Jürgenson, Johannes: Das Gegenteil ist wahr (2003)

Johannes Jürgenson:
Das Gegenteil ist wahr
Band 2
UFOs und Flugscheiben als Waffen im Kampf um die globale Macht

In vorliegendem Buch versucht der Autor u.a. zu beweisen, dass Geheimdienstkreise bewusst versuchen, die Theorien über den außerirdischen Ursprung des UFO-Phänomens zu lancieren, um von der Herkunft der Flugscheiben, mit deren Entwicklung man zum Ende des II.Weltkrieges begonnen hatte, abzulenken.

In seinen Anfangskapiteln weist der Autor auf die ufologischen Absurditäten hin, die zum Teil auch den Erkenntnisse der kritischen UFO-Forscher entsprechen. So findet er selbst entsprechende Worte zu den Entführungsforschern Mack, Hopkins und Jacobs. Wie Vallée ist er sich sicher, dass die „Alien-These“ das UFO-Phänomen nicht erklären kann. Leider berücksichtigt er in seinen Überlegungen keine naheliegenden Argumente. Statt dessen vermutet er, dass beispielsweise der Entführungsmythos von den Geheimdiensten, hier CIA, dazu genutzt wird, um illegale Experimente an Menschen zu tarnen.

Mit den UFO-Gläubigen geht er hart ins Gericht: „Die Naivität der UFO-Gläubigen ist offenbar größer als das Sonnensystem. Sie lassen sich fast jeden Bären aufbinden, hauptsache es klingt kitschig“, womit er sicherlich recht hat. Die absurden UFO-Geschichten, eine „geschickte Mischung aus Lüge und Wahrheit“ finden ihren Ursprung in der „bewussten Desinformation im Zusammenhang mit Schwarzen Projekten“, sowie in den „unverstandenen technischen Fähigkeiten der real existierenden Flugscheiben“. Auch die Tierverstümmelungen schreibt er geheimen Tierversuchen zu. Warum diese allerdings in freier Wildbahn erfolgen und man den Tieren kleinste Implantate über oftmals riesige Körperöffnungen wieder entfernt, kann er nicht nachvollziehbar begründen.

Im Folgenden weist er immer wieder auf die technologische Überlegenheit der Deutschen hin. Ob es nun die Atombombenentwicklung betrifft oder die Entwicklung von Flugscheiben. In diesem Zusammenhang grenzt er sich deutlich von den Flugscheiben-Phantasten ab: „Etwa zu jener Zeit entstanden auch die Berichte über ‚Vril’- und ‚Haunebu’-Flugscheiben, für die jedoch jeder konkrete Hinweis fehlt“, weiter heißt es: „Auch die ‚Vril’-Maschinen entbehren jeder glaubwürdigen Grundlage“. Ihm geht es mehr oder weniger um zunächst herkömmliche Technologien, die weiterentwickelt wurden und heute scheibenförmige Flugkörper mit ungewöhnliche Flugeigenschaften antreiben. Doch wer steuert sie? Die Amerikaner oder Russen schon mal nicht, so Jürgenson. Sie haben mit erbeuteter deutscher Technologie nur Flugkörper entwickeln können, die mit konventioneller Technik ausgestattet sind. Damit ließen sich jedoch nicht die teilweise bizarren Flugeigenschaften in den UFO-Berichten erklären. Also müssen es die Deutschen gewesen sein, die ihre Technik weiterentwickelten. Allerdings nicht unter den Augen des hiesigen Volkes. Aber wo dann? Möglicherweise, so der Autor, in der Antarktis, wo man nach einer ersten Expedition in den Jahren 1938/39 Stützpunkte aufbaute und das betreffende Gebiet in Anlehnung an den Namens des Expeditionsschiffes „Neuschwabenland“ nannte. Dort bildete sich eine Kolonie Deutscher, die über weitere Expeditionen und mittels U-Boote mit Personal, Gütern des täglichen Bedarfs und technischem Gerät versorgt wurde. Hier könnte, so Jürgenson, die Flugscheibentechnik bis zur Perfektion weiterentwickelt worden sein. Immerhin glaubt er auch in den UFO-Berichten ein Verhalten der Flugscheiben zu erkennen, dass man von Außerirdischen nicht erwarten würde. Eher von „der Luftwaffe des Deutschen Reiches, wenn sie denn überlebt hätte und im Besitz der Scheiben wäre“ – ganz schön dick aufgetragen!

Was auffällt ist, dass seine gesamte Argumentation ebenso unsicher ist wie seine Quellen. So zitiert er nicht nur aus der umstrittenen Flugscheibenliteratur, sondern doch tatsächlich auch aus der amerikanischen „Weekly World News“, obwohl doch allgemein bekannt sein dürfte, dass die Redakteure dieser Zeitung die Inhalte ihrer Berichte aus den Fingern sogen. Für einige Zeit erschien das deutsche Gegenstück mit dem Titel „Neue Spezial“. Jürgensons anschließendes deutliches Abschweifen in die politische Entwicklung Deutschlands nach dem II. Weltkrieg und Beleuchtung der „völkerrechtlichen Situation des Deutschen Reiches und der BRD“ machen seine Argumentation nicht verständlicher. Ich frage mich, ob hier nicht die Flugscheibenthematik als „Mittel zum Zweck“ benutzt worden ist, um die Geschichte Deutschlands und unsere Staatsform in ein bestimmtes Licht zu rücken.

Der Autor versteht es geschickt, eigentlich komplizierte Sachverhalte und die geschichtliche Evolution von über 200 Jahren in ein paar Sachkapitel zu pressen. Klar, dass dann dem Leser seine Argumentation logisch und nachvollziehbar erscheint und nicht mehr hinterfragt wird.
Tja, was ist nun dran, an der vermeintlichen Wahrheit? Gibt es Schwarze Projekte, in denen mit Menschen und Tieren experimentiert wird? Werden diese Projekte mit Hilfe der Alien- und UFO-Thematik vertuscht? Handelt es sich bei den ungeklärten UFO-Fällen um Berichte über Flugscheiben, die von deutschen Besatzungen aus der Antarktis geflogen werden? Wenden die Geheimdienste gezielte Desinformation an? Wird unsere Welt nur von einer kleinen Finanzelite gesteuert? Fragen über Fragen, die der Autor m. E. nicht überzeugend beantworten konnte.

Das Buch habe ich mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Es enthält durchaus nicht uninteressante Informationen und aufschlussreiche Hintergründe. Manchmal gefielen mir der erfrischende Stil Jürgensons und seine Erkenntnisse zum UFO-Phänomen, die sich in vielen Details mit unseren decken. Dann übernimmt er aber wieder absurde Geschichten und anderen Blödsinn und Gerüchte, hauptsache es bestätigt seine Argumentation. Daher bin ich mir nicht so sicher, ob er sich seinen Schlusssatz selbst zu Herzen genommen hat: „Auf jeden Fall sollte sich jeder von uns darum bemühen, wieder mehr Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen. Und das beginnt beim Denken.“
Hans-Werner Peiniger

415 Seiten, gb., ISBN 3-9808206-4-5, € 23,00

Argo-Verlag
www.magazin2000plus.de
Marktoberdorf, 2003

Quelle: JUFOF 156: 189: f