raum“. Ähnlich wie im luftfahrtgenutzten Luftraum gibt es auch für den Erdorbit Methoden zur UFO-Detektion, ein Thema, das Walter Andritzky bereits ausführlich im JUFOF behandelt hat.[3]
Anhand zahlreicher Fallbeispiele zeigt er, dass nicht nur Piloten, sondern auch Astronauten und Kosmonauten Zeugen von UFO-Ereignissen wurden. Die Übersicht über objektive Detektionsmöglichkeiten, verfügbare Instrumente und deren Technik ist informativ, doch bleibt fraglich, ob diese tatsächlich zur Erfassung von UAP eingesetzt werden – und ob die Öffentlichkeit jemals davon erfahren würde.
Auf den kurzen Exkurs, in dem „die Wesen und Herkunft verschiedener UFO-Typen aus gechannelten Botschaften“ erklärt werden, hätte ich hingegen verzichtet.

„Geheime Weltraumprogramme, Mond- und Marsartefakte“ leiten das nächste Kapitel ein. Während die vorherigen Inhalte gut recherchiert sind, bewegt sich Andritzky in den Abschnitten zu geheimen Weltraumprogrammen meiner Meinung nach im Bereich der Verschwörungstheorien. Die Zitierung von umstrittenen Autoren wie Michael E. Salla, William Mills Tompkins und Philip J. Corso, die eher der Verschwörungsszene als der seriösen Wissenschaft zuzuordnen sind, wirkt fragwürdig und trübt den insgesamt fundierten Eindruck des Buches.
In den Abschnitten über vermeintliche „Marsartefakte“ sowie „UFOs und Artefakte auf dem Mond“ stützt Andritzky seine Argumentation auf die Aussagen von Remote Viewern. Auch auf diese Quellen hätte ich an seiner Stelle besser verzichtet.

Die stark erweiterte Neuauflage von Pilotensichtungen von Dr. Walter Andritzky bietet eine beeindruckend umfassende Darstellung von UFO-/UAP-Sichtungen durch Piloten. Mit einer informativen Übersicht über ältere und aktuelle Vorfälle, einer eigens durchgeführten Pilotenbefragung und einer gründlichen Betrachtung der Melde- und Erfassungsmethoden liefert das Buch einen fundierten Beitrag zur Erforschung des UFO-Phänomens. Besonders hervorzuheben ist der praxisnahe Ansatz, der sowohl sicherheitsrelevante Aspekte als auch psychologische Auswirkungen auf betroffene Piloten beleuchtet. Andritzky plädiert für eine wissenschaftlich fundierte, proaktive Forschung und schlägt sinnvolle Maßnahmen wie z.B. den Einsatz von Außenkameras an Verkehrsflugzeugen vor. Trotz einiger spekulativer Exkurse bleibt das Werk insgesamt eine wertvolle und tiefgehende Untersuchung spezieller Aspekte aus dem großen Spektrum der UFO-Forschung. Es ist sowohl für Fachleute als auch für interessierte Laien aufschlussreich und eine Bereicherung für die UFO-Forschung.
Hans-Werner Peiniger, 4,5/5 Sternen

[1] JUFOF Nr. 255, 3/2021: 126 ff
[2] Andritzky, Walter: UFO-Detektion und Pilotensichtungen in Argentinien. JUFOF Nr. 271, 1/2024
Andritzky, Walter: ATC und UFO-Pilotensichtungen über Ecuador. JUFOF Nr. 274, 4/2024
Andritzky, Walter: UFO-Pilotensichtungen über Chile. JUFOF Nr. 275, 5/2024
[3] Andritzky, Walter: UFO-Detektion im und aus dem Weltraum. Teil 1 im JUFOF Nr. 263, 5/2022 und Teil 2 im JUFOF Nr. 264, 6/2022

494 S., pb., ISBN-13 : 978-3956523427, Preis: 25,90 €

Ancient Mail Verlag
Werner Betz
www.ancientmail.de
München, 2024

Hier erhältlich*:

Quelle: JUFOF Nr. 278, 2/2025: 61 ff

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