Illobrand von Ludwiger:
Ergebnisse aus 40 Jahren UFO-Forschung
Wie die Untersuchungen von MUFON-CES zu einem neuen Weltbild führten
Illobrand von Ludwiger hat ein erneutes Standardwerk der UFO-Forschung vorgelegt, das auch ein Kapitel über die GEP enthält. Doch dazu an anderer Stelle mehr.
Zunächst beschreibt der Autor „die Anfänge der UFO-Forschung in Deutschland“ und gibt uns einen historischen Einblick in die Zeit, in die sich neben der bereits existierenden und glaubensorientierten DUIST, die ersten UFO-Forschungsorganisationen bildeten. Sein Bericht hat durchaus biografische Züge und zeigt auf, wie er zur UFO-Forschung gekommen ist. Schon 1957, als ich gerade mal das Licht der Welt erblickte, kam es zu einem ersten Kontakt mit Burkhard Heim, dessen Theorien von Ludwigers ufologische Beschäftigung fortan prägten. Wie man nicht mit „ungeklärten UFO-Fakten“ umgehen sollte, erlebte er in den 60er Jahren, als er in Bamberg auf der Sternwarte lebte. Seine Beschäftigung mit dem UFO-Phänomen und den Theorien Heims führte 1974 schließlich zur Gründung von MUFON-CES. Er berichtet über deren Ziele und Arbeiten und wie sich unterschiedliche Kontakte zu der GEP und einzelnen Personen (Ernst Berger/Dr. Alexander Keul, Rudolf Henke auswirkten. Seinen Berichten zu eigenen Felduntersuchungen zeigen auf, dass sie sich nicht von denen anderer Gruppen, bzw. uns, unterscheiden. Ganz interessant die Schilderung zu einem Fall im Sommer 1977 im Ebersberger Forst bei München, die fast mit einem GEP-Fall in einem Waldstück bei Schwerte/Dortmund identisch ist. Hier wurden nachts ungewöhnliche Lichter in einem Wald beobachtet, die sich letztendlich auf die Lichter von hinter dem Wald vorbeifahrenden Fahrzeugen zurückführen ließen. Herr von Ludwiger gewährt uns zudem Einblick wie er die Hypnoseregression als Instrument zur Wahrheitsfindung sieht.
Im Folgenden schildert er uns die weitere Arbeit von MUFON-CES und mit welchen Aspekten man sich näher beschäftigt hat. Dabei erwähnt er auch die „Samisdat“-Berichte aus der damaligen UdSSR, bei denen der Fall „Petrosawodsk“ eine erhebliche Rolle gespielt hat. Neben den Berichten zu der Sichtung einer „Lichtqualle“ erhielt man auch Fotos und zwei Glasscheiben, die angeblich Löcher zeigten, die von einem Strahlen-Regen der Lichtqualle verursacht sein sollen. Aus meiner Sicht handelte es sich jedoch bei den Löchern um herkömmliche Einschussspuren.
