John B. Alexander:
UFOs
Mythen, Verschwörungen und Fakten
Dr. John B. Alexander, ehemaliger Colonel der U.S. Army, RegierungsInsider, Geheimnisträger und Projektleiter am Los Alamos National Laboratory, ist nicht unbedingt einer, der das UFO-Phänomen als Außenseiter betrachtet. Ganz im Gegenteil. So war er u. a. der wissenschaftliche Leiter des von dem US-Milliardär Robert T. Bigelow finanzierten NIDS (National Institute of Discovery Science). Ziel war es u. a., mit Hilfe eingestellter Wissenschaftler und verschiedenen Beratern, darunter auch Dr. Jacques Vallée, mehr über UFOs zu erfahren, Beweise zu sammeln und wissenschaftliche Analysen hierzu zu erarbeiten. In der Folge bewegte sich Dr. Alexander in verschiedenen ufologischen Kreisen, kam mit zahlreichen UFO-Forschern zusammen und wurde mit den gängigen spektakulären UFO-Vorfällen konfrontiert.
Da er sich aus beruflichen Gründen und als militärischer Geheimnisträger in einer Position befand, die erwarten ließ, aus Regierungskreisen, von Wissenschaftlern, US-Geheimdiensten und hohen Militärs mehr über UFOs und über deren Geheimhaltung erfahren zu können, begann er mit seiner Suche nach den UFO-Beweisen. Und wenn diese durch Militär und Regierung geheim gehalten oder vertuscht würden, muss es einen Kreis von Personen geben, die etwas darüber wissen. Mit solchen Personen kam er beruflich zusammen, sei es auf Tagungen, im Rahmen militärischer Projekte oder beim abendlichen Dinner. Er befragte sie zu UFOs direkt, oder sprach das Thema im Rahmen anderer Fachgespräche mal so nebenbei an, um ja nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass er ein UFO-Anhänger sei. Im Folgenden schildert er recht eindrucksvoll, mit welchen Personen er zusammen kam, welche Funktionen sie inne hatten und was sie auf seine Fragen antworteten. Störend ist allerdings, dass er seine Person, Stellung und Position immer wieder besonders, fast schon anbiedernd, hervorhebt und scheinbar ALLE wichtigen Personen zu kennen glaubt oder zu seinen Freunden zählt, etwas, was ich stark bezweifle.
Das Ergebnis war jedenfalls eher ernüchternd: »Das, was ich selbst während der Untersuchung dieser Thematik über die Jahre gelernt habe, unterscheidet sich ebenfalls von meinen ursprünglichen Erwartungen.« Er ging davon aus, »dass eine geheime Organisation existiert, die für das UFO-Thema zuständig ist«, fand aber hierzu keine Hinweise. Weiter heißt es: »In meiner Position im aktiven Dienst konnte ich sowohl einige der geheimen Originaldokumente einsehen als auch lesen, was davon in den Medien veröffentlicht wurde. Ein Vergleich zeigte, dass in den meisten Fällen rund 98 Prozent der Informationen bereits frei zugänglich waren. Dazu zählen auch die wichtigsten Fakten über die UFO-Ereignisse selbst. Der übrig gebliebene geheime Rest betrifft das, was als Quellen und Methoden bezeichnet wird. Damit sind die Techniken und Geheim-Literaturdienstmethoden gemeint, die zur Informationsgewinnung eingesetzt werden.« Und die will verständlicherweise kein Staat der Erde einem anderen Staat offenbaren.
Bei den Personen, die er ansprach, ist er gar nicht mal, so wie ich erwartet hatte, ausschließlich auf taube Ohren oder nur ein Lächeln gestoßen. Viele standen dem Thema sogar recht aufgeschlossen gegenüber. Es hat sich aber gezeigt, dass es bei dem »persönlichen Interesse« auch geblieben ist. Man muss nach Alexanders Recherchen wohl einräumen, dass das Thema UFOs in der amerikanischen Regierung, in Geheimdiensten und bei der US Air Force keine nennenswerte Rolle spielt und man schon gar nicht gewillt ist, angesichts der sozialen, wirtschaftlichen und militärischen Probleme, die man schon hat, auch noch irgendwelche Gelder für die UFO-Forschung bereit zu stellen.
