Roland M. Horn: UFOs, Okkultismus und Mysterien – Heute und im Dritten Reich

Das von GEP-Mitglied Roland Horn verfasste Buch hat fast 400 engbedruckte Seiten. So dauert es etwas, bis man es gelesen und durchgearbeitet hat. Er beschäftigt sich darin mit der in seiner Einführung formulierten Frage, »was die Themen ›Drittes Reich‹, ›UFOs‹, ›Kulte‹ und ›Okkultismus‹ miteinander zu tun haben«.

Zunächst zeigt Horn auf, wie UFO-Kulte entstehen können und dass selbst um Adolf Hitler ein Kult entstand, der vielleicht »bewusst von okkulten Mächten als Massenkult auf den Weg gebracht« wurde. Dabei stellt er sich die Frage, ob nicht hinter diesen okkulten Mächten eine fremde Intelligenz steckt, die solche Kulte entstehen lässt, um unsere Menschheit zu beeinflussen. Im Rahmen seiner für mich nicht immer nachvollziehbaren Argumentation stößt er zwangsläufig auf die von ihm favorisierte Theorie Keels, die des »Superspektrums.« Gesteuert würde es durch die sogenannten »Ultraterrestrier«, die in der Lage seien, »uns alles sehen zu lassen, was sie wollen und uns nur an das erinnern lassen, was sie wollten«. Sie wären für paranormale Phänomene verantwortlich, für UFO-Ereignisse, für die Entstehung von Kulten… eben für alles, für das wir keine herkömmliche Erklärung haben. Mir behagen ja solche alles erklärenden Theorien nicht und ich denke, dass es sich hier Keel und andere Verfechter dieser Theorien viel zu einfach machen. Man hat erkannt, dass sich beispielsweise das UFO-Phänomen nicht durch den Besuch einer außerirdischen Intelligenz erklären lässt. Soweit alles gut… aber dann versucht man Phänomene mit einer noch eigenwilligeren und viel exotischeren Theorie zu erklären. Keels »Ultraterrestrier«, in welcher Dimension sie auch immer existieren mögen, könnten für alles Unerklärliche, für alles, was in unserer Welt nicht richtig läuft, für psychische Störungen, für politische Entscheidungen, für Krisen, für Kriege, für unsere Existenz und meinetwegen auch für den mickrigen Ficus, auf den ich gerade blicke, verantwortlich sein. Ich denke, dass uns eine solche Theorie nicht weiterbringt.

Im Folgenden zeigt Horn auf, wie Hitler sich durch die rassistische Lehre der Ariosophie und dem Okkultismus leiten ließ und auch der politische Geheimbund der Thule-Gesellschaft Einfluss auf Hitler hatte. Gesteuert durch die »Ultraterrestrier«?

Da Rudolf Heß in einem Traum eine Eingebung hatte, nutzt das Horn zur Überleitung zu einem UFO-Ereignis auf der A6 vom 8.02.2014. Es handelt sich hier um einen Fall der GEP, der von Roland Horn als regionaler UFO-Ermittler bearbeitet worden ist. Auch die Zeugin hatte Eingebungen, erhielt Botschaften und Horn fragt sich, ob sie auch von überirdischen Kräften kamen.

Nachfolgend beschäftigt sich Horn mit »UFO-Sichtungen im Saarland und Umgebung und die Frage nach der freien Energie«. Dabei greift er auch auf Fälle der GEP zurück, die er als Regionaluntersucher analysiert hat und zitiert aus Diskussionen mit mir. Dabei wird m. E. auch die unterschiedliche Strenge an unseren Beurteilskriterien deutlich. Um es mal mit der Gerichtssprache zu formulieren. Mein geschätzter Kollege Horn geht eher von dem Grundsatz »in dubio pro reo« aus, ufologisch übersetzt »Im Zweifel für den UFO-Zeugen«: »Nach einigem Nachdenken und Abwägen gelangte ich jedoch zur Ansicht, dass ich in diesem Fall die subjektiven Aussagen des Zeugen über die mutmaßliche Erklärung stellen musste.« Ich tendiere statt dessen eher dahin, »Im Zweifel für eine begründete Erklärung« zu plädieren. So gibt es eben verschiedene Sichtweisen bei der Untersuchung von UFO-Phänomenen. Wichtig ist, dass man sich trotzdem darüber austauschen und auf sachlicher Ebene Argumente diskutieren kann. Ich denke, dass das bisher auch ganz gut geklappt hat.

