Erich von Däniken: Was ich jahrzehntelang verschwiegen habe

Erich von Däniken:
Was ich jahrzehntelang verschwiegen habe

 

Wenn man sich mit Menschen unterhält, die sich mit unserem Thema im Allgemeinen beschäftigen (und sich auch nicht zu fein sind, mal hin und wieder einen »Däniken« zu lesen) taucht immer wieder der Vorwurf auf, dass der Schweizer Autor seit zwei Jahrzehnten immer wieder das Gleiche schreibt. Noch kritischere Geister behaupten, dass eigentlich alles in den ersten drei Büchern [1, 2, 3] gesagt wurde, aber soweit würde ich nicht gehen. Auf den o. g. Vorwurf kontert EvD gerne mit den Hinweis, dass die Wiederholungen seiner Argumentationsketten absolut gewollt sind, da ständig neue Leser nachrücken, die ggf. nicht seine alten rund 50 Bücher, die ja bis 1968 zurückreichen, kennen. Wenn er also zu einem Indiz etwas Neues hinzufügen möchte, holt er gezwungenermaßen weiter aus, um den Neuling in seine Gedankenwelt hereinzulassen. Das ist einerseits verständlich, nervt aber den Leser, der all seine Bücher im Regal hat und die Vermutung kommt auf, das hier Seiten gefüllt werden sollen. Wie auch immer: Als ich den Titel des neuen Buches las, war ich zunächst gespannt, was der Lieblingsautor meiner Jugend also Jahrzehnte verschwiegen hat, weil er es nicht publizieren wollte oder konnte. Jedenfalls, so meine Erwartungshaltung, sollte es nicht wieder jede Menge Altbekanntes geben. Als das Buch dann eintraf, war ich leicht enttäuscht, denn es ist für Däniken mit 140 Seiten sehr dünn. Der oben erwähnten Argumentation folgend dachte ich aber umgehend, dass, wenn tatsächlich nur Neues drin steht, es eigentlich recht ergiebig sein kann.

Vorwort: Im »Brief an meine Leser« stellt EvD die Themen in Kurzform vor und ich dachte mir bereits hier schon, dass da eben schon so einiges, bereits von ihm geschriebenes auftaucht. (Dazu später mehr.) Andere Anekdoten haben neue Aspekte, aber beziehen sich auf alte Geschichten. Bleibt also genug übrig, um tiefgreifende, neue Aspekte zu erhalten? Leicht ernüchtert, aber dennoch neugierig auf den Rest gelangt man zum ersten Kapitel: »Unmögliche Begegnungen«, das er mit der UFO-Sichtung des Flug Nummer 1628 der Japan Airlines beginnt. Am 7. November 1986 hatte der Flugkapitän Kenju Terauchi und deren Besatzung mit seiner Frachtmaschine Boeing 747 eine Begegnung mit einem gewaltigen, walnussförmigen UFO. In der Tat ist der Fall spannend aber in der Literatur weit gehend bekannt. Auch die GEP hat zu diesem gut dokumentierten Fall eine Sonderpublikation heraus gebracht [4]. Was allerdings neu ist, ist die Tatsache, das Däniken den Pilot damals traf und mit ihm sprach. Dabei beschreibt Terauchi nicht nur die Sichtung, sondern, und das ist dann wirklich neu, auch das Prozedere nach der Landung, wonach die Besatzung in ein Flughafengebäude verbracht wurde und dort freundlich aber direkt befragt wurden, und im Anschluss unterschreiben musste, mit niemanden darüber zu sprechen. Die Kamera mit den Fotos des Phänomens gemacht wurden gab es ohne Film zurück. »Men in Black« lassen grüßen. Dass er die Begegnung damals nicht in einem Buch publizierte, begründet er mit dem Versprechen, dass er es zu Terauchis Lebzeiten nicht veröffentlicht, da er Probleme befürchtete. (Der Pilot ist mittlerweile verstorben.) Allerdings hatte sich Däniken bis 1992 [5] grundsätzlich nicht mit der UFO-Thematik in seinen Büchern beschäftigt. Nach einer typischen Schelte gegen die »Anti-UFO-Lobby geht es weiter mit den zwei CE-III-Fällen »Hickson & Parker« und dem ausgekauten Fall »Betty & Barney Hill«, deren Zeugen Däniken relativ zeitnah persönlich kennen lernte. Es fällt auf, dass die Schilderungen im ersten Fall von denen bei Hesemann [6] in Teilen abweichen. So sind die beiden Entführungsopfer bei EvD nicht beim Angeln, sondern bei der Arbeit auf dem Pier. Elementarer ist aber der Hinweis, dass bei EvD der Zeuge behauptet, dass, nachdem sie nach der Entführung wieder auf der Metallplatte abgelegt wurden, zwei Polizisten angefahren kamen, die das Szenario von der nahen Brücke aus beobachtet hatten. Bei Hesemann ruft der Zeuge bei der nächsten Luftwaffenbasis an. Wollte der Zeuge durch die Erwähnung von zwei Polizisten als Zeugen die Glaubwürdigkeit der Story erhöhen? Jedenfalls fühlte ich mich leicht an den Fall »Linda Cortile« erinnert… Es wäre freilich hilfreich, wenn man die uniformierten Zeugen ausfindig machen könnte! Im Fall der Hills, einer der bekanntesten Berichte in der modernen UFO-Forschung, spielt die Sternenkarte eine große Rolle. Sie wurde von Betty Hill nach Erinnerungen an eine Art Modell gezeichnet. In der Literatur erscheint die Karte immer wieder als Beweis der Echtheit, da in der Sternenkarte Planeten auftauchen, die zum Zeitpunkt der Entführung noch
unbekannt waren. So zumindest die in der UFO-Forschung weitgehende Meinung. Tatsächlich ist das System aber erst 1969 in den Gliese-Katalog aufgenommen wurde. Dies erwähnt Däniken beiläufig im Nebensatz und weist auch darauf hin, dass es in Gelehrtenkreisen bereits vorher bekannt war und auch in publizierte Form zugänglich gewesen ist. Nicht einfach zugänglich, aber dennoch… Das spannende am ersten Kapitel ist die Erkenntnis, dass Däniken, schon lange bevor er den Begriff »UFO« in seinen Büchern erwähnte (und die zumindest für mich damals dadurch einen Nimbus der Seriosität hatten), mit UFO-Forschern, Autoren und Zeugen Kontakt hatte. Die Fotos der angeblichen UFO-Sichtung über Puerto Rico im Jahr 2013 sind vielleicht tatsächlich ganz frisch, aber zeigen im Endeffekt alles und nichts, wie so oft bei diesem Thema.

