Jürgen Mai:
Mr. Däniken, wie haben Sie das vollbracht?
Die Erkundung des ganz irdischen Erich von Däniken
Jürgen Mai im Gespräch mit Erich von Däniken
Wer sich schon länger mit der Prä-Astronautik beschäftigt, der wird dieses Buch wohl wie ich mit einer gewissen Neugier zu Hand nehmen. Spätestens seit den Diskussionen um den Mystery-Park wurde und wird ja gern die Frage gestellt, ob Erich von Däniken „nur“ ein gewiefter Geschäftemacher ist und trotz des wissenschaftlichen Gegenwindes, der seiner Theorie entgegensteht, noch immer an dieser festhält weil sich damit gutes Geld verdienen lässt, oder ob er wirklich und wahrhaftig in seinem tiefsten Inneren von seinen Ideen überzeugt ist.
Jürgen Mai hat es nun unternommen „Fragen an den Forscher, den Schriftsteller, den Reisenden, den Ehemann, den Vater, den Grilleur, den Menschenfreund“ (Seite 451) Erich von Däniken zu stellen und hat seine Fragen und dessen Antworten auf über 470 Seiten dokumentiert.
Jürgen Mai arbeitet sich dabei in chronologischer Reihenfolge durch alle Bücher Erich von Dänikens hindurch und stellt Fragen zu ausgewählten Aussagen, Themen und Thesen. Für den Kenner der Werke von Dänikens ist das manchmal etwas ermüdend: Zum einen wurden viele Aussagen des Autors – zumal aus den älteren Werken – inzwischen zweifelsfrei widerlegt, zum anderen kennt man seine Ideen nach der Lektüre von vier oder fünf Büchern hinreichend genau, um keine Auffrischung in dieser Form zu benötigen. Für den „Neuling“ allerdings kann das sicher eine recht interessante und teilweise erhellende Begleitlektüre zu den Werken des Schweizer Autors darstellen.
Einige Male verleiten von Dänikens Äußerungen zum Schmunzeln. So zum Beispiel als er nach den „Zeichen der Götter“, die diese den Menschen hinterlassen hätten, gefragt wird und als Beispiel die Kornkreise anführt. Hier sei etwas ausführlicher zitiert, weil der geneigte Leser so einen guten Eindruck von der Argumentation und dem durchaus erheiternden Plauderton von Dänikens erhält: „Die Phänomene in den Korn- und Rapsfeldern entstehen über Nacht. Einfach so. Aber die Menschen sind zu dumm, um die Angelegenheit sachlich zu untersuchen. Alles, was die so genannten »Seriösen« zustande bringen, ist ein Geschrei von »Fälschung, Fälschung!«, oder sie schauen erst gar nicht hin. /…/ Stellen Sie sich vor, eine Gruppe von Außerirdischen produziert über Nacht einen simplen Kreis in einem Kornfeld. Die Menschen sehen das, laufen herum und sagen: »Na okay, das hat eine Windböe gemacht.«
Aber dann entsteht in der nächsten Nacht ein zweiter Kreis, etwa acht Meter entfernt. »Na ja, gut, eine brünstige Wildsau!«
Aber in der dritten Nacht verbinden sich diese beiden Kreise auf rätselhafte Weise mit einer Linie. Jetzt müssten die Menschen denken: »Halt mal! Das ist ja Symbolsprache! Vielleicht meinen die Absender mit dem ersten Kreis die kleinste Einheit, ein Atom, mit dem zweiten Kreis ein zweites Atom. Verbinde ich zwei Atome, so entsteht das kleinste molekulare Gebilde.«
Würden die Menschen jetzt verstehen, um was es geht, könnten sie das Molekül ergänzen. … Auf diese Art und Weise käme eine Kommunikation in Gang. Aber die Menschen schauen weg. Sie wollen’s (sic!) nicht wahrhaben!
Wenn wir heute Intelligenztests machen, mit Gorillas, die wir im Zoologischen Garten einsperren, dann geben wir ihnen bestimmte Spielsachen … und wir beobachten, ob die Tiere in der Lage sind, das Zeug zusammenzusetzen. Sind sie dazu nicht in der Lage, so folgern wir, die Viecher seien zu blöd.
Genauso machen das die Außerirdischen mit uns. Die dürften inzwischen herausgefunden haben, dass wir ganz einfach Trottel sind. Und dann gibt es auch weniger Gründe, auf Unterentwickelte Rücksicht zu nehmen. Manchmal bedaure ich, in diese bescheuerte Welt hineingeboren worden zu sein. “ (Seite 15 f.).
