Nick Redfern
Das Blut von Aliens
Was der Rhesus-Faktor uns über unsere außerirdische Herkunft sagt
Haben Sie die Blutgruppe 0-Resus-negativ? Dann stammen Sie womöglich von Außerirdischen ab. So zumindest die These von Nick Redfern, einem Forscher grenzwissenschaftlicher Themen und Buchautor entsprechender Lektüre. 10 bis 15 % der Bevölkerung sind Rh-Negative. Sie unterscheiden sich vom Rest der Welt nicht nur durch ihre Blutgruppe, unter ihnen gibt es auch einen größeren Anteil an Menschen mit hoher Intelligenz und mit besonderen Fähigkeiten. Selbst die Affinität zu grenzwissenschaftlichen Forschungen gehört scheinbar dazu. Beispielsweise soll Erich von Däniken rh-negativ sein. Der höchte Anteil an Rh-Negativen findet man bei den Basken, deren Herkunft und Ursprung der baskischen Sprache nicht ganz geklärt sind. Doch wie lässt es sich erklären, dass ein Teil der Weltbevölkerung, insbesondere die Basken, eine andere Blutgruppe haben, dessen Merkmal ein fehlendes Antigen ist?
Nick Redfern versucht im Rahmen seiner Argumentation seine Theorie mit anderen Theorien und einfach in den Raum geworfenen Behauptungen zu belegen. Das funktioniert so nicht. Somit erscheint seine Beweisführung oberflächlich und wenig überzeugend. Manchmal gerät es m. E. gar ins Absurde. Der Brite und in den USA lebende Nick Redfern geht davon aus, dass die Basken das genetische Erbe des Cro-Magnon-Menschen (Zeitraum etwa zwischen vor 40000 Jahren bis vor 12000 Jahren) in sich tragen. Er schreibt dazu: „Und den Cro-Magnon-Menschen wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, vor vielen Jahrtausenden einer außerirdischen Zivilisation als Versuchskaninchen für genetische Manipulationen zu dienen.“ Die Gen-Techniker entstammen der außerirdischen Zivilisation der humanoiden Anunnaki vom Planeten Nibiru. Dieser soll sich in einer etwa 3600-jährigen Umlaufbahn um die Sonne befinden und dann in relativer Nähe zur Erde kommen. Die in der mesopotamischen Mythologie verankerten Anunnaki – wir sind bei den umstrittenen Theorien von Zecharia Sitchin – sind vor über 400000 Jahren zur Erde gekommen, um hier unsere Bodenschätze auszubeuten. Insbesondere sei unser Gold zur Rettung ihres Heimatplaneten notwendig gewesen. Aus unseren primitiven Vorfahren erschufen sie dann den „modernen“ Menschen, um ihn als Arbeitssklaven für den Abbau des Goldes zu nutzen. Die humanoiden Anunnaki hatten die Blutgruppe Rh-Negativ und vermischen sich gelegentlich mit den von ihnen erschaffenen „modernen“ Menschen. Sie vererbten somit einem Teil der irdischen Bevölkerung ihre Blutgruppe. Vor 13000 Jahren kam es zum Krieg zwischen den Anunnaki und Menschen und daraufhin seien dann die außerirdischen Eroberer wieder auf ihren Heimatplaneten zurückgewandert.
Erstaunlich ist seine Phantasie und sein Kombinationspotential, das sich dahingehend zeigt, allemöglichen prä-astronautischen, mythologischen Hinweise und ufologische Randthemen mit seiner Theorie zu verknüpfen. Da geht es um Corsos Behauptungen zum Roswell-Absturz, um Dämonen, anomale Eulen, Incubus und Succubus, Bedroom-Visitors, Feen, das Entführungsphänomen, schwarzäugige Kinder, Men in Black, Reptiloide, Entführungen durch das Militär und vieles mehr. Er schafft es, alles irgendwie mit seinen Thesen zu verketten und zur Unterstützung seiner Theorie heranzuziehen. Leider sehr oberflächlich und schon gar nicht in irgendeiner Weise wissenschaftlich belegt. Alles wird in einen spekulativen Topf geworfen und im Großen und Ganzen auf die Theorie Zitchins gestützt, die ebenfalls selbst in prä-astronautischen Kreisen höchst umstritten ist.
Zum Schluss weist Redfern auf die Auswirkung hin, die sich dann ergeben könnte, wenn sich offiziell beweisen ließe, dass 15 % der Menschen das Produkt außerirdische Gen-Manipulationen sind. Er malt hier richtig schwarz, indem er Panik, Chaos und sogar Hexenjagden auf Rh-Negative prognostiziert. Wenn es eben nicht nur eine Theorie unter Verschwörungsanhängern und UFO-Gläubigen bleibt, „stehen uns vermutlich dunkle Zeiten bevor, Zeiten, wie wir sie nie zuvor erlebt haben: Mensch gegen Mensch in einem brutalen, apokalyptischen, anarchischen Kampf.“ Soweit wird es jedoch nie kommen, der Beweis ist ebenso unendlich weit entfernt, wie die Anunnaki selbst.
Während ich bei vielen anderen grenzwissenschaftlichen Büchern bei gutem Willen etwas abgewinnen kann und in mir auch Bilder von möglichen außerirdischen Szenarien geweckt werden, kann ich das von diesem Buch nicht sagen. Es ist aus meiner Sicht ein Brei von Spekulationen, von weit hergeholten Annahmen und von als Fakten präsentierte Behauptungen. Somit kann ich nur ein sehr verhaltenes Fazit ziehen. Für mich sind das einfach zu weit hergeholte Spekulationen ohne jegliche überzeugende Belege. Wer sich dennoch mit einer der ungewöhnlichsten Theorien im Bereich der Ufologie beschäftigen möchte und mehr über Redferns Argumentationskette zu unserer vermeintlichen außerirdischen Herkunft erfahren will, soll sich das Buch gerne anschaffen.
Hans-Werner Peiniger
288 Seiten, ill., Quellen, Register, Hardcover mit Leseband, ISBN: 978-3-95447-283-3, Preis: 19,95 €
AMRA Verlag
www.amraverlag.de
Hanau, 2016
Quelle: JUFOF Nr. 233, 5/2017: 152 f
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