Fosar, Grazyna und Bludorf, Franz: Top Secret Umbra (2006)

Grazyna Fosar und Franz Bludorf:
Top Secret Umbra
Die UFO-Geheimakten der NSA (Auszüge)

Schon seit längerer Zeit erscheinen so gut wie keine Bücher zur UFO-Thematik. Entgegen dieses Trends erschien kürzlich im Argo-Verlag ein Buch, das sich ausschließlich mit geheimen UFO-Akten beschäftigt.

Der in den 40er Jahren vom damaligen amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman geschaffene Nachrichtendienst NSA (National Security Agency) beschäftigt sich hauptsächlich mit der weltweiten Überwachung und Entschlüsselung elektronischer Kommunikation. Die NSA hört Telefongespräche ab, überwacht den Fax-Verkehr und schaltet sich in den E-Mail-Verkehr ein. Neue Techniken machen es möglich, dass eine Kommunikation aufgrund bestimmter Schlüsselworte »mitgeschnitten « und anschließend analysiert wird. Man munkelt, dass die NSA die Verbindungsdaten sämtlicher inländischer (USA) Telefongespräche erfasst und alle Auslandsgespräche von US-Bürgern überwacht.

Im Rahmen ihrer Abhöraktionen sind die Mitarbeiter der NSA auch auf UFO-Material bzw. Gespräche über UFOs oder deren Berichterstattung gestoßen, die fleißig mitgeschnitten wurden. Die Protokolle landeten schließlich im Archiv der NSA. Aufgrund des »Freedom of Information Act«-Gesetzes und eines damit verbundenen Gerichtsbeschlusses sind nun nach 25 Jahren Sperrfrist eine ganze Reihe Akten freigegeben worden, darunter das so genannte »Yeates-Affidavit«, wobei es sich dabei um eine für das Gericht abgegebene eidesstattliche Erklärung eines führenden NSADirektors handelt, der die UFO-Akten aus Sicht der NSA bewertet, weiterhin Protokolle von abgehörten Regierungskommunikationen anderer Staaten und interne NSA-Arbeitspapiere.

Die Autoren Fosar und Bludorf stellen eine Auswahl an Dokumenten im Original und als Übersetzung vor und kommentieren sie. Auch hier, wie in anderen freigegebenen UFO-Dokumenten üblich, sind gewisse Passagen, die möglicherweise auf die Agenten, Abhörmethoden usw. schließen lassen, geschwärzt.

Die Brisanz, die die Autoren sehen, sehe ich allerdings nicht. Ich glaube, dass hier Berichte von Piloten oder anderen Augenzeugen viel zu überbewertet werden, schließlich heben sich die Beobachtungsdetails nicht wesentlich von denen ab, die uns von Augenzeugen berichtet werden. Schon gar nicht bedeuten sie einen Beweis für ein exotisches Phänomen.

Trotzdem ist es interessant zu lesen, inwieweit die NSA Abhöraktionen durchführt, welche Erkenntnisse sie aus dem gesammelten Material zieht und welche Position sie überhaupt zum UFO-Phänomen einnimmt. Auskunft darüber geben u. a. die internen NSAArbeitspapiere, die ein wenig die Hintergründe des UFO-Phänomens und ihre möglichen militärischen, psychologischen und soziologischen Auswirkungen beleuchten. Im ersten Arbeitspapier werden verschiedene Ursachen, die UFO-Erscheinungen verursachen könnten, angeschnitten. Allerdings recht oberflächlich und bei weitem nicht so detailliert, wie wir es vielleicht gemacht hätten. Die NSA-Autoren sprechen auch die Hypothese an, dass »manche UFOs mit außerirdischen Intelligenzen in Verbindung« stehen. Wohlgemerkt: als Hypothese. Das sollte man allerdings nicht überbewerten. Ebenso, wie das zweite Arbeitspapier, das u. a. auf die menschliche Unfähigkeit eingeht, Daten zum UFO-Phänomen objektiv zu verarbeiten, womit sich auch, laut NSA, eine »ernsthafte Schwachstelle in den Geheimdiensten« zeigt.

