Unidentifiziertes atmosphärisches Phänomen
Die Fotografen Waltraud Kaliba und Jürgen Trieb leben in dem in der Steiermark gelegenen Ort Knittelfeld (Österreich) und haben ihn durch ihre zahlreichen UFO-Fotos und Beobachtungen zu einem scheinbaren UFO-Hotspot gemacht. Seit 2003 richtet das Paar unermüdlich ihren Blick gen Himmel und hat viele Lichterscheinungen gesehen und fotografisch dokumentiert. In der Regel handelt es sich dabei m. E. um wenig spektakuläre Ereignisse und kritische Forscher sehen darin auch keine Belege für die Existenz eines wie auch immer gearteten UFO-Phänomens. Anders Illobrand von Ludwiger von der IGAAP (Interdisziplinäre Gesellschaft zur Analyse anomaler Phänomene e.V.), die das Fotomaterial analysiert hat. Anhand des in dem Buch gezeigten Bildmaterials soll es, so von Ludwiger in seinem Vorwort, Wissenschaftlern möglich sein, Irrlichter oder UAP’s zu studieren. Ihm oder seinen Kollegen sei auch aufgefallen, dass der Heimweg der Fotografen viel länger gedauert habe als die dafür benötigten 20 Minuten: »Wie war der Zeitverlust passiert? Wir haben keine Ahnung«, schreiben die Autoren.
In dem vorliegenden Buch werden mit 40 Fotos aus einem Zeitraum von 26 Minuten unerklärliche Lichterscheinungen dokumentiert. Die Fotos entstanden am 27.12.2008, ab 20:56 Uhr. Man sei telefonisch von einer jungen Frau informiert worden, die vom Balkon aus »ein seltsames Licht beobachten würde.« Die Autoren machten sich schnell auf den Weg und fuhren eine günstige Position an, von der aus das Phänomen zu sehen war. Der Ort des Geschehens ist eine etwa 1000 Meter Luftlinie entfernte bewaldete Anhöhe, in der sie zwischen den Bäumen feuerartige Lichterscheinungen sahen. Das »Feuer« veränderte sich in der Größe und Farbe und darin waren leuchtende Objekte zu erkennen, die sich mit »enormer Geschwindigkeit« bewegten.
Rund die Hälfte der großformatigen Fotos zeigen die feuerartige Lichterscheinung zwischen den Bäumen, die anderen überwiegend stark verwackelte Lichtspuren.
Wer jetzt denkt, man habe für das Buch besonders außergewöhnliche Lichterscheinungen ausgewählt, wird eher enttäuscht sein. Ehrlich gesagt… ich empfehle, diese Fotos oder diese Dokumentation keinen unabhängigen Wissenschaftlern vorzulegen, um ein UFO-Phänomen zu belegen. Überzeugend sind sie nämlich m. E. nicht.
Um in den Fotos ein anomales Phänomen zu sehen finde ich die dafür erforderlichen Parameter unzureichend. Zwischen den Bäumen sieht man eine starke Aufhellung, so als wären dort helle Scheinwerfer aufgestellt worden. Lichtflecke und Lichtspuren hätte man wahrscheinlich mit starken Handscheinwerfern erzeugen können.
Was ich nicht verstehe… auch wenn das Waldstück tatsächlich nur 1000 Meter Luftlinie entfernt gewesen ist und 300 Höhenmeter zu überwinden wären… mich hätte sicherlich das UFO-Fieber gepackt und ich wäre schnurstracks durch den Wald auf die Stelle zugegangen, um ihr näher zu kommen. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man rund 30 Minuten an einer Stelle verharrt und ein Foto nach dem nächsten schießt. Noch dazu mit so eindeutigen starken Verwacklungen. Aber vielleicht ist auch das Gelände von der Position der Autoren aus für sie zu unzugänglich gewesen.
In dem Buch wurde versäumt zu erwähnen, dass die Autoren am nächsten Tag den Ort des Geschehens in Augenschein genommen haben. Das wollte ich ursprünglich nach Durchsicht des Buches erst bemängeln, aber gut, dass die Autoren doch daran gedacht haben. Dass sie vor Ort waren, musste ich erst einer anderen Quelle entnehmen. Sie fanden dort weder Spuren, beschädigte Bäume noch verkohlte Überreste eines Feuers.
Bei der TV-Dokumentation auf YouTube handelt es sich um eine Sendung des TV-Senders Servus.TV (Beitrag »Rätselhafte Himmelslichter«, produziert von wpo-Film für Servus.TV, © 2014, RED BULL MEDIA HOUSE). Bei 23:46 ist zu erkennen, dass sich unmittelbar unter dem betreffenden Bereich ein Forstweg befindet. Vielleicht hatten sich dort Jugendliche zu Dreharbeiten zu einem YouTube-Video eingefunden. Ein mystischer effektvoller Schauplatz lässt sich sicherlich mit starken Scheinwerfern aufbauen und eine passende Szene ist schnell »im Kasten.«
In der TV-Dokumentation wird eine weitere Erklärungsmöglichkeit angesprochen: entflammtes Methangas, Reste des inzwischen in der Nähe eingestellten Kohleabbaus.
Für mich wären das Erklärungen für die Lichtphänomene, die man zumindest in dem Buch hätte diskutieren müssen. Aber Ziel des Buches ist es vielleicht gar nicht, ein echtes Phänomen zu dokumentieren und mögliche Erklärungen zu diskutieren. Möglicherweise sehe ich das Buch mit falschen Augen. Vielleicht will man auch nur die Faszination der beiden Autoren zum Ausdruck bringen oder einfach nur die Schönheit und den »Zauber« von »Lichterscheinungen« eindrucksvoll in Szene setzen. Handelt es sich somit nicht um eine wissenschaftsorientierte Dokumentation, sondern eher um ein künstlerisches Produkt?
Ich meine, dass das Buch in keines der beiden Genres passt. Es mag durchaus der Versuch einer UFO- oder UAP-Fotodokumentation sein, aber meinem Empfinden nach ist das nicht wirklich gelungen. Aus meiner Sicht ist dazu zum einen das Erscheinungsbild der Lichterscheinungen zu unspektakulär und zum andern bieten sich Erklärungsmöglichkeiten an, die das vermeintliche Phänomen aufklären könnten. Auch von der Qualität der stark verwackelten Aufnahmen bin ich etwas enttäuscht. Da hätte ich von Profi-Fotografen doch andere erwartet. Vielleicht war das technische Equipment, das sie an dem Abend dabei hatten, nicht optimal. Aber dann hätte ich diesen Fotos nicht ein ganzes Buch gewidmet.
Hans-Werner Peiniger ∗ ∗ ∗ ∗ ∗
100 Seiten, broschiert, illustriert, 28 x 22 cm, ISBN 978-3-9504211-5-6, 19,80 €
Authal Verlag
www.authalverlag.com
Bad Vöslau, 2018
Quelle: JUFOF Nr. 245, 5/2019: 152 ff
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