Brunswick, Richard: UFO – Photocollection (1999)

Brunswick, Richard:
UFO – Photocollection

Fast unbemerkt von der deutschen UFO-Szene erschien der vorliegende Bildband, der immerhin 300 Fotos enthält. Bei dem „Bildlieferanten“ handelt es sich um Richard Brunswick, der nach einem Vorwort des Herausgebers in Kalifornien lebt und Luft- und Raumfahrt studiert hat. Seit 40 Jahren soll er UFO-Fotos und -Filme sammeln. Er kauft alles, was er bekommen kann und hat mittlerweile über 400 Fotos zusammengetragen (was normalerweise eigentlich recht einfach ist). Auch wenn Brunswick angeblich selbst glaubt, dass einige Fotos gefälscht sind, ist er davon überzeugt, dass die meisten jedoch authentisch sind. Also schauen wir uns mal die „Fotobeweise“ an.

Zunächst wird man beim Durchblättern von der Fülle der teils farbigen Aufnahmen „erschlagen“. Bei genauer Betrachtung fällt dem Insider auf, dass keine einzige Aufnahme in der Szene bekannt ist. Zudem ist kaum eine Aufnahme wirklich scharf und zeigt Details. Offenbar hat sich Brunswick einmal so richtig auf dem Gebiet des „UFO-Bilder-Fälschens“ ausgetobt und allerhand Methoden ausprobiert, von Fotomontagen und hochgeworfenen „Teilen“, bis zu unscharf gezogenen Flugzeugen/Luftschiffen und auf Glasscheiben aufgeklebte Papierschnipsel.

Das Buch gliedert sich in mehrere Kapitel, die länderbezogen sind. Für uns ist natürlich interessant, was der Autor aus dem deutschsprachigen Raum „aufgetrieben“ hat. Die älteste Aufnahme stammt aus Hamburg aus dem Jahre 1918 und so geht es munter weiter – Frankfurt (1922), Danzig (1927), Bremerhafen (1928) usw. Fast vom Stuhl fiel ich, als ich eine Aufnahme aus Frankfurt vom 11. April 1974 fand, die einen schönen scheibenförmigen Flugkörper zeigt – ich erinnere hier an unseren Fall Hochheim (bei Frankfurt) vom gleichen Datum, in dem ebenfalls ein scheibenförmiges Objekt beobachtet worden ist. Nun ja, da scheint Brunswick das Datum aus einer ausländischen Veröffentlichung entnommen zu haben. Wie auch immer, nur Blinde und eingefleischte UFO-Gläubige werden sich von den Aufnahmen beeindrucken lassen.

Garniert wird die „Fotodokumentation“ noch mit den „skurrilsten“ Zeugenberichten aus Brunswick’s Sammlung. Da gibt es beispielsweise eine verkohlte Leiche eines humanoiden Wesens, Aufnahmen, die offensichtlich aus einem pathologischen Institut stammen (aufgeschlitzte Körper), einen nackten Hintern, der aufgrund eines leuchtenden Objekts Quetschwunden aufweist, eine Frau aus Chemnitz, die an jeder Hand vier Finger aufweist, weil anscheinend ihre Mutter vor ihrer Schwangerschaft von einem Raumschiff entführt worden ist und vieles amüsante mehr.

Ja, und da wird eigentlich auch schon deutlich, dass es sich bei dem vorliegenden Band nicht um eine Fotodokumentation im eigentlichen Sinne mit authentischen UFO-Aufnahmen handelt, sondern mehr um einen Kunstband, der uns die phantasievollen Ergebnisse der einfachen Möglichkeiten zur Herstellung eines schönen UFO-Fotos dokumentiert. Und wer weiß – vielleicht gibt es den Richard Brunswick auch nicht wirklich…

Auch wenn die mehrsprachige Fotodokumentation m.E. keine authentischen UFO-Aufnahmen zeigt, ist sie doch ein interessantes Spiegelbild dessen, was in manchen Köpfen an ufologischen Vorstellungen schlummert. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht, durch die Seiten zu blättern und ich bin schon auf die Reaktionen „unbedarfter“ Leser gespannt.
Hans-Werner Peiniger

320 S., 300 Fotos, ISBN 3-9805876-3-0, DM 39,80.

GOLIATH Verlag GmbH
Frankfurt (1999)

Quelle: JUFOF 131