Kapitel 2: »Märchen für die Christenheit« greift mal wieder die Religion und die Kirchenlehre im Widerstreit auf. Die Geschichte beginnt 1974 mit einem Brief aus Indien. Darin macht ein »Chef der Archive« namens Prof. Dr. F. M. Hassnain aus Kaschmir auf ein Jesusgrab in Srinagar seines Landes aufmerksam. Diese Grabstätte, die Story der Nicht-Wiederauferstehung und Jesusflucht nach Indien war zu dem Zeitpunkt natürlich ein Skandal und für Christen undenkbar. Auch heute ist es noch ein Sakrileg und ohne Frage eine spannende Angelegenheit. Dennoch ist auch die Geschichte ein alter Hut und wurde bereits 1981 [7], inklusive einiger Bilder, die wir auch im neuen Buch noch mal präsentiert bekommen, veröffentlicht. Natürlich geht EvD auch hier etwas genauer auf die Begleitumstände ein. Ein zusätzlicher Kenntnisgewinn, zumindest für Altleser, bleibt jedoch aus.

Eigentlich geht es im dritten Kapitel in diesem Tenor weiter. »Ägyptische Verbindungen« hat abermals das alte Land am Nil zum Thema und wir sind hier auch wieder in den Handlungsstätten seines Themenbuchs über das Pharaonenreich [8]. Wirklich neu und auch leicht amüsant ist tatsächlich ein Schwarzweißbild des 19-jährigen EvD auf einem Kamel, mit kurzen Hosen und Karohemd, bei seinem ersten Ägyptenbesuch. Auch seine Schilderung eines unerklärlichen Vorfalls, den er in jener Zeit ausführlich erzählte und das ihn bis heute beschäftigt, zeigt eine persönliche Seite des Präastronautikers, die ihn sehr sympathisch macht. Dass in den mächtigen Steinsarkophagen keine Stiere, sondern nur eine klebrige Teermasse mit Tierknochenfragmenten gefunden wurde, ist aber des Öfteren bei Däniken zu lesen. Ebenso wie die Gantenbrink-Story. Die Geschichte von Gantenbrinks Miniroboter und seine Fahrten in die Luftschächte der Königkammer dürfte bekannt sein [8]. Diese Untersuchung der sogenannten Luftschächte in der Cheops-Pyramide (EvD bevorzugt die Bezeichnung Gantenbrink-Schacht und Große Pyramide) geistert seit 22 Jahren durch die Literatur. Hier ist sie abermals kurz aufgeführt. EvD und Gantenbrink lernten sich zufällig in einer Hotelbar in Gizeh kennen und man sieht vor dem geistigen Auge, wie die beiden im Hotelzimmer mit dem Roboter »Upuaut« wie zwei Knaben herumspielten… Die ganze Angelegenheit ist nach dem Schweizer Autor eine reine Verschwörungsgeschichte, voller Lügen und Täuschung. Gibt es was Neues? Nein! Die entdeckte Tür wurde angebohrt. Eine weitere im zweiten Schacht ebenso. Die National Geographic Society hatte mit einem neuen Roboter, der mit einem Endoskop ausgerüstet war, hinein geschaut. Reste eines nicht irdischen Raumschiffs oder eines Alienskeletts fanden sich nicht, aber Indizien für weitere Spekulationen.

