Helsing, Jan van: Unternehmen Aldeberan (1997)

Helsing, Jan van:
Unternehmen Aldeberan
Die sensationellen Erlebnisse der Familie Feistle

Im JUFOF 110, 2’97:58 f, bin ich in einer Rezension bereits kritisch auf die vermeintlichen Kontakte des Ehepaars Feistle (Feistle, Karin und Reiner: DIE UNERMESSLICHKEIT DES SEINS) eingegangen. Sie glauben, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Inzwischen haben sie sich mit dem umstrittenen Autor Jan van Helsing (Pseudonym) arrangiert, der nun das weitere Kontaktmaterial der Feistles verbreitet. In einem Entführungsszenario wollen die Feistles mit einem Kommandanten eines Raumschiffes zusammengetroffen sein, der zum einen deutsch sprach und zum anderen aus dem Sonnensystem Aldebaran kam. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für den Autor van Helsing, dessen Buch „Geheimgesellschaften“ wegen NAZI-Verherrlichung inzwischen verboten worden ist. Er macht sich die Angaben Feistles zunutze, da auch in den von ihm propagierten Legenden angeblich die VRIL-Gesellschaft erstmals 1919 Kontakt mit Aldebaranern erhielt und die ersten Deutschen im April 1945 mit einer Flugscheibe zum Aldebaran-System geflogen sein sollen.

Im wesentlichen besteht das Buch aus zwei Teilen. Einmal schildert van Helsing die Kontakte der Feistles, in dem er aus ihren hypnotischen Rückführungen und transmedialen Kontakten zitiert bzw. sie selbst berichten lässt und zum anderen trägt er aus der Gerüchteküche rechtslastiger Anhänger vor. Hier kommen praktisch alle wesentlichen Gerüchte zum Tragen wie etwa die Aktivitäten der VRIL- und Thule-Gesellschaft, der Konstruktion der VRIL- und HAUNEBU-Scheiben oder der bemannte Flug zum Aldebaran und zum Mars.

Bei den Schilderungen der Feistles fiel mir wieder die Verquickung von Science-Fiction-Elementen auf. Beispielsweise heißt ein Aldebaraner Rodon (von Perry Rhodan aus der gleichnamigen SF-Romanserie, oder von Radon, einem Monster aus dem japanischen SF-Film von 1965 „Befehl aus dem Dunkel“?) und ein anderer, der zur Zeit auf dem Mars stationiert ist, Arkan (von Atlan, oder von Arkan, der Heimatwelt von Atlan, ebenfalls aus der Perry Rhodan-Romanreihe?). Ferner sieht Karin Feistle in einer Vision einen Embryo im dritten Schwangerschaftsmonat, der in einer Luftblase schwimmt. Dies erinnert stark an Stanley Kubricks SF-Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ (GB 1965) oder an dessen Fortsetzung „2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ (USA 1984). Und Besuch von Aldebaran erhielten wir bereits 1948. Leider nur im Film: Heinz Rühmann spielt in „Der Herr vom anderen Stern“ (Regie Heinz Hilpert) einen verirrten Außerirdischen, der auf der Erde Gestalt eines Menschen annimmt und die Tücken und Zwänge des Erdenlebens erlebt.

Interessanter sind jedoch die zahlreichen Fotos (teils in Farbe), die angeblich irdische Flugscheiben zeigen sollen (ich sehe hier eher Aufnahmen schöner UFO-Modelle). Van Helsing kennt zwar die wahren Hintergründe der Fotos, darf sie jedoch nicht nennen. Original-Filmstreifen sind in einem Labor eines der weltgrößten Filmherstellers untersucht worden, aber er darf die Firma nicht nennen usw. Somit stellen auch diese Fotos keinen Beweis für die absonderlichen Behauptungen van Helsings dar, so dass das ganze präsentierte Märchen-Material, letztendlich wieder nur eine Glaubensfrage ist. Den rechtslastigen Anhängern ist dies jedoch egal. Sie wissen, dass der Mythos um die geheimen Flugscheibenentwicklungen des Dritten Reiches im Gespräch bleibt und somit braunes Gedankengut, klein portioniert, leichter unters Volk infiltriert werden kann (siehe auch mein Editorial im JUFOF 113, 5’97:141). Infolgedessen sind Veröffentlichungen wie die vorliegende, auch im Hinblick auf deren politische Wirkung, äußerst kritisch zu betrachten.
Hans-Werner Peiniger

343 S., Geb., ill., ISBN 3-89478-220-X, DM 44,80.

EWERTVERLAG
Lathen (1997)

Quelle: JUFOF