Hausdorf, Hartwig: Begegnungen mit dem Unfassbaren (2008)

Hartwig Hausdorf:
Begegnungen mit dem Unfassbaren

Reiseführer zu phantastischen Phänomenen

Dieser neue Hausdorf ist nicht ein aufgewärmtes »Remake« seines Buches »X-Reisen« 1998, sondern nach Aussage des Autors ein völlig neues und vor allem rein präastronautisches bzw. UFO-Buch (vgl.: Q-Phaze Nr. 14 / 2009). Wohin soll die Reise aber nun gehen? Wohin führt uns der Autor?

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Zunächst stellt er das »Sternenkind« von Waldenburg vor. Dort im Naturalienkabinett des beschaulichen, sächsischen Örtchens steht ein in Alkohol eingelegtes Kinderpräparat. »Monstrum Humanum Rarissimun« oder einfach »Hühnermensch« genannt ist ein missgebildeter Säugling, den eine Frau im Jahre 1735 gebar. Hausdorf möchte nun an dieser Missgeburt Merkmale festgestellt haben, die an die Beschreibungen der s.g. »Greys« erinnern: großer Schädel, dürre Extremitäten, kleines Gesicht, große Augen…

So kommt er zum Schluss, dass es sich bei dieser Kreatur um einen Alien-Humanoiden-Hybriden handeln muss. Dies wäre natürlich eine Sensation. Zudem ist im Bericht des damaligen, untersuchenden Arztes eine Begebenheit geschildert, die der Frau widerfahren war. Danach ist sie während der Schwangerschaft von einem Iltis erschreckt worden. Hier, so Hausdorf, könnte es sich um eine »Deckerinnerung« handeln. Also eine fiktive Begebenheit, die bei der Entführung über das eigentliche Geschehen gelegt wurde (vergl.: Withley Strieber, Dr. Johannes Fiebag). Sogar eine kleine Verschwörungstheorie kann uns der Autor zur Geschichte liefern, da das Original des in Latein abgefassten Arztberichtes auf mysteriöse Weise verschollen ist. Nun geistert der »Hühnermensch« seit gut zehn Jahren durch die Literatur der seltsamen Phänomene. Ob es sich um eine bedauerliche Missbildung handelt oder um ein Hybridenwesen mag jeder selber beurteilen. Leider gibt es auch nicht viel Neues zum Thema. Erfreulich finde ich allerdings, dass man wohl auch in heimatlichen Gefilden phantastische Phänomene besuchen kann ohne im Flieger ferne Länder anzusteuern.

Das Phänomen der Schädeldeformationen ist Thema des nächsten Kapitels und Hausdorf macht klar, dass dies eine globale Erscheinung ist. Fasst weltweit findet man diese grauselige Verformung, die man bereits im Kindesalter beginnt. Durch Bandagen und Holzbrettern werden die noch weichen Schädel der Säuglinge in eine konische Form gezwungen.

Sogar in Deutschland gibt es Belege für diese Sitte. Wollten die damaligen Menschen außerirdische mit ähnlichen Schädelformen nachahmen? Zumindest ist die Tatsache seltsam, dass dieses Ideal auf versch. Kontinenten praktiziert wurde während einer Epoche, in der es nach Schulmeinung, keinen Kontakt der Kulturen gab. Überwältigend ist auch die Masse, solcher Funde.

Auch die Karpaten hat Hausdorf als unfassbares Phänomen auf dem Zettel. Dort hat er nämlich bei der Stadt Smolenice auf dem Berg Molpir eine rätselhafte Ruine besucht, die größte in diesem Gebiet bekannte antike Stadt aus dem Jahre 600 v. Chr. (Hallstadtzeit). Zunächst bemüht Hausdorf aber die gesammelten Berichte der Vergangenheit über die Stadt. So soll sie überhastet verlassen worden sein. Es gibt Verschmelzungsspuren im Gestein, die auf eine gewaltige Hitzeentwicklung zurück zu führen sind und Verbrennungsspuren an Skeletten, die nur von einer Explosion herrühren sollen. Das Kapitel beginnt also sehr spannend, jedoch flacht dies im Laufe seines Berichts ab. So konnte er selber nämlich keine Spuren von Verschmelzungen im Gestein finden, führt dies jedoch auf die starke Vegetation zurück. Auch die Exponate die dort gefunden wurden und die Hausdorf als »industriell gefertigt« bezeichnet und auch auf Fotos zeigt sind nichts anderes als normale Fibeln (nicht »Sicherheitsnadeln« wie Hausdorf sie bezeichnet) wie sie in jener Zeit halt hergestellt wurden. Auch die Speerspitzen sind völlig in der Norm. Schließlich wurden sie damals zunächst in Tonformen gegossen und die Rohlinge danach verfeinert. Das sie sich im Groben gleichen ist also völlig normal. Dennoch spekuliert Hausdorf hier im Sinne der Präastronautik, da hier evtl. technisch höher entwickelte Wesen ihre Hand im Spiel hatten. Weiß er es nun einfach nicht besser oder verschweigt er diese Tatsache bewusst. Bereits in seinem Buch »Bizarre Wirklichkeiten« hatte der Autor versch. Phänomene unkritisch erwähnt, obwohl die eigentliche Ursache klar auf der Hand lag… Nun gut – trotzdem ist das Kapitel spannend geschrieben und das plötzliche Verschwinden der Bewohner dieser Stadt ist nachwievor ein Rätsel. Allerdings muss man nicht zwingend höhere Mächte für diesen Exodus bemühen.

