Erich von Däniken (Hrsg.): Galaktische Horizonte

Die Suche nach den Ancient Aliens

»Galaktische Horizonte« ist eine Anthologie, d.h., es ist nicht von Erich von Däniken allein verfasst. Eine Vielzahl von Forschern/Autoren aus dem Gebiet der Paläo-Astronautik trugen mit Essays dazu bei. EvD fungiert als Herausgeber, als Leithammel sozusagen.

Die Herangehensweise zum Forschungsgegenstand umreißt einer der Autoren, Ulrich Dopatka, folgendermaßen: »Es ist reizvoll, ›auf dem Teppich zu bleiben‹ und trotzdem, der Fantasie freien Lauf zu lassen«. Ergo darf man sich auf den Seiten von »Galaktische Horizonte« keine wissenschaftliche Studienansammlung erwarten, wohl aber interessante Zugänge und Denkanstöße über den Zeitgeist hinaus.

Peter Fiebag fordert ein »Denken in Alternativen«, was den Wissenschaftsbetrieb angeht. Aus These und Antithese soll wieder ein vernünftiges Gedankengebäude entstehen. EvD zeigt sich dazu optimistisch: »Der Aufbruch zur Vernunft steht bevor.« Vernunft heißt für ihn, dass die Wissenschaft vorurteilsfrei an das kontroversielle Thema Paläo-Astronautik herangeht; dass alte Quellen, Überlieferungen oder Bauwerke ohne Scheuklappen analysiert werden.

Hier ein kleiner Auszug aus der breiten Themenpalette, die ich besonders interessant fand.

EvD richtet seinen Fokus auf das alte Ägypten (Pyramiden, Chimären, missverstandene Technologien) und auf die Geoglyphen von Nazca (Peru). Hinzu kommt ein Aufsatz über den geheimnisvollen Mechanismus von Antikythera (Griechenland).

Ein Interview mit dem Astronomen und SETI-Forscher Seth Shostak.

Peter Fiebag geht seiner Vermutung weiter nach, dass die im Alten Testament beschriebene Bundeslade ein Aufbewahrungsort für ein Algenproduktionsgerät war, die Manamaschine. »Mirjams Brunnen« sieht er als transportablen Wasserspender.

Herbert Eisengruber betrachtet die Marienerscheinung von Guadalupe (Mexiko) unter dem Blickwinkel eines Fotografen. Die Legende berichtet, dass im Dezember 1531 eine strahlende Frau dem Juan Diego erschienen war, mit der Botschaft, dass er zum Bischof gehen und ihm sagen soll, dass am Ort der Erscheinung eine Kirche gebaut werden soll. Als Zeichen des ›Wunders‹ projizierte die Erscheinung ihr Abbild auf den Umhang Diegos. Untersuchungen dieser Reliquie ergaben, dass keinerlei Farbspuren zu finden sind, weshalb Eisengruber von einer Fototechnik ausgeht.

Nicolas Benzin geht auf Doctor John Dee ein, seines Zeichens Berater von Elizabeth 1., Okkultist, Forscher und einiges mehr. Dee gab an, mithilfe von Glassphären mit ›Engeln‹ zu kommunizieren. Dieserart wurde ihm das aus 21 Schriftzeichen bestehende ›Henochsche Alphabet‹ übermittelt. Hatte Dee einen Weg gefunden, mit außerirdischen Intelligenzen zu kommunizieren? Oder wurde er von seinem Helfer getäuscht und betrogen? Witziges Detail am Rande. Doctor Dee unterschrieb Schriftstücke als königlicher Agent mit 007. Läuten die Glocken? Richtig! lan Fleming verwendete diese Chiffre 400 Jahre später für James Bond.

Claudia Stella fragt »Wo bleibt ET?« Dabei führt sie verschiedene Hypothesen als Antwortmöglichkeiten an: Mimikry, geistiger Horizont, Misstrauen, Zoo, Leaky Embargo, Fermi-Paradoxon. Und fügt mit der sog. sozialwissenschaftlichen Kontakthypothese noch eine weitere dazu. Diese besagt, dass die ETs erst dann vor aller Augen Kontakt mit der Menschheit aufnehmen, wenn sie sichergehen können, dass ihr Erscheinen nicht zu chaotischen, globalen sozialen und ökonomischen Verwerfungen führt. Was mir gefällt: Frau Stella zeigt auch gleich eine mögliche Schwäche dieser Hypothese auf.

Was mir hingegen einmal mehr – bei aller Sympathie für EvD – nicht gefällt ist seine ablehnende Meinung zum von Menschen verursachten Klimawandel. Wenn er abfällig von »der heiligen Superkuh Kohlendioxid« schreibt, konterkariert er sich in seiner Forderung nach Vernunft selbst. Eigentor.

»Galaktische Horizonte« liefert Denkanstöße zum Blick über den irdischen Tellerrand. Und das OHNE esoterischen Mainstream-Unsinn. Es ermuntert zum Hinterfragen von überholten, teils ideologisch-dogmatisch besetzten Lehrmeinungen. Wissenschaft muss frei sein! Mutiges Spekulieren ist meist der Anfang großer Erkenntnisse. Hier geht es um faszinierende Erkenntnisse über die Vergangenheit UND Zukunft der Menschheit. Ein Buch, das den Zeitgeist herausfordert und ein Steinchen für einen neuen Zeitgeist sein möchte.
Nikolaus Bettinger  ∗ ∗ ∗

383 Seiten, gebunden, zahlreiche Abbildungen, ISBN: 9783864455735, 22,99 €

Kopp Verlag
www.kopp-verlag.de
Rottenburg a. N., 2018

Quelle: JUFOF Nr. 244, 4/2019: 118 f
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