Röhrlich, Dagmar: Anybody Out There? (2006)

Dagmar Röhrlich:
Anybody Out There?
oder: Die Suche nach neuen Welten

Eine der größten Fragen der Menschheitsgeschichte ist die nach weiterem Leben im All. Ist das Leben auf unserem Planeten nur ein Zufallsprodukt unzähliger günstiger Umstände, ist es mit Kometen zu uns gelangt und müssen wir mit einem bevölkerten Universum rechnen?

  http://www.ullsteinbuchverlage.de/media/0000014668.bmp

Dagmar Röhrlich, Geologin und Wissenschaftsjournalistin, ist diesen Fragen nachgegangen, die besonders in den letzten Jahren durch die Entdeckung anderer Planeten an Aufmerksamkeit zugenommen haben.

Doch bevor man sich überhaupt Gedanken über mögliches Leben im All machen kann, sollte man sich darüber im Klaren sein, wie überhaupt »Leben« zu definieren ist. Und da ist ein Blick auf unseren eigenen Planeten ganz hilfreich. Was haben wir denn hier an »Leben« zu bieten, wie ist es entstanden und wie hat sich entwickelt? Um das zu klären, hat die Autorin auf ihrer Spurensuche u. a. zahlreiche Orte dieser Erde besucht, an denen »Leben« unter extremsten Bedingungen existiert. Danach sind gar nicht mal die Umweltbedingungen, in denen wir als Menschen leben, erforderlich, um einfache Lebensformen bestehen zu lassen. Selbst in den heißen Gasen der Vulkane existieren einzellige Lebewesen oder bizarre Fische in der Tiefsee, die nie das Tageslicht erblickt haben. Warum sollte es also auf anderen Planeten, die vielleicht nicht die Lebensbedingungen bieten, die Menschen und höhere Tiere benötigen, kein Leben geben?

So sehr mich auch die Existenz fremdartiger Lebensformen unter extremen Bedingungen auf unserer Erde fasziniert, ist mir nach der Lektüre des Buches doch eines klar geworden: je mehr wir über die Entstehung unseres Lebens und der evolutionären Entwicklung, von den ersten Mikroben vor über drei Milliarden Jahren bis hin zum intelligenten Menschen, erfahren, um so geringer erscheint mir die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich auch auf anderen Planeten des Universum ebensolches intelligentes Leben entwickelt hat. Offensichtlich ist unsere Existenz nur einer Verkettung unendlicher Zufälle zu verdanken. Aber vielleicht findet sich ja einfaches Leben im All, möglicherweise schon auf unserem benachbarten Mars. Doch mehr als Mikroben oder deren Fossilien darf man nicht erwarten. Und, so Dagmar Röhrlich »selbst ein schlichter Wurm stellt viel zu hohe Anforderungen an seine Umwelt und hat eine viel zu lange Evolution erlebt, als dass er jemals mit einem aus seiner Sicht so trostlosen Steinhaufen wie dem Mars zufrieden wäre«. Die Chance, im All auf intelligentes Leben zu stoßen, ist viel geringer, als man bisher angenommen hat. Und selbst, wenn: Wie sollten wir mit denen in Kontakt treten? Unsere heutige Technik gibt das nicht her.

Dagmar Röhrlich hat die Thematik spannend, lehrreich und mit neuesten Erkenntnissen der Naturwissenschaft präsentiert. Ihr unterhaltsamer und fesselnder Stil trug dazu bei, dass mir die kurzweilige Lektüre des Buches viel Freude bereitet und aufschlussreiche Erkenntnisse geliefert hat.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für die Existenz intelligenten Lebens im All gering ist, sind nach dem Lesen des Buches doch noch viele Fragen offen geblieben. Letztendlich stirbt wohl die Hoffnung, als (halbwegs) intelligentes Wesen nicht alleine im All zu sein, zuletzt. Also träumen wir noch ein wenig davon, spekulieren über mögliche exotische Lebensformen auf anderen Planeten und warten gespannt auf weitere Erkenntnisse der Wissenschaft.
Hans-Werner Peiniger

247 Seiten, gebunden, illustriert

ISBN 978-3-471-78587-4, Preis € 19,95

List Verlag
www.ullsteinbuchverlage.de/listhc
Berlin, 2006

Quelle: JUFOF Nr. 171: 90

 

Jetzt in unserem AMAZON-Store bestellen