Kurt Diedrich: Reiseziel Erde – Sind UFOs real?

Aspekte eines Phänomens

Im neuen NIBE-Verlag erschien ein Buch von Kurt Dietrich, der sich schon seit vielen Jahren mit dem UFO-Phänomen beschäftigt und, wie er selbst schreibt, Kontakte zu verschiedenen deutschen UFO-Forschungsgruppen pflegt. Zur GEP allerdings nicht.

In seinem Vorwort macht er deutlich, dass es sich bei seiner Arbeit um den Versuch einer wissenschaftlichen Annäherung handelt und sie sich an ufologisch Interessierte richtet. Zudem führt er aus, dass er beim Schreiben seines Buches »auf das in meinem Gedächtnis angehäufte Wissen der letzten Jahrzehnte« zurückgreift und es sich »aus einer Vielzahl nicht mehr nachvollziehbarer Quellen« zusammensetzt. Also nach meinem Verständnis einer »wissenschaftlichen Annäherung«, widerspricht sich das schon mal.

Aber das zieht sich auch durch das gesamte Buch. Weitgehend fehlen die Quellen und seine Texte lesen sich wie »Ich habe da mal vor Jahren in irgendeinem UFO-Buch gelesen, dass…« Wie verlässlich Inhalte aus der Erinnerung sind, können wir uns ja vorstellen.

Das Buch lässt sich also schon mal nicht von einem UFO-Forscher als Informationsquelle verwenden und ich weiß nicht, ob man eine solche Quelle Neulingen empfehlen sollte.

Zumindest ist der Autor selbstkritisch und gibt in seinem Vorwort zu, dass man vor jede seiner Aussagen das Wort »angeblich« einfügen müsste.

Die Inhalte des Buchs sind offenbar geprägt von den Büchern IlIobrand von Ludwigers. Das ist immer wieder erkennbar und selbst die Kritik gegenüber »Skeptikern« übernimmt er. Er schreibt aber leider nicht konkret, wer seiner Einschätzung nach zu den »Skeptikern« zu zählen ist. Auch denke ich, dass man mit diesem Buch den Ball eher flach halten sollte. Zumal er in seinem Vorwort schreibt, gegenüber Gesprächspartnern eine skeptische Grundhaltung einzunehmen. Er kritisiert Skeptiker, will selber einer sein… ja was denn nun?

In seinem ersten Kapitel geht es um Tabus und Desinformation und wie die »klassischen Skeptiker-Argumente« lauten. Diese und die weiteren Sachabschnitte enthalten m. E. sehr pauschalisierende Argumente und spiegeln den Umfang der Thematik nicht wirklich wieder.

Gut finde ich, dass er einen kurzen Stimulikatalog zu Nachtsichtungen zusammengestellt hat. Für Tageslichtsichtungen fehlt jedoch einer.

Dass er mit seiner Argumentation nicht auf sicheren Beinen steht, lässt sich auch an vielen Stellen erkennen. Zu den Nagora-Fotos schreibt er beispielsweise, »Wenn sie echt sind«, dann… eine eindeutige Position vertritt er schon mal nicht. Hier zeigt sich übrigens auch, dass sich seine Kenntnisse nur auf wenige Bücher und Internetquellen beziehen. So scheint er die Historie zu den Nagora-Fotos, die weit vor der MUFON-CES an verschiedenen Stellen veröffentlicht und diskutiert wurden, nicht zu kennen.

Auch das Kapitel über Kornkreise ist wenig überzeugend. Der Autor kann es sich einfach nicht vorstellen, dass sich hier ein »Sport« entwickelt hat, bei dem Gruppen einfach Spaß daran haben, wenn ihre Kornkreise in der Presse abgebildet werden oder vielleicht auch heimlich untereinander bewundert werden ohne sich untereinander zu kennen. Welche Motivation haben Sprüher, die ihr Graffiti an Hauswände schmieren? Es ist wenig hilfreich, wenn man über Filme zu kleinen Objekten über Kornkreise schreibt, ohne die entsprechenden YouTube-Links anzufügen!

Interessant sind die Informationen zur damaligen »Forschungsgesellschaft Kornkreise e.V. (FGK)«: »Nicht wenige Mitglieder verließen den Verein nicht zuletzt deswegen, weil sie im Laufe der Zeit zu der Überzeugung gelangten, dass alle Kornkreise von Menschen gemacht wurden und das Rätsel damit gelöst sei.« Das sollte ihn auch mal zu denken geben.

Im Kapitel zu historischen UFO-Sichtungen kommt er auf die Mimikry-Hypothese zu sprechen, die auch vom verstorbenen Kollegen Johannes Fiebag favorisiert worden ist. Möglicherweise, so Diedrich, hätten Außerirdische Besucher ihre Vehikel im Kontext der Zeit und neuestem Stand der Flugtechnik getarnt, also zur Jahrhundertwende als Airships/Luftschiffe, heute als scheibenförmige Flugkörper. Doch wo ist hier der Sinn der Mimikry? Warum tarnen die außerirdischen Besucher ihre Raumfahrzeuge nicht gleich als irdische Flugzeuge mit Radarstrahlenumlenktechnik? Sie könnten ganz ungestört in unserem Luftraum operieren.

In den weiteren Abschnitten stellt der Autor einige klassische UFO-Vorfälle vor und weist auf deren Bedeutung und Unerklärlichkeit hin. Zu den aktuelleren Ereignissen zählt er den Fall mit der kalifornischen Drohne, einem bizarren Flugkörper, über den Peter Hattwig und Jens Waldeck ein Buch verfasst haben. Leider haben die Autoren des Buches nicht alle bekannten Hintergrundinformationen berücksichtigt und diskutiert, so dass auch die Darstellung von Kurt Dietrich unvollständig und seine Schlussfolgerung fraglich ist. Hier hätte ich eine kritische Würdigung des verfügbaren Materials erwartet. Stattdessen fasst er nur das zusammen, was die Autoren in ihrem Buch geschrieben haben.

Überhaupt ist alles nur aus anderen Büchern und dem Internet entnommen worden. Da fragt man sich, ob wir wirklich noch so ein Buch brauchen? Davon gibt es bereits genügend und eigene Forschungen und Ergebnisse sind auch nicht erkennbar.

Diedrich hat einen recht großen, aber auch groben Überblick über das uns bekannte UFO-Phänomen, einschließlich der Entführungsproblematik und Randgebieten der UFO-Forschung, zusammengestellt. Da man zu jedem einzelnen Aspekt ganze Bücher schreiben könnte, kann man sich vorstellen, dass der Leser nur sehr oberflächlich informiert wird. Da das Buch meiner Meinung nach aber auch nun wirklich nichts, aber auch gar nichts, Neues zu bieten hat, sehe ich auch keinen Grund für eine Empfehlung.
Hans-Werner Peiniger ∗ ∗ ∗

204 Seiten, broschiert, illustriert, ISBN 978-3947002344, 12,95 €

NIBE-Verlag
www.nibeverlag.com
Alsdorf, 2017

Quelle: JUFOF Nr. 240, 6/2018: 188 ff
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