Gerhard Wisnewski: Lügen im Weltraum

Gerhard Wisnewski:
Lügen im Weltraum

Von der Mondlandung zur Weltherrschaft

 

Einleitung
Ich möchte gleich zu Beginn auf den Umstand hinweisen, dass das vorliegende Buch bereits 10 Jahre alt ist. Die Ausgabe, die ich gelesen habe, ist die 2. Auflage aus dem Jahr 2010, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach unverändert zur ersten Auflage gedruckt worden ist, da inhaltlich keine zeitlichen Erwähnungen über das Ersterscheinungsdatum hinausgehen.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, darauf hinzuweisen, dass es sich bei diesem Buch um ein Verschwörungsbuch allererster Güte handelt. Dies ist drei Tatsachen geschuldet, die dem Leser erschweren, das Konglomerat aus Falschheiten zu durchschauen, und ihn somit zwangsläufig dazu bringen werden, die im Buch angeführten Punkte letztendlich als zumindest denkbar, wenn nicht gar als wahrscheinlich zu betrachten:

• die äußerst geschickte Rhetorik des Autors
• die Unmöglichkeit, Punkte nachzuprüfen, ohne sich mit einer Menge Zusatzliteratur einzudecken, da oftmals eine Überprüfung mittels Google keinen erhellenden Informationsgehalt nach sich zieht
• der sich beständig durch das Buch ziehende Anti-Amerikanismus, dem auch ich inzwischen sehr leicht erliege, da die Enthüllungen über die Überwachungsbestrebungen seitens der US-Geheimdienste nunmehr die traurige Wahrheit darstellen.

Das Buch ist im Großen und Ganzen in drei Teile gegliedert, zu denen ich mich sofern möglich, überblickstechnisch äußern werde. Normalerweise würde ich mich darauf beschränken, die thematischen Punkte des Buches aufzuzählen. Hierbei gehe ich jedoch einen kleinen Schritt weiter und versuche dem geneigten Leser zumindest stichpunktmäßig weiterführende Informationen an die Hand zu geben, die ich bei meiner Überprüfung einiger angesprochener Punkte bekommen habe. Dies ist aus meiner Sicht ein notwendiger Bestandteil bei der Besprechung des Buchinhaltes.

Das erste Drittel des Buches

Das erste Drittel beschäftigt sich sowohl mit den amerikanischen, wie auch den sowjetischen Bestrebungen, den Weltraum zu »erobern«. Der Autor spricht eine große Zahl an Ungereimtheiten an, die sich nur schwerlich auflösen lassen. Jeden einzelnen Punkt auf Korrektheit hin zu prüfen wäre eine riesige Sisyphusarbeit, so dass ich lediglich bei grober Suche gefundene Aufklärungen erwähne.

Laut dem Buch (S. 31 ff.) soll fünf Tage vor Gagarin Erstflug als erstem Menschen im Weltall ein Weltraumflug mit Wladimir Iljuschin stattgefunden haben, der jedoch mit Komplikationen bei der Landung zu kämpfen hatte, und bei dem Iljuschin als Folge seiner Verletzungen in ein chinesisches Sanatorium eingeliefert worden sei, da er auf chinesischem Boden gelandet sei. Der Autor erwähnt allerdings auch, dass verbreitet wurde, das Iljuschin einen Autounfall hatte, und stellt daraufhin die Frage, weswegen er dann in einem chinesischen Sanatorium behandelt wurde. Es besteht zumindest die Möglichkeit, das es sich hierbei um einen eigentlichen Flugzeugunfall handelt, wie folgende Internetseite andeutet: http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/15042014220440.shtml

Der Autor spricht ebenfalls an, dass Gagarin keinesfalls die notwenigen Voraussetzungen mitbrachte, um für den Weltraumflug qualifiziert zu sein (S. 37 ff.). Dazu sei erwähnt, das sich bei meinen Recherchen sehr schnell herauskristallisierte, dass die Sowjets eigentlich keinen erfahrenen Piloten benötigten, da die gesamte Mission automatisch ablief. Vielmehr benötigte man einen vorzeigbaren Mann, den man zum Helden stilisieren konnte und der durch seine Vita einen großen Teil des sowjetischen Volkes widerspiegelte.

Desweiteren
• bemannte Weltraumflüge vor Gagarin mit tödlichem Ausgang ,
• Gagarins Stimme / Herztöne kamen vom Tonband,
• Unklarheiten bei Gagarins Tod in einem Düsenflugzeug.

Anders als beim Thema Mondlandungsverschwörung findet man nur unzureichendes Material zur Aufklärung der im Buch genannten Fragwürdigkeiten, schon gar keine schön strukturierten Übersichtsseiten, die einem interessierten Leser hilfreich zur Seite stehen könnten.

Nach den sowjetischen Raumflug-Ungereimtheiten wendet sich der Autor den Vereinigten Staaten zu, zuerst also den Apollo-Vorläufer-Missionen wie Mercury und Gemini.

