Sven Piper: Exoplaneten – Die Suche nach einer zweiten Erde

Vom Springer-Verlag war man eher immer in die Tiefe gehende wissenschaftliche Literatur gewohnt. Doch das vorliegende Buch über die Suche nach Exoplaneten ist eher eine populärwissenschaftliche Arbeit. Dipl.-Ing. Sven Piper ist selbst nicht als Wissenschaftler in die Suche nach Exoplaneten und deren Erforschung involviert. Er ist aber u. a. sachkundiger Autor zahlreicher astronomischer Fachartikel und Betreiber der Web-Seite für Astronomie und Raumfahrt www.astris.de.
Gerade in den letzten Jahren wurden immer mehr extrasolare Planeten entdeckt, so dass die Frage, ob wir alleine im Universum sind, immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Und wenn man ganz weit in die Zukunft schauen möchte, dann wäre auch die Kenntnis von einer zweiten Erde für uns wichtig. Irgendwann einmal, sollten wir Menschen uns nicht selbst vernichtet haben oder unsere Zivilisation durch äußere Einflüsse zerstört worden sein, wird es mal recht eng auf der Erde werden und wir müssten uns nach Planeten umschauen, auf denen sich die Menschheit ansiedeln könnte. Aber soweit sind wir ja noch nicht und die Erkenntnis, dass wir überhaupt mit einer Vielzahl von Sonnensystemen und erdähnlichen Planeten rechnen können, ist ja schon spannend genug.
Sven Piper gibt zunächst einen Überblick über die Geschichte der Astronomie. Von den Anfängen der Himmelsbeobachtung in der Steinzeit über die Ägypter, Chinesen und Griechen bis zu den bekannten Astronomen zu Beginn der Neuzeit beschreibt der Autor die Entstehung der astronomischen Forschung. Gleich darauf taucht er in die eigentliche Thematik ein und berichtet von der Entdeckung der ersten extrasolaren Planeten [1]. Wer weiß schon, dass bereits 1855 ein Astronom Anomalien um einen Doppelstern entdeckt haben will und damit die Erstentdeckung eines Exoplaneten für sich beanspruchte? Leider konnte man bis heute keinen Planeten in diesem System bestätigen, so dass die wirklich bestätigte Erstentdeckung von gleich zwei Planeten erst 1992 erfolgte. Inzwischen sind über 500 Exoplaneten entdeckt worden.[2]
Im Folgenden beschreibt Sven Piper wie es weiterging. Zunächst war es in der altbackenen wissenschaftlichen Community verpönt, sich der Jagd nach Exoplaneten hinzugeben. Und so ganz einfach war es aus technischen Gründen eh nicht. Piper berichtet über Hochs und Tiefs der Planetenjagd und auf welche technischen Probleme man dabei gestoßen ist. Heute ist dieser Wissenschaftszweig weitgehend anerkannt und man hat mehrere Techniken entwickelt, um Exoplaneten sicher als solche zu identifizieren.
Da die Suche von der Erdoberfläche aus immer mit störenden atmosphärischen Einflüssen verbunden ist, geht man nun ins All. So startete beispielsweise 2006 vom Weltraumbahnhof Baikonur eine russische Rakete und beförderte das Weltraumteleskop COROT [3] ins All. Schon wenige Monate später entdeckte das System seinen ersten Exoplaneten. Mittlerweile befinden sich mehrere Weltraumteleskope im All, die die Suche nach Exoplaneten unterstützen. Sven Piper gibt einen Überblick über die verschiedenen Systeme und ermöglicht einen kleinen Einblick in zukünftige Projekte.
Eine Vielzahl von Problemen erschwert jedoch die Suche. Bei der Übersicht taucht ein Name auf, den wir UFO-Forscher gut kennen: Helmut Lammer vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Co-Autor mehrerer UFO-Bücher und äußert sich gegenüber dem Autor über Probleme bei der Bestimmung des Magnetfeldes eines Exoplaneten.
