Mario Rank: UFOs über Österreich

Mario Rank beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem UFO-Phänomen und anderen grenzwissenschaftlichen Themen. Sein Interesse an rätselhaften Phänomenen wurde 2001 geweckt, als er die Ausstellung »Unsolved Mysteries – Die Welt des Unerklärlichen« in Wien besuchte. Seit dem haben ihn grenzwissenschaftliche Phänomene so fasziniert, dass er tiefer und recht aktiv in die Thematik und in die Szene eingestiegen ist. Inzwischen hatte der 38-jährige Mediengestalter zahlreiche TV-Auftritte, hält Vorträge, hat Bücher verfasst, betreibt eine Internetplattform und hat 2012 die österreichische Regionalstelle der Deutschsprachigen Gesellschaft für UFO-Forschung gegründet und eine eigenen UFO-Hotline für Österreich eingerichtet.

In seinem neuesten Buch »UFOs über Österreich – Hirngespinste? Außerirdische? Geheime Mächte?« arbeitet Rank die ersten Jahre seiner UFO-Forschung sowie historische Fälle auf. Dabei stützt er sich vielfach auf eigene Erfahrungen und auf Fälle, die an ihn gemeldet und von ihm bearbeitet wurden.

In seiner Einführung gibt er einen kurzen Überblick darüber, wer überhaupt im deutschsprachigen Raum UFO-Beobachtungen entgegen nimmt und erwähnt dabei auch die »Deutsche Kooperationsinitiative UFO-Forschung« und deren Zusammenschluss der Fallermittler. In diesem Zusammenhang hat er etwas gemacht, was ich bisher versäumt habe. Nämlich mal in unserer Datenbank nachzuschauen, wie groß der Anteil an UFO-Fällen im engeren Sinne ist. Und der liegt bei 5,33 %. Positiv hervorzuheben ist, dass Rank unsere »Grundsätze redlicher wissenschaftlicher Praxis in der Erforschung des UFO-Phänomens« nachdruckt und diese somit einem breiten Publikum bekannt gemacht werden.

Wie der Titel es schon vermuten lässt, liegt sein Schwerpunkt bzgl. des UFO-Phänomens auf Österreich und gleich zu Beginn seiner Darstellung bringt er eine österreichische UFO-Studie in Erinnerung. Es handelt sich um das 1980 beendete Projekt »Persönlichkeitsvariable und Realitätsprüfung von ungewöhnlichen Zeugenaussagen« von Dr. A. Keul. Das Problem in der Studie war, dass man dafür Berichte von Zeugen verwendet hat, die man nicht unbedingt zu den durchschnittlichen UFO-Zeugen zählen kann.

Anschließend gibt Mario Rank einen Überblick über österreichische Fälle, die sich aufklären ließen – zum kleinen Teil auch mit meiner Unterstützung. Er macht aber auch dabei deutlich, dass eben nicht alle Fälle geklärt sind und somit nach wie vor ein UFO-Phänomen existiert.

Wie UFOs in den Medien behandelt wurden, zeigt er im folgenden Kapitel. Hier beschreibt er auch das erste UFO Österreichs aus dem Jahre 1344. Das die Alpenrepublik aber auch mit Begegnungen der dritten Art konfrontiert wurde, zeigt er in einem der darauffolgenden Kapitel. Hier lässt er ausführlich Walter Rizzi zu Wort kommen, der 1968 eine entsprechende Begegnung in den Dolomiten hatte.

Das Thema UFOs wurde nicht nur in der Bevölkerung diskutiert, sondern fand durchaus auch Einzug in polizeiliche und militärische Behörden und selbst der Österreichischen Bundesregierung wurde ein Memorandum vorgelegt, das u. a. von Peter Krassa und Michael Hesemann zusammengestellt worden ist.

Breiten Raum räumt Rank dem sogenannten »Knittelfeld-Phänomen« ein. Seit 2003 sieht ein Paar in Knittelfeld regelmäßig UFO-Phänomene, die nicht nur von ihnen selbst fotografisch dokumentiert worden sind, sondern auch seit Jahren vom UFO-Forscher Gerhard Gröschel untersucht werden. Dieser berichtet in Ranks Buch ausführlich über seine Erkenntnisse, wobei ich mir hier lieber Ranks Erfahrungen mit dem Zeugenpaar gewünscht hätte.