Einer der Gründe, warum Regierungsstellen und Militär Fragen zum UFO-Thema schnell abwiegeln sieht Alexander im Condon-Report. Erhalten sie Anfragen zu UFOs, sei es jetzt von außen durch interessierte Personen oder von innen, durch andere Abteilungen, beziehen sie sich meistens auf den Condon-Report, der ja zu dem Schluss kam, dass bzgl. UFOs keine weiteren Untersuchungen notwendig seien. Zudem würden UFOs keine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen, so dass das Thema damit offiziell erledigt ist. Obwohl der Condon-Report wissenschaftliche Mängel aufwies und eigentlich anhand der vielen ungeklärten Fälle zeigte, dass sehr wohl weitere Untersuchungen des UFO-Phänomens sinnvoll wären, beriefen sich in Folge alle offiziellen Stellen und Militärs auf diese Studie. Das ist natürlich viel einfacher für sie, als ein Fass aufzumachen und behördliche Vorgänge einzuleiten, die einen personellen und finanziellen Aufwand bedeutet hätten. Welcher Beamte möchte sich wohl diesbezüglich gerne der Kritik seiner Vorgesetzten aussetzen? Somit wurden bis heute alle Bestrebungen, öffentliche Gelder für weitere Studien locker zu machen, gleich im Keim erstickt. Damit wird die UFO-Forschung ganz allein den privaten Organisationen überlassen, die, obwohl bemüht, natürlich ohne nennenswerte finanzielle Unterstützung keine der Sache gerecht werdende Untersuchungen durchführen können. Somit hat der Condon-Report der UFO-Forschung einen immensen Schaden zugeführt.
Der seriösen UFO-Forschung ebenso nicht gerade dienlich waren das Disclosure-Projekt und dessen Protagonist Steven Greer. Seine Veranstaltung im National Press Club sorgte dafür, dass sich die wenigen Kongressabgeordneten, die Interesse an der UFO-Thematik zeigten, abwendeten und keine Lust verspürten, mit diesem UFO-Zirkus in Verbindung gebracht zu werden. Kein Wunder… käme erst einmal heraus, dass sich ein Kongressabgeordneter ernsthaft mit UFOs befasst, hätte das seinen politischen Tod bedeuten können.
Er räumt auch mit vielen UFO-Legenden auf (Philip Corso, den er quasi der Lüge bezichtigt, aber gleichzeitig zu seinen Freunden zählt, Bob Lazar, Robert Dean) und selbst für Dr. Helmut Lammer mit seinen MILABs (Entführungen durch das Militär) findet er nur kritische Worte: »Wieder einmal hat Lammer gezeigt, dass es ihm sowohl an technischen Kenntnissen als auch an der Fähigkeit mangelt, Informationen kompetent zu analysieren« Na, wenn das nicht deutlich ist…
Ich finde es aber gut, dass endlich einmal jemand ausdrücklich und verständlich den Befürwortern von UFO-Verschwörungstheorien erklärt, wie die Geheimhaltungspolitik in einer Regierung, in US-Geheimdiensten oder im Militär funktioniert. Gerne wird ja behauptet, sie würden UFO-Beweise unterschlagen, geheim halten und vertuschen. Doch wer ist die Regierung überhaupt? Ist dem UFO-Enthusiasten überhaupt klar, wie viele Personen in den entsprechenden Regierungsstellen arbeiten, was dahinter hängt, wie die Bürokratie arbeitet und wie die Mechanismen in großen Behörden funktionieren? Ich glaube kaum… So wird den Behörden unterstellt, wenn sie denn eine UFO-Information geheim hielten, dann müsste die ganze Regierung für die Vertuschung dieser Information verantwortlich sein. Dazu schreibt der Autor: »Wie in allen großen Organisationen ist die Kommunikation, insbesondere zwischen den einzelnen Behörden, eine altbekannte Schwachstelle. Nur weil eine Person oder ein Büro an Informationen gelangt, darf man noch lange nicht annehmen, dass die Daten auch weitergereicht werden. Auch sollte man nicht fälschlicherweise davon ausgehen, dass jede Einzelanfrage gleich auf ein institutionelles Interesse schließen lässt.« Und wenn mal ein einzelner Staatsbediensteter eine UFO-Webseite besucht, heißt das noch lange nicht, dass die Regierung diese Webseite überwacht oder ein besonderes Interesse daran hat. In der Regel ist es die persönliche Neugierde, die diese Person dazu veranlasst hat.