Über zwei Phänomene, die in einer Zeit entstanden, als es quasi unmöglich war konventionell an dieses Wissen zu kommen berichten zwei Teilkapitel. Zunächst nimmt uns Hausdorf mit in die französische Bretagne. Dort möchte der Autor mit seinem Kollegen Rainer Holbe nämlich ein »Modell« unseres Sonnensystems entdeckt haben. Wie auf einer Perlenschnur befindet sich in exakt maßstabsgetreuen Abstand ein Menhir für einen Planeten. Verblüffend wenn man nicht ein grundsätzliches Problem beachtet. So muss man sich nämlich fragen, ob es nicht wahrscheinlich ist, das in einem felsigen Plato nicht früher oder später (aber immer noch im Rahmen einer Toleranzgrenze) nicht automatisch ein Stein auftaucht, den man als extra dort hin verfrachtet deuten könnte. Zudem muss man sich die Frage gefallen lassen, wie es um die Maßstabstreue in Bezug der Größe im Vergleich zu den Menhiren ist. Alles alte Probleme, die von Präastronautikern gerne übersehen werden. Einige Kapitel später geht es um Teotihuacan bei Mexico. Auch dort befindet sich ein »steinernes Planetensystem-Modell« wenn auch wesentlich imposanter: die Tempelanlage. Nach einer kurzen Huldigung an »Altmeister« Erich von Däniken (mit dem der Autor u.a. 1993 dort verweilte) folgt er im Weiteren genau dessen Argumentation, welche EvD ausführlich bereits in seinem Buch: »Der Tag an dem die Götter kamen« von 1984(!) darlegte. Das ist zwar nicht sonderlich originell, allerdings konnte die Ähnlichkeit der Tempelbauten mit unserem Sonnensystem auch noch nicht widerlegt werden. Die gigantische antike Stadt ist immer noch ein Geheimnis. Trotzdem finde ich es nicht sehr spannend, wenn immer wieder alter Argumente, neu verpackt, an den Mann gebracht werden. Zumal es keine neuen Kenntnisse gibt. Natürlich rutschen immer wieder neue Lesergenerationen nach, die sich nicht unbedingt durch die Stammliteratur aus dem modernen Antiquariat gelesen haben. »Alte Hasen« hingegen werden gelangweilt weiter blättern…

Als kleinen Geheimtipp entpuppt sich in einem weitern Beitrag die Baleareninsel Menorca. Im Windschatten der größeren Partyinsel Mallorca kommt hier der Altertumsfreund auf seine Kosten. Rund 300 mysteriöse Türmchen sind über die Insel verteilt. Meist nur noch als Ruine, bisweilen aber auch 10–20 Meter hoch stolpert man quasi ständig über solch ein Bauwerk. Offiziell werden diese Bauten als Wehrtürme bezeichnet. Eine Deutung die nicht sehr überzeugt wie der Autor darstellen kann. Gleiches gilt für die so genannten Taulas, Steinmonumente in T-Form.

In dieser Form geht es munter weiter (ohne nun auf jedes Kapitel einzeln einzugehen. Im letzten Teil wird das Buch auch einem Reiseführer gerecht, denn es werden alle besprochenen Plätze beschrieben und alle notwendigen Daten wie Adresse, Öffnungszeiten usw. angegeben.

Das Buch reiht sich nahtlos in die Hausdorf-Reihe ein und gefällt mir persönlich besser als »Bizarre Wirklichkeiten«. Der holprige Erzählstil stört zwar immer noch und natürlich auch die unkritische Behandlung einiger Themen. Aber immerhin hat der Autor alle Plätze persönlich besucht. Kurzweilig zu lesen, aber das reicht dann auch…
Peter Kauert

253 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-7766-2582-0, € 19,95

Herbig-Verlag
www.herbig-verlag.de
München, 2008

Quelle: JUFOF 181: 30 ff

 

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