Ärgerlich wird es, wenn der Autor das Thema der angeblichen Verschwörungen von Wissenschaftlern bespricht: So wird er von Jürgen Mai gefragt, ob es eine „Archäologen-Mafia“ gäbe und von Däniken antwortet: „Jein. Eine Mafia gerade nicht, aber Absprachen. Verschiedene Fachleute aus den unterschiedlichen Disziplinen tun sich zusammen und reden miteinander und sorgen dafür, dass nur ihre Lehrmeinung an den Hochschulen gilt. Das betrifft die Archäologie, das betrifft auch die Frühgeschichte des Menschen. Da wird ausgemacht, was lassen wir durch und was wird bekämpft. So etwas gibt es. Man behält Informationen im eigenen Kreis und blockiert andere.“ (Seite 25)
Noch ärgerlicher wird es, wenn längst widerlegte „Beweise“ für seine Theorien angesprochen werden. So zweifelt er wieder einmal an Cheops als Erbauer der großen Pyramide, munkelt von dort versteckten Büchern, wärmt auf das Stichwort Jürgen Mais mal wieder die Geschichten um den Kristallschädel von Lubaantun auf („… der Lubaantun-Schädel, der ist eine Sensation. Absolut Klasse, durchsichtig, gegen die Achse bearbeitet. Inzwischen weiß man, dass man in Kristallen Informationen speichern kann. Aber niemand hat sich die Mühe gemacht nachzuschauen, ob die Schädel Informationen enthalten.“ (Seite 170), hält die Koexistenz von Dinosauriern und Menschen für denkbar und selbstverständlich ist er auch über die UFOs hervorragend informiert. Jürgen Mai fragt ihn: „Im Kapitel ( des Buches „Der Götterschock“ ) »Sind alle bescheuert?« gehen Sie noch mal der Frage nach, ob nicht irgendeine geheime Clique Bescheid weiß über heutige Aktivitäten der Außerirdischen. Oder eventuell mit denen sogar eine Art Schweigegelübde geschlossen hat. … Gibt es denn für diese Vermutung eventuelle Andeutungen, bescheidenes Faktenmaterial – oder wird hier von einem sich wacker haltenden Gerücht ausgegangen?“
Und von Däniken antwortet darauf: „Es gibt schon direkte Vermutungen. Wir haben den Roswell-Fall.
Wir haben die Geheimdokumente von »Majestic 12«. Das sind Geheimdokumente von abgestürzten UFO’s (sic!). Das hängt noch mit den Präsidenten Roosevelt und Truman zusammen und ist nie an die Öffentlichkeit gekommen. Es gibt Indizien dafür, dass ein kleiner Zirkel Bescheid weiß. Das ist so geheim, dass nicht einmal der Präsident der USA etwas davon wusste. /…/ Wir haben in den USA bis heute diese »Area 51«, und da geschieht nun wirklich etwas sehr Rätselhaftes und Geheimnisvolles. Das ist dokumentiert, keine Erfindung. Nur kann man nicht mit Sicherheit sagen, dass das etwas mit Außerirdischen zu tun hat. Doch wenn die Amis eine supergeheime Airbase besitzen, dann machen sie auch geheimes Zeug dort. Logisch. Also was beobachten wir denn wirklich, wenn wir UFO’s sehen?
Jürgen Mai: „Irdische Hightech der Zukunft?“
von Däniken: „Tjaaa.“
Jürgen Mai: „Na gut. Es steht im Raum.“
von Däniken: „Lassen wir’s erst mal stehen.“
An Stellen wie diesen bemerkt man eine seltsame Diskrepanz: Zwar wird Mai nicht müde Erich von Däniken als ausgesprochen zugänglichen, charmanten und grundsympathischen Gesprächspartner zu beschreiben, dennoch gebricht es ihm scheinbar an Mut dem Autor kritische Nachfragen zu stellen und in Fällen, wo sich von Däniken ganz offensichtlich etwas windet in seiner Argumentation, auch noch einmal nachzuhaken. Und je weiter man in der Lektüre dieses Buches fortschreitet, desto mehr verdichtet sich der Eindruck, dass Erich von Däniken den Interviewer derart mit seinem Charme und seiner Gastfreundschaft eingewickelt hat, dass dieser quasi ohne Gegenwehr nur staunend und mit offenem Mund dessen Erzählungen lauschte. Und nun – ganz gewissenhafter Chronist – auch jedes per Diktiergerät aufgezeichnete Wort zu Papier bringen wollte. Dieser Anspruch schadet dem Buch immens: Spätestens nach 350 Seiten beginnt man dem Interviewer innerlich zuzurufen, er möge bitte in größeren Schritten durch das – immerhin 21 Bücher (bis zum Jahr 2001) – umfassende Oevre von Erich von Däniken schreiten und sich nicht auf jedem Nebenschauplatz des Gespräches auf das nette Geplauder seines Interviewpartners einlassen.
Dieses Buch hinterlässt – obwohl sein umfassender Anspruch ambitioniert und anzuerkennen ist – einen ungemein geschwätzigen Eindruck. Der Leser allerdings – vorausgesetzt er macht immer mal wieder ein paar Tage Pause von diesem Mammutwerk – wird durch die wirklich ansprechende Gestaltung des Buches getröstet: Nicht nur der Text ist recht gut redigiert (und sorgt mit lesefreundlicher Typographie und lockerem Satz für entspannte Stunden), auch die Bibliographie (allerdings nur Bücher) und die Filmographie sind eine Bereicherung. Allerdings sind dem Lektorat mindestens zwei dickere Fehler unterlaufen: So wird auf Seite 66 aus Robert Bauval ein Robert Boval und auf Seite 285 mutiert Illobrandt von Ludwiger zu Hillebrandt von Ludwiger. Trotz solcher Nachlässigkeiten aber macht vor allem das gute und ausführliche Register dieses Buch zu einem willkommenen Gast im Bücherschrank, denn dadurch taugt es auch zum Nachschlagewerk. Und ganz zuletzt kann auch die Bildauswahl in großen Teilen überzeugen und setzt so ein „Sahnehäubchen“ auf das Werk.
Henriette Fiebig
512 S, geb., ill., R., Literaturverzeichnis, ISBN 3-9809143-0-5, € 24,90
Gebr. Mai Verlag
www.maiverlag.de
Berlin 2004
Quelle: JUFOF 154: 122 ff