Ulrich Magin: Magischer Mittelrhein

Ulrich Magin:
Magischer Mittelrhein

Mystische Orte und unheimliche Ereignisse am Rhein zwischen Mainz und Köln

 

Autor und GEP-Mitglied Ulrich Magin wird den meisten jufof-Lesern geläufig sein. Nicht nur durch Übersetzungen fremdsprachiger Beiträge, sondern seit vielen Jahren auch durch gut recherchierte Artikel zu den verschiedensten Facetten des UFO-Thema. Die Palette seiner Buchtitel geht aber weit über die UFO-Forschung hinaus. Aber irgendwo gibt es dann doch immer wieder Berührungspunkte. So auch in seinem jüngsten Werk über den Mittelrhein.

Diesmal beschäftigt sich Magin mit einer bestimmten Region. Allerdings ist die Eingrenzung im Untertitel sehr weit auslegbar. Zumindest im südlichen Bereich geht die Bestandsaufnahme bis in die Rhein-Neckar-Region. Der Autor hat weitgehend die seltsamsten Begebenheiten und Geschichten in diesen Orten gesammelt und stellt sie in gewohnt sachlicher, aber keineswegs langweiliger Form vor. Dabei dienen sowohl moderne Berichte z. B. aus Zeitungen, Büchern oder dem Internet genauso zu den Quellen als auch Sagen und Legenden. Wichtig ist dem Autor allerdings, dass die Quellen wenigstens einen namentlichen Zeugen sowie eine möglichst genaue Datierung aufweisen. Allgemein gehaltene Erzählung oder gar »Wandersagen« haben folglich keinen Platz in diesem Buch.

In der Sammlung seiner sonderbaren Plätze, Wesen und Begebenheiten reihen sich die unterschiedlichsten Facetten, die augenscheinlich in der Region links und rechts des Rheins in geballter Form auftreten. Drachen und Schlangen (eines von Magins Lieblingsthemen), Krokodile, Wale, Robben, Nixen, und ähnliches, zumindest für den Rhein ungewöhnliches Getier. Schwarze Hunde, Werwölfe, Pumas der unheimlichen Art. Weiter geht es mit Marienerscheinungen, wo Magin erstmals darauf hinweist, dass manche UFO-Forscher hier das Wirken einer nicht irdischen Intelligenz herein deuteln. Bereits spekulierte Erich von Däniken bereits 1974 in »Erscheinungen« in diese Richtung. Auch die Gebrüder Johannes und Peter Fiebag schrieben 1995 in ihrem Buch »Zeichen am Himmel«, das hinter dem Phänomen vermutlich die religiös getarnte Präsenz der »Anderen« verborgen ist. Darauf fußt unter anderem auch die sogenannte Mimikry-Hypothese, die selbst in UFO-Kreisen sehr umstritten ist. Gleiche Parallelen finden sich freilich zuhauf im nächsten, leicht morbiden Kapitel: Geister und Spuk. Auch hier sind die Grenzen verschwommen, und UFOs bzw. Aliens sind ein fester Bestandteil dieses Phänomens. (Gut gefällt mir die kleine Aufzählung von Spukorten. Da verzeiht man auch gerne den fehlenden Hinweis, dass die Villa Rasselstein bei Neuwied mittlerweile abgerissen wurde.) Dennoch verzichtet Ulrich Magin in diesem Kapitel auf ein Thema und geht erst im nächsten darauf ein: Zwerge. Nach einigen Berichten von Zwergen und Gnomen in der Region, die so manchen Präastronautiker auf Trab bringt, verweist er am Ende exemplarisch auf die von Willi Schillings Anfang der Neunziger Jahre gesammelten Berichten von kleinen, grauen UFO-Insassen, mit großen Köpfen. Augenzwinkernd stellt Magin fest, dass moderne Zwerge nicht mehr Gold spinnen, sondern Raumschiffe bauen, um die sie die NASA und ESA beneiden würden…

Konkret um unser Thema geht’s dann im Kapitel: Geisterschiffe und Unterwasser-UFOs. Nicht nur einen »Fliegenden Holländer« bei Bad Honnef um 1818 / 19, sondern auch ein modernes UFO, welches 2008 aus dem Rhein kam, wurde von einer Zeugin gemeldet. CENAP glaubte diese allerdings als tief fliegende Thailaternen zu identifizieren. Im Abschnitt »Seltsame Lichter« geht es auch fast ausschließlich um UFOs. Denn so wurden lange vor 1947 viele Erscheinungen genannt, die aus heutiger Sicht an moderne UFO-Berichte erinnern. Folglich benennt Magin einen Bericht aus dem Jahr 944 als Proto-UFO. Brennende Eisenkugeln fielen vom Himmel und verbrannten einige Häuser und Höfe. Mancherorts konnten sie allerdings vertrieben werden, wenn man ihnen mit geweihten Kreuzen entgegen trat. Selbst bei diesem alten Bericht liegt die Klassifikation »Meteoritenabsturz« auf der Hand. Weiter geht’s mit einem Bericht von 1571, welcher einen weiteren UFO-Stimulus beschreibt. Eine Nebensonne erscheint, wenn sich die Sonne auf in der Luft fliegenden Eisplättchen spiegelt. Der Autor beschreibt noch einige weitere historische Sichtungen, die man aber getrost als Meteore deuten kann.

