Habersack, Robert: UFO (2006)

Robert Habersack:
UFO

Robert Habersack begann im Jahre 1999, sich als Jugendlicher mit dem UFO-Thema zu beschäftigen. Er wollte zusammen mit einem Klassenkameraden in der Klassenstufe 10 eine Belegarbeit im Wahlfach Astronomie zum Thema UFOs schreiben. Dafür gab es dann für beide eine Eins plus. Etwas später griff Habersack alleine das Thema für eine Abiturarbeit erneut auf, aktualisierte und erweiterte seinen alten Text auf 120 Seiten und dafür gab es dann 2002 eine gute Zwei. In den darauf folgenden Jahren entwickelte sich die Arbeit zu einem Buchmanuskript, das nun kürzlich im Sachbereich »Wissenschaft & Technik« im Engelsdorfer Verlag erschienen ist. Dafür gibt es von mir, um mal das Fazit gleich vorweg zu nehmen, eine Vier (plus).
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Leider hat sich Habersacks Schreibstil offensichtlich seit der zehnten Klasse nicht weiterentwickelt. Er ist sehr eigenwillig, manchmal kompliziert, der Sinn mancher seiner Aussagen erschließt sich wohl nur ihm selbst. Irgendwie vermisse ich eine Linie in dem Buch, da geht es munter von einem Thema zum nächsten, man merkt einfach, dass das ursprüngliche Manuskript immer wieder stückhaft weiterentwickelt wurde. Störend empfand ich die vielen Rechtschreibfehler und »unendlich viele« Zitate, die irgendwann anfingen, mich zu nerven. Auch hätte er sein Manuskript nochmals vor Drucklegung aufmerksam aktualisieren sollen, so ist beispielsweise Michael Hesemann schon lange nicht mehr »Mitherausgeber« des Magazins 2000. Doch was eigentlich zählen sollte, ist ja der Inhalt.

Das Buch spiegelt den Weg Habersacks wieder, wie er sich dem UFO-Phänomen annäherte, mit vielen Insidern der Szene korrespondierte und erfreulicherweise alles kritisch wertete. Dabei ging er einen ganz anderen Weg als manche Zeitgenossen, deren ufologisches Weltbild sich ausschließlich auf die Populärliteratur stützt. Er nahm nämlich Kontakt mit den UFO-Kritikern auf, beschäftigte sich eingehend mit ihren Arbeiten und diskutiert heute noch deren Standpunkte.

Zunächst gibt der Autor eine kleine Einführung in die UFO-Forschung und kommt dabei auch auf Randthemen wie Prä-Astronautik, Entstehung und Existenz außerirdischen Lebens und Kornkreise zu sprechen. Dabei fallen ihm immer wieder Fragen ein, die auch oft Gegenstand der kritischen UFO-Forschung sind. Warum sind beispielsweise Menschen von UFO-Entführungserfahrungen betroffen, die deren Tragweite oftmals nicht abschätzen können. »Warum entführen die Außerirdischen nicht mal qualifizierte UFOForscher?« Bei seiner weiteren Betrachtung des Entführungsphänomens findet er zu recht äußerst kritische Worte zur Hypnose, die oft dafür angewandt wird, um verborgene Erinnerungen zu rekonstruieren.

In den folgenden Kapiteln beschäftigt sich Habersack mit dem »Problemfall UFOAufnahmen« und mit Erklärungsmöglichkeiten von UFO-Beobachtungen. Zu »Löwenzahn-Schirmchen« und »Zigarettenstummel« fallen mir aber jetzt spontan keine entsprechenden Fälle ein. In seinen »Richtlinien zum UFO-Phänomen« hat er richtig erkannt, dass zahlreiche UFO-Fälle »nur deshalb rätselhaft und unerklärlich« erscheinen, weil sie nicht »mit genügender Ausdauer und Gründlichkeit« untersucht worden sind. Das liegt jedoch nicht immer nur an den Untersuchern selbst, sondern oft auch an deren finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten und an fehlenden Daten. In den »Verhaltensmaßregeln« für bevorstehende Sichtungen empfiehlt der Autor möglichen UFO-Zeugen, sich an die GEP oder an die CENAP zu wenden. MUFON-CES und DEGUFO sind aus seiner »Sicht eher nicht zu empfehlen«. Breiten Raum räumt Habersack seinen Interviews ein, die er mit UFO-Forschern der deutschen Szene geführt hat. Da finde ich beispielsweise meinen damaligen E-Mail-Verkehr wieder, den er mit mir geführt hat. Für mich ganz interessant zu sehen, wie Illobrand von Ludwiger, Leiter der MUFONCES, uns vorwirft, wir würden auch dann »unidentifizierte« UFO-Berichte versuchen »rational aufzuklären«, »wenn es keine Möglichkeit zu einer seriösen(!) Erklärung gibt«. Aha! Ach ja, »wissenschaftliche Kenntnisse« fehlen uns auch und es mangelt uns an »Ehrlichkeit den Phänomenen gegenüber«. Aber auch hier fehlt die Aktualität, die Mails sind bereits über vier Jahre alt.

In seinen abschließenden Gedanken weist Robert Habersack nochmals auf die Wunden der UFO-Forschung hin und findet dabei lobende Worte auch für die Arbeit der GEP. Er resümiert, dass es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, hinter dem UFO-Phänomen exotische Erklärungen zu vermuten. Habersacks Buch »UFO« reiht sich somit in die nur wenige kritische UFO-Bücher enthaltende UFO-Literaturliste ein. Es vermittelt dem Leser einen Überblick über die kritische UFO-Forschung und einen kleinen, nicht mehr ganz aktuellen Einblick in die deutsche UFO-Szene.
Hans-Werner Peiniger

257 Seiten, Paperback, illustriert, ISBN-10: 3-86703-156-8, ISBN-13: 978-3-86703-156-1, Preis € 18,00

Engelsdorfer Verlag
Leipzig, 2006

Quelle: JUFOF 170: 60 f

 

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