O. Stein: UFO-Report

Ich weiß, was ich sah …

Das vorliegende Buch weckt anhand des Klappentextes große Erwartungen, auf welchem es heißt:

„UFOs oder Aliens gibt es sie? Und wenn ja, was wollen sie dann hier? Gibt es da draußen im All noch irgendwo Leben? Und was fliegt da oben sonst noch so rum?

Fragen, die mich eigentlich eher immer kalt gelassen haben, weil mir die Antwort auf all diese Fragen sowieso klar war, was zur Folge hat, dass ich sie wirklich beantworten kann und auch beweisen.“

Wer der Autor des Werkes tatsächlich ist, der alles beweisen kann, bleibt indes unklar. Heißt es auf dem Buch noch O. Steins, so heißt der Autor im Buch dann O. Stein.

Das Buch geht nüchtern los und umschreibt, wenn auch in einem etwas gewöhnungsbedürftigen Stil, warum viele Personen keine UFOs sehen (S. 5ff.). Der Autor verweist hier vor allem auf unseren Lebensstil, der uns auf der einen Seite immer mehr nach drinnen zieht und auf der anderen Seite ist uns der Blick für das Wesentliche abhandengekommen, wenn wir dann einmal draußen sind.

In dem Sinn klärt Stein(s) einen Fall in seiner Umgebung auf, bei welchem es sich um einen Skytracker gehandelt hatte (S. 10) und er geht hierbei auch auf eine Anzahl weiterer möglicher Stimuli ein (S. 11).

Wo genau der Autor lebt und sich einige der Fälle, welche er beschreibt, abgespielt haben, bleibt etwas im Dunkeln, man erfährt lediglich, dass er sich in der Nähe des Ortes Brandis (S. 20), also in der näheren Umgebung von Leipzig befand.

Hier hat der Autor selbst seltsames erlebt und auch ein Bekannter von ihm (die Fälle werden im Buch geschildert – S. 13ff.). Hierbei erwähnt er auch, dass es 1994 immer noch Flugverkehr auf dem ehemaligen sowjetisch-russischen Militärflugplatz Brandis gegeben habe, obwohl die letzten Militärs das Gelände bereits im August 1992 verlassen hatten (S. 22). Das den Autor dies so verwundert bleibt rätselhaft, schreibt doch selbst Wikipedia hierzu:

„Im Jahr 1994 wurde das Gelände an einen Privatmann zur Nutzung verpachtet. Bis 2005 war der Flugplatz für Sichtflug (VFR) geöffnet. Unter anderem gab es hier eine Flugschule und der Leipziger Anbieter für Luft-Taxi-Dienste und Rundflüge mit Hubschraubern, LipsAir, hatte hier seine Basis.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Flugplatz_Brandis-Waldpolenz)

War das Buch bis hierher lesenswert, würde ich den geneigten Leser an dieser Stelle anraten, das Buch zur Seite zu legen. Der weitere Verlauf des Buches gleicht einer wilden Achterbahnfahrt auf welcher unterschiedlichste Themenbereiche angeschnitten werden. Diese werden scheinbar wirr durcheinander angerissen, ohne, dass sich ein roter Faden erblicken ließe. Dies beginnt mit der Aussage, dass die Testfläche der Area 51 so groß wie die Schweiz sein soll (S. 22). Die Gesamtfläche der Area 51 hat indes nur ca. 1.500 km², wohlbemerkt die gesamte Anlage, nicht die genutzte Testfläche. Eingebettet in die Nellis Range, welche neben Area 51 auch die Tonopah Test Range und die Nevada Test Side, in welcher fast 1.000 Atomtests durchgeführt wurden, beinhaltet, kommt man auf 31.000 km² Gesamtfläche. Die Schweiz ist über 41.000 km² groß und damit 27mal größer als die Area 51.

Spätestens nachdem der Autor Herrn Schauberger erwähnt (S. 23) sollte das Buch mit Vorsicht genossen werden. Zunächst geht es aber um Asteroiden und der hierbei völlig abstrusen These, dass die Wissenschaft die Mondkrater erst 1997 in Folge der Einschläge des Shoemaker-Levy 9 Kometen auf Jupiter (1994), auch als Krater anerkannt hätten (S. 26f). Das bereits seit den 1940er Jahren Wissenschaftler vermehrt diese These vertraten und diese durch die Untersuchungen im Zuge der Apollo Missionen in den 1960er und 1970er Jahren bestätigt wurde, findet im Buch keinen Anklang (das Buch weist generell kein Quellenverzeichnis bzw. keine Bibliografie nach).

Ebenso abstrus ist die Aussage Stein(s), dass intelligentes Leben außerhalb der Erde vor den 1990er Jahren wissenschaftlich nicht ernsthaft diskutiert wurde (S. 37f.). Dem interessierten Leser muss ich an dieser Stelle sicher weder auf Frank Drake und dem Projekt Ozma noch auf Carl Sagan hinweisen, welche das Thema in den 1960er Jahren öffentlichkeitswirksam wissenschaftlich behandelten.

Lt. dem Autor wurde das Thema aber zuerst durch Däniken angesprochen und gleichzeitig hofft er, dass er durch sein Buch und den darin enthaltenen Schilderungen nicht als neuer Däniken gelte (S. 38), eine Angst die man dem Autor beim vorliegenden Pamphlet ganz sicher nehmen kann.