Einen großen Teil der Apollo-Vorläufer-Verschwörungspunkte nimmt der Astronaut Virgil »Gus« Grissom ein (S. 89 ff.). Dieser soll Opfer eines NASA-Komplotts geworden sein, in dessen Verlauf er tödlich verunglückte.

Grissom soll sich des Öfteren lautstark über die fehlerhafte Ausrüstung und den schlechten Zustand der jeweiligen Raumkapseln geäußert haben. Dadurch machte er sich laut dem Autor zur Zielscheibe, so das er aus dem Weg geräumt wurde.

Wisnewski skizziert auf 20 Seiten wie Grissoms Tod herbeigeführt werden sollte.

Als erstes nimmt er sich der Mercury »LibertyBell«-Mission an, bei deren Landung sich die Luke der Kapsel selbsttätig geöffnet haben soll, so dass die Kapsel voll Wasser lief und unterzugehen drohte. Trotz Fehlen symptomatischer Abdrücke des Öffnungsbolzens, haftete man den Fehler Grissom an, und dass er damit der Verursacher des unglücklichen Ausgangs der Landung gewesen wäre.

Im Zuge der Bergung von Grissom soll dann auch der Bergungshubschrauber aufgrund eines Triebwerksfehlers abgedreht sein, und ließ Grissom allein im Wasser. Jedoch soll zurück an Bord des Bergungsschiffes kein Fehler mehr feststellbar gewesen sein.

Ebenso stellt der Autor die Frage, was mit dem Hitzeschild der Kapsel passiert sein könnte, nachdem diese 1999 geborgen wurde, und dieser trotz seiner korrosionsbeständigen Beryllium-Beschichtung gänzlich unauffindbar blieb. Zudem konnte auch die Luke der Kapsel nicht gefunden werden, was zur Klärung des Mysteriums der sich selbst geöffneten Luke beitragen hätte können.

Dann kommt der Autor zur Apollo1-Katastrophe, in deren Verlauf drei Astronauten sterben mussten. Diese Katastrophe wurde durch einen Kurzschluss der Elektrik ausgelöst. Wisnewski zeichnet nun den Verlauf der Katastrophe nach, und nennt dabei mehrere fragwürdige Punkte. Zum einen sollen anstatt der normalen 0,32 m2 Klettband ganze 3,2 m2 in der Kapsel gewesen sein, darüber hinaus soll der Kabinendruck 1bar bei 100% Sauerstoffanteil betragen haben, und man soll einen manipulierten Schalter gefunden haben, der zwangsläufig zum Kurzschluss hätte führen müssen. Vor allem über die 100 % Sauerstoffanteil echauffiert sich Wisnewski über alle Maßen, da dies aufgrund der Brandbeschleunigerwirkung und Selbstenzündlichkeit äußerst fahrlässig gewesen wäre.

Auch hierzu ließ sich wirklich nur sehr spärlich etwas finden, was in die aufgeworfenen Fragestellungen Licht bringen konnte. Das einzige, was mir in einer Forendiskussion (https://www.allmystery.de/themen/gg1393) genannt werden konnte, ist, dass bei allen Weltraummissionen der NASA ein 100prozentiger Sauerstoffanteil zum Standard gehörte. Jedoch wurde der Kabinendruck dabei auf 1/10 beim Start und 1/3 während des Weltraumaufenthaltes herabgesenkt, da 100 % bei einem Bar ansonsten tödlich für die Crew gewesen wären.

 

Das zweite Drittel des Buches
Das zweite Drittel beschäftigt sich dann mit all den schönen Verschwörungstheorien rund um eine nicht stattgefundene Mondlandung. Glücklicherweise ist dieser Themenkomplex auch derjenige, der am weitesten im Netz verbreitet ist, so dass man ohne größere Mühen den Großteil der von Wisnewski relativ schnell aufklären kann. Ich kann mir also sparen, auf diesen Punkt, obwohl er sicherlich das meiste Interesse erregt, einzugehen, und nenne deswegen nur folgende Internetseiten, die die thementechnische Aufklärung gut strukturiert umgesetzt haben.

http://www.mondlandung.pcdl.de
http://www.clavius.org (englischsprachig)
http://www.clavius.info (deutschsprachiger Ableger, jedoch nicht vollständig übersetzt)

Lediglich einen Punkt möchte ich herausgreifen, der dazu geeignet ist, um Wisnewskis Vorgehensweise beim Aufbau seiner Verschwörungskonglomerate anschaulich zu skizzieren.

Auf S. 199 zeigt er ein Diagramm, das die Sonnenaktivität in den Jahren von 1964 bis 1977 darstellt, aus dem ersichtlich wird, das gerade zu Zeiten der Apollo-Mondflüge ein Sonnenfleckenmaximum existierte. Die dabei entstehenden Strahlungsmengen, sollen dann u. a. dazu geführt haben, dass kein Astronaut ohne starke Verstrahlungen hätte den Flug überstehen können. So sieht man den Tiefpunkt mit rund 15 Sonnenflecken im Durchschnitt in den Jahren 1964/65, das Maximum mit bis zu 140 Sonnenflecken von 1967 bis 1971 und wiederum das Minimum in den Jahren 1976/77.