Aufgrund der Aussagen eines Zeugen sieht Roland Horn Hinweise auf die Existenz der sogenannten »freien Energie«, bei der es sich um eine unerschöpflich zur Verfügung stehende Energiequelle handelt, die überall, an jedem Ort der Erde, genutzt werden kann. Mit einer neu entwickelten Methode soll man nun den Ausschlag von Wünschelruten messen können, der auf das Vorhandensein einer »freien Energie« deutet. Da Horn zufolge auch aus der »bosnischen Sonnenpyramide« freie Energie strahlen soll, springt er plötzlich zu einem ganz anderen Thema über. Nämlich zu den bosnischen Pyramiden, deren größte Pyramide größer ist als die Große Pyramide von Gizeh. Um diese Pyramiden ranken sich aus grenzwissenschaftlicher Sicht viele ungewöhnliche Theorien und Horn begibt sich hier auf eine literarische Spurensuche, um das Rätsel dieser Pyramiden näher zu ergründen. Aus meiner Sicht ein nicht uninteressantes Thema, das Horn aus verschiedenen Quellen spannend zusammenfasst. In diesem Zusammenhang geht Horn auch auf Fälschungshinweise zur sogenannten Chufu-Kartusche ein – interessant…

Von den irdischen Pyramiden springt Roland Horn in Lichtgeschwindigkeit zu den vermeintlichen Pyramiden auf dem Mars, um nach einem kurzen dortigen Aufenthalt wieder zur Erde zurückzustürzen. Er landet in Langenargen am Bodensee, wo es am 24.2.1977 zu einer Begegnung mit unbekannten Wesen kam. Zu dem Langenargen-Fall hatte Rudolf Henke im jufof Nr. 9 / 1993 eine »Neubewertung« vorgenommen. Er kam zu dem Schluss, dass der Zeuge unglaubwürdig sei und Alkoholkonsum eine Rolle gespielt habe. Horn stellt die Untersuchungen von MUFON-CES Henkes Bewertung gegenüber, kritisiert dessen Argumentation und Vorwürfe und findet Hinweise, die für den Zeugen sprechen. Mich hat er allerdings damit nicht überzeugt.

Da der Langenargen-Fall einem Entführungsfall nahe kommt springt Horn zu einem Klassiker der Entführungsfälle, zu der vermeintlichen Entführung von Travis Walton vom 5.11.1972. Er beleuchtet recht ausführlich diesen Fall und die anschließenden Untersuchungen. Dabei diskutiert er das Für und Wider und fasst die Schlussfolgerungen der an den Untersuchungen beteiligten Forscher zusammen. Seine eigenen Schlüsse, die er aus dem Fall zieht, erscheinen mir doch mehr »weitreichende Spekulationen« zu sein. So könnten für den Vorfall »entweder Zeitreisende oder Veranstalter eines Täuschungsmanövers durch Militärs oder irgendeiner obskuren Gesellschaft« verantwortlich sein. Oder soziologische Experimente einer unbekannten Intelligenz, oder »Organisationen, die hinter das Geheimnis gekommen sind, wie man das Superspektrum für seine Zwecke nutzen und auf diese Weise die Menschen, und so auch Travis Walton, manipulieren kann«. Solche Erklärungsansätze sind m. E. schon sehr weit hergeholt und erklären nicht, warum es ausgerechnet Travis Walton getroffen hat und welchen Sinn es haben sollte, ihn in dieser Form zu manipulieren. Schließlich hatte dessen Entführung keinen Einfluss auf das Weltgeschehen, betraf nur ihn selbst, oder sein direktes soziales Umfeld und wird nur innerhalb der Gruppe der UFO-Interessierten diskutiert. Ok… es hat zu dem Kinofilm »Feuer am Himmel« geführt, den ja auch Nicht-UFO-Interessierte gesehen haben.

