Illobrand von Ludwiger (Hrsg.):
Rätselhafte Lichter und Objekte am Himmel
Beobachtungen von UAPs, UFOs und deren physikalischen Wechselwirkungen sowie theoretische Arbeiten über Metronen, Kontrabarie, Solitonen und Kugelblitze
Beiträge zur wissenschaftlichen UFO-Forschung
IGAAP-Bericht Nr. 1
2009 erschien der letzte MUFON-CES-Bericht. Inzwischen tat sich innerhalb der Szene einiges. So spaltete sich der damalige Leiter von MUFON-CES, der Dipl. Phys. Illobrand von Ludwiger, von dieser Gruppe ab und gründete mit weiteren ehemaligen MUFON-CES-Mitgliedern die »Interdisziplinäre Gesellschaft zur Analyse anomaler Phänomene e. V.« (IGAAP).
Im ersten Teil seines Vorworts erklärt von Ludwiger die Gründe, die zur Trennung führten und wie man gedenkt nun weiterzuarbeiten. Durch die vereinsinternen Auseinandersetzungen verzögerte sich die Herausgabe des 13. MUFON-CES-Berichtes, der jedoch nun als IGAAP-Veröffentlichung vorliegt.
Im zweiten Teil gibt von Ludwiger auf vier Seiten eine kurze Einschätzung zur aktuellen Situation in der UFO-Forschung. Dabei bemängelt er, dass man eigentlich nach 70 Jahren Mediendiskussion mittlerweile zu der Erkenntnis hätte kommen müssen, »um was es sich dabei handelt und ob es Beweise dafür gibt, dass uns tatsächlich eine fremde Intelligenz besucht«. Das sei nämlich »die einzig vernünftige Schlussfolgerung zu der alle Experten kommen müssten«. Dass von Ludwiger bereits zu dieser Erkenntnis gekommen ist, ist ja kein Geheimnis mehr. Und wer immer noch ergebnisoffen dokumentiert, sammelt, analysiert, der ist eben nicht richtig informiert oder hat falsche Schlüsse gezogen.
Positiv hervorheben möchte ich, dass von Ludwiger nicht wie gewöhnlich auf die GEP lospoltert, sondern das Thema zwar aus seiner persönlichen Sicht, aber nicht polemisch angeht.
Dipl.-Biol. Michael A. Landwehr geht in seinem folgenden Beitrag auf »Die vier Kränkungen der Menschheit« ein. Sigmund Freud (Begründer der Psychoanalyse, †1939) prägte den Begriff der »Kränkungen der Menschheit«, die für umstürzende wissenschaftliche Entdeckungen stehen. Danach charakterisierte Freud drei Kränkungen, die seiner These zufolge »das Selbstverständnis der Menschen in Form einer narzisstischen Kränkung in Frage gestellt haben.« Die kosmologische, die biologische und die psychologische Kränkung.
Michael A. Landwehr fügt den Kränkungen eine mögliche vierte hinzu: die extraterrestrische Kränkung. Viele Menschen, die sich mit dem UFO-Phänomen beschäftigen, sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es zum einen real ist und zum anderen auf das Wirken einer außerirdischen Intelligenz zurückzuführen ist. Sollte der eindeutige »öffentliche« Beweis vorliegen und dem tatsächlich so ist, würden »diejenigen Menschen, die diesen Schritt noch nicht vollzogen haben,« … »ihr Weltbild in den Grundfesten erschüttert sehen … Und hier haben wir die vierte große Kränkung der Menschheit«, so Landwehr. Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob wir uns mal der extraterrestrischen Kränkung stellen müssen, sondern nur wann.
Im folgenden Beitrag stellt von Ludwiger in Kurzform die wichtigsten Meldungen vor, die während der Jahre 2009 bis 2017 an die MUFON-CES und IGAAP gemeldet wurden. Es handelt sich ausschließlich um Berichte, die sie für glaubhaft erachten und die aus ihrer Sicht unidentifiziert geblieben sind. Dabei unterscheiden sie zwei Gruppen: UAPs und UFOs. Bei den UFOs handelt es sich um »Flugobjekte, die wie konstruierte materielle Objekte aussehen, gelegentlich selbst leuchten, …, Träger von Insassen oder Objekten sind und gelegentlich kurz landen«.
Positiv erwähnen möchte ich, dass darauf verwiesen wird, dass ein Teil der abgebildeten Zeichnungen nach den Angaben der Zeugen erstellt wurden und es sich nicht um Originalskizzen der Zeugen handelt. Sie seien »mit großen Unsicherheiten behaftet und geben das Beobachtete nur schemenhaft wieder«. Das ist ein wichtiger Hinweis, den ich bei früheren Veröffentlichungen kritisiert und vermisst habe.
Aus meiner Sicht als UFO-Ermittler enthält die Übersicht immer noch viele Meldungen, die sich mit herkömmlichen Ursachen erklären lassen, darunter Himmelslaternen oder Folienballons. Im Fall 7.80 hat man nicht sauber recherchiert. Hier handelt es sich bei dem dreieckförmigen Flugkörper um ein CGI-Produkt (siehe jufof Nr. 223, S. 7 f). Ungeachtet dessen enthält die Übersicht aber auch viele interessante Fälle, die zumindest belegen, dass wir uns auch mit einem »ungeklärten UFO-Phänomen« konfrontiert sehen.
