Wabbel, Tobias Daniel (Hrsg.): Leben im All (2005)

Tobias Daniel Wabbel (Hrsg.):
Leben im All
Positionen aus Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie

Schon lange beschäftigt sich der Mensch mit der Frage, ob er das einzige intelligente Wesen im weiten Universum ist. Und so beteiligen sich inzwischen an der Suche nach Leben im All nicht nur alle großen Raumfahrtnationen, sondern auch mehrere Millionen Computer-nutzer, die auf ihren Rechnern im Rahmen des SETI-Programms kleine Datenpakete nach Hinweisen auf ungewöhnliche Signale analysieren. Ihnen allen ist bewusst, dass sich im Erfolgsfall unsere Stellung im Kosmos grundlegend ändert.

Was könnte also mit uns, mit unserer Welt und mit unseren religiösen Weltvorstellungen passieren, wenn wir tatsächlich mal auf einen unumstößlichen Beweis außerirdischer Intelligenz stoßen würden? Was hätten wir von einem Kontakt mit ihr zu erwarten? Welche Auswirkungen hätte es auf unser Leben, wenn wir erkennen müssten, dass wir nicht im Mittelpunkt des Universums stehen?

Diesen und anderen Fragen – immer orientiert am SETI-Projekt – gehen in Leben im All renommierte Natur- und Geisteswissenschaftler sowie Schriftsteller wie z. B. Stephen W. Hawking, Ben Bova, Jostein Gaarder, der Medizin-Nobelpreisträger Christian de Duve, der Chefhistoriker der NASA Steven J. Dick und der päpstliche Astronom George Coyne nach. Dabei handelt es sich bei den meisten Texten um Originalbeiträge, die extra für dieses Buch verfasst worden sind.

Während Hawking sich mit der Wahrscheinlichkeit und den Entwicklungsvoraussetzungen von Leben im All befasst, beschreibt recht anschaulich der NASA-Berater und Science-Fiction-Autor David Brin die »Gefahren des Erstkontakts«. Im Folgenden fragt sich Gaarder, ob die Entstehung des Bewusstseins ein kosmischer Zufall ist und John F. Haught, Professor für Theologie, philosophiert über die Theologie nach dem Kontakt. Dabei sinniert Haught u.a. darüber, ob Außerirdische religiös sind und was mit unserer Vorstellung von Gott geschehen würde. Ja, was würde überhaupt mit allen Religionen passieren, sollte sich herausstellen, »dass außerirdische Intelligenzen die Notwendigkeit des Glaubens an einen Schöpfergott längst überwunden haben«, so Herausgeber Wabbel. Weiter schreibt er, dass »das SETI-Projekt daher auch eine Suche nach der überirdischen Intelligenz ist, die möglicherweise für die Existenz des Universums verantwortlich ist. Durch den Kontakt könnten wir an die Grenzen des Wissens und des Glaubens vordringen. Wir könnten neue Pforten zu noch größeren Geheimnissen des Kosmos aufstoßen, die den gegenwärtigen Stand des menschlichen Wissens wie ein winziges Sandkorn in der unendlichen Sternenwüste erscheinen ließen. Die Zeit wird zeigen, ob wir reif sind für ein kosmisches Bewusstsein«.

Die aktive Suche nach Leben im All, etwa dann, wenn wir selbst Signale ins All senden, bedeutet aber möglicherweise auch ein Risiko. Denn es könnte ja auch ganz anders kommen, als es sich die Autoren vorstellen. Vielleicht ist ja der Mensch eine Gefahr für den kosmischen Frieden, die »beseitigt« oder zumindest unter Kontrolle gehalten werden muss. Hier möchte ich gar nicht groß weiterdenken…

Alle Autoren sind sich darin einig, dass wir bei einem Kontakt mit einschneidenden Auswirkungen auf unser religiöses Weltverständnis und alltägliches Leben rechnen müssten. Vielen würde ihr Weltbild fundamental erschüttert. Die interessanten, spannenden und teils humorvoll geschriebenen Essays, abwechslungsreich von Tobias Daniel Wabbel zusammengestellt, bereiten uns auf einen weit reichenden Kulturschock vor. Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich ihn mir herbeiwünsche oder ob er besser an uns vorbeigehen sollte…
Hans-Werner Peiniger

240 S. • geb. • ISBN 3-491-72494-5 • € 24,90

Patmos Verlag
www.patmos.de
Düsseldorf 2005

Quelle: JUFOF 163: 31



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