Craig Myers:
War of the Words
The True But Strange Story of the Gulf Breeze UFO
Vom 11. November 1987 bis zum 8. Mai 1988 fertigte Edward Walters in der Küstenstadt Gulf Breeze in Florida über 40 Fotos an, die das Thema UFOs für die nächsten Jahre wesentlich beeinflussen sollten. Er behauptete, in den genannten Monaten vielfach Sichtungen aus nächster Nähe gehabt zu haben, bei denen die UFOs (offensichtlich »Raumschiffe«) mehrfach erfolglos versuchten, ihn mittels blauen Lichtstrahlen, die ihn in das Schiff transportieren sollten, zu entführen. Des Weiteren berichtete er über seine telepathische Kommunikation mit den Insassen und über nahe Begegnungen mit den Aliens selbst, die typischen Grauen entsprachen.
Die Form der aufgenommenen Objekte und die Einzelheiten der Geschichte zu den Fotos waren allerdings einzigartig und bildeten eine Mischform aus Kontaktlertum und Entführungsopfer. Die US-amerikanischen UFO-Forschungsorganisation, allen voran MUFON (Mutual UFO Network) reagierten denn auch direkt auf Walters‘ Angaben, der mit seinen Fotos zur Presse gegangen war, und wurden, da sie eine Chance sahen, bei der »UFO-Observation« dabei zu sein, Teil der Geschichte. Auch die damalige Presse, die vielfach das Geschehen in und um Gulf Breeze rezipierte und dabei oftmals Partei bezog (pro oder kontra »Raumschiffe «), ist untrennbar mit dem Geschehen Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre verbunden.
Ein wichtiger Name in diesem Geschehen ist derjenige von Craig Myers, der in seinem Print-On-Demand-Buch »War of the Words« die Ereignisse rund um Ed Walters noch einmal aus seiner Perspektive schildert. Und diese Perspektive ist keine uninteressante, denn Myers arbeitete zu dieser Zeit für das Pensacola News Journal und kam mit praktisch allen Protagonisten der Geschichte in direkten Kontakt, auch mit Ed Walters und seiner damaligen Frau Frances. Mehr noch: Craig Myers war es, der Anfang Juni 1990 den neuen Besitzern des Hauses der Walters‘, in dessen Umfeld die meisten der UFO-Fotos entstanden, einen Besuch abstattete und sie fragte, ob sie beim Bezug des Hauses irgend etwas Ungewöhnliches gefunden hätten. Tatsächlich stieß Myers so auf ein hinter der Dämmung im Dach des Hauses verborgenes, aus Styroportellern, Papier und Plastik bestehendes Konstrukt, das exakt so aussah wie die »UFOs« auf Walters‘ Foto. Damit schien die Sache klar: Walters hatte mit seiner Kamera Doppelbelichtungen gemacht und so aus einem Kleinstadtscherz einen Buchvertrag, TV-Auftritte und eine weltweite Bekanntschaft gezogen.
Für Walters gab es kein Zurück mehr und, was schwerer wiegt, MUFON gab ihm weiterhin Deckung: Für praktisch jede Erklärung, die vorgebracht werden konnte, wurde eine meist ad hominem gerichtete Gegenerklärung gefunden, für jeden Zeugen, der Walters‘ Trickaufnahmen beiwohnte, eine Diskriminierungsmöglichkeit gefunden. (Auch das UFO-Modell soll erst nach den ersten Aufnahmen von Skeptikern in böswilliger Absicht bei Walters versteckt worden sein.) So dürfte der Fall Gulf Breeze noch heute in der UFO-Szene als »echtes UFO« herumgeistern. Auch in Deutschland machte er Furore, als kurz nach der Wende Anfang der Neunziger Walters‘ Buch in deutscher Übersetzung (Titel: »UFOs – Es gibt sie«) erschien und sich exzellent verkaufte. Auch der Rezensent war von dem Werk beeindruckt, zumal er zur ostdeutschen Bevölkerung zählt, die als ehemals »hinter dem Eisernen Vorhang« Lebende von UFOs noch nie etwas gehört hatten und bei dem daher bestimmt nicht als einziges große Neugierde geweckt wurde.
Um nun zu klären, was damals in den USA wirklich geschah, ist Myers‘ Buch eine exzellente Quelle. Es ist keine wissenschaftlich-historische Recherche, dafür aber ein mit viel journalistischem Spürsinn und einem herzerfrischendem Humor verfasste persönliche Erinnerung, die es unbedingt wert ist, gelesen zu werden, wenn man an dem Fall Gulf Breeze interessiert ist. Myers beschreibt noch einmal die vermeintlichen Erlebnisse der Walters‘, die Rolle der UFO-Forscher, die Reaktionen der verschiedenen Presseorgane und seinen eigenen Beitrag zum Fall. Er lässt viele Fürsprecher und Kritiker direkt zu Wort kommen und bezieht auch selbst direkt Stellung: Trotz der stetigen Diskreditierung der profanen Erklärung hält er Walters für einen hochintelligenten Fälscher, der durch seinen Spaß an Kontrolle über viele Individuen (die einer Kleinstadt) in eine Sache geschliddert ist, die in der resultierenden Größe (weltweit!) vermutlich gar nicht beabsichtigt war, der aber bis heute mit den verschiedensten Mitteln bemüht ist, der Sache Herr zu bleiben. Letztlich passt wohl keine Hypothese besser zu den Fakten als diese – und genau deshalb ist Myers‘ durchaus »nicht-ufologische« Beschreibung der Ereignisse, in deren Verlauf er diese Einsicht gewonnen hat und auch verteidigen musste, so lesenswert. Ein paar kleine, bisher unveröffentlichte Zusatzdetails wie ein die öffentlichen Grundbücher beschädigender oder ein von einem Ballon tragbare »UFOs« bastelnder Ed Walters geben dabei der mit einem Augenzwinkern berichteten Geschichte noch eine zusätzliche Würze. Damit hat das Buch wirklich alles, was ein wertvolles »Gulf-Breeze-Zeitdokument« braucht.
Danny Ammon
192 S., gebunden wzw. als Broschur, illustriert
ISBN: 978-1-425716-54-7, $ 30,99 bzw. $ 20,99
Xlibris Corporation
www.xlibris.com
Philadelphia, PA, 2006
Quelle: JUFOF 172: 124 f