Im anschließenden Kapitel geben die Verfasser Illobrand von Ludwiger und Michael A. Landwehr einen Überblick über das EMG-Projekt. EMG steht für elektromagnetische und gravitative Wechselwirkungen, die von unidentifizierten Flugobjekten auf die Umgebung verursacht wurden. Dazu bestand bereits eine Datei mit rund 1300 Fällen, die von Adolf Schneider bereits 1983 zusammengestellt wurde. 2015 hat die IGAAP die Sammlung wieder aufgenommen und um weitere rund 100 Fälle ergänzt. Man hält die gesammelten Daten für wichtig, weil sie die physikalischen Eigenschaften der UFOs dokumentieren, mit deren Kenntnis erst die Entwicklung konsistenter Theorien möglich ist.
Ein Problem ist, dass man bei der Sammlung der Daten nur auf englischsprachige, französische oder deutsche Quellen zurückgreifen konnte. Sicherlich hätte man mehr Daten zur Verfügung, könnte man anderssprachige Quellen auswerten. So könne eine Auswertung der Daten »nur eine relative Häufigkeitsverteilung widerspiegeln«. Zudem ließe die Qualität der meisten Quellen zu wünschen übrig. Ein Hinweis, der meiner Erinnerung nach in früheren Veröffentlichungen gefehlt hat und den Wert der Sammlung m. E. relativiert. Die statistischen Auswertungen in Form von Diagrammen und Kommentaren visualisieren das Datenmaterial. Durch die statistischen Analysen erhofft man sich »einen besseren Zugang zum UFO-Problem«, um u. a. die Fragen beantworten zu können, die man sich seit 70 Jahren stellt. Oder, falls das Ziel zu hochgesteckt ist, zumindest lernt, die richtigen Fragen zu stellen.
Der Frage nach der »Existenz des Metrons« geht im nachfolgenden Beitrag Dipl.-Phys. Roger Florian nach. So wie ich das verstanden habe, hat Burkhard Heim in seinem 6-dimensionalen Weltbild Einsteins Gleichung über die Abhängigkeiten zwischen Energie, Masse und Lichtgeschwindigkeit modifiziert. In diesem Zusammenhang leitete Heim in seinen Überlegungen eine neue Naturkonstante ab, sozusagen ein Elementarbaustein des Kosmos, ein Metron. Florian schreibt dazu: »Ein genaues Studium von Heims Berechnungen zeigt jedoch, dass seine Begründung von [einem Metron] einige schwere Fehler aufweist.« Die Herleitung wurde korrigiert und man erkannte erst daraufhin einige neue interessante Konsequenzen, die aber wohl, zumindest in diesem Beitrag, nur ein Physiker versteht.
Auch der nächste Beitrag richtet sich eher an Physiker. Illobrand von Ludwiger legt dem Leser einige Ergänzungen, Klarstellungen und Korrekturen zu Burkhard Heims frühen Aufsätzen vor. Dabei geht es im Wesentlichen um das von Heim entwickelte Prinzip der dynamischen Kontrabarie, »mit dem es möglich sein sollte, künstlich Beschleunigungs- bzw. Schwerefelder durch Manipulation elektromagnetischer Strahlung zu erzeugen«.
Auf rund 150 Seiten beschreibt der nachfolgende Beitrag eine Theorie, nach der das Kugelblitzphänomen im Rahmen der Maxwellschen Elektrodynamik zu erklären versucht. Die sogenannte »Solitontheorie und Anwendungsbeispiele« stammt aus den früher 90-er Jahren und wurde von Prof. em. Dr. rer. Nat. H.-Th. Auerbach verfasst. Die Theorie über Kugelblitze ist noch nicht komplett ausformuliert, da sie in der Freizeit erstellt wurde und es noch einigen Rechen- und Programmieraufwand erforderlich gemacht hätte, um sie fertigzustellen. Deshalb hatte MUFON-CES damals den Text noch nicht veröffentlicht und zurückgehalten. Da es sich aber nach Ansicht eines Physikers »um ein gut ausgearbeitetes und begründetes Modell« handelt, habe man sich nun doch für eine Veröffentlichung entschlossen. Damit wolle man auch die Chance geben, dass eine Forschergruppe darauf aufmerksam wird und die theoretische Bearbeitung dieses Modells übernimmt. Kugelblitze sind nach wie vor ein umstrittenes Phänomen. Die in dem anspruchsvollen Text formulierte Theorie könnte möglicherweise die Entstehung, Größe, Lebensdauer und weitere Eigenschaften von Kugelblitzen erklären.
Mein Fazit zu diesem über 400 Seiten starken Werk: Empfehlenswert! Auch wenn sich das halbe Buch eher an Physiker wendet, repräsentiert dieser Teil doch die Bemühungen, mit Hilfe der theoretischen wissenschaftlichen Forschung Antworten auf Fragen zu bestimmten Randthemen des UFO-Phänomens zu finden. Für mich persönlich ist der Katalog der an MUFON-CES und IGAAP gemeldeten Sichtungen interessant. Er spiegelt in gewisser Weise das Spektrum der UFO-Meldungen wieder, die auch wir erhalten – auch wenn bei der Beurteilung der Fällen offenbar unterschiedlich harte Kritierien angewendet werden. Ich denke, dass die GEP hier viel strengere Kriterien anwendet und deshalb viel mehr Fälle einer herkömmlichen Erklärung zugeführt werden.
Positiv ist mir aufgefallen, dass jegliche polemische Äußerungen und das frühere Rumgepoltere ausgeblieben sind. Ich führe das auf den Einfluss bestimmter Personen in der IGAAP zurück. Das ist nur eine Vermutung von mir aber auffällig und erfreulich ist die »entspanntere Version« m. E. schon.
Hans-Werner Peiniger
406 S., br., ill., ISBN 978-3000573217, 29,90 €
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IGAAP e.V.
www.igaap-de.org
Feldkirchen-Westerham, 2017
Quelle: JUFOF Nr. 232, 4/2017: 126 ff