Die weiteren Dokumente zu bestimmten UFO-Ereignissen sind ganz im Gegensatz zur Meinung der Autoren, nicht besonders spektakulär und heben sich bis auf wenige nicht uninteressante Einzelfälle kaum von den Berichten ab, die wir in der Regel erhalten. Außer vielleicht, dass es sich oft um Beobachtungen von Militärpersonal, Piloten u. ä. handelt. Was ist so ungewöhnlich daran, wenn ein Mitarbeiter einer Satelliten-Verfolgungsstation ein »gelbliches Objekt auf einem kontinuierlichen Kurs« sah? Oder »einige Soldaten einen Ball aus Licht, etwa in der Größe einer Orange, der sich über ihren Köpfen bewegte«? Oder die Beobachtung von Objekten, die selbst in den Dokumenten als mögliche Ballons bezeichnet werden und deswegen Abfangjäger aufstiegen? Auch hier ist die Annahme der Autoren falsch, man würde doch nicht wegen eines Wetterballons Kampfflugzeuge aufsteigen lassen. Infolge eines kleinen Wetterballons (im Dokument selbst spricht man allerdings nur von einem »Ballon«) vielleicht nicht. Jedoch wegen eines größeren Forschungsballons, wie wir es selbst hier in Deutschland schon einmal 1983 über Nürnberg erlebt haben, schon.

Leider kann ich auch die Argumentation der beiden Autoren nicht immer ganz nachvollziehen. Auch wenn in einem Dokument die »Konsequenzen aus der Begegnung der Menschheit mit« einer überlegenen außerirdischen Intelligenz diskutiert werden, bedeutet das doch nicht gleich, dass die NSA »ganz offenbar in den UFOs eine potentielle Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA« sieht. Ganz falsch ist beispielsweise auch die Annahme der Autoren, dass ein Wetterballon immer eine Nutzlast mit wissenschaftlichen Messinstrumenten an einer Schnur trägt, die ihn somit von einem UFO unterscheidbar macht. Richtig liegen die Autoren jedoch mit der Einsicht, dass die NSA-Akten »auf jeden Fall suggerieren«, dass »seit Jahrzehnten der irdische Luftraum relativ voll ist mit dem unterschiedlichsten Zeug, was da herumfliegt und das keiner identifizieren kann« – bis auf erfahrene UFOForscher vielleicht. Wieder ganz daneben liegen die Autoren, wenn sie in einem Dokument lesen »das UFO hatte zwei gelbe Lichter, flog in niedriger Höhe und änderte seine Richtung von Nord nach West über xxxx. Kein Geräusch wurde gehört« und dann darüber spekulieren, dass aufgrund des Aussehens des UFOs (außer den gelben Lichtern wurde jedoch überhaupt keine Aussage zum Aussehen gemacht!) und seiner Richtungsänderung, es sich »mit großer Wahrscheinlichkeit um ein gesteuertes Objekt« handeln müsse. Natürlich gesteuert… nicht von Außerirdischen, wie hier unterschwellig suggeriert wird, doch vielleicht vom Wind… Und warum sollte der Leser über eine Klassifizierung als Ballon »schmunzelnd hinwegsehen«, wenn die Autoren fälschlicherweise vermuten, dass die Marine keine Wetterballons von U-Booten aus startet. Woher wollen die Autoren wissen, dass keine Wetter- oder anderweitige Ballons von U-Booten aus gestartet werden, was ich mir im Einzelfall durchaus vorstellen kann? Ganz interessant fand ich allerdings, dass beispielsweise ein NSA-Agent 1978 eine MUFON-Tagung (USA) besucht hatte und dort ein Ufologe, der sich als früherer NSA-Mitarbeiter bezeichnete, versucht hatte, ihn, also den Agenten, als internen NSA-Informanten zu gewinnen. Das ist m. E. schon ein Zeichen dafür, dass Geheimdienste direkten Kontakt zur UFO-Szene suchen, bzw. gesucht haben.

Trotz ihrer schon in Richtung ETH gehenden Argumentation und Bewertung erkennen die Autoren, dass die NSA-Akten zwar authentisch sind, aber nun mal keine »Forschungsergebnisse irgendeiner UFO-Abteilung der NSA«, sondern eben nur Abhörprotokolle. So wird man in ihnen auch nicht die Wahrheit über UFOs finden.

Wenn man mal von einigen »Schwachstellen « in den Kommentaren der Autoren absieht, ist es doch schon eine anerkennenswerte Arbeit, UFO-Interessierten die wesentlichen UFO-Dokumente der NSA in deutscher Übersetzung und auch in Faksimiles zu präsentieren. Sehr gut finde ich auch, dass die Übersetzungen der Dokumente und die Kommentare der Autoren durch Piktogramme gekennzeichnet und damit eindeutig unterscheidbar sind. Alles in allem ein interessantes Buch, das uns ein paar Hintergründe zu der Arbeitsweise von Geheimdiensten liefert und das sich von der in letzter Zeit erschienenen Verschwörungsliteratur positiv hervorhebt.
Hans-Werner Peiniger

201 Seiten • geb. • ill. • ISBN 3-937987-25-8 •
ISBN neu: 978-3-937987-25-5 • € 19,90

Argo-Verlag
www.magazin2000plus.de
Marktoberdorf (2006)

Quelle: JUFOF 167: 154 ff

 

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