Alexander Knörr (Hrsg.): UFOs im 21. Jahrhundert

Der Herausgeber dieses Buches, Alexander Knörr, ist der Vorsitzende der Deutschsprachigen Gesellschaft für UFO-Forschung e.V. (DEGUFO e.V.) mit Sitz in Bad Kreuznach. Dabei handelt es sich um eine der drei großen, wissenschaftlich arbeitenden und anerkannten Organisationen in Deutschland, die sich objektiv mit der Erforschung und Aufklärung des UFO-Phänomens befassen.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert geistern merkwürdige Objekte am Himmel über uns herum. Das, was Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts zuerst als Flying Saucer in den USA Schlagzeilen machte, ist bis heute präsent. Aus den Fliegenden Untertassen von einst ist heute ein durchaus ernstzunehmendes Phänomen geworden: das UFO-Phänomen.
UFO = Unidentified Flying Object. Solche werden tagtäglich in allen Teilen der Welt zu Dutzenden gesichtet. Und auch den drei renommierten und größten UFO-Forschungsgesellschaften in Deutschland, der DEGUFO e.V., der GEP e.V. und der MUFON-CES, werden fast täglich solche unbekannten fliegenden Objekte gemeldet.
Zwar kann ein Großteil solcher Sichtungsmeldungen rational erklärt werden, doch bleibt ein kleiner aber nicht zu unterschätzender Rest unaufgeklärt. Das gibt Stoff für Spekulationen. Sind es Raumschiffe aus dem All? Bis heute gibt es keine endgültige und abschließende Antwort auf solche Fragen. Was bleibt ist das UFO-Phänomen weiterhin mit wissenschaftlichen Methoden und Mitteln zu studieren, zu erforschen und zu katalogisieren. Und genau dies machen die genannten drei großen Organisationen.
Die Beiträge im Buch wurden von Mitgliedern und Experten dieser drei Organisationen verfasst. Sie geben einen Einblick zur derzeitigen Forschung in Deutschland. Nach seinem Vorwort gibt der Herausgeber Alexander Knörr in Kapitel 1 („Die Methodik der UFO-Forschung“) einen guten „Überblick über die UFO-Forschung in Deutschland“ und stellt dabei die UFO-Gruppen vor. Klar distanziert man sich hier auch von den Extremen, die es auf beiden Seiten (Skeptiker und Befürworter einer möglichen, teilweisen außerirdischen Herkunft einiger UFO-Erscheinungen) gibt. Allen voran die Gruppierung CENAP um den Mannheimer Werner Walter. Von diesem hatten sich die drei größten deutschen UFO-Forschungsgesellschaften bereits Anfang August 2011 klar distanziert, nachdem die Walter’sche Polemik gegenüber seriösen UFO-Forschern und UFO-Zeugen immer extremer wurde und so nicht mehr stillschweigend übergangen werden konnte.
Fortgeführt wird das Kapitelthema von Mirko Mojsilovic (GEP e.V.) in der Betrachtung „Was ist kritische UFO-Forschung?“. Der Beitrag gibt einen guten Überblick über den Wandel der deutschen UFO-Szene von den Ufologen der DUIST e.V., die nur alles sammelten und ungeprüft alles auf Außerirdische münzten. Damals entstand ein regelrechter Kontaktlerkult. Diese Ufologenszene war besonders in den 1950er und 1960er Jahren aktiv. Die Anfänge einer kritischen Auseinandersetzung sind ebenso Gegenstand wie die heutige Situation einer konstruktiven Forschung nach der Wahrheit.
André Kramer (GEP e.V.) beschäftigt sich anschließend mit dem heiklen Thema der „UFO-Entführungen“. Spätestens seit Betty und Barney Hill im Jahre 1961 behaupteten in ein außerirdisches Raumschiff entführt worden zu sein, machte das Thema der UFO-Entführungen weltweit Schlagzeilen. Es war nicht der erste Fall aber derjenige, der diesen Aspekt weltweit bekannt machte. Seit damals haben etliche Hundert weiterer Menschen von solchen Begegnungen und Entführungen mit vermeintlichen Außerirdischen berichtet. Besonders bekannt ist dazu auch das sogenannte Phänomen der Bedroom Visitors. Dabei soll es sich um unheimliche Besucher handeln, die Menschen aus ihren Schlafzimmern heraus in ihre Raumschiffe entführen und dort zumeist untersuchen. Im Gegensatz zu den früher als kleine grüne Männchen bezeichneten angeblichen Außerirdischen werden diese heute meistens als Graue beschrieben.
Zum Thema gibt es eine größere Kontroverse. Während einige davon überzeugt sind, dass diese Erlebnisse echt sind und hier tatsächlich Außerirdische agieren, aus welchen Gründen auch immer, gibt es auch wissenschaftlich konventionelle Erklärungsmöglichkeiten, die André Kramer ausführlich erläutert.