Anschließend setzt sich der Autor mit zwei Themen auseinander, von denen manchmal im Zusammenhang mit UFO-Ereignissen berichtet wird: dem Oz-Faktor und »Men in Black« (MIB). Horn sieht bei den »MIB‘s« Verbindungen zu Keels »Ultraterrestriern« und findet Hinweise darauf, dass deren Auftreten oftmals von parapsychologischen Phänomenen begleitet wird.

Solche Phänomene sollen laut Horn zu bestimmten Zeiten und bestimmten Orten gehäuft auftreten. Einer dieser sogenannten »Fensterorte«, über die Roland Horn berichtet, ist das San Luis Valley Tal in Colorado / New Mexiko. Hier wurden seit 1989 eine Vielzahl an UFO-Berichten, Geistererscheinungen, Tierverstümmelungen usw. und eben auch »MIB’s« dokumentiert.

Da es in dem Tal auch zu Tierverstümmelungen gekommen ist, springt Roland Horn erneut, nimmt dieses Thema genauer unter die Lupe und beschäftigt sich nochmals mit einem der ersten bekannten Fälle. Es handelt sich um das verstümmelte Pferd namens »Snippy«, dessen Überreste man am 8.9.1967 fand. Und da des Öfteren im Zusammenhang mit Tierverstümmelungen auch von nicht gekennzeichneten Hubschraubern berichtet worden ist, nimmt er sich auch noch dieses Subphänomens an. Er sieht hier Beziehungen zu einer geheim operierenden Regierungsbehörde o. ä., die sich auch mit Experimenten zur Bewusstseinskontrolle beschäftigt hat. Diese und andere ebenso erschreckenden Experimente liefen unter den Projektnamen MKUltra, Artichoke und Paperclip. Horn fasst die dazu gehörenden Erkenntnisse zusammen und sieht auch hier einen Zusammenhang zu Keels »Ultraterrestriern.
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Im folgenden Kapitel beschäftigt sich Roland Horn mit »seltsamen Todesfällen unter Verschwörungs- und UFO-Forschern sowie politisch Aktiven«. Die Spekulationen zu dem Tod von Diana und Kennedy hätte er dabei nicht unbedingt ansprechen müssen. Irgendwie passen sie m. E. nicht zum Thema. Oder doch? Waren Keels »Ultraterrestrier« dafür verantwortlich? Wie auch immer… Ich kann bei den Todesfällen von UFO-Forschern keine ungewöhnliche Häufung erkennen und ich denke, dass es eine Sache der Wahrnehmung ist. Wenn man als UFO-Forscher das Thema ansprechen möchte, dann interessiert man sich natürlich für den Tod von UFO-Forschern und konzentriert sich darauf. Dafür, dass unter UFO-Forschern und Verschwörungsanhängern signifikant mehr Todesfälle zu beklagen sind, gibt es m. W. keine Hinweise und schon gar keine statistischen Erhebungen. In diesem Zusammenhang erwähnt Horn kurz den Selbstmord des Hamburger UFO-Forschers Gerhard Cerven, der in den 80-er / 90-er Jahren recht aktiv war. Ein Teil seiner Unterlagen befindet sich heute im GEP-Archiv.

Im Folgenden begibt sich Roland Horn auf die Spur der Herkunft der okkulten Mächte und kommt dabei auf bewusstseinserweiternde oder -öffnende Drogen zu sprechen, insbesondere auf das Psychedelikum Dimethyltryptamin (DMT). Es kommt in natürlicher Form in uns Menschen vor, kann aber auch als Droge von außen zugeführt werden. Dabei kann der Konsument »imaginäre Wirklichkeiten« erleben, die er durchaus als real existent wahrnimmt. Wie Horn aufzeigt, erleben die Betroffenen u. U. sogar Gotteserfahrungen. Oder, wie ich meine, eben auch UFO-Entführungen…

