Piotr Cielebias: UFOs über Polen

Wir wissen nur wenig über das UFO-Phänomen im ehemaligen Ostblock. Umso mehr freut es einen, wenn in deutscher Sprache Bücher darüber erscheinen.

Piotr Cielebias (geb. 1986) hat einen Masterabschluss in Geschichte und einen Bachelorabschluss in Politikwissenschaften. Er ist ein bekannter polnischer Schriftsteller und Journalist, der sich auf Grenzwissenschaften und paranormale Phänomene spezialisiert hat. Außerdem ist er Mitgründer der Webseite infra.org.pl, die UFO-Berichte sammelt und Herausgeber und Mitarbeiter von Zeitschriften und Webseiten zum Thema UFOs in englischer Sprache.

Hierzulande wurden nur wenige polnische UFO-Fälle veröffentlich und diskutiert. Doch mit UFOs über Polen zeigt uns Piotr Cielebias, dass sich das UFO-Phänomen in Polen genauso wie in anderen Ländern darstellt. Wenn man mit Deutschland vergleicht, dann gibt es in Polen sogar sehr viel mehr spektakuläre und bizarre Fälle.

Cielebias merkt an, dass das Internet zwar geholfen hat, polnische Fälle bekannt zu machen. Aber letztendlich ist er zu der Erkenntnis gelangt, dass das Internet »langsam zu einer Quelle unbrauchbarer oder gestörter Informationen und Desinformationen wird und kein geeignetes Werkzeug für die UFO-Forschung ist, obwohl es manchmal hilfreich sein kann. Einige Skeptiker und Medienvertreter predigen sogar, dass die Ufologie tot ist, aber in diesem Buch werden wir zeigen, dass das einfach nicht wahr ist. Man braucht lediglich Geld, neue Fälle und engagierte Forscher .«

Piotr Cielebias präsentiert uns mit UFOs über Polen eine Fallsammlung polnischer UFO-Ereignisse, wobei es sich um einen großen Teil um Nahbegegnungen und verblüffende Fälle handelt, die die Ausprägung und Natur des UFO-Phänomens zeigen und noch nie im Westen veröffentlicht worden sind. Die Fälle stammen aus der polnischen UFO-Literatur und aus der eigenen Arbeit und Forschung.

Bedauerlicherweise geht Cielebias bei allen Fällen, leider eben auch bei den wirklich interessanteren, nicht ins Detail. Er nutzt zahlreiche Quellen, die er auch alle sauber angibt, um die Ereignisse in kleinen Sachabschnitten zusammenzufassen. Das ermöglicht schon einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Fälle Polens. Aber manchmal fehlt mir eine kritische Würdigung der Berichte und eine abschließende Einschätzung. Es werden zwar oftmals mögliche Erklärungen andiskutiert, aber nicht bis in die letzte Konsequenz. Damit bleibt es dem Leser in vielen Fällen überlassen, selbst zu einer Beurteilung zu kommen. So gesehen ist das Buch mehr eine reine Fallsammlung, die etwas mehr Struktur enthalten müsste, um damit arbeiten zu können. Hilfreich wäre eine Liste am Ende des Buches gewesen, in der die Fälle nach Datum mit den wesentlichen Daten und Merkmalen gelistet wären.

Das oben abgebildete Foto könnte das erste UFO-Foto Polens sein. Auch hier unterbleibt eine Abwägung kritischer Hinweise. So wurde z. B. diskutiert, dass es sich um eine Reflexion im Objektiv der Kamera gehandelt haben könnte – allerdings nicht im vorliegenden Buch. Kowaldzewski hatte nämlich statt des Objekts eine helle runde Lichterscheinung, möglicherweise ein atmosphärisches Phänomen, gesehen und das Objekt erst später auf dem Fotoabzug entdeckt (Quelle).