Das Militär neigt dazu, alles als geheim einzustufen, weil sie unsicher sind, was wirklich geheim zu halten ist und was nicht. Und um das UFO-Material zu sichten und bewerten zu müssen, wären Personalressourcen erforderlich. Da geht man eher den einfacheren Weg.
Schmunzeln muss man gar, wenn man erfährt, dass von mehreren Geheimdienstorganisationen jeweils eine von der anderen dachte, sie würde sich des UFO-Themas annehmen. Nur tat es keine der drei!
Von führenden Vertretern der FAA (Bundesluftfahrtbehörde der USA) erfuhr Alexander, dass sie zwar mehrmals mit UFO-Berichten in Kontakt gekommen wären, es aber keine zentrale Stelle oder Geheimorganisation geben würde, an die man die Berichte hätte weiterleiten können oder müssen. So zieht sich die UFO-Ignoranz der Behörden durch das ganze Buch und man beginnt zu akzeptieren, dass derzeit weder eine geheime zentrale UFO-Untersuchungskommission oder -behörde existiert, noch in Zukunft mit offiziellen Untersuchungen zu rechnen ist. Das unabhängig davon, dass es natürlich UFO-Ereignisse gegeben hat, die nach wie vor nicht geklärt und von brisanter Qualität sind und durchaus für intensive Untersuchungen geeignet wären.
Wenn John B. Alexander allerdings selbst auf die UFO-Fälle eingeht, die er für wichtig hält, dann macht er das m. E. nicht mit der notwendigen Sachkompetenz. Da hebt er sich nicht von anderen UFO-Befürworten ab. Zugestehen muss man ihm allerdings auch, dass das nicht unbedingt der Zweck dieses Buches ist. Wer in diesem Buch bisher unbekannte Informationen zu UFO-Fällen erwartet hat, wird nach dessen Lektüre eher enttäuscht sein. Und selbst für den Dauerrenner Roswell findet er nur kritische Worte.
Immer wieder wird deutlich, dass Alexander UFO-Skeptiker verachtet, auch wenn er eigentlich selbst einer ist. Wie er, möchte sich auch der Skeptiker auf die reinen Fakten beschränken, diese prüfen, untersuchen, analysieren und interpretationsfreie Schlüsse ziehen.
UFOs – Mythen, Verschwörungen und Fakten halte ich für ein wichtiges Buch und ein Muss für jeden UFO-Interessierten, auch wenn ich manchmal über des Autors Naivität manchen Dingen gegenüber erstaunt war. Es bietet dem Leser aber nachvollziehbare Informationen gegen Vertuschungs- und Verschwörungstheorien und macht deutlich, dass die sicherlich notwendige UFO-Forschung auch in Zukunft wohl weitgehend in den Händen der privaten Organisationen wie der GEP liegen wird.
Hans-Werner Peiniger
383 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-86445-061-7, 19,95 EUR
Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg, 2013
Quelle: JUFOF Nr. 211: 25 ff