Däniken, Erich von (Hg.): Jäger verlorenen Wissens (2003)

Erich von Däniken (Hg.):
Jäger verlorenen Wissens
Auf den Spuren einer verbotenen Archäologie

„Erich von Däniken präsentiert neueste, atemberaubende Berichte über ungelöste Rätsel in Ägypten, Südamerika und Asien. Wer den Forschern einer bislang verbotenen Archäologie folgt, für den offenbaren mystische Orte, sagenumwobene Völker und magische Kulte ihr Geheimnis. Die frühe Menschheit hatte Kontakt zu außerirdischen Zivilisationen.“ (Klappentext)

Um es kurz und bündig zu sagen: Den Titel des „neuen“ Däniken und auch den Klappentext kann ich nur als Etikettenschwindel bezeichnen. Das einzig Neue an diesem Band ist das Vorwort von Erich von Däniken selbst. Magere zwei Seiten, die sich folgendermaßen zusammenfassen lassen: Erich von Däniken ist ein seit 35 Jahren kommerziell außerordentlich erfolgreicher Autor, es gibt eine Organisation namens A.A.S., die früher einmal zehntausend Mitglieder hatte (wie viele mögen es wohl aktuell sein?) und der Mystery-Park wurde Ende Mai 2003 eröffnet, er „…beweist allen Skeptikern und Bedenkenträgern: Mein [von Dänikens, H.F.] ursprüngliches Thema aus ‚Erinnerungen an die Zukunft‘ hat nichts von seiner Zugkraft und Faszination verloren.“ Nun, wie lange die Besucher – übrigens stammen nach neuesten Aussagen 90% aus der Schweiz! – noch in den Park strömen werden, wird die Zukunft zeigen.

Um die Zukunft der Prä-Astronautik scheint es jedenfalls sehr, sehr düster bestellt und man muss kein Erz-Kritiker der PA sein, um zu diesem Urteil zu kommen. Jüngst wurde das offizielle Diskussionsforum der AAS geschlossen, angeblich weil die skeptischen Teilnehmer das Niveau der Beiträge zu sehr gesenkt hätten! Eine Aussage die in ihrer Scheinheiligkeit nicht mehr zu übertreffen ist, denn schon vor zwei Jahren hatte man allzu kritischen Schreibern den Zugang versperrt.

Doch zurück zu „Jäger verlorenen Wissens“. Im Vorwort nur verschämt angedeutet und auch dort nur zwischen den Zeilen zu lesen: Sämtliche Beiträge stammen aus alten Ausgaben (1998-2002) der Zeitschrift „Sagenhafte Zeiten“ bzw. „Ancient Skies“. Und das Gros der Artikel kreist um die Themen die jedem, der mehr als ein Prä-Astronautik-Buch gelesen hat, bestens bekannt sein dürften: Aus Ägypten werden präsentiert: u.a. die Cheopspyramide, Herodot, Kammern unter dem Sphinx und natürlich die Dendera-Glühbirnen – die Hartnäckigkeit mit der sich Habeck in diesem Objekt verbissen hat, kann ich mittlerweile nur noch mit einem ungläubigen Staunen zur Kenntnis nehmen!

Unter der Überschrift „Rätselhafter Orient“ treten Gilgamesch, selbstverständlich Ezechiel, mal wieder die Bundeslade/Manna-Maschine, außerdem eine neuere „Theorie“ ( die „Urmatrix“ ), sowie ein herrlich klassischer „Es sieht so aus wie…“-Artikel ( „Die geheimnisvolle Hieroglyphe“ ) auf.

Europa ist nicht so ergiebig: u.a. ein kegelförmiger Stein in Griechenland (der Omphalos), Pyramiden in Griechenland, Tiermes in Spanien, „Heilige und Legenden“, der Freiberger „Kohleschädel“, „Eiszeitliche Nanotechnik“ und selbstverständlich die Steine von Glozel werden hier besprochen. Man fragt sich unwillkürlich, ob es in Europa schlicht an geheimnisvollen Monumenten und rätselhaften Artefakten mangelt oder ob die Autoren mit der europäischen Kultur nur zu vertraut sind, um dort Prä-Astronautische Ideen hineinzugeheimnissen.

Nun aber zu Amerika, schon immer ein Lieblingsgebiet der „Jäger des verlorenen Wissens“: u.a. Nazca, ein „Stargate von Peru“, noch ein wunderbarer „Es sieht so aus wie…“-Artikel ( „Galerie der Astronautengötter“ ), Tulum, Pacal und Bep-Kororoti (von dem war allerdings schon lange nichts mehr zu hören).

Kommen wir zu Asien: u.a. Pyramiden in China, der ‚Dorje‘, die Vimanas aus Indien und Polynesiens Megalithkultur; beschlossen wird der Band von vier Artikeln, die sich im weitesten Sinne mit der Raumfahrt beschäftigen.
Das alles ist sattsam bekannt, wurde in vielen vielen Büchern und auf unzähligen Web-Seiten schon besprochen und liefert dennoch nicht den von der PA so verzweifelt gesuchten Beweis für das Wirken der außerirdischen Götter auf der Erde.

Den Anhängern der Prä-Astronautik, die ja immer wieder verlangen von „der Wissenschaft“ endlich ernst genommen zu werden, ist nur zu raten, dass sie von Büchern wie diesem Abstand nehmen und stattdessen endlich einmal den Argumenten der vielgeschmähten Kritiker und Skeptiker Gehör schenken! Niemand bestreitet, dass so manche archäologische Deutung zweifelhaft und damit diskussionswürdig ist, niemand behauptet, dass wir über unsere Vergangenheit alles wissen: Der Weg zu neuen Erkenntnissen und Deutungen führt aber nicht über das wiederholte Besprechen schon längst widerlegter Ideen (bestes Beispiel: Dendera).

Dieses Buch ist kein Beweis für den Kontakt der frühen Menschheit zu außerirdischen Zivilisationen, sondern nur dafür, dass die PA in einem bedauernswerten Zustand der Faktenresistenz und wissenschaftlichen Ignoranz verharrt.
Henriette Fiebig

320 S, geb., Abbildungen, Literaturverzeichnis, ISBN 3-930219-69-7, € 19,90

Kopp-Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg 2003

Quelle: JUFOF 151: 30 ff