Sehr spannend wird es im vierten Kapitel, »Belogen – betrogen – missbraucht«. Das Märchen des Günther Hauck, der sich selber Tatunca Nara nannte und sich als Häuptling der Akakor bezeichnete ist, in Teilen bekannt. Er behauptete, über handfeste Beweise der Götterastronauten im brasilianischen Urwald zu verfügen. Natürlich sprang Däniken umgehend auf die Story auf, organisierte sogar eine Helikopter-Expedition mit zwei Hubschraubern, Filmequipment und anderen Gerätschaften, die aber von Seiten Tatunca Nara kurz vorher abgeblasen wurde. Tatsächlich hatte EvD zumindest in seinen Büchern nie über diese Sache geschrieben – andere schon [9] –, da er schnell der Person misstraute. Und das, obwohl er sehr viel Zeit und Geld in die Sache investierte. Außer Spesen nichts gewesen… Er belegt dies und auch die geschickte Lügenstrategie Tatuncas mit Abschriften von Tonbandinterviews. Alles im Allen ist dieses Kapitel am ergiebigsten, da immer viele Fragen offen blieben, obwohl das Thema sehr brisant ist. Nicht wegen der Lügen in Bezug auf die angeblichen Präastronautik-Beweise, sondern wegen des Verdachts auf mehrere Mordfälle, die dem angeblichen Indiohäuptling angelastet wurden. Natürlich beweist das nicht, dass es die Hinterlassenschaften in Brasilien nicht gibt. Dennoch gibt der Autor leicht resigniert zu: »Die bisherigen Bemühungen, an die technologische Hinterlassenschaft einer außerirdischen Intelligenz zu gelangen, waren erfolglos.«

Dänikens im Kapitel 5 beschriebene Beziehungen zu der NASA und Astronauten sind sehr kurzweilig zu lesen. Zusammenfassend bekommt man den Eindruck, dass man in diesen Kreisen den Ideen der Götterastronauten und auch der UFOs relativ offen gegenüber steht, auch wenn nicht immer so plakativ wie im Fall des Astronauten Edgar Mitchell. Im letzten Kapitel beklagt sich EvD über die Verfälschung von Quellentexten. Das hat er fast in jedem seiner Bücher getan. Nicht nur in Bezug auf die Bibel, sondern auch bei Autoren und Journalisten. Am Ende des Kapitels schreibt er aber etwas sehr Wahres. In Anlehnung an ein Buch des Kopp-Verlags [10] schreibt er: »Gekaufte Medien? Nein. Richtig ist: Es handelt sich um Verschweiger-Medien«.

Fazit: Für den neuen Däniken gilt das Gleiche wie für fast alle seiner letzten Werke: Viel Altes, einiges Neues. Däniken-Fans werden das Buch ohnehin lesen. Neue Leser werden einiges an Kenntnisgewinn mitnehmen. Der Rest wird nichts vermissen.
Peter Kauert

 

Quellen:
[1] Erich von Däniken: Erinnerungen an die Zukunft. Düsseldorf, 1968
[2] Erich von Däniken: Zurück zu den Sternen. Düsseldorf, 1969
[3] Erich von Däniken: Aussaat und Kosmos. Düsseldorf, 1972
[4] Bruce Maccabee: Der unglaubliche Flug der JAL-1628. Lüdenscheid, 1997
[5] Erich von Däniken: Der Götterschock. München, 1992
[6] Michael Hesemann: Geheimsache U.F.O. Neuwied, 1994
[7] Erich von Däniken: Reise nach Kiribati. Düsseldorf, 1981
[8] Erich von Däniken: Die Augen der Sphinx. München, 1989
[9] Karl Brugger: Die Chronik von Akakor. Düsseldorf, 1976
[10] Udo Ulfkotte: Gekaufte Journalisten. Rottenburg, 2014

 

141 Seiten, gebunden, durchgehend farbig illustriert, ISBN 978-3864452383, Preis: 18,95 €
Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg a. N., 2015

 

 

Quelle: JUFOF Nr. 225, 3/2016: 92 ff