Sauder, Richard: Underground (1998)

Sauder, Richard:
Underground
Stützpunkte und Tunnelsysteme

Das in den USA viel beachtete Buch ist kürzlich auch hierzulande in einer deut­schen Übersetzung erschienen – kaum be­merkt vom Rest der UFO-Szene. Wie der Titel schon vermuten lässt, behandelt Ri­chard Sauder, Dr. phil., eine Thematik, die sich immer mehr auch in UFO-Gerüchten zu verfestigen scheint. Es geht dabei um geheime unterirdische Stützpunkte und Tunnelsysteme. Um jedoch den UFO-En­thusiasten gleich zu Anfang den Wind aus den Segeln zu nehmen, erklärt er zunächst in seinen „warnenden Worte an UFO-Fans“, „dass meine Nachforschungen nicht erge­ben, ob oder ob nicht Kleine Graue über­haupt existieren, und noch viel weniger, ob oder ob nicht einige von ihnen in Unter­grundeinrichtungen leben und arbeiten“. Weiter schreibt er, dass er diese Frage nicht beantworten könne und auch nicht auf dieses Thema eingehen wolle. So be­schränkt sich sein Beitrag auf vorhandene unterirdischen Anlagen und Tunnelsys­teme, sowie auf entsprechende Planungen und Techniken, um diese auszubauen.

Anhand seiner Recherchen und ent­deckten Dokumenten und Patentschriften, sowie persönlichen Mitteilungen, erfährt der Leser etwas über geheime militärische und zivile Stützpunkte, die unter der Erde lie­gen, über deren Geschichte, über deren Weg von der Planung zur Realisierung, über deren tatsächliche oder wahrscheinli­che Nutzung u.v.m. Er beschreibt die ver­schiedenen Techniken, mit denen man große Hohlräume und Tunnelsysteme her­stellen kann und diskutiert dabei sogar un­konventionelle Tunnelbaumethoden. Also nichts, was mich nun vom Hocker hauen würde. Sicherlich gibt es geheime unterirdi­sche militärisch genutzte Anlagen – das ist doch auch zu erwarten und eigentlich über­haupt nichts ungewöhnliches. Natürlich muss sich eine Regierung etwas einfallen lassen, um auch im Falle eines Atomkrie­ges noch „arbeitsfähig“ zu sein. So gibt es auch hier in Deutschland entsprechende regierungseigene Bunkeranlagen. Der von der UFO-Paranoia infizierte Verschwö­rungsfan sieht hier in den geheimen Bun­keranlagen und Tunnelsystemen mögli­cherweise Stützpunkte, in denen man Au­ßerirdische gefangen hält oder betreut, in denen man an Entführungsopfern Experi­mente durchführt usw. – doch sind da nicht viel banalere Aspekte Grund genug für de­ren Existenz? Dies hat auch Sauder er­kannt, der immer wieder deutlich macht, dass er für derartige Gerüchte keine Be­weise gefunden hat. Er hält es jedoch für denkbar, dass man das Alien-Fieber nutzt, um Informationen über geheime unterirdi­sche Anlagen zu verschleiern.

In seinen Schlusskapiteln geht er doch schon ein wenig intensiver auf die Alien-Gerüchteküche ein. Was er halt festgestellt hat und auch besonders hervorhebt ist die Tatsache, dass die Regierung bestimmte Personen „gesundheitsmäßig“ regelmäßig kontrolliert und beobachtet, sowie „Rinder­proben entnimmt“. Alles in der Nähe von Atomtestgeländen – soll das auch unge­wöhnlich sein? Hier in Deutschland werden bestimmte Personenkreise auch regelmä­ßig überwacht, beispielsweise in der Nähe von Atomanlagen, wo es scheinbar zu einer erhöhten Krebs-Sterberate gekommen ist. Denkt hier irgendeiner an eine Regierungs­verschwörung an Alien-Tests, Viehver­stümmelungen usw.? In dem Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ schon. Es ist also m. E. nicht „seltsam“, wie der Autor vermutet, dass „die US-Regierung ein Testprogramm hat, das sowohl Menschen als auch Tiere überwacht“. Er meint zwar folgernd, dass das Muster dieser Überwa­chung dem ähnelt, „dass für angebliche Entführung von Menschen durch Aliens und angebliche Verstümmelung von Tieren, besonders von Rindern, durch Aliens charak­teristisch ist, kann dies jedoch auch nicht richtig belegen. Warum sollte die Regierung heimlich mit unmarkierten Hubschraubern Rinder „entwenden“, deren Organe ent­nehmen, Blut heraussaugen und dann die Kadaver auf der Weide zurücklassen. Wäre doch viel einfacher, die Tiere über Mittelsmänner einfach von den Farmern zu kaufen und/oder die Tiere zu stehlen und statt mit teuren Hubschraubern mit kostengünstigeren LKWs zu befördern und/oder die Körper in einer regierungseigenen Tierkörperbeseitigungsanlage zu verbrennen. Das „Ver­stümmelungsphänomen“ ergibt doch keinen Sinn…

Das hat auch Sauder erkannt und er schreibt in seiner Schlussbemerkung klipp und klar: „Gerüchte sind nicht die gleiche Sache wie solide Beweise, und Forscher müssen darauf bedacht sein, diese einfache Wahrheit zu berücksichtigen. So, da haben wir es also. Dieses Buch bildet eine gerade eben repräsentative Behandlung des Themas der unterirdischen Stützpunkte und Tunnelbau-Aktivität, wie sie im Augen­blick möglich ist, wenn man Informationen verwendet, die in einer einigermaßen guten Forschungsbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich sind“. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Trotzdem: auch wenn sich Sauder in seiner nicht uninteressanten Arbeit überwiegend auf die „geheime Stütz­punkte und Tunnelbau-Thematik“ beschränkt, nährt er doch bewusst oder unbewusst die Spekulationen der UFO-Enthusiasten und Verschwörungs-Phantasten.
Hans-Werner Peiniger

239 S., gb., ill., DM 44,80, ISBN 3-89539-254-5

Michaels Verlag
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Peiting, 1998

Quelle: JUFOF 133