Ich hatte nun einfach mal aus Interesse auf einer Internetseite Diagramme angeschaut, die die Sonnenfleckenanzahl in einer monatlichen Auflösung darstellen: http://www.wettersoftware.com/sonne-1969.php.

Dabei kristallisierte sich jedoch eine völlig andere Darstellung über die Anzahl der Sonnenflecken während der Mondflüge heraus, als Wisnewski glauben machen möchte. Dies ist natürlich nur ein einziger Punkt in einer ganzen Riege von angebrachten scheinbaren Ungereimtheiten, die sich jedoch aufgrund der zur Verfügung stehenden Informationen im Netz alle gut auflösen lassen.

Es sei noch erwähnt, dass Wisnewski des Öfteren anklingen lässt, das aus seiner Sicht das amerikanische Mondprogramm ausschließlich zum Ziel hatte, von militärischen Bestrebungen bzw. von Misserfolgen des US-Militärs rings um den Globus abzulenken.

 

Der dritte Teil des Buches
Im dritten Teil widmet sich der Autor vorrangig um die Verstrickungen des US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes und der NASA, wobei er besonderes Augenmerk darauf legt, das die Bemühungen der NASA in Bezug auf Weltraumforschung lediglich das Ziel beinhalten, möglichst große Mengen an Steuergeldern für die amerikanischen Rüstungsbetriebe zu generieren.

Hierbei macht er keinen Hehl daraus, dass er der Ansicht ist, dass sämtliche zivile Weltraumprogramme ausschließlich zum Ziel haben, im Erdorbit eine massive Stationierung von Atom- bzw. Massenvernichtungswaffen zu erreichen. Dies versucht er mit Erwähnungen des SDI-Programms zu untermauern.

Er zitiert zudem Wissenschaftler und Militärs, die sich dahingehend geäußert haben sollen, das ein Ende des Atomwaffensperrvertrages im Weltall vonnöten sei, um die amerikanischen Sicherheitsinteressen zu gewährleisten. Auch nimmt er oftmals Bezug auf die politischen Veränderungen seit den Ereignissen des 11. September 2001, und der damit einhergehenden Entdemokratisierung des Staatsapparates.

Es ist schwer zu sagen, wie viel von dem, was Wisnewski bzgl. amerikanischer Militärbestrebungen im Weltraum schreibt, in korrekten Zusammenhängen dargestellt wird.

Offensichtlich ist jedoch, dass er sämtliche Projekte, die in irgendeiner Weise mit der Erforschung des Weltraums z. B. Geo-Satelliten, die Raumstation ISS, Satelliten zur Kometenerkundung, aber auch Projekte zur Erforschung der Erdatmosphäre wie HAARP in einem großen Verschwörungstaumel zusammenmischt, um seine Überzeugungen einer fortschreitenden Militarisierung des Weltraums zu belegen.

Auch sollte man skeptisch bleiben, ob die im Buch gemachten Zitate tatsächlich so geäußert wurden sind. Mit Weglassungen z.B. in Form von (…) bzw. Umstellungen lässt sich eine große Wirkung erzielen. Um das überprüfen zu können, wäre man jedoch gezwungen, die im Literaturverzeichnis verzeichneten Werke zu besorgen.

 

Fazit
Aus meiner Sicht ist Vorsicht beim Lesen des Buches angebracht. Durch die herausragende Rhetorik des Autors und der massiven Aneinanderreihung von (konstruierten) Fragestellungen, kann es dem Leser schnell passieren, dass er sich im Weltbild des Autors verfängt. Wenn man sich nunmehr auch nicht der Mühe des Nachrecherchierens der unzähligen angebrachten Punkte aussetzen möchte, was natürlich auch dem Lesefluss enorm schadet und oftmals auch nicht in zufriedenstellenden Erklärungen mündet, sieht man sich einem Wulst an verschwörungstheoretischen Gedankengängen ausgesetzt, die sich kaum entwirren lassen.

Zumal der Autor geschickt tatsächliche Gegebenheiten mit seinen eigenen Vermutungen verstrickt. Man wird am Ende des Buches mit dem Gefühl zurückbleiben, dass das alles nicht gänzlich falsch sein kann, obwohl man selbst evtl. kritisch gegenüber solchen Thesengebilden eingestellt ist.
Rene Mendler

 

390 Seiten, gebunden, 2. Auflage (1. Auflage erschien im Knaur-Verlag), ISBN 978-3-942016-23-0, nur noch antiquarisch erhältlich.
Kopp-Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg, 2010

 

Quelle: JUFOF Nr. 222, 6/2015: 189 ff