Anderhub, Werner & Müller, Andreas: Phänomen Kornkreise (2005)

Werner Anderhub & Andreas Müller:
Phänomen Kornkreise
Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft

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In ihrem neuesten Buch möchten die Autoren den aktuellen Stand der Kornkreisforschung präsentieren. Bevor es jedoch dazu kommt, entnehmen wir den einleitenden Worten, dass Anderhub und Müller sehr wohl inzwischen registriert haben, dass immer mehr Fälscher Kornkreise herstellen und man deshalb offen darüber berichten sollte. Das solle uns auch »dem ›echten‹ Phänomen sehr viel näher als jegliche Art falscher Mystifizierung« bringen. Daraus schließe ich, dass die beiden Autoren immer noch glauben, einem echten Kornkreis-Phänomen gegenüberzustehen.

Zunächst erhält der Leser einen Überblick über die Jahre 2001 bis 2005. In den fünf Jahren wurden wieder zahlreiche komplizierte Muster entdeckt, darunter auch das so genannte »Penrose-Dreieck«, das eine optische Illusion zeigt. Für mich wieder ein Indiz dafür, dass hier kreative Kornkreismacher am Werk waren.

Wirklich interessant wird es im folgenden Kapitel. Kulturhistorische Quellen und Dokumente zeigen, dass sich Berichte über Kornkreise schon weit vor den Siebziger Jahren nachweisen lassen. Wir kennen in der Regel nur den kleinen Teufel, der, abgebildet in einer Flugschrift aus dem Jahre 1678, kreisförmig das Getreide umlegt. Es gibt jedoch noch eine ganze Reihe anderer interessanter Beispiele. Aber seien wir mal ehrlich. Wann immer man Getreide angebaut hat, wird es auch jemanden gegeben haben, der da mal aus Spaß, oder um den Bauern zu ärgern, das Korn kreisförmig platt getrampelt hat oder es gab bestimmte traditionelle Abbaumethoden wie z.B. das so genannte »Radmähen«. Ich würde solche historischen Funde nicht überbewerten und schon gar nicht als Indiz für die Rätselhaftigkeit des Kornkreis-Phänomens akzeptieren.

Nach dem historischen Einblick wollen uns die beiden Autoren zeigen, was sich bei der Entstehung von Kornkreisen abspielt. Anhand von Augenzeugenberichten wird nach Meinung der Autoren deutlich, dass alle Berichte »auf absolut kurzfristige Abläufe innerhalb weniger Minuten oder gar Sekunden« verweisen. »Dies für das echte Phänomen vorausgesetzt, ergibt eine große Kluft zum zeitlichen Aufwand, den Menschen erwiesenermaßen benötigen, um Kornkreise anzulegen.« Da stellt sich gerade für mich als UFO-Forscher die Frage, wie sicher denn die Augenzeugenberichte sind, zumal Kornkreis-Kritiker bewiesen haben, dass es gar nicht so unmöglich ist, vor den Augen von Beobachtern unbemerkt Kornkreise herzustellen. Auch das von den Autoren ausführlich präsentierte Beispiel aus den Niederlanden, bei der eine spektakuläre Lichterscheinung beobachtet worden ist, unter deren Bereich man später ein Kornmuster entdeckte, ist nicht überzeugend. Ich denke eher, dass hier Hubschrauberpiloten einen Blick auf das vorher von irgendwem hergestellte Kornmuster warfen und dabei ihren starken Suchscheinwerfer einsetzten.

Neue Erkenntnisse aus den Labors, insbesondere von dem so genannten BLT, das zahlreiche Anomalien an aus Kornkreisen stammenden Materialien festgestellt haben will, sollen den Kritikern dieser Untersuchungen den Wind aus den Segeln nehmen. Aber auch hier haben mich die Argumente nicht überzeugt. In diesem Zusammenhang werfen die Autoren den Kornkreismachern vor, unglaubwürdig zu sein und keine Beweise dafür vorzulegen, dass das BLT zu »positiven« Laborergebnisse gekommen ist, obwohl das untersuchte Material aus gefälschten Kornkreisen stammt.

Neben den hübsch anzusehenden Piktogrammen gibt es aber auch noch Muster in Form der »Arecibo-Botschaft« oder eines überdimensionalen »Alien mit Datenscheibe«. Ich frage mich, wie man allen Ernstes noch darüber diskutieren kann, ob es sich dabei um »menschliche Konstruktionen« handelt oder um den Kontaktversuch einer fremden Intelligenz und warum man auf die »zahlreichen Versuche verschiedener Gruppen, auf die »Botschaften im Korn« auf unterschiedliche Art und Weise einladend zu antworten, um einen andauernden Kontakt herzustellen« keine Antwort »von Seiten des Phänomens« erhält. Mit »gesundem Menschenverstand« haben diese Vorstellungen aber nichts mehr zu tun.

Trotz aller Kritik halte ich das Buch von Werner Anderhub und Andreas Müller für eine wichtige Arbeit, da sie uns mit den Argumenten und Vorstellungen der Kornkreis-Forscher vertraut macht und einen Überblick über den aktuellen Stand der Kornkreisforschung der Befürworter vermittelt. Nicht unerwähnt bleiben sollten natürlich die über 100 Abbildungen von eindrucksvollen Kornkreismustern.
Hans-Werner Peiniger

128 Seiten • geb. • 123 x 19 cm • reich ill. • ISBN 3-03800-251-8 • € 22,90 • im Buchhandel erhältlich

AT Verlag
www.at-verlag.ch
Baden und München 2005

Quelle: JUFOF 164: 28 f