Im Weiteren geht er auf Piloten- und Fluglotsen-Sichtungen ein, mit denen er während seiner MUFON-CES-Arbeit konfrontiert wurde. Dabei sind auch die Radarplots ein Thema, die ich in meiner Rezension über Luc Bürgins Buch im letzten jufof erwähnt habe. Im Anschluss daran behandelt von Ludwiger „Untersuchungen von Unidentifizierten Atmosphärischen Phänomenen (UAPs)“. Und hier wird es grotesk! Aufgrund der Tatsache, dass atmosphärische Erscheinungen aus dem Mittelalter „nur sehr selten beobachtet bzw. berichtet wurden, nährt die Vermutung, dass sich das UFO-Phänomen mit der Zeit ändert und uns immer fantastischere Phänomene vorspielt. Damit ist aber eine Erklärung durch natürliche Erscheinungen nahezu ausgeschlossen.“ Dass im Laufe der Jahrhunderte vielleicht der eine oder andere Stimuli hinzugekommen ist, sich das Kommunikationsverhalten geändert hat usw. und es damit heute zu vermehrten Meldungen kommt, scheint er zu ignorieren. Zur Gruppe der atmosphärischen Erscheinungen zählt er auch „Lichtertrauben“ und erkennt nicht, dass es sich hier ganz einfach um eine Ballontraube handelt. Auch bei der Gruppe der „Formwechsler“ erkennt er mangels Stimulikenntnisse nicht die gefilmten Folienballons, wie z. B. im folgenden Beispiel einen, der die Figur Spongebob verkörpert:
Heliumgefüllte Folienballons werden meistens bei öffentlichen Veranstaltungen oder Jahrmärkten verkauft. Sie gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Größen, etwa wie diese hier:
Folienballons reflektieren sehr gut das Sonnenlicht und zeigen oftmals starke Reflexionen. Erfahrene UFO-Ermittler kennen die Stimuli der Folienballons und können, sobald sie einen Anfangsverdacht haben, verschiedene Möglichkeiten der Recherche nutzen. Beispielsweise eine 3D-Simulation, in der man sich in Etwa die Ansicht rekonstruieren kann:
Oder man bemüht das Videoportal www.youtube.de, um nach entsprechenden Vergleichsaufnahmen zu suchen:
Peinlich, wenn man nicht einmal die gängigsten UFO-Stimuli kennt und irgendwelche Formwechsler-Theorien aufgrund von Folienballons in seine Argumentation einbezieht. Man sollte eben nicht nur „Kenntnisse über UFOs“, wie der nächste Teil im Buch heißt, besitzen, sondern auch „Kenntnisse über UFO-Stimuli.“
Mir fällt es schwer den nächsten Teil seines Buches zu beurteilen, denn der enthält eine wirklich grenzwertige Anmerkung zu seinem Reizthema „Skeptiker.“ Ich weiß nicht, welcher Teufel da Herr von Ludwiger geritten hat:
„Auch heute noch gibt es verbohrte Skeptiker (Anm: uns zählt er ja auch ständig zu den Skeptikern), die UFOs für UAPs, also nur für Lichterscheinungen ohne mechanische Strukturen, halten, sofern sie überhaupt die Existenz von UAPs anerkennen. Denn Skeptiker führen ja ein Leben in einer vollkommen verstandenen Welt ohne irgendwelche Geheimnisse, was natürlich auch seinen Reiz hat, denn es gibt Geborgenheit. Psychologisch gesehen gehören Skeptiker zur gleichen Gruppe wie Holocaust-Leugner. …“ Will er uns jetzt mit Holocaust-Leugnern vergleichen??!!??
Kurz davor schreibt er, dass heute jeder seriöse Forscher, der sich mit UFOs beschäftigt, davon überzeugt ist, „dass diese intelligent von Insassen gesteuert werden.“ Aha… wenn man also nicht dieser Überzeugung ist, ist man automatisch ein unseriöser Forscher. Zumindest ein naiver, denn von Ludwiger führt ein 3-Klassen-System der Naivität ein, und zählt die GEP zu der zweiten Klasse, „die nichts von den Intentionen der UFO-Insassen wissen wollen.“
Nun hätte ich fast die Inhalte des dritten Teils übergangen. Darin geht es um die Eigenschaften, das Verhalten und die Wirkungen von UFOs. Hier erfahren wir u. a. von einem Landungsfall bei Breitbrunn am Chiemsee aus dem Jahre 2000 und von einem „Foto von einer Entführung aus einer zuverlässigen Quelle in Deutschland“, das eine in der Luft schwebende Person unter einem hellen Objekt zeigen soll. Zu Letzterem schreibt von Ludwiger, dass aus „verständlichen Gründen“ (welchen denn?) solche Fotos nicht veröffentlicht und nur intern ausgetauscht werden. Damit entzieht man solche Fotos jeglicher Kritik und verhindert jede unabhängige Diskussion.
