Axel Ertelt: MIB, UFOs und die Realität (MIB Band 1) + MIB: Der Terror geht weiter (MIB Band 2)

Das Phänomen der sogenannten Men in Black kann mittlerweile als ein klassisches Randphänomen der UFO-Thematik bezeichnet werden, obwohl es bei einem näheren Blick gar nicht auf diese beschränkt ist. Einen solchen näheren Blick hat nun der im deutschsprachigen Raum altbekannte Autor Axel Ertelt vorgenommen. In zwei gehefteten Bändchen von 40 und 28 Seiten bildet Ertelt das MIB-Phänomen in Form zweier Fall-Sammlungen ab. Mit der Auswahl der Fälle gelingt es Ertelt, die große Diversität des Phänomens aufzuzeigen, obwohl er diese nicht zu erkennen scheint. Vielmehr betont er zu Anfang ausschließlich die klischeehafte Vorstellung von MIB in schwarzer Kleidung und ebenso schwarzen wie auch alten Automodellen (Bd. 1, S. 4) und behandelt diese Vorstellung im Folgenden wie eine Definition.

Die Aufführung der Fälle beginnt in Band 1 unvermittelt, und es stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die Aneinanderreihung erfolgt. Weder chronologisch noch geografisch noch inhaltlich lässt sich beantworten, warum der eine auf den anderen Fall folgt. So entsteht leider der Eindruck eines unzusammenhängenden Durcheinanders, das die ohnehin schon bizarre und schwer zugängliche Thematik zusätzlich verkompliziert.

Schmerzlich vermisst werden vom Rezensenten – bis auf wenige Ausnahmen – Quellenangaben im Lauftext, die eine Verfolgung der einzelnen Fälle in die Originalquelle gestattet hätten. Dringend erforderlich wären diese Quellenangaben an den Stellen gewesen, wo sich dem Kenner der Materie zweifelnde Fragen stellen. So behauptet Ertelt zum Beispiel, dass einige von MIB bedrohte Personen »auf nimmer Wiedersehen« verschwänden oder »eines mysteriösen Todes, dessen Umstände nie aufgeklärt werden«, sterben (Bd. 1, S. 4). Todesfälle u. ä., in denen ein zweifelsfreier Zusammenhang zum MIB-Phänomen gezogen werden kann, sind aber nicht bekannt und werden von Ertelt auch nicht angeführt.

Unbefriedigend sind auch die fehlenden Rahmendaten einiger Fälle. So lässt sich zum Beispiel ein historischer Fall aus dem Jahr 1603 nicht geografisch einordnen, da keine Angaben zum Ort der Geschehnisse gemacht werden (Bd. 1, S. 8). Ein anderer Fall wird sogar ohne jegliche Rahmendaten wie Ort, Zeit oder Betroffenennamen angeführt und bekommt dadurch schon beinahe den Charakter einer typischen Sage (»Drei Männer beobachteten einmal ein UFO und sprachen dann an einem Abend intensiv zusammen […]«; Bd. 2, S. 13–14). Andere Fälle wiederum sind schwer zu erfassen und kaum nachvollziehbar, da sie keinen roten Faden sichtbar werden lassen und der Zusammenhang zum MIB-Phänomen nicht zweifelsfrei gezogen werden kann (Bd. 1, S. 8–9).

Die eingangs erwähnte unreflektierte Übernahme der klischeehaften Vorstellung von den MIB führt leider dazu, dass Ertelt eine vom Rezensenten 2005 veröffentlichte Fallsammlung nicht richtig einordnet (Bd. 1, S. 17; Bd. 2, S. 15). In dieser wird dem MIB-Phänomen eine weiter gefasste Definition von Jerome Clark (1998, S. 626) zugrunde gelegt, wonach der Begriff Men in Black »(is) used to refer to any unusual, threatening, or strangely behaved individual whose appearance on the scene can be linked in some fashion with a UFO sighting«. Die klischeehaften Elemente, wie schwarze Kleidung, schwarze Autos, Auftreten zu dritt etc., müssen also nicht zwingend gegeben sein, um von einem MIB-Fall sprechen zu können. Vor diesem Hintergrund hätte Ertelt eventuell einen umfassenderen Zugang zu dem MIB-Phänomen gewonnen, der auch zu einer abschließenden Diskussion des Phänomens hätte führen können.

Abgerundet wird der Eindruck einer leider schwachen und an manchen Stellen inkonsistenten Arbeit durch fehlerhafte Angaben, wie zum Beispiel der zeitlichen Dauer der Ereignisse um Point Pleasant, West Virginia, und den Sichtungen des sogenannten Mothman (Nov. 1966 bis Dez. 1967 statt 1961 bis 1967; Bd. 2, S. 15).

Band 2 endet so abrupt wie Band 1 begonnen hat. Abschließende Worte, eine Diskussion oder ein Ausblick fehlen. Lediglich ein Literatur- und Quellenverzeichnis mit 50 angegebenen Quellen (Bd. 2, S. 22–26) gestattet eine weiterführende Recherche in diese bizarre Komponente des UFO-Phänomens.

Eine Empfehlung der Bände 1 und 2 in der Reihe Blaue Dokumente fällt schwer. Axel Ertelt ist es zwar gelungen, das faszinierende Phänomen der Men in Black in seiner Diversität aufzuzeigen, die bereits jetzt erkennbaren Muster wurden aber versäumt zu erklären. So bleibt eine bloße Fall-Sammlung übrig, die einige Defizite aufweist.
Natale Guido Cincinnati  ∗ ∗ ∗

Band 1: 40 Seiten, Band 2: 28 Seiten, Preis je 5,00 zuzüglich Versandkosten.

Erhältlich bei:
Axel Ertelt, axel.ertelt(at)gmail.com

Quelle: JUFOF Nr. 245, 5/2019: 155 f