Jetzt schließt sich der Kreis wieder und Horn kommt auf Adolf Hitler zurück, zu dem er auch über einige Merkwürdigkeiten zu berichten weiß. Zudem habe Hitler zahlreiche Drogen genommen und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie Einfluss auf seine Persönlichkeit hatten. Laut Focus online soll er bis zu 74 verschiedene Medikamente eingenommen haben, darunter sogar die Rauschdroge Methamphetamin, die auch als Crystal Meth bekannt ist. Das ist ja alles ganz interessant, aber meiner Meinung nach ebenso in diesem Buch fehl am Platz, wie die nachfolgenden Themen »Die Rolle Amerikas und Englands beim Holocaust«, »NWO – Wie alles begann«, »Das üble Spiel mit Deutschland«. Hier gleitet Roland Horn in das Gebiet der Verschwörungstheorien ab. Er stellt sich allen Ernstes die Frage, ob am Schicksal des jüdischen Volkes eine »überirdische Macht im Spiel war«. Oder waren es Zeitreisende? Auch die sogenannten Illuminaten kommen nun ins Spiel. Sind sie verantwortlich für das Unrecht, dass man Deutschland angetan hat und heute noch antut? Das geht für mein Verständnis zu weit und hier verliert Horn m. E. den Boden der Realität. In seinem Schlusskapitel »Die Untertassen der Illuminati, MJ12, Untertassen-Spione, die Collins-Elite und die finalen Ereignisse« geht er u. a. auf die offensichtlich gefälschten MJ12-Dokumente ein, die im Rahmen seiner Argumentationskette allerdings irgendwie fehl am Platze sind. In dem Kapitel greift er auch noch mal das Thema »Kontaktler Adamski« auf.

Roland Horn hat schon einige gute Bücher geschrieben. Dieses gehört m. E. eher nicht dazu. Es hat Höhen und Tiefen, wobei meiner Meinung nach die Tiefen dominieren. Das Buch macht auf mich den Eindruck als habe Horn zu verschiedenen Themen Beiträge in der Schublade liegen gehabt, die er mit einer kleinen Überleitung versehen hat und dann zu einem Buch zusammensetzte. Wenn man mal von den eigenen Falluntersuchungen absieht, bezieht er viele seiner Informationen aus den Büchern anderer Autoren, die wiederum oftmals nur wieder zitiert haben. Es handelt sich demnach überwiegend um eine Literaturrecherche. Mit seiner favorisierten Theorie von Keels »Superspektrum« und »Ultraterrestriern« und ähnlichen Hypothesen trifft er bei mir auf einen wunden Punkt. Ich halte gar nichts von solchen alles erklärenden Theorien und finde sie einfach abwegig. Genauso abwegig könnte ich beispielsweise behaupten, dass sich außerirdische Raumfahrzeuge als Flugzeuge tarnen, damit sie von der irdischen Bevölkerung nicht erkannt werden und hier ungestört operieren können. Sicherlich gibt es hierzu passende UFO-Berichte, die ich als Bestätigung der Behauptung hinzuziehen könnte. Es sind nicht irgendwelche okkulten Mächte für unser Weltgeschehen verantwortlich, auch keine Außerirdischen, sondern wir selbst!

Das »Dritte Reich«, das immerhin im Titel erwähnt wird, ist mir in dem Buch zu kurz gekommen. Da hatte ich mehr erwartet und bin deshalb auch etwas enttäuscht. Statt dessen werden eine Vielzahl hintereinander gepappter Themen angesprochen, die zumindest dem Insider bekannt sein dürften.

Dessen ungeachtet finden sich in dem Buch aber auch Abschnitte, die durchaus interessante Detailinformationen enthalten und spannende Suchen nach Hinweisen. Solche detektivischen Recherchen sind durchaus interessant.

Grundsätzlich finde ich es ja gut, dass Roland Horn uns exotische Theorien verständlich zu erklären und begründen versucht. Er schaut auch über den Rand des herkömmlichen Theorien-Tellers hinweg. Ich meine aber, dass ihm das in früheren Veröffentlichungen besser gelungen ist.

Wie man meiner Rezension entnehmen kann, bin ich nicht gerade von allen Inhalten des Buches und der Zusammenstellung und Aufarbeitung der Themen begeistert. Da ich bezüglich einer Endbeurteilung etwas hin und her gerissen bin, möchte sich der Leser lieber selbst ein Bild davon machen. Immerhin erhält er mit fast 400 engbedruckten Seiten (leider ohne Abbildungen) viel Inhalt für einen vergleichsweise geringen Betrag.
Hans-Werner Peiniger

396 Seiten, br., ISBN 978-3981836622, 14,95 €

NIBE-Verlag
www.nibeverlag.com
Alsdorf, 2016

Quelle: JUFOF Nr. 235, 1/2018: 25 ff
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