Weiter geht es mit der „Intelligenz in den Unidentifizierten Flugobjekten“ und einen Blick auf die Insassen der UFOs. Von Ludwiger kommt dabei zu folgendem Schluss: „Die Fülle der verschiedenen Fahrzeug- und Insassentypen legt den Schluss nahe, dass wir Besucher aus verschiedenen Orten im Universum, unterschiedlichen technologischen Epochen und von unserer Erde aus verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Intentionen erhalten.“ Ist das wirklich der einzig mögliche Schluss aus dieser Erkenntnis? Sind wir wirklich ein Zoo, Reservat, oder galaktisches Tourismusziel für verschiedene außerirdische Intelligenzen?
Uns besuchen jedoch nicht nur außerirdische Rassen, sondern laut von Ludwiger auch Menschen aus der Zukunft, da laut einigen Zeugenberichten manche Insassen von UFOs unsere Luft atmen und sich so bewegen, „als würden sie von einem Planeten mit genau unserer Erdanziehung kommen. Sie haben keine Furcht vor Ansteckung durch Viren, trinken Wasser aus Wasserleitungen, sprechen unsere Sprache“ usw.
Im weiteren Verlauf wird es geradezu absurd: „Die fremde Intelligenz kennt wohl auch unsere Vorurteile und Gewohnheiten genau. Sie weiß, dass niemand eine Meldung über eine UFO-Landung ernst nehmen wird, wenn sie am 1. April oder zu Silvester erfolgt. Um dieses Wissen zu kontrollieren, zeigen sich UFOs genau zu solchen Terminen und ihre Insassen führen Abduktionen durch. In Deutschland haben wir regelmäßig zu Silvester Berichte über riesige orange Kugeln erhalten, … Alle Sichtungen erfolgten kurz nach Mitternacht, wenn unkritische Beobachter die Objekte für Feuerwerk halten.“ Aha… wie viele UFO-Landungen und Entführungen hatten wir denn zum 1. April? Tut mir leid… aber das kann ich nur noch als „völligen Unsinn“ bezeichnen. Aber jetzt wird mir klar, warum Herr von Ludwiger in den an ihn herangetragenen UFO-Meldungen nie die zu Silvester als „stilles Feuerwerk“ gestarteten Modellheißluftballons und Himmelslaternen als solche erkannt und identifiziert hat. Er hat doch tatsächlich ernsthaft vermutet, dass hier außerirdische Besucher das Datum genutzt haben, um sich zu zeigen.
Im vierten Teil des Buches berichtet Herr von Ludwiger über die „Aktivitäten der MUFON-CES e.V.“ Hier erfahren wir einige interessante Details aus deren Arbeit, u. a. dass das von von Ludwiger verfasste Buch mit den besten UFO-Fällen in Europa vom amerikanischen Milliardär Robert Bigelow finanziert wurde. Ein gewünschtes Büro wollte er für die damalige MUFON-CES jedoch nicht finanzieren. Er war eh der Meinung, dass wir in Deutschland nichts zur UFO-Forschung beitragen könnten. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass das GEP-Büro in Lüdenscheid nicht durch einen Milliardär finanziert wird… schön wärs… ;-)
Im Folgenden erfahren wir zudem weitere interessante Details zu bestimmten MUFON-CES-Aktivitäten, beispielsweise seine Rolle bei der ARD-Dokumentation „UFOs – und es gibt sie doch“ von Heinz Rohde. Interessant auch, dass von Ludwiger und von Däniken 1996 in Lichtenstein Voträge hielten und der Veranstalter daraufhin eine Stiftung einrichten wollte, die entweder die „UFO-Forschung“ (mit-) finanziert oder einen präastronautischen „Phantasie-Park“. Man entschloss sich leider für letzteres.
Im fünften Teil des Buches geht es um eine „vernünftige Erklärung eines UFO-Phänomens.“ Dabei schildert er anhand von Fallbeispielen die am häufigsten berichteten Eigenschaften von UFOs, die „die Grundlage jeder vernünftigen Theorie über UFOs“ sind. Auch hier scheint wieder Herr von Ludwiger entscheiden zu wollen, welche Theorien vernünftig sind und welche nicht.
