Gehring, Heiner und Zunneck, Karl-Heinz: Flugscheiben über Neuschwabenland (2005)

Heiner Gehring, Karl-Heinz Zunneck:
Flugscheiben über Neuschwabenland
Die Wahrheit über >Vril<, >Haunebu< und die Templer-Erbengemeinschaft

Während der rein ufologische Sektor auf dem Literaturmarkt nur so vor sich hindümpelt, boomt jedoch das Geschäft mit der Verschwörungsliteratur, Geheimbünden und NAZI-Untertassen.

Auch das vorliegende Buch ist in dieses Genre einzuordnen und verspricht uns die »Wahrheit« über gewisse Flugscheibenentwicklungen und deren Hintergründe. Dabei geben sich die beiden Autoren betont sachlich, wenn nicht sogar vorsichtig-kritisch. Allerdings nur oberflächlich, um dem Leser eine gewisse Seriosität und Zurückhaltung vorzugaukeln.

Sie erkennen selbst, dass sich der Versuch, »Wahres von Unwahrem zu trennen«, schwierig gestaltet und haben festgestellt, dass bezüglich dieser Thematik »Autoren in vielen Fällen voneinander abgeschrieben haben«. Leider trifft das für Gehring und Zunneck ebenso zu. So enthält dieses Buch m. E. keine nennenswerten Informationen, die nicht schon in anderen Veröffentlichungen publiziert worden sind.

Auch Gehring und Zunneck, die hierzulande zu den bekanntesten Autoren zum Thema Flugscheiben zu zählen sind, vertreten die Behauptung, dass UFOs möglicherweise auf Flugscheiben zurückzuführen sind, deren Entwicklungen aus der schöpferischen Kraft des Dritten Reiches entstanden. Sie fragen sich, ob sich nicht die Siegermächte nach 1945 diese Technologie angeeignet und weiterentwickelt haben und ob nicht deren moderne Flugkörper heutzutage als UFOs gesichtet werden. Um ihre Argumentation zu stützen, geben sie zunächst einen Überblick darüber, wie überhaupt die Nazi-Flugscheiben-Welle entstanden ist und was hinter bestimmten Begriffen wie »Vril-Flugscheibe«, »Haunebu-Bauweise« und dem »Unternehmen Aldebaran« steckt. Dabei erwähnen die Autoren die »Vril- und Haunebu-Flugscheiben « wie selbstverständlich zusammen mit den damals tatsächlich entwickelten Waffensystemen V1 bis V7, so dass der Eindruck entsteht, dass erstere ebenso existiert hätten.

Beeindrucken können die Autoren auch nur kritiklose Leser, etwa dann, wenn sie ohne Quellenangabe einen UFO-Vorfall aus den »1990er Jahren über einer größeren Stadt Deutschlands« erwähnen: »Mitten in der Nacht wurde es plötzlich taghell, ein aus großer Höhe zur Erdoberfläche gerichteter Lichtkegel erleuchtete weite Teile der Stadt. Es gab hunderte Zeugen, Untersuchungen und Berichte in den Medien, jedoch keine wirklichen Erklärungen«. Welche Stadt soll denn das gewesen sein? Weiter geht es mit Gerüchten und Spekulationen zu den Flugscheiben, einschließlich der bekannten Kinderskizzen von Vril- und Haunebu-Flugscheiben, die natürlich nicht durch historische Quellen bestätigt werden können.

Im Folgenden beleuchten die Autoren ein wenig die Legenden um okkulte Gruppen, wie die der »Vril-Gesellschaft« und zeigen die Schnittstellen zur Flugscheiben-Saga auf. Einer der Schwerpunkte dieses Buches betrifft das »Neuschwabenland« in der Antarktis, zu dessen Erforschung und »Besiedelung« es nun tatsächlich historische Quellen gibt. Über die geschichtlichen Hintergründe etwas zu lesen, ist mal ganz interessant. Weniger dann wieder, wenn es um die verschiedenen Gerüchte um den »Zweifel am Tod Hitlers« und dessen mögliche Flucht nach Neuschwabenland geht, um den Aufbau der »Dritten Macht« und, für mich recht erschütternd, die Verharmlosung des Sekten-Lagers in Chile »Colonia Dignidad«.

Auch wenn die Themen um Flugscheiben, Verschwörungen, okkulte Gruppen und unterirdische Anlagen in der Antarktis derzeit »in« sind, brauchen wir wirklich weder dieses noch ein weiteres Buch dazu. Es sei denn, es werden mal zu den verrückten Behauptungen und wilden Spekulationen überprüfbare historische Quellen vorgelegt.
Hans-Werner Peiniger

217 Seiten, gebunden, illustriert, ISBN 3-938516-00-3, € 19,90

Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg (2005)

Quelle: JUFOF 169: 29