Im Anschluss daran beschreibt der Autor die unterschiedlichen Typen von Exoplaneten und betrachtet die interessantesten davon näher. Einer, der auch Einzug in den Massenmedien fand, war „Gliese 581“[4] Das Gliese-581-System ist nur 20,3 Lichtjahre von uns entfernt und hat nach jetzigem Stand sechs planetare Begleiter. Ich bin erstaunt, welche Erkenntnisse man inzwischen bei der Untersuchung von Exoplaneten gewonnen hat. So existieren sogar unter ihnen „Geisterfahrer“, also Planeten, die ihre Bahn entgegen der Rotationsrichtung ihres Heimatsterns ziehen. Bei den uns bisher bekannten Exoplaneten gibt es noch zahlreiche Rätsel, die es zu entschlüsseln gilt.
Im weiteren Verlauf wirft Sven Piper einen Blick auf zukünftige Entwicklungen, die bei der Suche nach Exoplaneten eingesetzt werden sollen. Interessante Ideen und realistische Konzepte gibt es viele. Wollen wir hoffen, dass sie nicht alle an der Finanzierbarkeit scheitern.
In den nächsten Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit dem „Leben im Universum“ und geht dabei den Fragen nach, wie das Leben möglicherweise auf unserer Erde entstand oder wie es zu uns gelangt ist und welche Voraussetzungen eigentlich zur Entstehung von Leben erforderlich sind. Ein Blick auf die Planeten und Monde unseres Sonnensystems macht deutlich, dass die Chance hier auf einfachste Lebensformen zu stoßen, gar nicht so schlecht ist.
Den Abschluss bilden einige Aspekte, die bei der Suche nach außerirdischen Intelligenzen eine Randrolle gespielt haben. Genannt sei hier die Drake-Gleichung, das WOW-Signal [5], Botschaften, die wir ins All gesendet haben, das Mars-Gesicht und das Fermi-Paradoxon.[6]
Der Inhalt des Buches ist auch ohne besondere Vorkenntnisse leicht verständlich, für meine Erwartungshaltung bzgl. eines „Springer-Buches“ eigentlich zu leicht. Auffällig für mich war, dass die Inhalte des Buches überwiegend aus Beiträgen der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“, anderen populärwissenschaftlichen Büchern und Web-Seiten stammen. Aus wirklichen wissenschaftlichen Fachartikeln zitiert Piper kaum. Das kennt man von einem Buch aus dem Springer Verlag eigentlich auch nicht. Deshalb kann es dann auch passieren, dass sich die eine oder andere Ungenauigkeit eingeschlichen hat. Auch fehlen bedauerlicherweise ein Register und ein Glossar, die bei der rückblickenden Betrachtung der Inhalte sicherlich ganz hilfreich gewesen wären. Auf mich wirkte es eher störend, dass Sven Piper mehrmals auf „Star Treck“ und dessen „Universum“ verwiesen hat. Es muss nun nicht jeder wissen, dass er offenbar ein Fan dieser Serie ist.
Wie schon eingangs erwähnt, fehlt es oft an Tiefe. Wer sich intensiver mit den Themen beschäftigen will, muss auf die in den Fußnoten genannten Quellen zurückgreifen. Aber alles in allem eine durchaus akzeptable Einführung in das Thema. Sven Piper’s „Suche nach einer zweiten Erde“ kann bei interessierten Laien das Interesse wecken, sich intensiver mit der Thematik „Exoplaneten“ zu beschäftigen. Auf jeden Fall ein spannendes Thema und ich hoffe, dass uns Sven Piper mit entsprechenden Veröffentlichungen auf dem Laufenden hält.

Hans-Werner Peiniger

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Extrasolarer_Planet
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Exoplaneten
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/COROT_(Weltraumteleskop)
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Gliese_581
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Wow!-Signal
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon

216 S. 45 Abb., 43 in Farbe, geb., ISBN 978-3-642-16469-9, 24,95 €

Springer Verlag
www.springer.com
Heidelberg, London, New York, 2011

Quelle: JUFOF Nr. 198: 189 ff

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