Zum Abschluss des 1. Kapitels stellt Christian Czech (DEGUFO e.V., GEP e.V.) die im Internet frei verfügbaren UFO-Datenbanken vor, in denen UFO-Sichtungen und Ergebnisse gelistet werden. Seit 2007 können UFO-Zeugen ihre Sichtungen auch direkt in den Datenbanken melden. Davon haben bisher mehr als 1.250 Personen Gebrauch gemacht.
Es schließt sich das Kapitel 2 an, in dem einige „Fälle und Ermittlungen“ vorgestellt werden. Jutta Behne (GEP e.V.) berichtet über einen Fall, den sie zusammen mit Hans-Werner Peiniger, dem 1. Vorsitzenden der GEP e.V., untersuchte. Drei weitere Abschnitte des Kapitels, davon zwei bei Militärgeländen (Ramstein Air Base und Bundeswehr Truppenübungsplatz Speyer), werden von Alexander Knörr vorgestellt. Besonders interessant ist dazu auch der Kapitelabschnitt zu Ramstein, der drei bis heute nicht geklärte Fälle enthält, die vom Autor selbst untersucht wurden.
Anschließend beschäftigt sich Lars A. Fischinger (DEGUFO e.V.) mit „Seltsamen ‚Alien-Leichen’ und ein bisschen ‚Akte X’“. Immer wieder geistern Meldungen über angeblich tote Aliens durch die Medien. Meistens ist es nur ein Fake oder anormale Tierkadaver. Hin und wieder gibt es aber auch Fälle, die zu denken geben und scheinbar nicht so einfach erklärbar sind. Lars A. Fischinger gibt einen guten Einblick über diese Thematik und stellt einige dieser Fälle in einer kritischen Betrachtung vor.
Abschließend zum 2. Kapitel heißt es in dem Beitrag von Roland Roth (Autor und Verleger grenzwissenschaftlicher Thematik) „Das UFO-Phänomen ist Realität!“. Viele bekannte Politiker werden zum Thema zitiert. Dabei zeigt sich, dass diese dem Thema durchaus offen gegenüberstehen jedoch im Laufe der Zeit sich eine immer distanziertere Meinung bildete, was wohl oder übel auf die zahlreiche Verunglimpfung der Thematik durch Spinner und extreme Befürworter und Gegner zurückzuführen ist.
Passend hierzu beginnt dann Kapitel 3 („UFOs im 21. Jahrhundert“) mit dem Beitrag „UFOs in den Medien –oder– Warum macht man sich über UFOs lustig?“ von Kurt Diedrich. Sogenannte UFO-Sekten, Extrem-Skeptiker oder Märchenerzähler tragen dazu bei, dass das Thema oft nicht ernst genommen wird. Die Hintergründe dazu werden hier verständlich nachvollziehbar erläutert.
Das bereits in Kapitel 1 von André Kramer behandelte Entführungs-Phänomen hat inzwischen auch Hollywood erreicht. Einer der eindruckvollsten Filme zur Thematik ist der Film „Die vierte Art“. Roland Roth macht hierzu eine Filmanalyse. Der Film, so wird darin von Anfang an suggeriert, bestehe auf realen Geschehnissen. Tatsächlich scheint es einige Parallelen zu geben. Doch – was ist wahr und was ist erfunden?
Noch einmal greift Lars A. Fischinger das Thema toter Aliens auf. In seinem Beitrag „Liebling der Medien: Der ‚Alien’ von Metepec“ geht er auf den wohl bisher letzten wirklich spektakulären – aber auch ebenso umstrittenen – Fall ein, der seit Sommer 2009 für immer wiederkehrende Schlagzeilen sorgt. Damals soll einem mexikanischen Farmer ein kleiner Alien in eine Rattenfalle geraten sein. Angesichts seiner Größe wurde das Wesen als Alien-Baby bezeichnet. Aktuell sieht es jedoch so aus, dass man auch hier (leider) wieder einmal sagen muss: Außer Spesen nichts gewesen…
Gerhard Gröschel (DEGUFO e,V., GEP e.V., MUFON-CES) stellt in seinem Beitrag „Neue UFO-Forschung in Deutschland“ einige Methoden und Geräte vor, mit denen man den Himmel überwachen kann um so an potentiellen Orten untersuchbare Daten über seltsame Himmelserscheinungen zu sammeln. Und als abschließende „Neue Impulse für die UFO-Forschung“ stellt Marius Kettmann (DEGUFO e.V., MUFON-CES) mögliche „Einheitliche Vorgehensweisen für eine zukunftsorientierte Forschung“ vor.
Abschließend kann man dieses Buch empfehlen. Es gibt einen guten Einblick in den Stand der derzeitigen UFO-Forschung in Deutschland, ist immer sachlich und wissenschaftlich orientiert geschrieben – und das ohne dabei langweilig zu werden. Das UFO-Rätsel ist nach wie vor ungelöst. Selbst dann, wenn weit mehr als 90 % aller Fälle aufgeklärt werden können. Und vielleicht waren sie ja doch schon hier – die Aliens…

Axel Ertelt

172 S., 12,80 €, Paperback, s/w-Abb., Din A5, ISBN 978-3-935910-93-4

Ancient Mail Verlag
www.ancientmail.de
Groß Gerau, 2011

 

Quelle: JUFOF Nr. 201, 3/2012: 94 ff

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