Peter Hattwig, aktives Mitglied der DEGUFO, Chefredakteur des DEGUFORUMs und zuständig für die Beurteilung von bei der DEGUFO eingehenden UFO-Sichtungsberichten, hat den Versuch unternommen, mittels einer Analyse hinter das Rätsel der so genannten Orbs zu kommen. Orbs sind diese kleinen, mal mit mal ohne Strukturen versehenen, runden Flecken auf Digitalfotos. Während sachkundige UFO-Ermittler längst deren Ursprung kennen, gibt es wenige Menschen, die den Orbs Eigenschaften zuschreiben, die eine exotische Erklärung nahelegen. Dazu gehört auch Peter Hattwig.
Zunächst einmal fällt auf, dass die im Inhaltsverzeichnis angegebenen Seitenzahlen für den ersten Bereich des Buches nicht mit denen des Innenteils übereinstimmen. Dagegen ist positiv hervorzuheben, dass das Buch reich in Farbe bebildert ist und zu allen Sachkapiteln Orb-Beispiele gezeigt werden.
Nach der Lektüre des Buches fällt es mir wirklich schwer, diesen offensichtlichen unsinnigen Inhalt ernsthaft und sachlich zu beurteilen. Mir ist unbegreiflich, wie manche Menschen in den Orbs etwas anderes sehen als angeblitze Staubpartikel, Eiskristalle, Wassertröpfchen usw. Ich begreife es ganz einfach nicht.
Machen Sie selbst entsprechende Versuche. Gehen sie raus wenn es regnet oder nieselt, fotografieren Sie mit Blitz ins Dunkle hinein und Sie werden eine Vielzahl von Orbs auf Ihren Fotos vorfinden. Deren Erscheinungsbild hängt ab von der Entfernung zum Objektiv, von der verwendeten Kamera, von den Lichtverhältnissen und vielen anderen Einflüssen. Und da es so viele unterschiedliche Faktoren gibt, ist es fast unmöglich, eine Aufnahmesituation so zu rekonstruieren, dass sie dann exakt denselben Orb erzeugt. Aber die Grundparameter sind doch bekannt und selbst Hattwig erkennt, dass Orbs den Regen mögen (S. 37) und eine hohe Luftfeuchtigkeit wie Regen ihre Entstehung begünstigt (S. 130).
Wie schwach seine Argumentationen sind, sieht man beispielsweise daran, dass er das erhöhte Aufkommen der Orbs nicht mit der Einführung von Digitalkameras in Verbindung bringt. Schließlich seien auch schon mit Analogkameras Orbs fotografiert worden. Er bezeichnet das als reinen Zufall (S. 52). Allerdings berücksichtigt er nicht, dass man früher als Privatperson mit Analogkameras maximal einen 36-Bilder-Film fotografiert hat und sich davon für teueres Geld Abzüge machen lassen musste. Heute ist es kein Problem, mit einer Speicherkarte schnell mal hintereinander weg mehrere hundert Fotos herzustellen, diese am Rechner zeitnah nach Orbs zu durchsuchen und schon hat man eine stattliche Anzahl an Orb-Fotos. Besonders dann, wenn man es gezielt darauf ansetzt und bestimmte Aufnahmebedingungen nutzt, um Orb-Fotos zu produzieren.
Gut finde ich jedenfalls, dass er wenigstens versucht hat, durch eigene Experimente mehr Klarheit zu bekommen. So versucht er zu belegen, dass Orbs nicht „durch Mängel von Digitalkameras erzeugt“ werden (S. 51), keine „Reflexionen des eigenen Blitzlichts“ sind (S. 53), nicht „durch Spiegelungen externer Quellen im Innern der Kamera erklärt werden“ können (S. 55), es sich nicht um Partikel vor der Kameralinse handelt (S. 60) oder um Regentropfen vor und auf der Linse, Schneeflocken, Insekten und Staub (S. 64 ff). Dabei fällt es mir allerdings wirklich schwer, den meisten seiner Argumentationen zu folgen. Wie ich schon weiter oben schrieb… es ist nicht möglich, Aufnahmesituationen exakt zu rekonstruieren und somit gleichartige Orbs zu erzeugen. Daher ist es ganz natürlich, dass sie vielleicht in ihrer Struktur etwas anders aussehen als die, die zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort fotografiert worden sind.
Anstatt hier den gesunden Menschenverstand walten zu lassen, spekuliert Peter Hattwig wie es zu (scheinbaren) „Interaktionen zwischen Orbs und Menschen“ gekommen ist, wie neugierig doch Orbs sein können (S. 86) und wie sie manchen Menschen einen herzlichen Gruß übermitteln, in dem sie sich auf den Fotos in Herzform zeigen (S. 99). Aus einigen Fotos glaubt er ableiten zu können, dass Orbs sich zu einer größeren Zahl sammeln, um dem Fotografen eine „Massendemonstration“ zu liefern, oder auch schon mal, wenn sie sich entdeckt fühlen, vor Schreck auflösen (S. 130). Manchmal platzieren sich aber auch glockenförmige Orbs bewusst so im Freien, dass sie später auf dem Foto in der linken oberen Bildecke erscheinen (S. 95).
Im Folgenden beschäftigt sich der Autor mit verschiedenen Deutungsmodellen, also ob es sich bei den Orbs beispielsweise um Seelen von Verstorbenen, Engeln, Elementarwesen oder um außerirdische Wesenheiten handelt. So richtig passt ihm keine Erklärungsmöglichkeit und so stützt er sich daher auf einen weiteren Orb-Fotografen und Medium, der über eine telepatische Botschaft mitgeteilt bekam, dass die Obs vom Stern Regulus aus dem Sternbild Löwe mit Raumschiffen zur Erde transportiert worden sind, um die Menschen zu studieren und der Erde zu helfen sich zu erholen (S. 114 f). Doch damit nicht genug. Er berücksichtigt auch noch die „Aussagen zweier Personen, die mein Vertrauen genießen“, die über eine „Eingebung“ (?) sicher sind, dass der Ursprung der Orbs ein Experiment der so genannten Santiner ist, ein Volk „vom vierten Planeten von Alpha Centauri A [Fi]“, die damit „Kommunikationskugeln“ herstellten, um „die Gehirnaktivität ihrer jeweiligen Betrachter ‚lesen’“ zu können (S. 131). Ich will das nicht weiter kommentieren…
Sicher… Peter Hattwigs Arbeit hat keinen wissenschaftlichen Anspruch. Das war auch gar nicht beabsichtigt. Er hat lediglich versucht, seine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse zu den Orbs zu schildern und zu erklären, wie er zu der Erkenntnis gekommen ist, dass es sich nach wie vor um ein Rätsel handelt. Nun gut… soll er daran glauben, wenn er mag.
In seinem abschließenden Ausblick schreibt er, dass man nur vorurteilslos an die Phänomene, sprich Orbs, herangehen muss, um die Geheimnisse des Universums zu erkennen. „Vor allem sollte man den Mut haben und den selbst ernannten Skeptikern entgegentreten, die unter dem Deckmantel der Aufklärung den Forschritt der Wissenschaft behindern.“ (S. 134) Im Falle der Orbs lasse ich mich aber dann gerne in die Schublade der Skeptiker legen.
Hans-Werner Peiniger
144 S., br., ill., ISBN-13: 978-3839169179, 14,90 €. Das Buch kann direkt vom Autor bezogen werden, Info unter: Peter.Hattwig[at]t-online.de.
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Norderstedt, 2010
Quelle: JUFOF Nr. 192: 191 f