Ein Exkurs in die Parapsychologie zeigt, dass es einige Parallelen zum UFO-Phänomen gibt. In der Folge ärgert er sich wieder über ignorante und engstirnige Wissenschaftler und fundamentalistische Skeptiker und schlägt vor, ihnen mit Humor zu begegnen. Beispielsweise indem MUFON-Wissenschaftler jährlich eine „Auszeichnung für die albernste Behauptung eines Professors oder Wissenschaftsjournalisten im Fernsehen oder in einer Fachzeitschrift auszeichnen, zum Beispiel … als „VOL-DUMM“ (Volksverdummer des Jahres). Beispiele für potenzielle Preisträger gäbe es genug.“ Ob jemand, der einen Spongebob-Folienballon als Formwandler-UFO bezeichnet vielleicht auch eine solche Auszeichnung verdient?
Anschließend kommen wieder die Theorien von Burhard Heim ins Spiel, denn „jede Erklärung fordert eine sechsdimensionale Wirklichkeit.“ Illobrand von Ludwiger zeigt auf, dass sich viele seiner Ansicht nach existierenden UFO-Phänomene durch Heims Theorie erklären lassen. Dabei wird auch seines Erachtes deutlich, dass „die Insassen der UFOs sowohl in der Raumzeit, in der wir leben, als auch in den Hyperraumbereichen existieren.“
In von Ludwigers ufologischem sechsdimensionalen Weltbild haben auch die Men in Black (MIBs) ihre Daseinsberechtigung. Bei ihnen handelt es sich um Agenten der Insassen von UFOs und um UFO-Insassen aus der Zukunft. Er schlägt vor, die MIB in UMP (Unidentifizierte Menschliche Phantome) umzubenennen. Leider bezieht er sich hier überwiegend auf ausländische Fallbeispiele und ignoriert Natale Guido Cincinnatis Arbeit „Das Men-in-Black-Phänomen im deutschsprachigen Raum“ (veröffentlicht im jufof Nr. 193, 1/2011 und Nr. 194, 2/2011.
Sein Buch endet mit den „zukünftigen Tätigkeiten von MUFON-CES und IGAAP e.V.“ Dazu muss man wissen, dass sich Herr von Ludwiger von der MUFON-CES getrennt hat und mit einigen ehemaligen Mitgliedern die IGAAP e.V. (Interdisziplinäre Gesellschaft zur Analyse anomaler Phänomene) gegründet hat.
Illobrand von Ludwigers „Ergebnisse aus 40 Jahren UFO-Forschung“ enthalten Höhen und Tiefen. Grundsätzlich hat er durchaus Belege dafür präsentiert, dass das UFO-Phänomen als Solches existiert und auch untersuchungswürdig ist. Allerdings kann ich seine Interpretation dieser Belege, die er dann als Ergebnisse bezeichnet, nicht teilen. Das Problem ist, dass sich von Ludwiger zu sehr auf die theoretischen Aspekte des UFO-Phänomens und auf eine für ihn zwingende Einbindung der Heimschen Theorie konzentriert hat. Wenn man nicht in der Lage ist, mit ausreichendem UFO-Stimuli-Wissen die Spreu vom Weizen zu trennen, wird das Sichtungspotential, auf dem von Ludwiger seine Ergebnisse stützt, unscharf und damit auch die Ergebnisse fraglich.
Positiv sehe ich den historischen Rückblick auf die Anfänge seiner Forschung, auf die Einblicke in die damalige MUFON-CES-Arbeit und dass das Buch ein Register enthält.
Hans-Werner Peiniger
416 Seiten, geb., ill., Register, Quellen, ISBN 978-3864451836, Preis: 22,95 €
Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg (2015)
Quelle: JUFOF Nr. 221, 5/2015: 150 ff
Hinweis:
Illobrand von Ludwiger, MUFON-CES und die Rolle der GEP
In seinem Buch „Ergebnisse aus 40 Jahren UFO-Forschung“ findet auch die GEP Erwähnung. Dabei wirft er uns und mir verschiedene Dinge vor, auf die ich im Enzelnen in einer Gegendarstellung eingegangen bin.
Dieser Beitrag erschien als Anhang zu meiner Buchrezension. Bei Interesse kann diese Gegendarstellung von uns [info(at)ufo-forschung.de] angefordert werden.
Hans-Werner Peiniger