Nach einem Ritt durch die Welt der Paläo-SETI (S. 38f.) wendet sich der Autor umfassend dem Aurora-Crash von 1897 zu (dessen Wahrheitsgehalt für ihn unstrittig ist – S. 42ff.). Hierbei erwähnt der Autor auch, dass er ehemaliger Bestattungsmeister sei (S. 44). Zuvor hatte er an anderer Stelle erwähnt, dass ihm aus seiner beruflichen Laufbahn her alle Militär- und Zivilflugzeuge bekannt sein (S. 19). Was der Autor nun tatsächlich arbeitet oder gearbeitet hat, bleibt an dieser Stelle unbekannt.

Als nächstes geht es zum Kecksburg-Absturz (S. 50). Der Autor schreibt hier jedoch von „Kecksburgh“. Nicht der einzige Verschreiber im Buch, so heißt es an anderer Stelle „Friedmann“ statt „Friedman“, „Rosswell“ statt „Roswell“, „San Augustin“ statt „San Agustin“, „Zamorra“ statt „Zamora“, „Oypen“ statt „Eupen“, „Warjinia“ statt „Varginha“ usw.

Von Kecksburg ist es dann nicht weit bis Roswell (53f.) und der alten Transistor-Geschichte. Zweifel hat der Autor dabei auch an der offiziellen Lesart der US Air Force zu Ballons und Dummys, allerdings scheint der Autor den Bericht der Luftwaffe gar nicht gelesen zu haben, denn die Art wie er hier die Geschichten verknüpft, lässt sich aus dem Bericht nicht herauslesen (S. 55).

Nach AREA 51 (S. 56), San Agustin (S. 57) und der dümmlichen Aussage, Absicherungsmaßnahmen, wie auf der Sandina (gemeint sind wohl die Sandia National Laboratories), hätte es vorher nur in KZs gegeben (S. 58), holt der Autor auf S. 65 dann aus und berichtet auf nahezu 20 Seiten über die Operation Highjump. Neben den schon zu erwartenden Zweifels Stein(s) an Hitlers Selbstmord (S. 65), erfahren wir nun, dass es im Zweiten Weltkrieg einen regen U-Boot-Verkehr in die Arktis gab (S. 66), dass die Geheimdienste und Regierungen sowieso Lügen und wir deshalb lieber jeden verschwörerischen Gedankengang glauben sollten (S. 79) und wer sich mit den „wissenschaftlichen Details der Nazi Forschung auskennt“ (S. 79) weiß auch, dass man damals nur eine Woche vom Reisbrett über die Produktion zum Einsatz von Wunderwaffen brauchte (S. 80). Dabei dürfen natürlich die Schlagworte Schauberger, Kammler und die Glocke nicht fehlen (S. 80).

Lustig wird es, wenn der Autor auf Seite 84 darüber berichtet, dass es für das US-Militär seit dem Korea-Krieg einen Befehl gebe, welcher ihnen das Schießen auf UFOs untersage (der Befehl ist lt. Stein(s) nach wie vor in Kraft) und er nur eine Seite weiter von einem angeblichen Vorfall aus dem Vietnamkrieg schreibt, bei welchem seitens der US-Luftwaffe mit Raketen auf UFOs gefeuert worden sein soll.

Im weiteren Verlauf geht es unter anderem um illustre Gestalten im Dunstkreis von Verschwörungstheorien rund um das UFO-Thema, wie Gary McKinnon (S. 115f.), Clifford Stone (S. 125), Robert Dean (S. 126) oder Phil Schneider (S. 127) und unglaublichen Geschichten, wie Sirianer, die Dogon und das Philadelphia-Experiment (alle S. 128).

Wie Stein(s) hierbei zu manchen absurden Ansichten kommt, wie ein zugegebenes Projekt Aurora (S. 117), der Bestätigung das Hitler keinen Selbstmord verübt habe (S. 109) oder das MJ-12 der Beweis des Kontaktes mit Außerirdischen sei (S. 130), bleibt sein Geheimnis.

Nachdem der Autor beschrieben hat, dass acht von neun Fabriken, welche Flugscheiben hergestellt hatten (wieso hat man die eigentlich nicht eingesetzt?), am Ende des Krieges nach Neuschwabenland evakuiert wurden, weiß er zu berichten, dass die Nazis mittlerweile (kein Scherz) zum Mond ausgewandert seien (S. 108) – da kann man nur glücklich sein, dass man sie auf diese Weise schließlich doch noch losgeworden ist.

Was es nun mit dem Geheimnis auf sich hat, dass der Autor außerirdisches Leben beweisen kann? Nun, er sieht den Beweis darin, dass der Mensch auf dem Mond landete (und wie die Nazis dort auch heimisch geworden ist) und somit selbst zum Außerirdischen wurde.

Vom Kauf des Buches kann mit ruhigem Gewissen abgeraten werden.

Marius Kettmann   

157 Seiten, pb, ISBN: 978-3961033102, Preis: 9,95 €

Rediroma-Verlag
www.rediroma-verlag.de
Remscheid, 2017

Quelle: JUFOF Nr. 260, 2/2022: 61 ff

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