Mit der Feststellung, dass die moderne UFO-Forschung in der Mittelrheinregion auch nach dem 2. Weltkrieg beginnt, startet das Buch ein Kapitel speziell mit diesem Thema. Zu Beginn schildert der Autor einen Fall, in dem der amerikanische Pilot Joe Thompson jr. während einer Mission über dem Rheintal in den letzten Kriegsjahren eine UFO-Gruppe aus dem Cockpit beobachtete. Der Fall muss in den Jahren zwischen 1943 bis 45 geschehen sein und ist ein klassischer »Foo Fighter« wie in vielen anderen Berichten aus dieser Zeit. Es gibt bisher keine überzeugende Deutung oder Erklärung für dieses Phänomen. Weder für die zeitliche Begrenzung des 2. Weltkriegs noch für die ungewöhnliche Erscheinung und deren Flugverhalten. Auch Magin lässt die Frage offen. Für mich stellen sie allerdings eine Nebenform des UFO-Themas dar. Vielleicht eine Legendenbildung unter Piloten, die sich verselbstständigt hat, in etwa vergleichbar mit der Angst der Alliierten vor der »Superwaffe« der Nazis. Nachfolgend befasst sich das Kapitel dann mit Berichten, die sich über die klassischen Stimuli erklären lassen. Planeten und Sterne, Sternschnuppen und Bolide, Satelliten, Flugzeuge und Helikopter, Kondensstreifen, Wetter- und Spielzeugballons, Miniatur-Heißluftballons, Drachen und Skytracker werden mit Fallberichten auch aus dem Archiv der GEP dokumentiert. Das gesamte Buch ist mit Quellenangaben und / oder den Quellentexten selbst versehen. In diesem Teil vermisse ich sie allerdings. Natürlich ist das Buch für ein breiteres Publikum gedacht und nicht nur für UFO-Forscher. Aber ein Hinweis oder Link zur UFO-Datenbank wäre kein Schaden gewesen. Aber das ist wohl Jammern auf hohem Niveau, denn im Abschnitt auf »konkrete Hinweise« gibt es neben dem Zeugenbericht im Originalwortlaut auch den Hinweis auf die GEP und das jufof. Zu den »Beweisen« zählt Magin UFO-Fotos, aber vor allem vermeintliche UFO-Landeplätze. Auch wenn er diese, und dabei geht er mit der Klassifikation der GEP konform, meist als Schwindel oder Fehlinterpretationen sieht. Amüsant wirkt die Anekdote über einen Fall eines UFO-Crash mit anschließender Bergung des Insassen, der ein 1950 in Wiesbaden erschienener Aprilscherz war, aber später in den FBI Akten sehr ernst genommen wurde. »Spooky« Mulder würde durchdrehen… Zum Ende des spannenden Kapitels erwähnt der Autor noch zwei Fälle in denen Zeugen (einmal in Bad Neuenahr und einmal bei Meudt) Insassen erkannten oder zumindest erahnten. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass es sich um einen Scherz aus den Untiefen des Internets handelt. Das mit Recht ernüchternde UFO-Kapitel endet mit drei PROBLEMATIC-UFO-Fällen, also (auch von der GEP) nicht ganz geklärten Sichtungen über Köln und Bonn, wodurch das Thema eben nicht komplett unter dem Siegel »Blödsinn« abgehakt werden kann… Insgesamt ist das Kapitel (immerhin 11 Seiten) eine knackige Zusammenfassung der UFO-Fälle aller Art in der Region, auch wenn es nicht Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann und will.

Und wie steht es um die Präastronautik in der Region? Dieses Kapitel fand ich besonders spannend, da ich mich (selbst in der Region Siebengebirge geboren) mit dem Thema beschäftigt habe. Natürlich beginnt alles mit Erich von Däniken und dessen Hinweis auf den nicht rostenden »Eisernen Mann« im Bonner Kottenforst (vgl.: Aussaat und Kosmos, 1973). Da der Eisenpfosten aufgrund seiner Reinheit nicht rostet, wird ihm eine außerirdische Herkunft nachgesagt (ähnlich dem Eisenpfahl von Neu Delhi). Allerdings war mir zumindest nicht bewusst, dass die GEP durch Hans-Werner Peiniger über den Eisenpfahl aus Bonn recherchierte und den Mythos zum Objekt doch wesentlich aufklärte. So misst er lediglich 2,20 Meter (keine 28!!! wie Däniken noch 1973 behauptet). Auch die Herstellung ist im 17. Jahrhundert möglich gewesen, ohne Götterastronauten bemühen zu müssen. Übrigens revidierte der Schweizer später seine Meinung über den Eisernen Mann genauso wie über das Gegenstück in Indien, aber das ist weniger bekannt… Dann nimmt Ulrich Magin den Hohlstein in Spich unter die Lupe. Auf diesen seltsamen Fels machte mich GEP-Mitglied Natale Guido Cincinnati aufmerksam. Ein gewaltiger Stein mit scheinbaren Bearbeitungsspuren. Axel Ertelt und einige Hobbykollegen wollten hier in den frühen 1980er Jahren eine steinerne Startrampe für göttliche Raumgleiter entdeckt haben. Mit dieser Starthilfe konnten also kleine Zubringer-Shuttles auf den Weg zum Mutterschiff gebracht werden. Gerade Rillen im Fels dienten als Führung für die Kurven der Schiffe. Die Höhlung im Stein absorbierte den Antriebsstrahl. Eine Gravur im Fels in der Nähe des Hohlsteins soll sogar das Raumvehikel darstellen und auch die passende Sage war vorhanden. Selbst 2014 hält Ertelt die Parallele zum Grabstein von Palenque für eine mögliche Deutung, auch wenn er die Auslegung von damals nie wirklich ernst genommen hatte.