Besonders interessant wird es jedoch, als Rank über die Entdeckung des Archivs des 2001 verstorbenen UFO-Forschers Felix R. Maschek berichtet. Er gründete 1959 die »Interplanetarik Austria« (IPAA) und auch wir hatten in den 80er Jahren kurz Kontakt zu ihm. Rank gewährt uns einen Einblick in das Archiv, das »eine nahezu lückenlose Sammlung von 50 Jahren Medienberichterstattung, Fallakten, Zeugenprotokollen, Regierungsschreiben, etc., etc.« enthält. Es wird sicherlich noch eine Zeit dauern, bis alles gesichtet und aufbereitet ist. Aber schon der erste Einblick enthält viele Detailinformationen, die selbst Insidern nicht bekannt sind. Felix Maschek hatte in seiner Arbeit anfangs seriöse Ansätze und auch weitgehend sachlich korrekt gearbeitet. Er kam seinen Erkenntnissen zufolge jedoch später zu einem ungewöhnlichen Schluss: »Seiner These nach werden nämlich sämtliche UFO-Phänomene und Begegnungen mit menschengestaltigen Raumfahrern von einer irdischen, menschlichen Geheimgesellschaft erzeugt und inszeniert…« Leider wurde seine Ansicht immer abgefahrener und ich weiß nicht, ob man sie noch in irgendeiner Form ernst nehmen sollte. Mario Ranks Absicht, Mascheks Arbeit fortzuführen, sollte er nochmals überdenken. Es sei denn, er beschränkt sich auf das Sammeln von UFO-Material. Aber – wie erwähnt – das Archiv enthält eine Menge historischen Materials, das gründlich aufgearbeitet werden sollte.

Mario Rank und Material aus dem Nachlass von Felix R. Maschek. Quelle

Zum Schluss wird es spannend. Mario Rank präsentiert die besten Fälle Österreichs. Hier hätte ich mir allerdings eine bessere Aufarbeitung der Fälle gewünscht. Manchmal reicht es nicht, das Geschehen nur zusammenzufassen. Der Fall Nagora darf in der Übersicht natürlich nicht fehlen. Ranks Standpunkt hierzu wird nicht ganz klar und, wie an anderen Stellen auch, sollte er sorgfältiger recherchieren und noch sachlicher bestimmte Fakten formulieren. So hat nicht die NASA die Fotos von Nagora untersucht. Es gab keine offizielle NASA-Untersuchung hierzu, sondern es wurde ein 3-D-Programm der NASA für eine »private« Fotoanalyse durch Richard Haines verwendet, der im »NASA-Ames Research Centre« beschäftigt war.

Interessant sind Ranks Erfahrungen mit dem österreichischen Militär. So hat er versucht, Militärverantwortliche zum UFO-Phänomen zu befragen und eher ernüchternde bis nichtssagende Kommentare erhalten.

Dass Mario Rank sich noch keine endgültige Meinung zum UFO-Phänomen gebildet hat, wird in seinem Schlusswort deutlich: »Ein Werk wie dieses Buch mit den lapidaren Worten ›Nichts Genaues weiß man nicht‹ zu schließen ist auf der einen Seite frech und andererseits so auch nicht richtig. Wenn wir auch von einem Phänomen sprechen, dass sich oft erklären lässt sind noch lange nicht alle Ausprägungen dessen erfasst, geschweige denn wissenschaftlich untersucht.« Er macht deutlich, dass hier noch ein erheblicher Forschungsbedarf besteht, an dem wir »Amateur- oder Laienforscher« arbeiten können. Rank ist noch ein »Suchender«, ein »UFO-Jäger«, hat aber auch erkannt, dass es erforderlich ist, die »Spreu vom Weizen« zu trennen. Man darf gespannt sein, wie der Medienprofi weiterhin das UFO-Phänomen thematisiert. Hoffentlich nicht auf die reine Medienbühne beschränkt und nicht den Fokus auf geschäftsmäßigen Erfolg gerichtet. Gerade das sehe ich leider unterschwellig aufkommen und ich hoffe, dass die Entwicklung noch in eine andere Richtung geht.

Das Buch hat mir grundsätzlich gut gefallen, da es sich auf einen geografischen Raum beschränkt und teilweise auf eigenen Erfahrungen beruht. Allerdings werden oftmals Sachverhalte kommentarlos wiedergegeben. Hier hätte ich mir mehr persönliche Einschätzungen gewünscht, ebenso wie ein besseres Lektorat. Man sollte einen Buchtext doch mal von jemand anderen gegenlesen lassen. Da es viele kaum oder unbekannte Detailinformationen enthält, wird auch ein langjähriger UFO-Forscher und -Interessent durch den Kauf des Buches einen Mehrwert erfahren.
Hans-Werner Peiniger   ∗ ∗ ∗

200 Seiten, broschiert, Din A5, 33, zum Teil farbige Abbildungen, ISBN-13: 978-3-95652-237-6, 18,50 €

Ancient Mail Verlag
www.ancientmail.de
Groß-Gerau, 2018

Quelle: JUFOF Nr. 238, 4/2018: 126 ff
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