Gisela Ermel:
Rätselhafte Tilma von Guadalupe
Auf den Spuren eines unerklärlichen Bildes
Gerade aus den Bereichen der Prä-Astronautik, Ufologie oder „Rätsel der Welt“ gibt es eine Vielzahl an Büchern, in denen die Autoren jeweils versuchen möglichst viele Aspekte, Indizien und Belege für eigene Theorien zur Diskussion zu stellen. Was mich dann immer dabei stört ist, dass die Informationen hierzu meist recht mager sind. Deshalb begrüße ich sehr, wenn sich mal ein Autor mit einem ganz speziellen „Rätsel“ befasst. In diesem Fall ist es eine Autorin, nämlich Gisela Ermel, die sich in der deutschen Szene der „Prä-Astronautiker“ durch zahlreiche Veröffentlichungen bereits einen Namen gemacht hat.
In dem vorliegenden Buch beschäftigt sie sich mit der Tilma von Guadalupe. Es handelt sich dabei um den Umhang eines einfachen Indios, auf dem 1531 vor den Augen des damaligen Bischofs von Mexiko und weiteren Zeugen ein farbiges Marienbild erschien. Vorher hatte der Indio auf dem Tepeyac nahe Mexiko City eine Marienerscheinung. Die Tilma gibt auch heute noch Rätsel auf, so dass man geneigt ist, sie als „nicht von Menschenhand gemacht“ anzusehen. Doch von wem? Marienerscheinungen weisen ja gelegentlich Parallelen zum modernen UFO-Phänomen auf und so denken manche hier sogar an den Eingriff Außerirdischer. Doch Gisela Ermel tritt diese Spekulationen nicht sonderlich breit, sondern dokumentiert die vielen Untersuchungen, die man bisher an der Tilma vornahm. Sie begannen bereits kurz nach den Ereignissen und setzten sich mit moderneren Methoden bis in die heutige Zeit fort. Es zeigte sich, dass das Marienbild kein herkömmliches Gemälde ist. Man fand weder heraus, welche Technik noch welche Farben verwendet worden sind. Unerklärlich auch, dass die Farben nicht verblassen. 1929 entdeckte man gar das Abbild einer menschlichen Büste im Auge der Tilmafigur. Zusätzliche augenärztliche Untersuchungen fanden weitere menschliche Gestalten in den Augen der „Jungfrau von Guadalupe“. Und 1995 will ein Professor an der Päpstlichen Universität Mexikos gar im Bereich ihres Schoßes Herztöne eines Ungeborenen aufgezeichnet haben. Videoaufnahmen zeigten auf dem Tilmabild an gleicher Stelle Bewegungen wie bei einer Frau im letzten Schwangerschaftsstadium.
Das klingt natürlich erst mal recht überzeugend, um als wirkliches Rätsel der Menschheit gelten zu können. Leider weiß ich selbst zu wenig über die Qualität der Untersuchungen, um diese jetzt bewerten zu können. Lediglich die in dem Buch abgebildeten Fotos der Augen stehen mir zur Verfügung. Die Augen sollen ja die widergespiegelte Szene während der Tilmaöffnung, einschließlich der Lichtreflexe und dem so genannten „Purkinje-Sanson-Effekt“, zeigen. Die Umrisse der Personen werden den damals anwesenden Augenzeugen zugeschrieben. Tut mir leid… aber was ich da sehe, sind für mich nur ungeordnete Strukturen, in denen man vielleicht mit etwas Phantasie Personen herausinterpretieren kann. Wenn man eine Zeit lang auf eine Strukturtapete starrt, scheint sie einem ja auch bekannte Muster vorzugaukeln. Diese Untersuchungen haben mich jedenfalls nicht überzeugt. Ebenso wenig wie die Untersuchung eines mexikanischen Astronomen, der in den abgebildeten Sternen auf dem Mantel der Jungfrau Maria die Sternenkonstellation, die sich am Morgen des 12.12,1531, also am Tag der Bildentstehung, zeigte, erkannt haben will. Das ist m. E. völliger Quatsch, wenn man sich das Marienbild anschaut. Die Sterne sind auf dem Umhang mit eindeutiger Gleichmäßigkeit abgebildet. Wie hier der Astronom eine Sternenkonstellation erkannt hat ist wohl das wahre Rätsel der Tilma.
Wie auch immer, Gisela Ermel hat eine Menge Material zu der Tilma und deren Untersuchungen zusammengetragen. Doch nicht nur das: sie beschreibt auch weitere rätselhafte Bilder, so beispielsweise das bekannte „Turiner Grabtuch“ und das „Volto Santo von Manoppello“. Handelt es sich bei diesen Artefakten, die zahlreiche Parallelen aufweisen, um Hinterlassenschaften eines unbekannten Eingreifers in die Geschichte unserer Welt?
Trotz des spekulativen Hintergrundes finde ich es anerkennenswert, dass die Autorin das bisher bekannte und interessante Material zur Tilma von Guadalupe dokumentarisch zusammengetragen hat – ansonsten findet man ja hierzu kaum deutschsprachiges Material. Ich muss sagen, dass ich das Buch gerne gelesen habe und es auch recht fesselnd fand.
Hans-Werner Peiniger
265 S., geb., ill., Quellen, ISBN 3-9807812-9-1, € 22,00
Argo-Verlag
www.magazin2000plus.de
Marktoberdorf 2002
Quelle: JUFOF 148: 122 ff