Die Wahrheit ist natürlich weniger aufregend als die Vorstellung eines prähistorischen Götterbahnhofs mitten in Deutschland: Der Hohlstein ist eine außergewöhnliche geologische Formation. Sprengungen der Franzosen 1810 und weitere Zerstörungen gaben dem Fels seine heutige seltsame Form. Die Darstellung des Raumgleiters kann zudem auch ein Initialen-Graffiti neueren Datums sein. Eiserner Mann und Hohlstein sind dennoch spannende Denkmäler, auch ohne einen präastronautischen Hintergrund. Das eigentliche Wunder ist in meinen Augen das Hinweisschild, welches auf die Raumschifftheorie durch »Zukunftsforscher « hinweist.

Ein (zu) kurzer Absatz behandelt noch angebliche Pyramiden und eine Alien-Ruinenstadt bei Limburg im Westerwald. Da kann der Leser sicherlich noch mal genauer im Internet oder dem genannten Buch recherchieren. Vermutlich, so Magin, handelt es sich aber auch hier um falsch gedeutete Naturformationen. Im Folgenden steht der Dominikanermönch Albertus Magnus und dessen Verbindung zu außerirdischen Mächten im Fokus. Spannend, wie ähnliche Gestalten in der Geschichte, die ihrer Zeit voraus sind…

Zuletzt geht Magin noch ausführlich auf eine Darstellung des Ezechiel-Raumschiffs in einer Kirche in Schwarzrheindorf ein.

Mit dem nächsten Kapitel verlässt das Buch nur scheinbar den Bereich der Präastronautik, denn Menhire, Steinkreise und heilige Linien tauchen auch dort immer wieder auf. Selbst wenn es sich um einen umstrittenen Steinkreis wie den von Oberdollendorf handelt. Jedenfalls kann das Kapitel sehr gut erklären, warum manche Kirchen auf sogenannten Leys liegen und dies nicht nur ein britisches Phänomen ist.

In weiteren Kapiteln behandelt das Buch noch Rätsel der Römerzeit, die Freunde der Archäologie in diesem Gebiet erfreuen wird. Ebenso spannend ist das Kapitel über Naturphänomene. Wer weiß schon, dass der höchste Kaltwassergeysir der Welt in Deutschland zu finden ist oder es einst einen zweiten Rheinfall gab…? Zwei kurze Kapitel über die »unruhige Erde« und weitere Rätsel wie einen Nibelungenschatz, Kornkreise und unterirdische Städte schließen den Kreis der magischen Reise, sind aber für das UFO-Thema im Wesentlichen nicht weiter relevant.

Fazit: Das Buch ist zum einem sehr preiswert (7,95 €) und das bei festem Einband und zwei farbigen Fotoblöcken. Trotzdem ist es kein sperriger Bildband, der sein Dasein im Bücherregal fristet, sondern findet mit seinen handlichen Maß Platz in jedem Handschuhfach oder Wanderrucksack. Der Ortsregister macht es zudem zu einer Art Nachschlagewerk für Unterwegs. Manche Quellen hätten noch ergänzt werden können, auch weiterführende Links wären kein Schaden gewesen. Auch fehlen einige Aspekte, aber wie der Autor mir mitteilte, hat er fast schon Material für einen zweiten Band zusammen. Man darf also gespannt sein. Ein ähnliches Buch ist für einen anderen Bereich in Deutschland bereits kurz vor der Veröffentlichung…

Es ist ein kurzweilig zu lesendes Buch, das anders ist als konventionelle Bücher über die Region. Und selbst für UFO-Forscher ist es zu empfehlen, da es einen Großteil zu diesem Thema abhandelt.
Peter Kauert

 

160 Seiten, gebunden, zahlreiche Farb- und Schwarzweißfotos, ISBN 978-3-95540-166-5, 7,95 €
Regionalia Verlag
www.regionalia-verlag.de
Rheinbach, 2015

 

Quelle: JUFOF Nr. 223, 1/2016: 24 ff