Jason Gleaves: UFO Photos

Computer Analysis of Worldwide UFO Images Through The Decades

Bei dem vorliegenden Buch habe ich erwartet, eine Einführung in die Bildforensik zu erhalten und im Idealfall eine Anleitung, mit der beschrieben wird, wie UFO-Fotos mit welchen Mitteln analysiert werden können. Stattdessen nimmt sich der Autor wahllos bekannte und weniger bekannte UFO-Fotos vor und bearbeitet sie, indem er ein wenig mit den Funktionen eines Bildbearbeitungsprogramms rumspielt. Dabei verwendet er nicht einmal eine Software, sondern »Photoshop Express« von Adobe, bei dem es sich um ein kostenloses Grafik-Bearbeitungsprogramm für den Browser handelt, das nur JPEG-Fotos bearbeiten kann.

Natürlich kann man schon mit den gängigen Funktionen wie Schärfenänderung, Negativ-Darstellung, Kontrasterhöhung, Falschfarben- und Relief-Darstellung Details an UFO-Fotos hervorheben und z. B. bei Verdacht von an Fäden aufgehängte Modelle die im Bild unauffälligen Fäden sichtbar machen. Aber die bildforensische Methoden können sehr viel mehr. Diese werden jedoch in der vorliegenden Arbeit nicht behandelt.

Hier nun ein Beispiel seiner UFO-Foto-Analysen. Es geht hier um eine qualitativ schlechte Aufnahme aus dem Jahre 1910, die während eines Autorennens in Frankreich gemacht worden ist:

Oben rechts im Bild sieht man eine dunkle längliche Struktur. Gleaves bezeichnet sie als ein »ziemlich großes zylindrisches / zigarrenförmiges Objekt«. Er hat das historische Foto invertiert und etwas gefiltert und kommt dann zu dem Urteil, dass das Objekt nicht zu identifizieren ist.

Hier zu suggerieren, dass an dem Foto eine eingehende Analyse vorgenommen wurde, halte ich für übertrieben. Bei analogen Aufnahmen ist es immer auch erforderlich, das Negativ oder bei ganz alten Aufnahmen, die Fotoplatte zu begutachten, schließlich kann es sich hier auch um eine Beschädigung oder um einen Entwicklungsfehler handeln. Das wurde von ihm beispielsweise überhaupt nicht diskutiert.

Ein weiteres Beispiel zeigt eine Aufnahme am Flughafen von Zürich. Er nennt zwar als Quelle den Züricher Tages-Anzeiger, in dem das Foto angeblich abgedruckt worden sein soll, kann aber nicht einmal sicher das Erscheinungsjahr angeben und beziffert es mit »Mitte der 70er Jahre«. Also wird es sich bei dem Foto schon mal nicht um die Original-Aufnahme handeln, die er für seine Analysen verwendet hat.

Seine Interpretation der schlechten Polaroid-Aufnahme mit Lichteinfall ist m. E. haarsträubend. Auch hier spielt er mit den Filtern des Onlinetools ohne zu beschreiben, was er durch seine Veränderung der Aufnahmen eigentlich bewirkt hat.

Er arbeitet oftmals mit einer starken Schärfung und Kontrastanhebung, so dass dadurch scheinbar auf den fotografierten UFOs Strukturen erkennbar werden. Diese in der »Pixelpampe« erkennbaren Strukturen sind jedoch meistens auf sogenannte Kompressionsartefakte zurückzuführen, die verstärkt bei JPEG-Bildern auftreten. Jede Bildbearbeitung mit erneuter Abspeicherung des Bildes führt zu einer Verstärkung der Artefakte und damit zu einer Qualitätsminderung des Bildes. Selbst die einfache erneute Speicherung eines Bildes, ohne dass daran manipuliert worden ist, vermindert die Qualität.

Viele der wahllos zusammengestellten Aufnahmen sind in der UFO-Forschung kaum bekannt. Er nennt zwar in seinen Fließtexten die Quellen der Aufnahmen, bezeichnet jedoch nie genau deren Fundstellen. So muss man aufwändig im Internet nach diesen recherchieren und kommt dann ggf. auf Seiten, die alle voneinander das Bild übernommen haben oder auf denen steht, dass es sich um anonyme Fotografen handelt. Auch das Foto vom Züricher Flughafen habe ich im Rahmen einer Schnellrecherche nicht gefunden.

Die von Gleaves durchgeführten Analysen sind meiner Meinung nach sehr oberflächlich und seine Interpretation der Ergebnisse unpassend, Sie zeugen nicht gerade von Fachkenntnissen in der Fotoanalyse bzw. Bildforensik. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn er zu den meisten Aufnahmen keine Lösung hat und nicht einmal welche diskutiert. Dem sachfremden Leser mag das »sichere Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit« und die vielen bunten Bilder überzeugen. Der sachkundige Fotoanalytiker hingegen wird erkennen, dass die Analysen weitgehend wertlos sind und das Ziel, Belege für ein exotisches UFO-Phänomen oder Hinweise auf Fotofälschungen und Fehlinterpretationen zu finden, weit verfehlt worden ist.

Gut finde ich, dass der Autor in seinen einleitenden Kapiteln auf mögliche Ursachen von UFOs in Fotos hinweist, wie z. B. zufällig durch das Bildfeld fliegende Vögel. Seine Beispielcomposites sind gewiss gelungen und zeigen nachvollziehbar, wie sich ein Vogel abhängig von der Entfernung, vom Focus oder der Verschlusszeit auf dem Foto darstellen kann. Interessant auch der Bericht und die Dokumente zu englischen Beobachtungen eines großen schwarzen dreieckförmigen Flugkörpers, der u. a. auch im März 1993 über dem Flugplatz der Air Force Base in Cosford gesehen worden ist. Der Autor Jason Gleaves befand sich in dieser Nacht auf der Basis und kann daher aus »erster Hand« hierzu berichten. Seit diesem Erlebnis hat er sich mit dem UFO-Phänomen beschäftigt und ist offensichtlich erst in jüngerer Zeit auf die Möglichkeiten eines Bildbearbeitungsprogramms gestoßen. Unverständlich ist für mich das positive Vorwort von Nick Pope – wohl ein »Gefälligkeitstext.«

Auch in der vorliegenden Arbeit zeigt sich wieder einmal, dass das Sprichwort »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« zumindest im Bereich der UFO-Forschung nicht zutrifft. Es reicht eben nicht, ein vermeintliches UFO-Foto dem Internet oder einem Video zu entnehmen und mit ein paar Funktionen eines Bildberarbeitungstools zu verändern. Erst die glaubwürdigen Zeugenaussagen, oder ausreichenden Informationen zur Herkunft der Aufnahmen können einem UFO-Foto eine gewisse Glaubhaftigkeit verleihen. Auf jeden Fall nicht die Fotoanalysen von Jason Gleaves.
Hans-Werner Peiniger ∗ ∗ ∗ ∗ ∗

122 Seiten, broschiert, illustriert, ISBN 978-1976779817, Buch 21,83 €, e-book 8,07 € (Stand 7/2018)

Flying Disk Press
Philip Mantle
www.flyingdiskpress.blogspot.de
Pontefract, England, 2018

Quelle: JUFOF Nr. 239, 5/2018: 158 ff
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