Aus folgenden Zwischenüberschriften (Auszug) geht hervor, welche Art von Fällen der Leser zu erwarten hat: »Warschauer Nahbegegnung in den 1920ern – Die Ujazd UFO-Landung – UFO-Landung in Nowiny – Foo-Fighters vom Boden aus gesehen – Das Mädchen, das ein UFO berührte – Entführung im Wald – Der Gdynia-Absturz ist tatsächlich passiert – Objekt geborgen – Ein nichtmenschliches Wesen am Strand – Massensichtungen über Warschau – Frühe Fälle von fliegenden Dreiecken – Lampenschirme eskortieren einen Volkswagen – Grüngesichtige Monster – War Blania-Bolnar ein Militäragent – Humanoide in Polen – Ambulanz durch UFO blockert – Mutter und Kind von fliegender Untertasse angegriffen – UFO-Anleitungen für Militärpiloten – General Czernows Sichtung – Versuche, die UFO-Sichtungen einer Gruppe von Piloten herunterzumachen – Flughafen-Wache von UFO gewarnt – Gleitflugzeug gegen fliegendes Dreieck – Ein transformierendes UFO, das von Hunderten Zeugen beobachtet wurde? – Der Pilot, der ausgeschickt wurde, um »ein Ding« zu untersuchen – 3-stündige Dreieckssichtung – Raumfahrer-Sichtungen in Brzozka – St. Anns Hill »ufologischer Schock« – Kaputte fliegende Dreiecke über der Autobahn? – Bumerang über dem Lubliniec Anwesen – Flugscheibe und Militärhubschrauber – Eine Familie geht unter einer fliegenden Untertasse durch – Nahbegegnung mit einer intelligenzgesteuerten Kugel – Untertasse gegen Streifenwagen – Eine »Missing-Time«-Episode eines Beamten? – UFO-Absturz mit Hitler-Hintergrund – Bruchlandung von 1943 – Absturz von Wegorzewo und militärische Begegnung – USO in der Ostsee – Fischer von UFO paralysiert – Umstrittene Schlafzimmer Besuche – Entführung und Intelligenzsteigerung – Gelähmt vom brotlaibförmigen UFO – Schwebende Wesen – Die UFO-Zone von Falcon Hill – Fotografische und Videofälle – Engel oder Außerirdischer? – Der Humanoide von Manasterz – Das tierähnliche Wesen von Lelow – UFOs auf der Autobahn – IQ-Test an Bord eines UFOs – Ersetzte Erinnerungen.«

Wie man sieht, spiegelt sich in den Fällen das fast vollständige UFO-Phänomen-Spektrum wider. So spektakulär, wie sich mache Überschriften anhören, sind allerdings die Fälle nicht immer. Ich frage mich, ob man nicht auch die GEP-Fälle so »aufpimpen« könnte. Nein… wir bleiben natürlich bei unserer betont sachlichen Darstellungsweise.

In seinen recht kurzen Schlussworten merkt Piotr Cielebias an, »dass es schwierig ist, zwei Fälle zu finden mit identischen Objekten oder Humanoiden. Sie unterscheiden sich immer«. Ein Merkmal, das auch Fälle aus dem deutschsprachigen Raum kennzeichnet. Die Fälle machen auch deutlich, »dass die Realität des UFO-Phänomens sich weit über fliegende Untertassen und die Hypothese von Außerirdischen erstreckt«.

UFOs über Polen enthält eine interessante Sammlung polnischer UFO-Ereignisse und ist sicherlich eine gute Quelle, sich einen Überblick über das Sichtungsspektrum in Polen zu verschaffen. Es enthält auch viele Detailinformationen, die einem ohne das Buch vermutlich entgangen wären – schon aus sprachlichen Gründen. Toll, dass das Buch auch in deutscher Sprache erschienen ist, übersetzt wurde es aus dem Englischen von Daniela Mattes.

Ganz überzeugt haben mich die Inhalte nicht, aber es handelt sich um eine seltene in sich geschlossene Materialsammlung, die mit einem kritischen Auge zu weiteren Recherchen einlädt.
Hans-Werner Peiniger  ∗ ∗ ∗ ∗

252 Seiten, broschiert, illustriert, ISBN 978-3-95652-243-7, 17,80 €

Ancient Mail Verlag Werner Betz
www.ancientmail.de
Groß-Gerau, 2018

Die englische Originalausgabe erschien hier:

Quelle: JUFOF Nr. 244, 4/2019: 113 ff
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